Samstag, 14. Mai 2011

Der Absolute Tausch

The Invariable Measure of Value“, lautete der Titel eines Aufsatzes, der in David Ricardos Nachlass auftauchte. Der Aufsatz enthielt ausser dem Titel keinen Text. David Ricardo hatte sein Leben lang nach dem absoluten Wertmassstab gesucht. Er verstand, dass er ohne diesen Wertmassstab Preise nicht erklären konnte. Er verstand auch, dass kein Gut jemals die Funktion eines absoluten Wertmassstabs erfüllen konnte, da Güter selbst im Wert schwanken. Doch ohne absoluten Wertmassstab sind alle Güter bloss ein heterogener Haufen ohne gemeinsame numerische Dimension. In seinen Worten:

"There can be no unerring measure either of length, of weight, of time or of value unless there be some object in nature to which the standard itself can be referred and which we are enabled to ascertain whether it preserves its character of invariability, for it is evident on the lightest consideration that nothing can be a measure which is not self invariable." (Ricardo 1951-5, Vol. IV: 401)

In einer Wirtschaft ohne absoluten Wertmassstab herrschen notwendigerweise Tauschverhältnisse (1 Laib Brot gegen 2 Liter Milch, etc.) vor – Preise, wie wir sie täglich beobachten, könnten nicht existieren. Dieses Problem wurde bereits von den ersten bekannteren Ökonomen identifiziert und ausgiebig behandelt; Sir James Steuart (1767) und Adam Smith (1776) schrieben beide darüber und vermochten das Rätsel nicht zu lösen. Léon Walras versuchte das Problem zu lösen, indem er das Numéraire-Gut per Annahme einführte. Obzwar Walras sich sehr wohl bewusst war, dass Geld ein spezielles „Ding“ ist, das keine physikalische Dimension aufweist, ging er so vor – seine Ambition, die Wirtschaft mit Hilfe eines Systems linearer Gleichungen zu beschreiben, war grösser als seine intellektuelle Neugierde.

Dieses Problem wird heute unter Wirtschaftstheoretikern Heterogenitätsproblem genannt: Güter weisen allesamt unterschiedliche physikalische Dimensionen auf (Länge, Gewicht, Farbe, etc.) und sind deshalb heterogen. Erst die Integration von Zahlen mit wirtschaftlichen Gütern verleiht dem heterogenen Haufen von Gütern und Dienstleistungen eine gemeinsame Dimension (Preise als numerischer Ausdruck von Wert), wodurch die Wirtschaft erstmals ein wissenschaftliches Forschungsobjekt wird, das mit Hilfe von Nummern verstanden werden kann. Wir können deshalb sagen, dass das Heterogenitätsproblem 1) das erste zu erklärende Problem der Wirtschaftswissenschaft ist und 2) dass es weder von den Klassikern noch den Neoklassikern gelöst wurde. Während die klassischen Ökonomen sich des Problems wenigstens bewusst waren, kennen heutige Ökonomieprofessoren meist nicht einmal das Problem. Bezeichnenderweise ist es heute äusserst selten, dass ein neoklassischer Ökonomieprofessor überhaupt die Arbeiten von Léon Walras oder Alfred Marshall gelesen hat, obschon diese die theoretischen Ursprünge der neoklassischen Theorie sind. Sie sind es sich mittlerweile so gewohnt, unkritisch in Annahmen zu denken und logische Widersprüche grosszügig zu übersehen, dass sie de facto die Logik zu einer subalternen Methode degradiert haben, mit der sich andere Wissenschaftler abmühen sollen. Knut Wicksell, ein Begründer der heutigen Neoklassik, nannte die Unfähigkeit von Ökonomen, die grundlegendsten Konzepte wie Kapital konsistent zu definieren, das testimonium paupertatis: das Armutszeugnis der Politischen Ökonomie.

Glücklicherweise haben sich nicht alle Ökonomen von der Scheinwissenschaftlichkeit der mathematischen Methode in der Ökonomie blenden lassen. Bernard Schmitt, Begründer der Theorie der Geldemissionen, hat einen neuen Lösungsansatz für das Heterogenitätsproblem offeriert. Das grundlegende Konzept hierfür ist der absolute Tausch.

In der heutigen Wirtschaftswissenschaft gibt es heute bloss das Konzept des relativen Tauschs: der Tausch zweier autonomer Objekte gegeneinander. Wie Aristoteles bereits festhielt, wird durch den Tausch zweier Objekte deren Wertäquivalenz hergestellt. Vor und nach dem Tausch existieren beide Objekte weiter unabhängig voneinander. Dieser Gedanke ist nicht allzu schwer zu fassen.

Im Gegensatz dazu steht der absolute Tausch: Hierbei wird ein Objekt mit sich selbst vertauscht. Um den Gedanken fassbar zu machen, müssen wir uns mit der Logik einer Lohnzahlung befassen, welche die Urform dieses absoluten Tausches darstellt.

Im Moment einer Lohnzahlung wird dem Arbeiter sein Einkommen ausbezahlt. Man könnte bei oberflächlicher Analyse meinen, dass es sich ebenfalls um einen relativen Tausch handelt, wobei das bereits existierende Einkommen im Besitz der Unternehmung getauscht wird gegen das Produkt, welches der Arbeiter für die Unternehmung herstellte. Doch wenn wir genauer hinsehen, muss auffallen, dass dies nicht stimmen kann.

In der Abbildung 1 wird ersichtlich, wie eine Lohnzahlung im Bankensystem festgehalten wird. Um der logischen Methode genüge zu tun, beginnen wir bei tabula rasa – schliesslich können wir nicht erklären, wie Einkommen entsteht, indem wir seine Existenz als Vorbedingung annehmen. Dies käme einem petitio principii (logischer Scheinbeweis) gleich.

Abbildung 1: Wie eine Lohnzahlung im Bankensystem festgehalten wird

Damit die Unternehmung den Arbeiter auszahlen kann, muss sie sich bei der Bank verschulden. Diese Schuld wird auf der Aktivseite der Bankbilanz notiert. Gleichzeitig – das bedeutet in derselben Transaktion – wird dem Arbeiter ein entsprechendes Depot gutgeschrieben, welches notwendigerweise gleich gross wie das (negative) Depot der Unternehmung ist.

Das Einkommen des Arbeiters ist nun gespeichert in Form eines Bankdepots auf der Passivseite des Bankensystems. Dieses positive Depot findet seine Entsprechung auf der Aktivseite der Bankbilanz, wo die Schuld der Unternehmung notiert wurde.

Einkommen ist demnach erst in der Lohnzahlung entstanden. Es existierte vorher nicht. Schon hieraus wird ersichtlich, dass eine Lohnzahlung kein relativer Tausch sein kann, da das Einkommen erst durch den Tausch entsteht, und nicht vorher existiert.

Konsum ist die umgekehrte Operation. Wie in Abbildung zwei ersichtlich gemacht wird, zerstört der Arbeiter durch den Konsum seines Einkommens sein Depot, wodurch gleichzeitig und notwendigerweise die Schuld der Unternehmung gegenüber dem Bankensystem gelöscht wird. Konsum zerstört deshalb das Einkommen. Dadurch kann die Unternehmung ihre Produktionskosten wettmachen. Stellen wir eine Lohnzahlung noch mit einer anderen Abbildung dar.


Abbildung 2: Resultat der Lohnzahlung und des Konsums
Es wird in Abbildung 2 ersichtlich, dass das Einkommen des Arbeiters das Objekt seines Bankdepots ist, welches im Bankensystem registriert ist. Gleichzeitig ist Output Objekt der Schuld des Unternehmens gegenüber dem Bankensystems. Output und Einkommen sind demnach - es muss nun einleuchten - durch eine einzige Aktion entstanden: die Lohnzahlung. Vor der Lohnzahlung existierte das Einkommen nicht. Tatsächlich sind Output und Einkommen nicht zwei autonome Objekte. Sie sind die zwei Aspekte eines einzigen Objekts: ökonomischer Output.

Der Tausch zweier autonomer Objekte, welcher die Definition des relativen Tausches ist, trifft somit nicht auf eine Lohnzahlung zu. Durch die Lohnzahlung entstehen Output und Einkommen. Wie nun Adam Smith schon bemerkte, besteht der gesamte Wohlstand eines Landes nicht aus Output + Einkommen. Output und Einkommen sind nicht-additiv, ebengerade weil Einkommen alter ego von Output ist. Einkommen ist das numerische Abbild von Output. Wir können deshalb nun eine Stufe weitergehen und aufzeigen, wie Output und Einkommen mit dem Arbeitsprozess zusammenhängen:

Abbildung 3: Output und Einkommen entstehen in der Lohnzahlung und definieren den produktiven Zeitabschnitt ihrer Schöpfung durch Arbeitskraft


In Abbildung 3 erkennen wir den Zusammenhang von Einkommen und Zeit. Auf der höchsten Abstraktionsebene betrachtet ist Arbeit eine Bewegung in der Zeit. Nachdem eine Produktionsperiode gearbeitet wurde, wird der Arbeiter für seine Arbeit mit Lohn entschädigt. Durch die Lohnzahlung entsteht gleichzeitig sein Einkommen und der Output, welche eine zweiseitige Einheit darstellen: Sie sind identisch, da Einkommen und Output die zwei Seiten derselben Münze sind. Die logische Identität ist deshalb die passende Beschreibung für ihre Verbindung.

Es kommt nicht darauf an, ob der chronologische Zeitpunkt der Lohnzahlung vor oder nach dem Abschluss der Produktionsperiode statt findet. Wichtig ist, dass sich die Lohnzahlung auf die Zeit bezieht, in der produktiv gearbeitet wurde. Somit misst die Lohnzahlung das Zeitquantum, welches verstreichen musste, um das Produkt herzustellen. Durch diese Aktion erhält der Arbeiter sein Einkommen und das Produkt wird mit einer Nummer assoziiert, wodurch es ökonomischen Wert erhält.

Geld selbst sollte nun keinesfalls mit dem positiven Bankdepot des Arbeiters verwechselt werden. Geld ist vielmehr die Operation selbst, welche die Lohnzahlung durchführt. Bankdepots sind das Resultat dieser Operation (immer ein negatives und ein positives Depot). Diese Operation besteht darin, das Guthaben und die Schuld in die Bankbilanz einzutragen. Diese Operation - eine Geldemission - verbraucht aus logischer Sicht keine Zeit. Aus technischer Sicht kann eine Transaktion mehrere Sekunden dauern, je nach Software der Bank, resp. Settlementsystem des Interbankmarktes (Die Transaktion kann sogar unfertig abbrechen, was selten und nur bei sehr rückständigen Zahlungssystemen passiert). Doch wir sind nicht an der technischen Repräsentation interessiert, sondern an der ökonomischen Logik des Geldes und der Produktion. Aus logischer Sicht vollzieht sich die Eintragung von Guthaben und Schulden gleichzeitig. Es wird sicher jeder Leserin einleuchten, dass niemand eine Gutschrift erhalten kann, bevor der Zahlende nicht belastet wird. Der Geldfluss zwischen Bank, Zahler und Bezahltem ist deshalb unendlich schnell und verbraucht keine Zeit. Wir können den augenblicklichen Fluss von Geld wie folgt darstellen:

Abbildung 4: Eine Emission von Geld


Was passiert genau, wenn eine Bank Geld emittiert? Gehen wir Schritt für Schritt durch, und erinnern wir uns, dass Schritte 2-4 gleichzeitig passieren:

  1. Eine Unternehmung fragt bei ihrer Bank um einen Kredit von £x an, um ihren Arbeiter zu entlöhnen. Nachdem die Bank die Kreditwürdigkeit kontrolliert hat, führt sie die Transaktion für die Unternehmung durch.
  2. Die Unternehmung erhält von der Bank +£x Geldeinheiten und verschuldet sich dadurch bei ihr. 
  3. Die Unternehmung bezahlt mit diesem erhaltenen Geld augenblicklich den Arbeiter für seine geleistete Arbeit (-£x)
  4. Der Arbeiter erhält dieses Geld (+£x) und gibt es augenblicklich und mechanisch wieder aus (-£x) für ein Bankdepot, welches sein Guthaben gegenüber der Bank repräsentiert.

Schritte 2-4 geschehen alle mechanisch innerhalb eines Augenblicks, weshalb es sich der blossen Beobachtung entzieht. Die Existenz von Geld ist damit auf den Augenblick der Zahlung beschränkt, welche keine Zeit beansprucht. Resultat der Zahlung sind in der Bankbilanz festgehaltene Depots.

Da Geld selbst bloss ein augenblicklicher vehikularer Fluss ist, durch den Zahlungen getätigt werden, ist seine Emission praktisch kostenlos. Geld selbst hat keinen Wert, sondern trägt Wert, sowie Blut Sauerstoff trägt. Geld ist eine Hülle, eine vehikulare Form, durch welche physikalischer Output eine numerische Dimension und der Arbeiter sein Produkt in numerischer Form erhält, bis er es an einem späteren Zeitpunkt konsumieren kann. Innerhalb der Lohnzahlung wird Output mit Geld assoziiert, wodurch Einkommen und Output entstehen. Der Output bleibt dabei in den Händen der Unternehmung und das Einkommen in den Händen des Arbeiters, welcher dadurch Kaufkraft über sein Produkt verfügt. Ein Profit kann die Unternehmung erwirtschaften, indem sie den Output zu einem Preis über den Faktorkosten verkauft und damit Kaufkraft der Arbeiter übernimmt.

Quelle: Alvaro Cencini (1988): Money, Income & Time

12 Kommentare:

  1. Richtig ist, dass die modernen Ökonomen ein Heterogenitätsproblem haben. Aber warum? Weil sie sich nicht zu der Erkenntnis der Klassiker durchringen wollen, dass die Güter eine gemeinsame Dimension haben, ja sogar deren zwei: Alle Güter bestehen aus Naturstoff und alle Güter bestehen aus Arbeit. mfg trent

    AntwortenLöschen
  2. Herr Trent

    Arbeit ist kein Material, man kann Arbeit nicht anfassen. Somit ist es wahrlich unbrauchbar, wenn man sagt, "Güter BESTEHEN aus Arbeit". Arbeit ist sicherlich nötig, um Güter zu produzieren, denn Arbeit verschiebt Masse durch den Einsatz von Energie in eine neue, nützliche Form. Georg Simmel beschrieb das in seiner "Philosophie des Geldes" gut: "Wir können weder Stoffe noch Kräfte neu schaffen, sondern nur die gegebenen so umlagern, dass möglist viele in der Wirklichkeitsreihe stehende zugleich in die Wertreihe aufsteigen." Es ist deshalb ganz bestimmt nicht so, dass sich Arbeit irgendwie materialisiert und dann "im Produkt steckt", als eine Art "Seele" des Produktes, welche zusammen mit dem Naturstoff den Wert definiert. Das ist eine metaphyische Erklärung von Wert, und obwohl die Klassiker gute Logiker waren, ist dieses Konzept der materialisierten Arbeit hinfällig. Ein Preis kann nur durch den Vergleich zu etwas entstehen, und dieser Vergleich geschieht durch die Lohnzahlung, in welcher Geld und Produkte "identisch gemacht" werden. Um noch deutlicher werden: Wenn die Produktion einer Tonne Stahl eine Unternehmung 1'000 Lohneinheiten kostete, dann ist der Wert dieser Tonne Stahl - ausgedrückt durch einen Preis (eine absolute Nummer) - exakt 1'000 Lohneinheiten.

    AntwortenLöschen
  3. Wenn sie ein Argument machen, dann muss da schon ein Zusammenhang sein zwischen Prämisse und Schluss. Haben sie schon mal Länge angefasst oder Goldringe gesehen, die auf Bäumen wachsen? Na bitte da handelt es sich um Abstraktionen auf eine Qualität, die im Gegenstand SEHR WOHL drin ist. Wir reden nämlich nicht von irgendwas sondern von Waren, die PRODUZIERT werden. Vom Naturstoff hängt der Wert nicht im Geringsten ab, ich muss mich doch schon sehr wundern weil ich ihnen schon mindestens 3 mal aufgeschrieben habe was der Wert korrekterweise IST und von Naturstoff stand da gar nichts! Also ich würde ihnen empfehlen, diese Erklärung des Werts von Marx mal zu ÜBERPRÜFEN, vielleicht stimmt sie ja sogar! Ich schreibe sie zur Sicherheit nochmals auf: Gesellschaftlich durchschnittlich notwendige Arbeitszeit. Und mit Gesellschaft ist der Markteinzugsbereich gemeint.

    AntwortenLöschen
  4. Herr Trent

    Tatsächlich schlich sich da ein Fehler ein bei meiner Lesart - nur, wenn Sie sagen, ein Gut BESTEHE aus Arbeit und Naturstoff, dann setzen Sie Arbeit und Stoff auf dieselbe konzeptuelle Ebene. Daher meine Verwechslung. Dass nur Arbeit (ökonomischen) Wert schafft, da bin ich ja gleicher Meinung. Trotzdem ist Arbeit kein Stoff, das muss einleuchten. Aber anstatt unsere Differenzen zu pflegen, könnten wir uns einmal einigen auf die Punkte, bei denen wir übereinstimmen. Ich schlage vor, dass wir folgende Punkte akzeptieren:

    - Arbeit ist die einzige Quelle von ökonomischem Wert
    - Ohne Zeit kann kein ökonomischer Wert existieren, da jeder Arbeitsprozess zeitintensiv ist.
    - Ein Preis ist eine absolute Zahl
    - Das allgemeine Gleichgewichtsmodell von Walras kann nicht erklären, wie Wert entsteht, da alle Gleichungen simultan gelöst werden und die Zeitdimension ausgeblendet wird.
    - Produkte sind das Resultat von Arbeit

    AntwortenLöschen
  5. Übrigens kann ich nicht ganz verstehen, wenn Sie mir vorwerfen, dass ich Marx nicht "überprüfe". Es muss denn auffallen, dass Sie mit keinem Wort versuchen, auf die buchhalterische Logik meiner Ausführungen einzugehen. Während ich meinen Marx - so gut es geht - lese und darüber nachdenke, könnten Sie mir auch ein wenig entgegen kommen und konkrete Kritik an meiner buchhalterischen Analyse von Kreditgeld üben.

    AntwortenLöschen
  6. Und um noch eine Frage anzuhängen: Wenn die gesellschaftlich durchschnittlich notwendige Arbeitszeit den Wert bestimmt, welchen Durchschnitt meinen Sie? Arithmetisches, geometrisches oder harmonisches Mittel?

    AntwortenLöschen
  7. Mit überprüfen meine ich sowas wie: Mal ein paar Warenpreise zu vergleichen im Hinblick auf diese Hypothese, einfach am Material der Welt überprüfen ob das passt oder ob Widersprüche auftauchen und ob sich diese Bereinigen lassen (Wie das Maschinenproblem). Und wenn sie sehen wie punktgenau das stimmt (also jetzt schreibe ich aus meiner Erfahrung), dann sehen sie auch in welchem Zustand sich die öknomischen Wissenschaften befinden, nämlich dem der reinen Traumtänzerei OBWOHL das Wertproblem längst gelöst ist, aber nicht zur Zufriedenheit der gesellschaftlich dominierenden Kräfte. Obwohl der Preis der Ware natürlich nicht dem Wert entspricht, aber egal, reicht schon um im grossen und ganzen zu sehen wie Recht Marx mit der Arbeitswertlehre hat. Sie sagen immer ja das wird schon so sein mit der Arbeit, die den Wert schafft, und dann erwische ich Sie wieder bei irgendwas wo sie der These aufs Brutalste widersprechen. Die Klassiker haben mit Marx das Wertproblem gelöst, dem scheinen sie nicht zuzustimmen, das stimmt doch? Grundsätzlich sind unsere Einigkeiten sehr uninteressant im Vergleich zu den Uneinigkeiten, finde ich ;) Darum gehe ich auch nicht auf die Buchhaltung ein, weil ich mit den Basisoperationen natürlich einig bin, aber, ehrlich gesagt mir weder Sinn noch Zweck dieser Buchhaltungsgeschichten einleuchtet, es ist tatsächlich einfach korrekte Buchhaltung in meinen Augen, ich kann da nicht widersprechen. Was ein geometrisches und ein harmonisches Mittel ist, werde ich umgehend nachschlagen.

    AntwortenLöschen
  8. Herr Trent

    Habe ich jemals behauptet, dass der Verkaufspreis einer Ware immer gerade seinen Produktionskosten entspricht? Falls ich dies je getan habe, hätten Sie Recht, ich hätte mich geirrt. Ich habe dies jedoch nie getan. Werte werden auf dem FAKTORMARKT bestimmt, durch die Bezahlung der Produktionskosten. Dass Unternehmen die Verkaufspreise auf dem GÜTERMARKT dann anpassen können, würde ich nie verneinen. Unsere Einigkeiten sind nicht uninteressant, denn sie widersprechen dem Mainstream. Die buchhalterischen Operationen sind extrem wichtig, denn so erfahren wir etwas über die Natur von Geld. Wenn Sie diese Logik nämlich durchziehen bei allen Transaktionen, dann fällt auf, dass es keinen Geldschöpfungs- oder Investitionsmultiplikator geben kann, dass Inflation anders erklärt werden muss, dass Geld keine materielle Ware sein kann, etc. etc.. Das würde ich schon als wichtig bezeichnen.

    Immer noch halte ich daran fest, dass Arbeit keine Substanz oder Material ist, die irgendwie im Produkt gespeichert wird. Durchschnittsrechnungen ändern daran nichts. Wenn ich aus einem Ast einen Stuhl schreinere, dann habe ich zwar Masse verändert durch den Einsatz von Energie - es steckt aber nichts von dieser Arbeit "materialisiert" im Stuhl.

    AntwortenLöschen
  9. Nein nein nein, ich wollte nur darauf hinweisen, dass man die Werte ja nicht sehen kann, nur die Preise, aber dass das nicht weiter schlimm ist, weil der Wert sich in der freien Konkurrenz vom Preis nicht weit entfernen kann. Also ich wollte sagen, dass dieser Umstand kein Hindernis bei der Verifikation sein muss.

    Ihr letzter Absatz beinhaltet wohl den Springpunkt des Verständnis von Arbeit. Die Arbeit ist doch im Produkt vorhanden! Oder auch nicht, dann ist der Stuhl noch ein Ast. Ich sehe nicht ein wie Sie das einfach negieren können.. dabei sind wir uns einig, dass ein Ast nicht einfach so zum Stuhl wird. Sie sehen ab von dem Umstand, dass ein Stuhl kein Ast ist wenn sie nur auf die physikalische Substanz schauen. Dann ist ein Stuhl einfach Holz und fertig.

    AntwortenLöschen
  10. Wunderbar, elaborieren wir das. Sie haben einen Block Marmor aus der Toskana und wollen daraus den David hauen. Nun klopfen Sie den Stein, bis nur noch der David übrigbleibt (welcher eigentlich davor ja schon drin steckte). Was bedeutet es, wenn wir nun sagen würden, "Arbeit steckt in dieser Statue"? Offenbar besteht die Statue aus exakt demselben Material wie zuvor. Physikalisch betrachtet hat sich die Materie nicht verändert. Jedoch wurden die Mineralien und Moleküle des Marmorblock so verschoben, dass der Mensch daran Gefallen findet und dafür etwas hergäbe. Um die Moleküle zu verschieben benötigte es Energie, und diese Energie stammt aus menschlicher Arbeit. Doch bleibt diese Energie nicht gespeichert in der Statue, als wäre die Statue eine Batterie. Nein, die Energie hat einmalig eine Bewegung der Moleküle bewirkt. Mit dem Ende der Energie ruhen die Moleküle - die gleichen Moleküle wie zuvor. Insofern bleibt keine Arbeit materialisiert in der Statue "stecken", sondern Arbeit ist eine einmalige Bewegung, welche Materie verschiebt. Arbeit ist deshalb nicht "im (End-)produkt vorhanden", sondern hat Materie verschoben, wodurch etwas aus der Natur zum ökonomischen Produkt wurde. Ein Stuhl ist kein Ast, jedoch besitzt ein Ast schon sämtliche Qualitäten, um durch den Einsatz von Arbeit ein Stuhl zu werden.

    AntwortenLöschen
  11. JA also die Atome von Arbeit hat man bisher nicht gefunden, da muss ich Ihnen Recht geben.. Aber konsultieren sie den ersten Hauptsatz der Thermodynamik und sie müssen eingestehen, dass das mit der Batterie durchaus wahr ist.

    AntwortenLöschen
  12. Also ich bin kein Physiker, aber es macht schon Sinn, dass die Energie in einem abgeschlossenen System konstant ist. Schöpfung ex nihilo existiert eben nicht. Wenn jemand beruflich Heizungsmonteur ist, dann erwärmt er durch seine Arbeit Häuser, und diese Häuser enthalten damit mehr Energie, wobei die Gesetze der Thermodynamik eingehalten werden. Man könnte dann argumentieren, dass "die Arbeit" des Heizungsmonteurs in den Häusern in Energieform gespeichert ist. Das ist aber nicht so, meiner Meinung nach, sondern der Heizungsmonteur hat durch seine Arbeit bloss die Verteilung von Energie beeinflusst in einem konstanten System. Es ist nicht seine Arbeit, die gespeichert wurde in seinem Produkt, sondern Energie, die vorher woanders gespeichert war. Und Arbeit ist ja nicht einfach = Energie. Übrigens ist ja seit langem in der Physik bekannt, dass Energie in Form von Quanten existieren muss, und nicht einfach in kontinuierlichen Wellen oder Partikeln. Daher kommt auch die Idee der Quantum Ökonomie, dass Produkte in Form von Zeitquanten emittiert werden, als Resultat von Arbeit, durch die Masse durch den Einsatz von Energie "nützlich" verschoben wird. Während die Neoklassik gewissermassen also noch das Weltbild von Galileo hat, von kontinuierlichen Kurven und berechenbaren Bewegungen (i.e., von Planeten) im absoluten Raum, hat die Quantum Ökonomie den Fortschritt der Physik mitgemacht: Die Erkenntnis, dass Energie als Quantum emittiert wird.

    AntwortenLöschen