Beginnen wir die Analyse mit der Emission von Geld. Die strikten Regeln der Logik verlangen von uns, dass wir von tabula rasa ausgehen; es existieren noch keine Einkommen. Damit vermeiden wir die logische Absurdität, dass wir die Entstehung von Einkommen erklären würden, indem wir voraussetzen, dass Einkommen bereits existiert (denke z.B. an den Wirtschaftskreislauf aus der Grundschule, wo man erklärt, wie die "Einkommen umherfliessen", aber nicht erklärt wird, wie und wo genau diese Einkommen zuallererst entstehen).
Wird der Lohn eines Arbeiters nach einer Produktionsperiode ausbezahlt, schreibt die Bank eine Zahl, £y, auf seine Aktivseite. Dies ist die Schuld der Unternehmung an die Bank. (Exakt) Gleichzeitig schreibt sie den Lohn des Arbeiters, £x, auf die Passivseite. Die Operation, die zu £y führt, muss gezwungenermassen zur Schöpfung von £x führen. Die Operation, die es erlaubt, dem Arbeiter den Betrag £x zu überweisen, muss deshalb genauer untersucht werden.
Die Bezahlung des Arbeiters ist natürlich die Bezahlung seiner Arbeit auf dem Faktormarkt. Erst, wenn die Arbeit auf den Faktormärkten bezahlt wurde, existiert die Kaufkraft, um die Produkte auf dem Gütermarkt zu kaufen. Die Bezahlung eines Arbeiters benötigt deshalb kein bereits existierendes Einkommen. Jedoch definiert die Bezahlung von Arbeit eine spezielle Art von Transaktion: Einkommen (Kaufkraft) wird in der Bezahlung des Lohns simultan mit Preisen determiniert. Vor der Bezahlung von Löhnen sind Preise und Einkommen nicht determiniert. Durch die Bezahlung des Lohnes auf Faktormärkten wird Geld mit physikalischem Output assoziiert und Output, indem es einen Preis erhält, wird zum Objekt von Einkommen.
Obige Abbildung zeigt, dass, obwohl ein Arbeiter mit nominalem Geld bezahlt wird, sein Einkommen ein positives Guthaben definiert. Der Verdienst £x wurde also von niemandem "aufgegeben" oder "verloren", sondern ist eine eigentliche Schöpfung von Einkommen. Der Arbeiter hat durch seine Arbeit also zwei Dinge hergestellt: das Produkt und - gleichzeitig - das Einkommen. In welchem Verhältnis stehen Einkommen und Produkt? Sind sie entkoppelte, oder gar kumulative Phänomene? Zeigen wir dieselbe Grafik ein wenig abgeändert:
Wir unterstreichen noch einmal, dass das Einkommen des Arbeiters für die Unternehmung nicht verloren gegangen ist. Die Analyse der Buchhaltungspraxis von Banken bestätigt diesen Umstand ganz eindeutig. Das Unternehmen zahlt via Bank die Löhne an den Arbeiter. Die Bank kreiert die dafür notwendige Geldsumme, um auf der Aktivseite £y und auf der Passivseite gleichzeitig £x einzutragen.
Was passiert nun, wenn der Arbeiter sein Einkommen auf dem Produktemarkt ausgibt? Dazu müssen wir zwei neue Konzepte einführen: der relative und der absolute Tausch.
Ein relativer Tausch ist ein Tausch zweier unterschiedlicher Objekte. Der Tausch macht diese zwei Objekte zwar äquivalent, jedoch existieren nach dem Tausch beide Objekte weiterhin. Sie zirkulieren also in gegenseitige Richtungen, wie in folgender Abbildung dargestellt:
In dieser Abbildung wird das Gut a gegen das Gut b getauscht. Relativ heisst der Tausch, weil nach dem Tausch beide Güter weiterhin existieren. Doch dies ist nicht der Fall, wenn ein Arbeiter sein Einkommen ausgibt. Durch ihre Arbeit stellen Arbeiter ein physikalisch existentes Produkt her, welches den Inhalt ihres Einkommens definiert. Geld und Output werden deshalb nicht als zwei autonome Entitäten getauscht. Das Produkt und das Einkommen definieren eine logische Identität, sie sind die Objekte voneinander (die nationale Buchhaltung bestätigt diese buchhalterische Tatsache mit der Identität "Einkommen = Produktion"). Konsum ist deshalb kein relativer Tausch zwischen zwei autonomen Objekten, sondern definiert einen absoluten Tausch. Ein absoluter Tausch ist ein Tausch zwischen einem Objekt mit sich selbst. Betrachtet man wieder die zweite Bankbilanz oben, so ist ersichtlich, dass die Ausgabe des Einkommens auf dem Produktemarkt dazu führt, dass das Guthaben des Arbeiters und die Schuld der Unternehmung gleichzeitig zerstört werden. Während also Produktion zur Schöpfung eines Einkommens führt, definiert Konsum (negative Produktion) die Zerstörung von Einkommen.
Die Bezahlung des Lohnes ist eine Emission; Arbeiter bekommen dadurch ihr eigenes Produkt in der Form von Geld. Die Beziehung zwischen Output und Einkommen definiert deshalb nicht bloss eine Äquvalenz, sondern eine IDENTITÄT. Mit derselben Transaktion gibt und nimmt das Unternehmen dem Arbeiter dasselbe Objekt: durch die Emission von Geld gibt das Unternehmen dem Arbeiter das Einkommen und nimmt dafür sein Produkt. Deshalb ist der Tausch absolut.
Das Produkt des Arbeiters befindet sich nun zwar physikalisch (und juristisch) gesehen beim Unternehmen; ökonomisch gesehen gehört es aber dem Arbeiter, der mit dem Einkommen die Kaufkraft über das Produkt besitzt. Ergänzen wir die Ausführungen mit einigen grafischen Darstellungen. Die Eröffnung einer Kreditlinie an eine Firma definiert eine nominelle Emission von Geld in der folgenden Form:
Diese Transaktion ist im modernen Banking eine Off-Balance-Sheet-Transaktion; sprich, sie wird gar nicht in der Bankbuchhaltung eingetragen. Wenn eine Bank einer Unternehmung einen Kredit von, sagen wir, 10'000 CHF gewährt, schuldet die Bank der Unternehmung (+) 10'000 CHF, und die Unternehmung schuldet der Bank (-) 10'000 CHF zurück. Erst wenn der Unternehmung diese Kreditlinie braucht, geschieht monetär etwas. Sobald nun eine Unternehmung die Kreditlinie benutzt, indem sie ihre Arbeiter bezahlt, trennen sich die positiven und negativen Komponenten von Geld:
Wie wir nun sehen besitzen Arbeiter positives Geld, während das negative Gegenstück von der Unternehmung übernommen wird. Die zwei Komponenten der Transaktion - das "+" und das "-" - stellen deshalb die zwei Aspekte derselben Realität dar: Geld. Das positive Geld in obiger Darstellung ist das neu geschaffene Einkommen. Output ist das Objekt dieses Einkommens.
Heute denken viele Ökonomen, Einkommen sei eine kontinuierliche oder diskontinuierliche Funktion der Zeit, eine Art Fluss ("Einkommen/Zeitheinheit"). Wenn das so wäre, so hätte dieser Fluss eine gewisse Intensität, und das Resultat dieses Flusses wäre = Zeit * Intensität des Flusses. Hierher stammt das missglückte Konzept der "Umlaufgeschwindigkeit des Geldes", das zurück verfolgt werden kann bis David Hume, und danach von Mill, Marx, Fisher und Mises wieder verwendet wurde.
Doch Einkommen ist das Resultat einer augenblicklichen Transaktion. Geldlöhne sind der numerische Ausdruck von Einkommen. Einkommen ist nicht bloss eine Nummer; es hat ebenfalls einen realen Inhalt, definiert durch seine Assoziation mit dem Produkt. Produktion ist die Operation, durch welche physische Produkte in Geld getauscht wird. Somit ist es klar, dass Produktion eine augenblickliche Operation ist, welche durch die Ausbezahlung des Lohnes definiert wird.
aus A. Cencini: Money, Income and Time
Mittwoch, 12. Mai 2010
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