"The only things that have driven more men mad than love is money", sagte einmal John Maynard Keynes. Doch über die Liebe wurden tausend Bücher geschrieben. Von Geld haben wir keine Ahnung.
Wenn du einmal einem Banker oder Ökonomen beweisen möchtest, dass er keine Ahnung von Geld hat, konfrontiere ihn mit folgenden Fragen:
Frag ihn, was Geld sei. Falls er im Wirtschaftsunterricht gut aufgepasst hat, wird er eine oder mehrere der folgenden Antworten liefern:
- Geld ist das am einfachsten handelbare Gut
- Geld ist ein Transaktionsmittel
- Geld ist ein Wertaufbewahrungsmittel
- Geld ist ein Wertspeicher
- Geld ist das Schmiermittel der Wirtschaft
- Geld ist ein Wertmassstab
Ein geschulter Philosoph wird sogleich erkennen, dass er die Frage nicht beantwortet hat. Denn du hast nicht gefragt, was Geld macht, was seine Funktion ist, sondern du wolltest wissen, was Geld ist. Das sind zwei ganz verschiedene Fragen. Die eine fragt nach der Funktion, die andere nach der Natur von Geld. Wenn du gefragt wirst, was ein Fussball ist, antwortest du auch nicht, dass der Fussball dasjenige Objekt ist, welches zum Zwecke des Tore-Erzielens beim Fussball spielen eingesetzt wird. Vielmehr wirst du sagen, dass der Fussball meistens kugelförmig ist, oft aus Leder besteht, ein Ventil besitzt und zum Zwecke seiner Straffheit und Formtreue einen Luftüberdruck im Innern aufweist.
Frag also noch einmal: Was ist Geld? Nun wird er die Stirn runzeln. Also hilf ihm auf die Sprünge mit einer einfacheren Frage: Wie entsteht Geld?
Nun wird er über die Zentralbanken referieren, welche Kraft der Verfassung die Macht haben, das gesetzliche Zahlungsmittel herzustellen und in Umlauf zu bringen. Geld ist also ein öffentliches Gut, welches von der Nationalbank zur Verfügung gestellt wird. Auch das ist richtig, jedoch nur zu Hälfte. Wende also ein: Aber wie pumpt denn die Nationalbank Geld ins System?
Nun wird der Banker/Ökonom dir erklären, dass die Notenbank den Banken Wertschriften abkauft und ihnen so Geld einspritzt, welches sie nun verwenden können, um es wiederum in den Umlauf zu bringen. Die Notenbanken pumpen also Geld ins System, und wenn sie zuviel reinpumpen, dann wächst die Geldmenge schneller als die Gütermenge, was logischerweise zu Inflation führt.
Nun ist der Moment gekommen, wo dein ökonomisch geschultes Gegenüber sein Unwissen offengelegt hat. Denn nun fragst du: Aber diese Notenbanken können ja nicht Geld ins System 'pumpen', sondern sprechen besicherte Kredite an Geschäftsbanken. Geschäftsbanken sprechen Kredite an Unternehmen, die später zurückbezahlt werden müssen. Erst durch die Kreditvergabe der Geschäftsbanken werden Einkommen geschaffen. Und wenn die Banken mehr Kredite sprechen, dann resultiert ja auch mehr Produktion. Das heisst aber, dass die Geldmenge logischerweise gar nicht schneller wachsen könnte als die Gütermenge. Überdies leihen sich die Banken fehlendes/überschüssiges Geld vorerst auf dem Interbank-Markt aus. Einen Kredit bei der Nationalbank braucht man nur in den Fällen, in denen man am Ende des Tages noch offene Verpflichtungen gegenüber anderen Banken hat.
Nun ist dein Gegenüber wahrscheinlich überfordert. Vielleicht wird er dir zu erklären versuchen, dass die Notenbank wie ein Helikopter sei, der Geld aus dem Fenster wirft und so Inflation verursacht. Wiederum kannst du einwenden, dass Geld eben nicht wie Manna vom Himmel fällt, sondern im Sinne eines Kredites an Firmen gesprochen wird. Dieser Geldkredit ist aber nichts anderes als der Gegenwert der neuen, fremdfinanzierten Produktion. So gesehen ist Inflation gar nicht möglich.
In diesem Beitrag taste ich mich an die Frage heran, was die Natur von Geld ist. Soviel sei angedeutet, als Amuse Bouche sozusagen: Das Bargeld in deiner Tasche ist gar nicht Geld, sondern das Abbild eines Depots. Auch ist eine Geldtransaktion über die Landesgrenze hinweg logisch gar nicht möglich. Um heraus zu finden, wieso das stimmt, musst du weiter lesen.
Geld ist eine Nummer, ein numerisches Ding, welches durch den Doppel-Eintrag in der Bilanz einer Bank existiert. Geld existiert nicht materiell, sondern nur numerisch. Wenn ein Unternehmer etwas produzieren will, weil er auf eine genügende Nachfrage spekuliert, fragt er bei der Bank einen Kredit nach. Die Bank eröffnet eine Kreditlimite für den Unternehmer. Noch ist monetär nichts passiert, ausser dass die Bank dem Unternehmer vertraglich versprochen hat, ihm ein Einkommen vorzuschiessen. Nun beginnt der Unternehmer mit der Produktion und stellt dafür Arbeiter an. Die Arbeiter produzieren für den Unternehmer das Produkt, und am Ende der Arbeitsperiode wollen sie den Lohn. Das Einkommen (= eine Zahl) wollen die Arbeiter, weil sie mit dem Produkt selbst nichts anfangen können. An der Stelle ihres hergestellten Produktes wollen sie den Gegenwert ihrer Erzeugnisse in Form einer Nummer, welchen sie auf dem Markt gegen Güter tauschen können, die ihnen einen Nutzen stiften.
Der Unternehmer bezahlt also dem Arbeiter den Lohn. Der Lohn ist die Form, durch die Geld und Produkte logisch verbunden sind. Nehmen wir nun vereinfachend an, es gäbe nur eine Geschäftsbank. Die Auszahlung bedeutet, dass auf der Aktivseite der Bank eine Zahl x eingetragen wird, in Form eines Guthabens der Bank / einer Schuld des Unternehmers. Gleichzeitig, also genau in demselben Augenblick, trifft dasselbe Geld als Lohn des Arbeiters auf der Passivseite derselben Bankbilanz auf, als Schuld der Bank / Guthaben des Arbeiters. Die Bilanz hat sich also um den Betrag x verlängert, und Einkommen ist geschaffen worden. Geld ist die Nummer, welche den Wert des Produktes des Arbeiters misst.
Banken können ohne Realwirtschaft kein Geld schaffen. Sie können nur die Wirtschaft mit Nummern versorgen, damit diese ordentlich ihrer Wertschöpfung nachgehen kann. Damit räumen wir mit einem weiteren Cliché auf: das Finanzsystem kann kein kaufkräftiges Einkommen selber schöpfen. Die Erzeugung von Einkommen mit Kaufkraft benötigt die Kooperation einer Bank mit einer produktiven Unternehmung. Geld fliesst von der Bank weg und sogleich zu ihr zurück, Einkommen entsteht nur durch den realen, produzierenden Sektor.
Geld ist deswegen ein Aktivum-Passivum, ein Buchhaltungssatz. Die Produktion ruft das Einkommen ins Leben, und es resultiert eine Schuld des Unternehmens. Die Zerstörung des Einkommens erfolgt beim Konsum. Der Arbeiter nimmt sein Lohn vom Konto, bezahlt dem Unternehmer den Preis, der Unternehmer bezahlt damit seine Schuld zurück (während es in der Praxis den Anschein erweckt, dass ein solcher Transaktionsprozess über SWIFT oder CLS bis zu 60 Seukunden dauert, braucht es dafür logisch betrachtet 0 Zeiteinheiten) . Alle sind somit wieder auf null. Wenn alle ihre Schulden zurückbezahlen würden, wäre die Menge Einkommen wieder null.
Ohne Produktion also kein Geld.
Was ist Inflation? Inflation geschieht, wenn mehr Einkommen weniger Güter jagt. Wenn die Nummern auf den Banknoten an Kaufkraft verlieren. Aber wie ist das möglich?
Wenn ein Arbeiter ein Produkt zusammen setzt, bekommt er Lohn und die Firma einen Profit. Die gesamte Einkommensmenge misst den Wert seiner Produktion. Der Wert eines Gutes kann aber ökonomisch nur mit dem Preis des Gutes bewertet werden. Der Preis ist die soziale Ausdruck des Wertes. Das Gut, das der Arbeiter produziert hat, hat zur Schöpfung einer Nummer auf beiden Seiten der Bankbilanz geführt, die den Wert desselben Gutes misst. Man stelle sich das vielleicht so vor: Hühner legen jeden Tag Eier, und diese komischen Hühner legen mit jedem Ei gleichzeitig einen Massstab, der genau so lang ist wie das Ei selbst. Misst man nun die Länge sämtlicher Eier nach einem Jahr, so ist die addierte Länge natürlich genau gleich der Länge sämtlicher Massstäbe zusammen (egal in welcher Reihenfolge man die Massstäbe aneinander legt). Es ist logisch gesehen unmöglich, dass Ende Jahr diese Massstäbe länger sind, als die aggregierte Länge aller Eier. Natürlich sind in dieser Metapher die Eier die Güter, und die Massstäbe das Geld. Du hast jetzt recht, wenn du nun fragst, wie man die Länge eines Masstabes messen soll - man braucht dazu ja wieder einen Massstab. Dasselbe gilt beim Geld. Man kann Geld nicht unabhängig von Geld bewerten. Geld ist sozusagen das einzige Ding in der Ökonomie, das keinen Preis besitzt.
Beziehst du also Geld vom Automaten, so hat das Geld (die Nummer!) das Bankensystem nicht verlassen. Zwar fehlt deiner Geschäftsbank nun die Nummer. Aber Noten werden von der Zentralbank herausgegeben, und die Nummer deiner Note (das richtige Geld also) steht immer noch als Passivposten in der Bankbilanz der Nationalbank. Logisch betrachtet kann Geld also das nationale Bankensystem nicht verlassen. Finanztransaktionen über die Landesgrenze hinweg sind logisch betrachtet unmöglich.
Du hast, indem du eine Note in der Hand hältst, Anspruch auf eine Nummer in der Bankbilanz der Nationalbank. Geld auf deiner Hand ist eine Schuld von jemandem an dich. Die Note ist das Abbild der Nummer in der Bilanz. Natürlich kannst du diese Nummer aber nicht haben, und wieso auch? Eine Nummer hat keine physische Existenz. Sie ist bloss eine ordnende Idee. Wenn du nun dieses Geld aber ausgibst, so wird die Nummer in die Bilanz einer Geschäftsbank - derjenigen des Geschäfts, wo du eingekauft hast - verschoben. Gleichzeitig wird im Bankensystem als Ganzes dieses Geld zerstört. Verstanden?
Die Logik dieser Argumentation ist bestechend. Diejenigen, welche angesichts der Tief-Zins-Politik der Nationalbanken vor einer Hyperinflation warnen, welche durch die "geöffneten Geldschleusen" die Wirtschaft mit "billigem Geld fluten", sollen sich die simple Frage stellen: Wie gerät Geld in den Wirtschaftskreislauf? Und man wird stets antworten müssen: Durch die Finanzierung von Produktion. In einem Video der EZB für Wirtschaftsschüler wird erklärt, dass es ein Inflationsmonster gibt, welches mit Geld herum wirft und so die Preise steigen lässt. Das ist offensichtlich völlig falsch. Inflation kann man so nicht verstehen. Oder ist je ein Inflationsmonster der Nationalbank zu dir nach Hause gekommen und hat mit Banknoten um sich geworfen?