Quantum Ökonomie bezeichnet die Denkschule innerhalb der Wirtschaftswissenschaft, welche vom französischen Ökonomen Bernard Schmitt (1929) ab den 1950er Jahren in Dijon (Frankreich) und Freiburg (Schweiz) entwickelt wurde. Quantum Ökonomie wird von ihren Vertretern als Alternative zur heute weit verbreiteten neoklassischen Denkschule verstanden.
1. Entstehung
Obschon die Quantum Ökonomie mit vielen Konzepten anderer Denkschulen bricht, finden sich erste Ansätze dieser Theorie bereits in den Lehren von Adam Smith, David Ricardo, Jean-Baptiste Say, Karl Marx, Léon Walras, Eugen von Böhm-Bawerk, Knut Wicksell, John Maynard Keynes und Jacques Rueff. Angefangen bei Keynes’ Konzept der Lohneinheit als Wertmass, entwickelte Schmitt die „Theorie der Geldemissionen“, wie sie ebenfalls genannt wird.
2. Grundlegende Konzepte
Ausgehend von modernen Volkswirtschaften, in denen Geld und Bankensysteme zentral für wirtschaftliche Aktivitäten sind, definiert die Quantum Ökonomie die grundlegenden Konzepte der Volkswirtschaftslehre neu. Insbesondere wird Abstand genommen von den mechanischen Definitionen und Modellen der Neoklassik, welche davon ausgehen, dass ökonomische Phänomene mit Hilfe mathematischer Funktionen erfasst werden können. Da die grundlegenden ökonomischen Phänomene - Produktion und Tausch - eng mit dem monetären System verknüpft und integriert sind, sollten ökonomische Definitionen die Natur und die Rolle von Geld und die Funktionen von Banken mit einbeziehen. Die folgenden Konzepte können als Grundpfeiler der Quantum Ökonomie verstanden werden.
a. Absoluter Tausch
Das von Bernard Schmitt eingeführte Konzept des absolutes Tausches steht im Gegensatz zum geläufigen Verständnis von Tausch, den Schmitt als „relativ“ bezeichnet. Ein relativer Tausch definiert den Austausch zweier autonomer Objekte, welche vor und nach dem Tausch unabhängig voneinander existieren. Quantum Ökonomen wenden ein, dass in einer modernen Wirtschaft der absolute Tausch vorherrscht. Ein absoluter Tausch ist ein Tausch eines Objektes mit sich selbst. Diese ungewöhnliche Formulierung kann mit einer Lohnzahlung, der Urform des absoluten Tausches, verdeutlicht werden. Innerhalb einer Lohnzahlung auf dem Faktormarkt erhält die Lohnempfängerin ein Guthaben ausbezahlt, wodurch die lohnzahlende Unternehmung ihre Nettoverschuldung gegenüber dem Bankensystem gleichzeitig und um denselben Betrag erhöht. Das Guthaben der Lohnempfängerin und die Schuld der Unternehmung gegenüber dem Bankensystem sind die zwei notwendigen Resultate einer einzigen Operation: der Lohnzahlung. Das Einkommen der Lohnempfängerin, welches sie in Form eines Bankdepots erhält, existiert vor der Lohnzahlung nicht, sondern entsteht erst in der Lohnzahlung. Dank der Fähigkeit von Banken, ihre Schuldanerkennung wirtschaftlichen Akteuren als Zahlungsmittel zur Verfügung zu stellen, muss die Unternehmung deshalb keinen Wert aufgeben, um ihre Mitarbeiter zu entlöhnen. Statt dessen benutzt die Unternehmung eine Schuldanerkennung der Bank, um die Lohnempfängerin auszubezahlen, und ihr so die Kaufkraft über den produzierten Output zu gewähren. Das Einkommen der Lohnempfängerin existiert deshalb nicht autonom von Output, sondern ist die numerische Form von Output. Output und Einkommen entstehen beide in der Lohnzahlung und bilden eine Einheit. Da in der Lohnzahlung zwei Objekte getauscht werden (Einkommen und Output), welche eine logische Einheit bilden, handelt es sich bei der Lohnzahlung um einen absoluten Tausch. Per Analogieschluss wird in der umgekehrten Operation – der Konsumzahlung – Einkommen und Output auf dem Gütermarkt mit sich selbst getauscht. Dadurch wird Einkommen zerstört und ökonomischer Output wird dem Gütermarkt entzogen, wonach er bloss noch als Nutzwert existiert (value-in-use).
Da Angebot (Output) und Nachfrage (Einkommen) innerhalb jeder Zahlung simultan determiniert werden, kann aus makroökonomischer Sicht unmöglich eine Kausalität zwischen den zwei Elementen existieren. Innerhalb jeder Zahlung sind Angebot und Nachfrage notwendigerweise identisch. Angebot und Nachfrage können bloss zwischen zwei Zahlungen unterschiedliche Werte aufweisen. Sobald Angebot und Nachfrage durch eine Zahlung realisiert werden, werden sie identisch gesetzt und erhalten dadurch gleichzeitig eine ökonomische Relevanz. In diesem Sinne offeriert die Quantum Ökonomie die ersehnte Schlichtung zwischen angebots- und nachfrageorientierter Ökonomie.
b. Quantenzeit
Die neuartige Behandlung der Zeit ist der wohl originellste und bedeutendste Unterschied zu anderen ökonomischen Denkschulen. Wie der Name der Denkschule ankündigt, ist die Analyse von Quantum Ökonomen weder statisch noch dynamisch, sondern „quantisch“. Dabei wird von Vertretern dieser Schule hervorgehoben, dass es sich bei dieser Theorie nicht um eine weitere Kopie der Physik, etwa der Quantenphysik, handelt, wie die Neoklassiker die klassische Mechanik versuchten zu kopieren. Ihr Ansatz unterstreicht lediglich, dass das Verständnis ökonomischer Phänomene – Produktion, Tausch, Einkommen, Geld, etc. – eine neuartige Behandlung der Zeit verlangt.
So argumentieren Quantum Ökonomen, dass die Zirkulation von Geld ein augenblickliches („instantanes“) Ereignis darstellt, da Geld ein Fluss in Form eines doppelten Bucheintrages in die Bilanz des Bankensystems ist. Da es die buchhalterische Logik verbietet, dass jemand eine Gutschrift erhält, ohne dass jemand anderes gleichzeitig durch dieselbe Operation um denselben Betrag belastet wird, muss der doppelte Eintrag in die Bankbücher augenblicklich erfolgen. Die Existenz von Geld ist deshalb auf die Dauer einer Zahlung beschränkt, welche selbst null Zeit dauert. Die Zahlung bezieht sich jeweils auf eine finite und unteilbare Zeitperiode – ein Zeitquantum. Wieder kann die Quantenzeit am besten anhand einer Lohnzahlung erklärt werden. Nachdem ein Lohnempfänger eine gewisse Zeitperiode – sagen wir t0 bis t1 – für eine Unternehmung gearbeitet hat, wird er für seine Arbeit entlöhnt. Die Lohnzahlung, welche mit Hilfe des Bucheintrags einer Bank durchgeführt wird, quantisiert die Zeitperiode t1-t0, während der gearbeitet wurde. Da Geld das numerische Gefäss von Output ist, erhält der Output durch die Lohnzahlung erstmals einen Preis.
Es können somit zwei Zeitkategorien unterschieden werden: Erstens die Zeitpunkte der Transaktionen, welche null Zeit in Anspruch nehmen. Zweitens Zeitperioden, auf die sich die Transaktionen beziehen und welche durch die Transaktionen quantisiert werden. Indem die Quantum Ökonomie eine Transaktion auf einen logischen Zeitpunkt auf der Zeitachse reduziert, abstrahiert sie bewusst von technischen Fragen im Zahlungsverkehr. Selbstverständlich dauern Transaktionen in der Praxis oft mehrere Sekunden oder gar Minuten. Jedoch halten Quantum Ökonomen fest, dass die Abstraktion von physikalischen Repräsentationen notwendige Voraussetzung für das Verständnis von modernem Kreditgeld ist. Geld besitzt keine physikalische Substanz und kann deshalb nur konzeptuell verstanden werden. Vertreter dieser Denkschule haben sich denn ebenfalls auf praktische Fragen von Zahlungs- und Settlement-Systemen spezialisiert und in diesem Bereich publiziert (siehe Rossi, 2007).
Die Definition von Produktion als augenblicklicher Fluss, welcher Zeit quantisiert, steht im scharfen Kontrast zur Neoklassik, die Produktion als Prozess physikalischer Transformation in der kontinuierlichen Zeit betrachtet. Die „reale“ Betrachtung der neoklassischen Schule vernachlässigt die Tatsache, dass Produktion durch die Bezahlung von Löhnen eng mit dem monetären System verknüpft ist und nicht getrennt von ihr studiert werden kann. Jede Lohn- und Konsumzahlung, welche durch Banken ermöglicht wird, bezieht sich auf ein Objekt – Output – und wird durch ein numerisches Vehikel – Geld – ermöglicht. Die mangelnde Integration der Geldtheorie mit der Produktionstheorie hat letztlich dazu geführt, dass die engen Zusammenhänge zwischen der realen Wirtschaft und Bankensystemen heute schlecht verstanden werden. Wissenschaftliche Definitionen von ökonomischen Phänomenen wie Produktion oder Tausch müssen modernes Bankgeld berücksichtigen, da physikalischer Output erst durch die Monetarisierung durch Banken eine numerische Dimension erhält und damit ökonomisches Forschungsobjekt wird.
c. Geld
Die Quantum Ökonomie unterscheidet als einzige ökonomische Denkschule konzeptuell zwischen Geld als Flussgrösse und Bankdepots als Bestandesgrösse. Geld selbst ist die Operation des doppelten Eintrags in die Bankbilanz. Ein Eintrag erfolgt als Gutschrift (Passivum der Bank), der andere als Lastschrift für einen Bankkunden (Aktivum der Bank). Aufgrund dieser zweiseitigen, buchhalterischen Natur von Geld ist Geld ein Aktivum-Passivum: Es wird immer gleichzeitig sowohl als Schuld als auch als Guthaben emittiert. Produktion integriert das numerische Vehikel Geld mit physikalischem Output: Durch die Bezahlung von Löhnen wird Geld – eine numerische Form – mit Output assoziiert, wodurch Preise entstehen.
Aus diesem Blickwinkel ist Geld ein augenblicklicher Fluss, aus dem Bestandesgrössen in Form von Bankdepots resultieren. Die Guthaben der Bankkunden in Form von Bankdepots besitzen insofern Kaufkraft, als dass sie der monetäre Abdruck von Output sind. Für Quantum Ökonomen ist Kaufkraft von Geld somit nicht Ausdruck von gesellschaftlicher Akzeptanz oder der Knappheit von Geld. Vielmehr stammt Kaufkraft von der Assoziation von Geld und Output durch die Monetarisierung von Produktion auf dem Faktormarkt. Metaphorisch gesprochen trägt Geld Kaufkraft, wie Blut Sauerstoff trägt. Der Inhalt des Geldes ist der Output, mit dem es durch die Bezahlung von Löhnen auf dem Faktormarkt assoziiert wird.
Neoklassische Ökonomen definieren heute bekanntermassen Geld anhand seiner Funktionen (Recheneinheit, Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel) und behandeln es in ihren Modellen gleichzeitig wie ein wertvolles Gut und einen wertlosen Schleier. Diese augenscheinlich widersprüchliche Vorgehensweise wird von Quantum Ökonomen kritisiert. Erstens kann man nicht sagen, welche Funktionen eine Sache hat, die nicht definiert ist (Geld). Wäre Geld ein Gut wie jedes andere, wie neoklassische Modelle dies annehmen, müsste man zweitens jede Geldmengenerhöhung zum BIP dazurechnen, ein offenbar absurdes Vorgehen. Wäre Geld ein wertloser Schleier, bliebe seine Kaufkraft unerklärt. Die Kaufkraft von Geld wird von Neoklassikern sodann zirkulär begründet: Geld besitze Kaufkraft, weil die Leute akzeptieren, dass es Kaufkraft besitzt. Viertens bestehen neoklassische Ökonomen darauf, dass Geld exogen in den Wirtschaftkreislauf „gepumpt“ und mittels eines Geldmultiplikators vermehrt wird. Basierend auf der Analyse buchhalterischer Vorgänge bei Zahlungen auf dem Faktor-, Güter- und Finanzmarkt und durch die Anwendung logischer Beweisführung greift die Quantum Ökonomie diese grundlegenden Annahmen der neoklassichen Geldtheorie an.
d. Produktion
Produktion wird in der Quantum Ökonomie als makroökonomisches Phänomen definiert, da es nicht bloss zu einem Einkommen für einen einzelnen Produzenten führt, sondern – im ökonomischen Sinn – für die ganze Gesellschaft. Im Moment der Lohnzahlung entsteht ein neues Einkommen, welches sowohl den Output des Lohnempfängers als auch einen Anteil am gesamten Output einer Gesellschaft definiert. Während sich die positiven und die negativen Bankdepots im Bankensystem notwendigerweise exakt aufheben, stellt das Einkommen ein Nettovermögen für die Gesellschaft als Ganzes dar, welches nicht durch Schöpfung von „negativem Einkommen“ aufgehoben wird.
Produktion und sein Resultat, Output, wird durch die Bezahlung des Lohnes gemessen. Somit ist Arbeit in der Quantum Ökonomie – wie bei den Klassikern und Keynes – der einzige Produktionsfaktor in einer Volkswirtschaft. Kapital wird selbst durch Arbeit produziert und assistiert der Arbeit danach in der Produktion, wodurch der Arbeitsprozess beschleunigt werden kann. Diese Betrachtung widerspricht den neoklassischen oder österreichischen Denkschulen, welche Arbeit zwar als wichtigen Produktionsfaktor anerkennen, ihr aber keinen eigenen konzeptuellen Status zusprechen. Dadurch ist Arbeit für jene Ökonomen bloss eine von mehreren Variablen der Produktionsfunktion (meist neben Boden und Kapital), und Kapitalkosten und Bodenrenten werden konzeptuell nicht von Lohnkosten unterschieden.
Produktion ist der zeitintensive Prozess, durch den Masse und Energie durch den Einsatz von menschlicher Arbeit eine neue, nützliche Form erhalten. Obschon Produktion die Quelle von Einkommen ist, kann Einkommen nicht das Resultat eines physikalischen Transformationsprozesses sein. Einkommen existiert als Bankdepot in numerischer Form und muss deshalb numerisch entstanden sein. Banken haben die gesellschaftliche Funktion, physikalischem Output eine monetäre Form zu verleihen, indem sie das Zahlungsmittel (Geld) zur Verfügung stellen, mit dem wirtschaftliche Akteure ihre Schulden untereinander begleichen können. Banken können dabei das Gefäss (Geld), nicht aber seinen Inhalt (Einkommen) kreieren. Durch den doppelten Eintrag in die Bankbilanz erhält der Lohnempfänger ein Bankdepot, welches sein Einkommen definiert, und die Unternehmung muss sich um denselben Betrag verschulden. Die dabei entstandenen Depots sind die zwei Abdrücke einer einzigen Operation – einer Emission von Geld. Aus physikalischer Sicht ist Output das Resultat eines zeitintensiven Arbeitsprozesses. Aus ökonomischer Sicht ist Output Resultat einer augenblicklichen Lohnzahlung, durch welche Output eine numerische Form – Einkommen – erhält. Banken ermöglichen den absoluten Tausch von Output und Einkommen durch das Anbieten von Geld als Zahlungsmittel zwischen wirtschaftlichen Akteuren. Zusammengefasst definiert die Quantum Ökonomie Produktion nicht als physikalischen Transformationsprozess in der kontinuierlichen Zeit, sondern als augenblickliches Ereignis, welches Zeit quantisiert. Dabei quantisiert Arbeit die produktiv verbrachte Zeit und die Lohnzahlung misst das relevante Zeitquantum, wodurch es mit einer Zahl integriert wird. Das bedeutet nicht weniger, als dass Output aus ökonomischer Sicht Zeit ist, welche als Quantum emittiert wird.
3. Monetäre Pathologien
a. Inflation
Die Identität von Angebot (Output) und Nachfrage (Einkommen) ist die Konsequenz davon, dass sie die beiden Seiten einer einzigen Operation sind – einer Zahlung. Überschussnachfrage und –angebot können bloss zwischen zwei Zahlungen existieren; innerhalb jeder Zahlung sind Nachfrage und Angebot notwendigerweise zwei Seiten einer einzigen Operation, wodurch es unmöglich ist, dass sie numerisch voneinander abweichen. In der Lohnzahlung entsteht nun gleichzeitig Output und sein monetärer alter ego, Einkommen, als zwei Seiten derselben Medaille. Output und Einkommen sind somit per Definition immer identisch; was nicht auf dem Gütermarkt nachgefragt wird, wird restlos via Bankensystem den Unternehmen zur Verfügung gestellt, womit diese ihre Produktionskosten finanzieren können. Der Wert des gesamtes Angebots ist nichts anderes als das ökonomische Mass des Outputs, und dieses Mass erhält der Output durch die Bezahlung der Produktionskosten in Form von Löhnen. Inflation ist definiert als der Zustand, in dem die gesamte Nachfrage (D) das gesamte Angebot (S) an Gütern und Dienstleistungen übersteigt (D > S). Dies kann bei Leergeldemissionen geschehen. Hierbei kaufen wirtschaftliche Akteure Produkte mit Geld, dem kein ökonomischer Output auf dem Gütermarkt gegenüber steht, sprich „leer“ ist. Im vollen Bewusstsein, dass hier bloss eine ungenügende Beweisführung offeriert werden kann, folgt ein kurzer Abriss dieses komplexen Vorgangs, welcher vollständig in Bernard Schmitts 1984-Werk enthalten ist (Inflation, Chômage et Malformations du Capital).
Indem Unternehmen ihre Produkte mit einem Mark-up über den Faktorkosten verkaufen, können sie einen Profit erwirtschaften. Dadurch transferieren Lohnempfänger auf dem Gütermarkt einen Teil ihrer Kaufkraft über die produzierten Güter und Dienstleistungen an die Unternehmungen. Diese Profite in Form von Einkommen können von den Eigentümern der Unternehmung entweder konsumiert oder investiert werden. Im ersten Fall wird der Profit wie üblich auf dem Gütermarkt ausgegeben, wodurch das Einkommen zerstört wird. Für die Entstehung von Inflation ist deshalb bloss der zweite Fall von Bedeutung. Wenn Unternehmungen Profite investieren, überweisen sie auf dem Faktormarkt die Profite als Lohn an die Lohnempfänger, welche dafür Investitionsgüter produzieren. Durch die Investition von Profiten wird Einkommen in makroökonomische Ersparnisse transformiert, welche der Gesellschaft nicht mehr zur Verfügung stehen sollten; es ist dasjenige Einkommen, welches eine Gesellschaft für die Produktion von Investitionsgüter aufgibt. Die an die Lohnempfänger ausbezahlten Löhne können nicht für den Konsum der Investitionsgüter gebraucht werden, da die Investitionsgüter im Moment der Produktion – sprich der Lohnzahlung – automatisch von der Unternehmung konsumiert und somit dem Gütermarkt entzogen werden. Der Lohnempfänger kann das Objekt seines Einkommens – das Investitionsgut – nicht konsumieren, da die investierende Unternehmung dieses durch die Bezahlung der Löhne „produktiv konsumiert“. Der Lohn des Lohnempfängers im Investitionsgütersektor ist somit leer – jedoch an dieser Stelle noch nicht inflationär. Sein Lohn wird exakt aufgefüllt durch die Konsumgüter, über welche Unternehmung durch das Erwirtschaften von Profiten in der vorherigen Periode Kaufkraft erlangt haben. Somit findet der Lohn des Lohnempfängers einen „Ersatzinhalt“ auf dem Gütermarkt und übt keinen inflationären Druck auf das Preisniveau aus. Die Emission von Leergeld, welche durch die Investition von Profiten auf dem Arbeitsmarkt geschieht, erzeugt demnach noch kein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Mit den Löhnen im Investitionsgütersektor können gerade diejenigen Konsumgüter gekauft werden, welche in der Periode der Profitformation unverkauft blieben.
Die Anomalie im gegenwärtigen System liegt darin, dass investierte Profite noch immer auf dem Finanzmarkt zur Verfügung stehen, obschon sie bereits ausgegeben und in Fixkapital transformiert wurden (Cencini, 2005, S. 163). Die gegenwärtige Buchhaltungsstruktur von Banken respektiert den Unterschied zwischen Geld, Einkommen und Kapital nicht, weshalb Transaktionen falsch verbucht werden. Die Investition von Profiten in Kapitalgüter durch Unternehmungen sollte dazu führen, dass diese Einkommen für immer fixiert werden, da das dazu verwendete Einkommen für immer in Kapitalgüter transformiert wird (Konsumgüter werden de facto durch Kapitalgüter substituiert). Einkommen sollte einmal entstehen – in der Lohnzahlung – und einmal zerstört werden – in der Konsumzahlung. Die Produktion von Kapitalgütern führt heute dazu, dass dieselben Einkommen zweimal ausgegeben werden: Einmal auf dem Faktormarkt, wo Unternehmen Kapitalgüter kaufen, indem sie den Lohnempfängern Einkommen transferieren, und einmal auf dem Gütermarkt, wo die Lohnempfänger ebendiese Einkommen für Konsumgüter ausgeben.
Unternehmen können Kapitalgüter auf zwei Arten bezahlen: Erstens durch eine Emission von Geld, welches den neu produzierten Output monetarisiert und dadurch zu einem neuen Einkommen im System führt. Zweitens durch die Auszahlung eines bereits existierenden Einkommens. Der zweite Fall führt zu einer pathologischen inflationären Lücke zwischen Nachfrage und Angebot. In diesem zweiten Fall emittiert die Bank kein Geld, welches den neu produzierten Output monetarisieren würde. Statt dessen transferiert die Bank einfach ein Anrecht auf ein Bankdepot von der Unternehmung an den Arbeiter im Investitionsgütersektor. Das Problem besteht darin, dass die so verbuchte Investition von Profiten den Profit zwar zerstört, nicht jedoch das korrespondierende Bankdepot. Dieses Bankdepot kann von seinem Eigentümer auf dem Gütermarkt ausgegeben werden, obschon der entsprechende Output bereits von der Unternehmung gekauft wurde, als sie den Profit auf dem Faktormarkt investierte, um Fixkapital zu produzieren.
Die Löhne im Investitionsgütersektor können nicht mehr aufgefüllt werden, wenn wegen der Abnutzung der Kapitalgüter Ersatzinvestitionen getätigt werden müssen. Die Löhne, die für die Produktion von Ersatzgütern ausbezahlt werden, werden früher oder später auf dem Gütermarkt ausgegeben und führen zu einem inflationären Profit für Unternehmungen. Dies führt einerseits zur Formation von pathologischem Kapital, andererseits definiert dieser neue Profit eine inflationäre Lücke zwischen D und S, welche nicht mehr durch Konsumgüter aufgefüllt werden und damit neutralisiert werden kann. Es entsteht eine numerische Divergenz zwischen Nachfrage und Angebot (D > S), die eigentliche Definition von Inflation.
Es wird von Quantum Ökonomen hervorgehoben, dass Inflation und der daraus resultierende pathologische Prozess der Überakkumulation von Kapital eine makroökonomische Krankheit ist, und nicht im Verhalten der Individuen gründet. Der Grund dafür liegt in der heute noch immer fehlerhaften Buchhaltungsstruktur der Banken, welche durch eine Departementalisierung der Bankbilanzierung behoben werden könnte.
b. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit
Unfreiwillige Arbeitslosigkeit kann definiert werden als die Situation, in der es Menschen gibt, die arbeiten wollen, für die es jedoch keine offenen Stellen gibt. Makroökonomisch verursachte Arbeitslosigkeit muss unterschieden werden von mikroökonomisch verursachter Arbeitslosigkeit. Während Skill-Mismatch, Strukturwandel, Suchkosten oder starre Löhne und Preise mikroökonomische Bestimmungsfaktoren für Arbeitslosigkeit sein können, gibt es auch bedeutende makroökonomische Ursachen für Arbeitslosigkeit, welche nicht im Verhalten von wirtschaftlichen Akteuren gründen. Das Allgemeine Gleichgewichtsmodell von Léon Walras erlaubt heutigen Ökonomen nur mikroökonomische Analysen, welche monetäre, strukturelle Probleme nicht aufzudecken vermögen. So werden die Ursachen von Arbeitslosigkeit heute im Arbeitsmarkt gesucht, anstatt eine makroökonomische Analyse aller Märkte in Betracht zu ziehen.
Die Überakkumulation von Kapital ist die Ursache von unfreiwilliger Arbeitslosigkeit, und Inflation ist wiederum die Ursache für die Überakkumulation von Kapital. Leergeldemissionen führen zu inflationären Profiten für Unternehmungen, welche wiederum für die Produktion von Kapitalgütern ausgegeben werden können. Durch diese inflationären Profite, welche sodann investiert werden können, bildet sich pathologisches Kapital. Die Kosten von Kapital, welche durch den Marktzins determiniert werden, müssen aus Profiten bezahlt werden. Wenn nun das Kapital schneller wächst als die Profite in einer Volkswirtschaft, wird das Verhältnis Profite/Kapital mit der Zeit notwendigerweise sinken. Es wird nun immer schwieriger, genügend Profite zu erwirtschaften, um die Kapitalkosten weiterhin zu bezahlen. Da es für Unternehmungen dadurch immer schwieriger wird, die Formation von neuem Kapital zu bezahlen, werden sie entweder weniger investieren, oder aber ihre Profite dazu benutzen, um, anstatt in Kapitalgüter zu investieren, mehr Konsumgüter herzustellen. Im ersten Fall würde die nationale Produktion gesenkt, was zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit führt. Im zweiten Fall würde eine pathologische Überproduktion von Konsumgütern resultieren, welche zu einer deflationären Lücke zwischen Angebot und Nachfrage führt (A > N). Wenn Profite also dazu gebraucht werden, Arbeiter im Konsumgütersektor für ihre Produktion von weiteren Konsumgütern zu bezahlen, werden auf dem Gütermarkt Produkte angeboten, welchen kein Einkommen gegenüber steht. Als Resultat übersteigt das nationale Angebot die Nachfrage, was zu Preissenkungen und Entlassungen führen wird.
c. Wechselkursschwankungen
Die Quantum Ökonomie offeriert einen neuartigen Ansatz zur Lösung von spekulativen Wechselkursschwankungen. Die neoklassischen Theorien, welche Wechselkursschwankungen zu erklären versuchen, gründen allesamt auf der Annahme, dass Währungen wertvolle Güter sind, welche wie jedes andere Tauschobjekt auf Devisenmärkten gehandelt werden können. Ausgehend von der Erkenntnis der Quantum Ökonomie, dass Geld eine vehikulare Form ist, welche einen doppelten Eintrag in den Bankbilanzen hinterlässt, kann eine verfeinerte Analyse des Problems erarbeitet werden. Quantum Ökonomen zeigen durch die exakte Analyse der Zahlungsvorgänge auf, dass weder Leistungsbilanzungleichgewichte noch Kapitalexporte oder -importe noch Zins- oder Inflationsdifferenzen zu Fluktuationen der Wechselkurse führen können. Die einzige Transaktion, welche den Wechselkurs zwischen zwei Währungen verändert, ist eine Transaktion auf dem Devisenmarkt (Cencini, 2005, S. 220). Währungen haben die Funktion eines Zahlungsmittels. Entgegen ihrer Natur werden Währungen in Devisenmärkten heute jedoch behandelt, als wären sie selbst Tauschobjekte. Jedes mal, wenn eine Bank eine Zahlung für zwei Klienten ausführt, wird Geld simultan kreiert und zerstört, da Geld ein augenblicklicher Fluss ist, durch welchen der Zahler belastet wird und der Bezahlte ein Guthaben erhält. Geld existiert bloss während der Zahlung und überlebt seine Emission nicht. Im internationalen Zahlungsverkehr kann Geld jedoch selbst zu einem Tauschobjekt mutieren.
Zur Illustration ein konkretes Beispiel: Ein Importeur aus A kauft mit Geld A (GA) von einem Exporteur aus R (Rest der Welt mit Geld R: GR) ein Produkt. Gehen wir in diesem Beispiel davon aus, dass das Bankensystem in A weder verpflichtet ist, die Fremdwährung bei der Zentralbank zu hinterlegen, noch dies will. Das Resultat der Transaktion wird das folgende sein: Das Guthaben des Importeurs gegenüber dem eigenen Bankensystem nimmt um x GA ab. Die Bank des Importeurs verschuldet sich um denselben Betrag bei einer Bank in R. Für den wahrscheinlichen Fall, dass der Exporteur in R in seiner nationalen Währung ausbezahlt werden will, wird er von seiner Bank in GR ausbezahlt, nachdem der entsprechende Wechselkurs zur Anwendung kam. Die Bank des exportierenden Landes behält dafür das in der Fremdwährung angegebene Depot als Eintrag auf der Aktivseite.
Die Frage lautet nun: Wie geschieht der Ausgleich der Schulden und Guthaben zwischen den Banken? Die Antwort ist verblüffend: Es gibt kein Settlement. Die Zahlung ist zu Ende, der Importeur wurde um den Betrag belastet, der dem Exporteur gutgeschrieben wurde. Es gibt bis heute keine internationale Settlement-Institution, welche Schulden und Guthaben zwischen Banken mittels einer supranationalen Währung begleicht. Als Folge bleiben die Währungen der Länder untereinander heterogen; die endgültige Bezahlung eines Netto-Imports zwischen zwei Währungsräumen bleibt heute pathologischerweise unerreicht. Während die einzelnen Akteure keinen weiteren Anspruch gegenüber dem Ausland haben, besitzt die Gesamtheit von R noch immer einen Anspruch gegenüber A.
Wenn wir das Resultat der nationalen Zahlung vergleichen mit dem Resultat der internationalen Zahlung, dann fallen die Unterschiede auf: Eine nationale Zahlung wird endgültig beglichen durch die Emission einer nationalen Währung auf dem Interbankmarkt. Die Guthaben und Schulden zwischen Banken werden beglichen, indem ihr Girokonto bei der Settlement-Institution erhöht, resp. verkleinert wird. Das Settlement wird in der Landeswährung ausgeführt, wodurch das Geld der verschiedenen Banken homogenisiert wird.
Im Fall eines Netto-Imports des Landes A aus R wird das Depot des Importeurs zwar um denselben Betrag GA belastet, wie das Depots des Exporteurs eine Gutschrift in GR erhält. Als Resultat verbleibt jedoch ein zusätzliches Guthaben GA gegenüber A im Bankensystem von R registriert. Dieses Guthaben stellt eine makroökonomische Forderung des Währungsraums R an A dar und bezieht sich auf ein Depot, welches sich immer noch im Bankensystem von A befindet. Es handelt sich um eine pathologische Duplikation einer Währung.
Es war der französische Ökonom Jacques Rueff, welcher als Erster die Duplikation von Währungen im internationalen Handel erkannte. "Entering the credit system of the creditor country, but remaining in the debtor country, the claims representing the deficit are (...) doubled" (Rueff, 1963). Die Duplikation von Depots stammt daher, dass ein einzelnes Bankdepot gleichzeitig im Schuldnerland und im Gläubigerland zur Verfügung steht.
Die dadurch verfügbaren duplizierten Währungen, welche sowohl im Schuldner- wie auch im Gläubigerland registriert sind, können auf dem Devisenmarkt benutzt werden, um zu spekulieren. Spekulation mit Währungen ist deshalb ein makroökonomisches Phänomen – das Resultat (nicht die Ursache) einer monetären Pathologie. Die Duplikation von Währungen kann nicht durch die Zinspolitik von Zentralbanken verhindert werden, sondern ist das Resultat einer fehlerhaften monetären Architektur internationaler Zahlungssysteme. Spekulation – welche für einzelne Marktakteure gut oder schlecht sein kann – wird gefüttert durch das Halten von Reservewährungen, welche doppelt in den Banken registriert sind. Ein importierendes Land mit einer Schlüsselwährung – wie die USA – hat dadurch das pathologische Privileg, dass es aus dem Ausland importieren kann, ohne eine korrespondierende Kaufkraft aufgeben zu müssen. Tatsächlich kann das importierende Land durch ein reines Versprechen auf zukünftige Zahlung etwas kaufen, und muss, wenn das exportierende Land sich mit der Schuldverschreibung zufrieden gibt und ad infinitum Währungsreserven auftürmen will, selbst nichts dafür aufgeben. Es ist jedoch sofort ersichtlich, dass niemand eine Schuld endgültig begleichen kann, indem er verspricht, die Schuld in der Zukunft zu begleichen. Was durch die Errichtung von Settlement-Systemen heute bereits innerhalb nationaler Währungsräume respektiert wird, muss im internationalen Zahlungsystem noch modernisiert werden.
Wie kann dieser Prozess verhindert werden? Indem die momentan fehlerhafte Architektur internationaler Zahlungssysteme der buchhalterischen Natur des Geldes gerecht wird. Dazu bräuchte es die Einrichtung einer internationalen Clearing-Union, welche mithilfe einer internationalen Währung die Guthaben und Schulden von Zentralbanken untereinander begleichen würde. Die internationale Währung wäre ein rein buchhalterisches Konstrukt, um verschiedene nationale Währungen untereinander zu homogenisieren und somit die endgültige Bezahlung (final payment) zwischen Währungsräumen zu gewährleisten. In einem solchen System würden die Guthaben eines Nettoexporteurs gegenüber dem Rest der Welt sofort beglichen, indem der Nettoexporteur dem Nettoimporteur automatisch (über ein Depot bei der Settlement-Institution) Wertpapiere (Aktien oder Obligationen) im Umfang seines Leistungsbilanzüberschusses abkaufen würde. Jeder Nettoexport von Waren und Dienstleistungen würde sofort ausgeglichen durch einen entsprechenden Nettoimport von Wertschriften. Somit würden die duplizierten Depots auf der Aktivseite des exportierenden Währungsraums sofort gebraucht für Käufe von Wertpapieren im selben Umfang, wodurch keine duplizierten Währungen mehr existieren würden und den pathologischen Währungskursfluktuationen ein Ende gesetzt wäre.
4. Reformvorschläge
Makroökonomie ist eine eigenständige Wissenschaft, welche Gesetze aufweist, die unabhängig vom Verhalten der Individuen gültig sind und studiert werden können. Jede Mikrofundierung beraubt die Makroökonomie ihrer eigentlichen Idee: Dass es Gesetze und Probleme gibt, die nur aus ganzheitlicher Betrachtung verstanden werden können und nicht im Verhalten der Einzelteile gründen. Wie jede Expertin, die sich mit praktischen Fragen des Zahlungsverkehrs beschäftigt, bestätigen wird, folgt eine Zahlung einer strengen buchhalterischen Logik, welche nicht vom Verhalten der jeweiligen Agenten abhängt. Die Ursachen makroökonomischer Pathologien sind denn nicht im Individuum zu finden, sondern in der heute fehlerhaften Verbuchung von Zahlungen in den Büchern der Banken. Die Reformvorschläge der Quantum Ökonomie zielen nicht darauf ab, das Verhalten von Individuen zu ändern - etwa durch ein neues Arrangement der Anreize für wirtschaftliche Akteure - sondern streben an, das monetäre System so zu gestalten, dass es die buchhalterische Natur von Geld respektiert und keine Störungen verursacht, welche den Lebensstandard der breiten Bevölkerung beeinträchtigen. Basierend auf dem neuartigen Verständnis ökonomischer Phänomene propagiert die Quantum Ökonomie zwei konkrete Reformen, welche monetäre Produktionswirtschaften von ihren makroökonomischen Krankheiten kurieren würden. Die zwei folgenden Reformen würden gemäss Quantum Ökonomen dazu führen, dass Inflation, unfreiwillige Arbeitslosigkeit und spekulative Wechselkurs- und Zinsschwankungen verunmöglicht würden.
a. Drei Departemente der Bankbuchführung
Im neuen System nationaler Zahlungen würden Zahlungen in drei getrennten, aber untereinander verbundenen Departementen verbucht (siehe auch Rossi, 2007, S. 126):
(I) Im monetären Departement wird vehikulares Geld verbucht.
(II) Im finanziellen Departement wird Einkommen deponiert.
(III) Im Fixkapitaldepartement werden investierte Profite verbucht, welche zuvor im zweiten Departement eingetragen waren.
Das erste und zweite Departement stellen sicher, dass keine Kreditinflation auftritt. Das dritte Departement verhindert die Emission von Leergeld, welche die makroökonomische Ursache für Inflation ist.
Betrachten wird vorerst die ersten zwei Departemente, welche die Trennung zwischen Geld und Bankdepots gewährleisten. Es sei daran erinnert, dass Geld ein instantaner, zirkulärer Fluss und Bankdepots ein Bestand an Kaufkraft in Form eines finanziellen Anspruchs auf Produkte sind. Lohnzahlungen führen zur Entstehung eines neuen Einkommens und werden durch die Emission von Geld ausgeführt. Diese Emission würde augenblicklich im ersten Departement eingetragen und das Einkommen des Lohnempfängers würde – am Ende des Geschäftstages – ins zweite Departement transferiert. Somit wüssten Bankdirektoren zu jedem Zeitpunkt, wieviel Einkommen (und damit Output) der Wirtschaft zur Verfügung steht. Die ersten zwei Departemente verhindern somit, dass Banken mehr Geld ausleihen, als es Einkommen im System gibt. Tatsächlich gibt es heute keine institutionelle Barriere, welche es Bankdirektoren erlauben würde, zu wissen, wie viele Geld sie ausleihen dürfen, bevor eine (gutartige, aber zu vermeidende) Kreditinflation auftritt. Da Banken kostenlos, sprich durch einen blossen Federstrich, Geld emittieren und dadurch Aktiv- und Passivseite der Bankbilanz theoretisch ad infinitum erweitern können, kann eine Überemission von Geld zu einer Kreditinflation führen. Dank der Trennung des ersten vom zweiten Departement würden Bankdirektoren zu jeder Zeit exakt wissen, wie viele Kredite sie an ihre Kunden vergeben dürfen. In der heutigen, undifferenzierten Buchhaltungsstruktur werden alle Arten von Transaktionen zusammengefasst in einer einzigen Bankbilanz, wodurch es dem Zufall überlassen wird, ob Kreditinflation auftritt oder nicht (Rossi, 2007, S. 129).
Die Unterscheidung zwischen dem zweiten und dritten Departement stellt sicher, dass Einkommen nicht mit Fixkapital verwechselt wird (Cencini, 2005, S. 312). Dadurch würde Inflation und ihre Folge, die Überakkumulation von Kapital, verhindert. Im heutigen Buchhaltungssystem von Banken wird die Investition von Profiten so verbucht, als handle es sich dabei um eine Ausgabe, wo das Einkommen in Realität in Fixkapital transformiert wird. Der Kauf von Fixkapital führt heute nicht dazu, dass das Einkommen zerstört wird, sondern das Einkommen wird als Lohn re-emittiert. Was verhindert werden muss, ist die Möglichkeit, dass investierte Profite weiterhin auf dem Finanzmarkt zur Verfügung stehen. Sobald Profite entstehen, müssen diese Profite ins dritte Departement transferiert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass Profite nicht auf dem Faktormarkt ausgegeben werden, sondern im Fixkapitaldepartement bleiben.
b. Internationale Clearing-Union
Quantum Ökonomen argumentieren, dass das heutige internationale Regime des relativen Tausches ersetzt werden muss durch ein System des absoluten Tausches. Die heutige Struktur internationaler Zahlungssysteme unterwirft Währungen einem pathologischen Duplikationsprozess, durch welchen nationale Währungen - im Widerspruch zu ihren eigentlichen Funktionen - Tauschobjekte werden. Neoklassische Ökonomen erkennen dieses Problem nicht, da sie die buchhalterische Natur von Geld noch nicht erfasst haben. Viele Ökonomen unterliegen noch heute der irrigen Vorstellung, dass Geld eine Art Gut mit physikalischen Dimensionen sei (Banknoten sind streng genommen nicht Geld, sondern Anrechtsscheine auf immer noch im Bankensystem registrierte Bankdepots).
Während nationale Zahlungen heute korrekterweise mit nationalen Währungen verbucht werden, werden internationale Zahlungen fälschlicherweise ebenfalls mit nationalen Währungen verbucht. Dies hat zur heutigen Situation geführt, in der nationale Bankensysteme Fremdwährungsreserven auftürmen, welche noch immer auf den Passivseiten der jeweiligen Länder registriert sind. Diese Fremdwährungsreserven werden - entgegen ihrer Natur - für Transaktionen auf dem Devisenmarkt genutzt, wodurch Wechselkurse spekulativen Schwankungen ausgesetzt werden und somit der Wirtschaft der jeweiligen Länder Schaden zufügen.
Man kann Wechselkursschwankungen auf zwei Arten unterbinden. Für die erste Möglichkeit hat sich die EU entschieden: Sie hat Wechselkurse ganz abgeschafft, indem die nationalen Währungen abgeschafft wurden. Dies führt zu einem totalen Verlust monetärer Souveränität einzelner Länder, mit weitreichenden Folgen für die nationale Wirtschaft. Die zweite, heutigen Ökonomen weitgehend unbekannte Möglichkeit würde die nationale Souveränität über die Währung erhalten und verbessern. Sie besteht in der Errichtung einer internationalen Clearing-Union. Wie heute nationale Zahlungen mit nationalen Währungen verbucht werden, würden internationale Zahlungen in Zukunft durch die internationale Währung der Clearing-Union verbucht werden. Die internationale Währung würde dadurch der gemeinsame Standard für alle nationalen Währungen der Welt werden (diese jedoch nicht etwa ersetzen oder verdrängen). Diese internationale Clearing-Union würde diejenige Funktion für nationale Zentralbanken übernehmen, welche Zentralbanken bereits heute für Geschäftsbanken übernehmen: Zahlungen zwischen zwei Ländern würden durch ein RTGS-Systems der Clearing-Institution ausgeführt, indem die Importe eines Währungsraumes aus einem anderen sofort aufgewogen würden durch den automatischen Export von Wertschriften in demselben Umfang. Forderungen zwischen Währungsräumen würden so sofort ausgeglichen, und Währungen würden nur noch als Zahlungsmittel, nicht als Tauschobjekt verwendet. Die neue, pyramidale Struktur des Zahlungssystems mit der internationalen Clearing-Union an der Spitze und den nationalen Geschäftsbanken zuunterst würde den geordneten Ablauf internationaler Zahlungen gewährleisten und spekulative Wechselkursschwankungen verhindern. Diese Reform würde internationale Zahlungssysteme in Einklang bringen mit der Natur von Geld - ein reines Zahlungsmittel und kein Tauschobjekt - wodurch Länder mehr geldpolitischen Spielraum erhielten und ihre Währung effektiver kontrollieren könnten. Mangels einer internationalen Clearing-Union bleibt monetäre Souveränität für Staaten heute unerreicht.
5. Literatur
Schmitt, B. (1960): La formation du pouvoir d’achat, Paris: Sirey.
Schmitt, B. (1966): Monnaie, salaires et profits, Paris: Presses Universitaires de France.
Schmitt, B. (1972): Macroeconomic Theory. A Fundamental Revision, Albeuve: Castella.
Schmitt, B. (1975): Théorie unitaire de la monnaie, nationale et internationale, Albeuve: Castella.
Schmitt, B. (1984a): Inflation, chômage et malformations du capital. Macroéconomie quantique, Paris and Albeuve: Economica and Castella.
Schmitt, B. (1984b): La France souveraine de sa monnaie, Paris and Albeuve: Economica and Castella.
Cencini, A. (1984): Time and the Macroeconomic Analysis of Income, London and New York: Pinter.
Cencini, A. (1988): Money, Income, and Time. A Quantum-Theoretical Approach, London and New York: Pinter.
Cencini, A. and Schmitt, B. (1991): External Debt Servicing. A Vicious Circle, London and New York: Pinter.
Cencini, A. (1995): Monetary Theory. National and International, London and New York: Routledge.
Cencini, A. (2001): Monetary Macroeconomics. A New Approach, London and New York: Routledge.
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Vielen Dank für die übersichtliche Zusammenstellung. TT
AntwortenLöschenIch habe das für Wikipedia geschrieben und noch ausgebaut.
AntwortenLöschenIn der Argumentation befindet sich ein Denkfehler, denn bei den Target-Forderungen handelt es sich nicht um rechtlich anerkannte bzw. real vollstreckbare Verbindlichkeiten, sondern allein um ein buchhalterisches Phänomen, das in der Zentralbankbilanz nicht wie normale Aktiva/Passiva betrachtet werden kann, sondern auf Ebene des gesamten Eurosystems gesehen werden muss. Die Target-Salden können theoretisch ins Unendliche steigen, und zwar völlig ohne negative Konsequenzen. Wer das mit dem US-System der regionalen Reserve-Banken vergleicht, wird zum gleichen Schluss kommen. Theoretisch lässt sich das aus dem Gegenpol Chartalismus vs. Metallismus ableiten, wozu ihr ja einen sehr schönen Post habt. Geld ist eben keine Ware, sondern ein rechtlich anerkanntes Tauschmittel. Man kann die Ökonomie nicht ohne Staat und Recht verstehen, und die Eurozone hat eben doch einen gemeinsamen Co-Souverän...
AntwortenLöschenDas Geld nicht wie eine Ware funktioniert, sieht man empirisch an der sog. Banknotenmigration (siehe die grenzüberschreitende Bewegung von
AntwortenLöschenEuro-Bargeld und Österreichs TARGET 2-
Verbindlichkeit in: OeNB, Geldpolitik & Wirtschaft Q4/12). In Österreich werden durch Tourismus etc. ständig mehr Banknoten eingeliefert als ausgegeben. Dadurch steigen die negativ verzinsten teuren Reservepositionen der Geschäftsbanken unerwünscht an. Es müssen entweder Wertpapiere im Ausland gekauft oder Kredite im Ausland getilgt werden. Anders als vielleicht für Lieschen Müller oder die schwäbische Hausfrau zu erwarten, sinkt durch die Rückzahlung von Auslandskrediten (z.B. bei der Deutschen Bank oder der BNP Paribas) nicht etwa der österreichische Target-Saldo, sondern er steigt!
Ergo können die Target-Salden im rechtlichen und vor allem auch kaufmännischen Sinn keine Forderungen/Verbindlichkeiten sein, sondern lediglich buchhalterische Positionen von theoretischem Wert. Genau genommen handelt es sich um Verrechnungsposten zwischen dem Eurosystem als Ganzem und den einzelnen nationalen Zentralbanken. Würde man wegen Wiedereinführung der Drachme den griechischen Saldo löschen müssen, erhöhte sich eben die Geldmenge im gesamten Eurosystem um etwa 5 Prozent. Daraus ergibt sich vielleicht eine leicht erhöhte Inflation, was noch nicht einmal unbedingt gesagt ist. Problematischer, da viel größer, wäre Italien. Würde umgekehrt Deutschland aus der Währungsunion austreten und auf Beschluss der AfD einseitig die D-Mark wieder einführen, müsste man die deutschen Salden im Eurosystem löschen, was für den Rest-Euro theoretisch einem stark deflationären Effekt entspricht. Die Bundesbank müsste ihrerseits Buchgeld in Höhe der verlorenen Target-Salden ausgeben (sprich Geld drucken), um die Bilanz wieder auszugleichen. Die Mark wäre eine totale Inflationswährung! Richtig gedacht? Aber vielleicht ist es ja genau das, was die Exporteure eigentlich wollen: Die Welt auf Kosten der einheimischen Arbeitnehmer mit deutschen Waren überschwemmen...
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