tag:blogger.com,1999:blog-13444720403272509312024-02-22T23:42:52.383-08:00Moderne Monetäre MakroökonomieEx Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.comBlogger30125tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-20727405064983041312013-11-24T02:23:00.002-08:002013-11-24T06:36:24.779-08:00Die Messung von WirtschaftswachstumWirtschaftswachstum bezeichnet die quantitative (und manchmal qualitative) Zunahme des Volumens produzierter Güter und Dienstleistungen zwischen zwei vergleichbaren Zeitperioden. Wenn beispielsweise 2012 insgesamt 10 Produkte-Einheiten und 2013 insgesamt 12 Produkte-Einheiten hergestellt wurden, betrug das Wirtschaftstachstum 2013 gerade 20%. Heute wird das Produktevolumen mit dem Bruttoinlandprodukt, dem BIP, gemessen. Dabei werden alle auf Gütermärkten getauschte, im Inland hergestellten Güter und Dienstleistungen, plus Bestandesänderungen, zum BIP dazugezählt.<br />
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Welche Probleme ergeben sich bei dieser Messmethode? Wie hinlänglich bekannt ist, werden Qualitätsveränderungen bei dieser Methode nicht wahrgenommen. Die produzierten Computer von 1980 bloss wertmässig zu vergleichen mit den produzierten Computern von 2013, erscheint komplett sinnlos. Um das Wachstum der Produktivität besser zu messen, müsste man ebenfalls Qualitätsunterschiede berücksichtigen. Das BIP kann aber qualitative Verbesserungen von Produkten nicht erfassen. Wenn 1990, sagen wir, 10 Millionen Handys hergestellt wurden und 2013, sagen wir, 500 Millionen Handys, wird das Wachstum an nützlichen Gütern massiv unterschätzt, da die Produktequalität in dieser Zeit massiv zugenommen hat.<br />
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Doch auch ohne diese Qualitätsveränderungen wäre das BIP ein schlechtes Mass für die Zunahme der wirtschaftlichen Tätigkeit. Ein einfaches Gedankenexperiment kann das verdeutlichen. Sagen wir, eine Kleiderfabrik erhöht dank einer neues Prozesskette den Output um 10%, bei gleichbleibender Beschäftigung. Alle 100 Angestellten erhalten jedoch weiterhin denselben Lohn, nämlich 100*CHF 4´000.- pro Monat. Der Wert der Kleider insgesamt, gemessen in Franken, hat sich nicht verändert. Der Lohn der Angestellten misst gerade die produzierten Kleider. Wenn nun dasselbe Lohnvolumen, nämlich CHF 400´000.-, 10% mehr Kleider-Einheiten misst, dann hat sich das BIP nicht verändert, obschon das Outputvolumen um 10% zugenommen hat. Kurz gesagt: Wenn Produktivitätszunahmen nicht an die Angestellten durch höhere Löhne weitergegeben werden, wird das BIP konstant bleiben trotz 10% Wirtschaftswachstum. Das BIP kann auch steigen bei wirtschaftlicher Stagnation. Damit ist das BIP ein sehr schlechter Massstab für Wirtschaftswachstum (die Inflation wird hier nicht berücksichtigt, ändert aber an der Analyse nichts).<br />
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Ökonomen messen, was sie beeinflussen wollen. Da heute der Fokus der Wirtschaftspolitik auf Wirtschaftswachstum liegt, wird der Veränderung des BIPs viel Aufmerksamkeit geschenkt. Dies, obwohl das BIP ein schlechter Massstab für wirtschaftliche Aktivität ist. Viel wichtiger als das Wirtschaftswachstum sind zwei Grössen: Das Wohlbefinden der Bevölkerung und die Arbeitslosigkeit.<br />
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<b>Wohlbefinden</b>. Spätestens seit einer Studie von Richard Easterlin (1974) wissen Ökonomen, dass Wirtschaftswachstum nur in armen Ländern zu höherem Wohlbefinden führt. Ab einem recht tiefen Einkommensniveau (laut Bruno S. Frey ab ca. USD 10´000 pro Jahr) stagniert das kollektive Glücksgefühl. In der Schweiz werden ca. 30% der Nahrungsmittel weggeworfen, gleichzeitig würden sehr viele Menschen gerne weniger arbeiten. Aus ökonomischer Sicht ist diese Situation hochgradig ineffizient. Tiefere Arbeitszeiten bei gleich viel Konsum wäre offensichtlich eine pareto-effiziente Situation, die problemlos möglich wäre, die durch die "Marktmechanismen" aber nicht gelöst wird. Anstatt eine effizientere Situation hervorzubringen, studieren junge, intelligente Menschen Marketing und überlegen sich in dieser Position Tag für Tag, wie man Produkte, die niemand will, vermarkten kann. Die Grösse des Marketing-Sektors an der gesamten Wirtschaft ist ein guter Indikator für die Überproduktion und die Irrationalität der Wirtschaft. Wenn mehr produziert wird, als Menschen wollen, und der Produkteabsatz von Unternehmen höher bewertet wird als die Freizeit von Menschen, fliessen Milliardenbeträge in die Feinsteuerung der Bedürfnisse. Diese Manipulation der Geschmäcker ist nicht nur volkswirtschaftlich ineffizient, sondern staatspolitisch fragwürdig. Wieso sollte sich ein Teil der Bevölkerung damit befassen, die Bedürfnisse der restlichen Bevölkerung mit suggestiven Werbeinhalten dem Produktekatalog der Unternehmen anzupassen? Produktion und Tausch besitzen keinen Selbstzweck, sie dienen der Bedürfnisbefriedigung. Das erwünschte Resultat der Bedürfnisbefriedigung ist Wohlbefinden. Ökonomen sollten sich deshalb vermehrt auf die Messung von Wohlbefinden konzentrieren.<br />
<br />
<b>Arbeitslosigkeit</b>. Ein Nebeneffekt von Wirtschaftswachstum ist die tiefe Arbeitslosigkeit. Dieser Zusammenhang ist jedoch theoretisch und empirisch fragwürdig. Die Länder mit dem tiefsten Wirtschaftswachstum in der OECD sind gleichzeitig die Länder mit der tiefsten Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig ist die These historisch falsch. Falls nur Wirtschaftswachstum die Arbeitslosigkeit verhindert, wären alle Gesellschaften ohne Geld und ohne Wachstum (und also ohne BIP) komplett arbeitslos gewesen, und die Menschheit könnte heute gar nicht existieren. Wenn Arbeitslosigkeit so wichtig ist, sollte man versuchen, diese besser zu erfassen. Via das BIP zu argumentieren ist theoretisch und empirisch fragwürdig.<br />
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<br />Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-34096733181091064592013-09-30T02:52:00.001-07:002013-10-18T04:08:15.040-07:00Die simpelsten vier Widersprüche in der neoklassischen Lehre* <i>Der schönsten Ökonomin der Welt gewidmet</i>.
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Der schönste Aspekt der aktuell dominanten Wirtschaftstheorie, der Neoklassik, ist, dass ihre Widersprüche nicht wirklich versteckt sind, sondern für alle Menschen mit Augen, Ohren und einem gesunden Verstand ersichtlich sind. Es werden hier keine Lösungen für die vorgestellten Widersprüche angeboten. Statt dessen beschränkt sich der Text darauf, auf unmittelbare Widersprüche in der herrschenden Lehre aufmerksam zu machen. Wer an weitergehenden Literatur interessiert ist, kann einen Kommentar hinterlassen.<br />
<br />
<b>Der erste Widerspruch: Vermischung von logischen Identitäten und Gleichgewichtsbedingungen</b>
<br />
<br />
In der heutigen Lehre wird Sparen und Investieren miteinander ins Verhältnis gesetzt durch das Konzept der logischen - oft auch "buchhalterischen" - Identität. Gleichzeitig wird postuliert, dass die zwei Grössen, S und I, Gleichgewichtsbedingungen sind. „Gleichgewichtsbedingung“ heisst, dass Sparen und Investieren nur unter gewissen Bedingungen auch tatsächlich gleich gross sind (=). In der herrschenden Lehre ist es der Zinsmechanismus, der dafür sorgen soll, dass das Angebot an Ersparnissen gerade der Nachfrage nach Ersparnissen entspricht. Falls also der Zinsmechanismus nicht spielt, sind S und I nicht gleich, sondern weichen voneinander ab.
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Es soll an dieser Stelle keine Rolle spielen, ob das nun stimmt oder nicht. Es soll lediglich darauf hingewiesen werden, dass neoklassische Ökonomen gleichzeitig postulieren, dass Sparen und Investieren logische Identitäten sind. Laut Neoklassik ist dies eine direkte Folge der buchhalterischen Idee der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (und der Zahlungsbilanz). Buchhalterische Identitäten können nicht voneinander abweichen, weil, wie immer wieder gesagt wird, sie die zwei Seiten derselben Münze darstellen. Schon der Erfinder des Konzepts der logischen Identitäten, John Maynard Keynes, hat beide Konzepte – Identitäten und Gleichgewichte – gleichzeitig bedient und somit zur allgemeinen Verwirrung enorm beigetragen. Manchmal schrieb er explizit, dass Sparen und Investieren niemals voneinander abweichen können (siehe General Theory, Seite 81). Andernorts schrieb er, dass dies nur unter Einhaltung der Gleichgewichtsbedingung so sei.
Der Widerspruch lässt sich also auf die folgende Form verkürzen: Neoklassiker behaupten, dass Sparen und Investieren immer gleich gross sind (S=I als Identität), und gleichzeitig sagen sie, dass Sparen und Investieren voneinander abweichen können (S=I als Gleichgewichtsbedingung).
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<br />
Viele Ökonomen seit Keynes haben diesen Widerspruch übrigens erkannt und versuchen das Problem mit "ex ante" und "ex post" Sparen und Investieren zu lösen. Vor dem Sparen und Investieren (ex ante) weichen die Grössen voneinander ab (Ungleichgewicht möglich). Nach dem Sparen und Investieren (ex post) sind die Grössen identisch. Das logische Problem ist hier noch simpler: Vor dem Sparen und Investieren (ex ante) existieren weder Ersparnisse noch Investitionen, die man miteinander ins Verhältnis setzen könnte. Es sind bloss mentale Konzepte. Erst wenn gespart wurde, und also Ersparnisse existieren, macht es Sinn, von Ersparnissen zu sprechen. Man könnte den Widerspruch wie folgt formulieren: Ökonomen sagen, Ersparnisse und Investitionen existieren, welche noch gar nicht existieren.
<br />
<br />
<b>Der zweite Widerspruch: Die zirkuläre Entstehung von Einkommen</b>
<br />
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Neoklassische Ökonomen postulieren, indem sie auf die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung verweisen, dass Einkommen = Output gilt (dies wird widersprüchlicherweise manchmal als logische Identität interpretiert, manchmal als Gleichgewichtsbedingung, siehe oben). Nehmen wir einmal an, dass dies stimmt (wobei es hier nicht wichtig ist, ob es sich dabei um Identitäten oder Gleichgewichtsbedingungen handelt). Falls dem so wäre, folgt daraus notwendigerweise, dass neues Einkommen zusammen mit neuem Output entsteht (sonst wäre das Gleichheitszeichen bedeutungslos). Wie entsteht neuer Output? Natürlich durch Produktion, welche in der Neoklassik mit der Cobb-Douglas-Produktionsfunktion modelliert wird. Doch wann wird Output wieder zerstört? Wenn Output bloss immer zunimmt durch Produktion, aber nie zerstört wird, würde sich der Output unendlich auftürmen, und die Identität Output = Einkommen würde definitiv nicht stimmen. Der angesehene neoklassische Ökonom Sidney Alexander lieferte 1952 (S. 265) die Antwort: "For brevity, the taking of goods and services off the market will be referred to here as absorption". Sprich, der Konsum von Output führt zu seiner Zerstörung. Der Konsum von Output (sprich die Zerstörung von Output) muss dann aber auch Einkommen zerstören, damit die Identität immer stimmt. Diese zwei Aussagen folgen direkt aus der ersten Aussage, dass Output und Einkommen in einer Volkswirtschaft gleich gross sind.
Statt dessen wird die Entstehung und die Zerstörung von Einkommen einfach nicht erklärt. Gemäss herrschender Lehre werden bestehende Einkommen transferiert auf dem Arbeitsmarkt durch die Lohnzahlung und auf dem Gütermarkt durch Konsumzahlung. So kann jedoch lediglich erklärt werden, wie bestehende Einkommen konserviert bleiben. Es kann nicht erklärt werden, wie neue Einkommen entstehen oder alte zerstört werden. Wie kann aber das Outputniveau ständig schwanken, wenn gleichzeitig die Entstehung und Zerstörung von neuem Einkommen nicht erklärt wird? Wie können Ökonomen dann gleichzeitig postulieren, Output und Einkommen seien immer gleich gross?
<br />
<br />
Der Widerspruch lässt sich hier auf die folgende Form reduzieren: Laut Neoklassik sind Output und Einkommen immer gleich gross (laut volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung). Gleichzeitig wird postuliert, dass verfügbarer Output ständig schwankt durch Produktion (+) und Konsum (-), Einkommen aber immer bloss "im Kreis herum" transferiert wird.
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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Randnotiz: Der Einkommensmultiplikator, eine absurde Theorie, beruht auf diesem Widerspruch. Der Einkommensmultiplikator basiert auf zwei unausgesprochenen Hypothesen: 1. Der Konsum von Einkommen führt zur Konservierung dieses Einkommens. 2. Ersparnisse üben keine Nachfrage aus. Bricht eine dieser zwei Hypothesen zusammen, dann bricht auch die Multiplikatortheorie zusammen. Beide Hypothesen sind widersprüchlich. Würde der Konsum von Einkommen zur Konservierung desselben Einkommens führen, dann wäre die Identität Output = Einkommen nicht korrekt. Somit wäre die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung grundfalsch. Würden zweitens Ersparnisse nicht zu einer Nachfrage führen, dann wäre die neoklassische Gleichung S=I falsch. Ersparnisse werden ja gemäss neoklassischer Theorie investiert, und Investitionen üben selbstverständlich eine Nachfrage aus. Somit bricht die Multiplikatorentheorie zusammen.
<br />
<br />
<b>Der dritte Widerspruch: Die Nicht-Definition von Inflation</b>
<br />
<br />
Ökonomen definieren Inflation gemeinhin wie folgt: Inflation ist 1) ein genereller Preisanstieg und 2) ein Kaufkraftverlust von Geld. Die zwei Definitionen werden synonym verwendet. Gleichzeitig sagen Ökonomen, dass nicht jeder generelle Preisanstieg inflationär sei. Doch wenn nicht jeder generelle Preisanstieg inflationär ist, dann haben wir ein substanzielles Problem mit der Definition.
<br />
<br />
Bei Mehrwertsteuererhöhungen oder höheren Ölpreisen aus dem Ausland steigen die Preise im Inland (= genereller Preisanstieg). Es ist absurd, zu behaupten, dass dieser generelle Preisanstieg einer Entwertung der Währung zu verdanken ist. Ein höherer Preis für ausländisches Öl verändert das Verhältnis von nationalen Produkten und nationaler Währung ganz sicher nicht. Dasselbe gilt für die Mehrwertsteuer, welche lediglich zu einer Umverteilung der Kaufkraft führt, bestimmt nicht zu einem Kaufkraftverlust.
<br />
<br />
Der unmittelbare Widerspruch ist der folgende: Ökonomen sagen, dass ein genereller Preisanstieg die Inflation definiert. Gleichzeitig sagen sie, dass nicht jeder generelle Preisanstieg inflationär ist.
<br />
<br />
Laut neoklassischen Ökonomen ist die Ursache von Inflation ein Missverhältnis von nationaler Geldmenge und nationalem Output. Das bedeutet aber umgehend, dass das Konzept der "importierten" Inflation in sich widersprüchlich ist, da es dabei um das Wertverhältnis zwischen nationalem Geld und ausländischen Produkten geht. Wenn dieses Verhältnis gestört wird (z.B. wegen der Ölpreispolitik der OPEC), dann hat das zwar höhere Preise im Inland zur Folge. Diese höhere Preise sind aber per Definitionem nicht wegen einem Missverhältnis zwischen nationalem Output und nationaler Geldmenge entstanden.
<br />
<br />
Ausserdem ist die Kosteninflationstheorie (cost push inflation) offensichtlich absurd. Wenn die Löhne steigen, dann steigt das verfügbare Einkommen und simultan (durch dieselbe Aktion, sprich die Lohnzahlung) der numerische Wert der Güter und Dienstleistungen, da die Lohnzahlung ja gerade den Wert in Geldeinheiten misst. Es entsteht also unmöglich ein Ungleichgewicht zwischen Geldmenge und Output, wenn die Löhne steigen. Statt dessen handelt es sich um eine reine Kaufkraftverschiebung. Mit dem gleichen Recht könnte man übrigens argumentieren, dass Inflation entsteht, wenn alle Unternehmen zusammen ihre Gewinnmargen erhöhen, bei gleichbleibenden Löhnen. Auch das wäre eine absurde Aussage, welche aber interessanterweise nicht gemacht wird, obzwar sie der gleichen Logik entspringt wie die Kosteninflation.
<br />
<br />
<b>Der vierte Widerspruch: Geld als wertvolles Gut</b>
<br />
<br />
In einer Zeit völlig digitalisierter Währungen machen sich Ökonomen noch immer lustig über sich selbst, indem sie Geld in ihren Modellen als wertvolles Gut behandeln und umschreiben. Gleichzeitig sagen dieselben Ökonomen, dass das BIP der Wert aller Güter und Dienstleistungen sei, welche innerhalb eines Jahres in einem Land produziert werden.
<br />
<br />
Wenn Ökonomen sich nicht schon längst von der Logik verabschiedet hätten, wäre ihnen bewusst, dass sie sich damit direkt widersprechen. Wäre Geld ein wertvolles Gut, müsste man jede Geldmengenerhöhung zum BIP dazurechnen – ein absurdes Vorgehen, welches Adam Smith bereits 1776 ausschloss. Indem Ökonomen aber die Geldmenge nicht zum BIP dazurechnen, geben sie implizit zu, dass Geld kein Gut ist und somit auch keinen ökonomischen Wert hat.
<br />
<br />
Der unmittelbare Widerspruch ist der folgende: Ökonomen behaupten, Geld sei ein wertvolles Gut. Gleichzeitig behandeln sie es wie ein wertloses Vehikel, indem sie es aus dem BIP ausschliessen.
Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com8tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-82130245039562502072013-01-19T09:42:00.001-08:002013-01-22T00:39:46.857-08:00TARGET2-Ungleichgewichte: Eine buchhalterische Erklärung<style>
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<br />
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Seit die Gründerväter
der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) im März 1957 die Römischen
Verträge unterschrieben, ist die Schaffung einer einheitlichen europäischen
Währung ein explizites Ziel. 1962 forderte eine Kommission der EWG dazu auf,
Wege zu erkunden, auf denen die monetäre Integration der ersten Mitgliedstaaten
möglich wäre. Nach langer Debatte des wirtschaftlichen Fachpublikums gelangte
man zu einer Art Konsens: Monetäre Integration kann geschehen, nachdem sich
nominelle Grössen wie Zinsen, Inflation, Wechselkurse und Staatshaushalt
zwischen den Mitgliedsländer ausgeglichen haben. Dieser Ansicht der graduellen
Anpassung zwischen Volkswirtschaften lag die Vorstellung zugrunde, dass es
keinen essentiellen Unterschied gebe zwischen einem fixen Wechselkurs-Regime
und einem einheitlichen Währungsraum. Diese Ansicht wurde im Werner Report von
1970 explizit zum Ausdruck gebracht. </span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Seither hat sich,
basierend auf den theoretischen Überlegungen monetärer Ökonomen, die
Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) herausgebildet. Der Euro hat
nationale Währungen innerhalb der EWWU abgelöst. TARGET, respektive die neue
Version TARGET2, ist die Bezeichnung der Zahlungssysteminfrastruktur zwischen
den teilnehmenden Staaten, welche allesamt Echtzeit-Zahlungssysteme benützen
(RTGS). Täglich werden über TARGET2 Zahlungen im Umfang von ca. EUR 2.5
Billionen abgewickelt (Januar 2013).</span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Während zu Beginn der
Währungsunion das Zahlungssystem TARGET noch dezentral betrieben wurde, werden
Zahlungen zwischen Banken seit November 2007 mit TARGET2 zentral innerhalb der <i>Single Shared Platform</i> (SSP) ausgeführt.
Die Zentralbanken in Italien, Deutschland und Frankreich betreiben gemeinsam
diese zentral geführte Zahlungsplattform. Das bedeutet, dass jede
zwischenstaatliche Zahlung, welche an TARGET2 geschickt wird, durch die SSP
abgewickelt wird. <b>Wie die Europäische
Zentralbank in ihren Dokumenten offenlegt, ist TARGET2 jedoch kein
multilaterales Zahlungssystem</b>. Statt dessen agiert jede einzelne nationale
Zentralbank des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESCB) als eigenständige
Settlement-Partei und wickelt Zahlungen bilateral mit anderen Zentralbanken ab.
Zitieren wir von der Website der Deutschen Bundesbank: </span></div>
<div class="MsoNormal">
<i><span lang="DE-CH" style="color: black;">„Fließen beispielsweise einer über die Bundesbank an
TARGET2 teilnehmenden Bank Gelder aus dem Ausland zu, führt dies bei der
Bundesbank zu Verbindlichkeiten gegenüber dieser Bank (etwa durch Gutschrift
des Betrages auf deren Girokonto). Im Gegenzug entsteht eine Forderung der
Bundesbank in gleicher Höhe gegenüber der sendenden nationalen Zentralbank.
Diese wiederum belastet das Konto der sendenden Geschäftsbank.“</span></i></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Zwischenstaatliche
Zahlungen innerhalb der EWWU werden also nicht, wie man das in einem homogenen
Währungsraum vermuten würde, über zentral verwaltete Girokonten bei der EZB
abgewickelt. <b>Statt dessen unterhält jede
Zentralbank bilaterale Beziehungen mit jeder einzelnen anderen nationalen
Zentralbank und wickelt Zahlungen mit dieser ab</b>. Wir können das Europäische System der Zentralbanken (ESZB), welches auf bilateralen Settlement-Beziehungen zwischen Nationalen Zentralbanken (NZB) beruht, wie folgt schematisch darstellen.</span><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKZX-4E51wPDohyEvpGErRkT3gc7gixtsYlZ69kGdKYhnPAOzB0dmgdLuxx1U3u66NxYzyDyIeNfcZGI3nwDQt5cRoRKUZX6uHEKOsK1Ob36KT4b-L53WO_YN3sb6R1kBPpFP4eHkNeAQZ/s1600/ESCB-1+%2528verschoben%2529.tiff" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKZX-4E51wPDohyEvpGErRkT3gc7gixtsYlZ69kGdKYhnPAOzB0dmgdLuxx1U3u66NxYzyDyIeNfcZGI3nwDQt5cRoRKUZX6uHEKOsK1Ob36KT4b-L53WO_YN3sb6R1kBPpFP4eHkNeAQZ/s320/ESCB-1+%2528verschoben%2529.tiff" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das heutige, bilaterale Europäische System der Zentralbanken (ESZB), welches zu TARGET2-Ungleichgewichten führt.</td></tr>
</tbody></table>
<span lang="DE-CH" style="color: black;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">In dieser Darstellung wird ersichtlich, dass Zahlungen von Nicht-Banken <i>innerhalb</i> der Mitgliedsländer über die nationalen Geschäftsbanken (schwarz) und Zentralbanken (orange) abgewickelt werden. Zahlungen zwischen den Mitgliedsländern werden nicht über die EZB, sondern bilateral zwischen den nationalen Zentralbanken abgewickelt.</span><br />
<br />
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Vergleichen wir dieses
Vorgehen kurz mit der Abwicklung einer Zahlung innerhalb eines homogenen
Währungsraums, z.B. der Schweiz. Jede Schweizer Geschäftsbank muss ein
Girokonto bei der SNB besitzen, welches ein Guthaben der Geschäftsbank
gegenüber der Zentralbank darstellt. Bezahlt ein Kunde einer Bank einem Kunden
einer anderen Bank einen beliebigen Geldbetrag, so wird das Bankdepot des Käufers
von seiner Bank belastet, und dieselbe Bank schickt die Zahlungsinformation an
die Bank des Verkäufers. Letztere Bank schreibt ihrem Kunden einen Geldbetrag
gut und notiert sich dafür eine Forderung gegenüber der ersten Bank auf der
Aktivseite. Als Folge der Zahlung zwischen den Kunden ist eine Bank bei
der anderen verschuldet. Die
endgültige Abwicklung dieser Zahlung kann erst erfolgen, wenn die zwei Banken
ihr Schuldverhältnis ausgleichen durch eine entsprechende Gut-, respektive
Lastschrift <i>durch die Zentralbank</i> auf
ihrem Girokonto. Da alle Banken der Schweiz an dieses <b>multilaterale System von Girokonten</b> angeschlossen sind und jeder
Ausgleich von Schuldverhältnissen zwischen zwei Geschäftsbanken in Form von
Gut- und Lastschriften der Zentralbank geschieht, handelt es sich bei der
Schweiz um einen homogenen Währungsraum. Das bedeutet, dass ein Guthaben eines
Bankkunden gegenüber der Raiffeisen Bank nicht unterscheidbar ist von einem
Guthaben gegenüber der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Sie sind perfekt
austauschbar.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Das Zahlungssystem des
Euroraums funktioniert nicht so. So heisst es in den Unterlagen der EZB (eigene
Übersetzung):</span></div>
<div class="MsoNormal">
<i><span lang="DE-CH" style="color: black;">„Sobald die sendende nationale Zentralbank die Gültigkeit
einer Zahlungsinformation und die Verfügbarkeit von genügend Guthaben oder
einer ausreichenden Kreditlimite geprüft hat, wird die Zahlungssumme endgültig
und sofort vom RTGS-Konto der auftraggebenden Kreditinstitution abgezogen und
dem Interlinking-Konto der bezahlten Bank gutgeschrieben.“</span></i></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Das sogenannte
„Interlinking-Konto“ ist ein Konto, welches jede nationale Zentralbank besitzt
und nationale RTGS-Zahlungssysteme zusammenschliesst, damit Zahlungen zwischen
Mitgliedsstaaten ausgeführt werden können. Nachdem alle Kontrollen ausgeführt
worden sind, belastet die empfangende Nationalbank das Interlinking-Konto der sendenden
Zentralbank und versendet eine Bestätigung an die sendende Zentralbank oder der
EZB. Die EZB selbst ist ebenfalls an dieses System angeschlossen und kann
dadurch andere Zentralbanken bezahlen oder durch sie bezahlt werden. Die EZB
agiert jedoch nicht als zentrale Settlement-Institution zwischen nationalen
Zentralbanken. </span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Gehen wir von einem
konkreten Fall aus, damit diese abstrakten Ausführungen in einen realistischen
Kontext gestellt werden. Nehmen wir an, die griechische Regierung kauft
Maschinen von einer privaten Unternehmung aus Deutschland für EUR 1 Million.
Diese Zahlung führt zu einer Belastung des Griechischen Schatzamtes durch die
griechische Zentralbank. Ihr Gegenpart, sprich die Deutsche Bundesbank, erhält
dafür via TARGET2 eine Gutschrift. Zeigen wir das Resultat der Transaktion
mittels Bilanzen der griechischen und Deutschen Zentralbanken. Wir halten dabei
die Tabula Rasa Bedingung ein, um logische Scheinbeweise zu umgehen: Vor der
Transaktion waren die Bankbilanzen also leer.</span></div>
<table border="0" cellpadding="0" cellspacing="0" class="MsoTableGrid" style="border-collapse: collapse;">
<tbody>
<tr>
<td colspan="4" style="padding: 0cm 5.4pt; width: 460.3pt;" valign="top" width="460"><div align="center" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<b><span lang="DE-CH" style="color: black;">Griechischen Nationalbank</span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="2" style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 230.15pt;" valign="top" width="230"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<i><span lang="DE-CH" style="color: black;">Aktiven</span></i></div>
</td>
<td colspan="2" style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 230.15pt;" valign="top" width="230"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm; text-align: right;">
<i><span lang="DE-CH" style="color: black;">Passiven</span></i></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 147.15pt;" valign="top" width="147"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">(1) Kredit an griechisches Schatzamt</span></div>
</td>
<td style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 83pt;" valign="top" width="83"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">EUR 1 Mio.</span></div>
</td>
<td style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 158pt;" valign="top" width="158"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">(2) Schuld ggü. Bundesbank</span></div>
</td>
<td style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 72.15pt;" valign="top" width="72"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">EUR 1 Mio.</span></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="2" style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 230.15pt;" valign="top" width="230"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
</td>
<td colspan="2" style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 230.15pt;" valign="top" width="230"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="4" style="padding: 0cm 5.4pt; width: 460.3pt;" valign="top" width="460"><div align="center" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<br /></div>
<div align="center" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<b><span lang="DE-CH" style="color: black;">Deutsche Bundesbank</span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="2" style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 230.15pt;" valign="top" width="230"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<i><span lang="DE-CH" style="color: black;">Aktiven</span></i></div>
</td>
<td colspan="2" style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 230.15pt;" valign="top" width="230"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm; text-align: right;">
<i><span lang="DE-CH" style="color: black;">Passiven</span></i></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 147.15pt;" valign="top" width="147"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">(3) Guthaben ggü. griechischer Zentralbank</span></div>
</td>
<td style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 83pt;" valign="top" width="83"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">EUR 1 Mio.</span></div>
</td>
<td style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 158pt;" valign="top" width="158"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">(4) Schuld gegenüber der Bank des Exporteurs</span></div>
</td>
<td style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 72.15pt;" valign="top" width="72"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">EUR 1 Mio.</span></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="2" style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 230.15pt;" valign="top" width="230"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
</td>
<td colspan="2" style="border: currentColor; padding: 0cm 5.4pt; width: 230.15pt;" valign="top" width="230"><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
</td>
</tr>
</tbody></table>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Die griechische
Nationalbank gewährt der griechischen Regierung einen Kredit, welchen sie als
Guthaben gegenüber derselben Regierung festhält (1). Dafür verschuldet sich
dieselbe Nationalbank gegenüber der Deutschen Bundesbank (2). Die Deutsche
Bundesbank notiert dieses Guthaben auf ihrer Aktivseite (3) und vermerkt dafür
eine Schuld gegenüber der Bank des Exporteurs (4). </span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Halten wir nun drei
Dinge fest. </span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpFirst" style="text-indent: -18pt;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">1.<span style="-moz-font-feature-settings: normal; -moz-font-language-override: normal; font-family: "Times New Roman"; font-size-adjust: none; font-stretch: normal; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: normal;">
</span></span><span lang="DE-CH" style="color: black;">Sowohl Importeur
wie auch Exporteur haben keine Forderungen oder Verbindlichkeiten mehr untereinander.
Das heisst...</span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="margin-left: 72pt; text-indent: -18pt;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">a.<span style="-moz-font-feature-settings: normal; -moz-font-language-override: normal; font-family: "Times New Roman"; font-size-adjust: none; font-stretch: normal; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: normal;">
</span></span><span lang="DE-CH" style="color: black;">der
Exporteur aus Deutschland hat eine Gutschrift im Umfang von EUR 1 Mio.
erhalten,</span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="margin-left: 72pt; text-indent: -18pt;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">b.<span style="-moz-font-feature-settings: normal; -moz-font-language-override: normal; font-family: "Times New Roman"; font-size-adjust: none; font-stretch: normal; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: normal;">
</span></span><span lang="DE-CH" style="color: black;">der
Importeur aus Griechenland (also die Regierung) ist für EUR 1 Mio. belastet
worden.</span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="text-indent: -18pt;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">2.<span style="-moz-font-feature-settings: normal; -moz-font-language-override: normal; font-family: "Times New Roman"; font-size-adjust: none; font-stretch: normal; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: normal;">
</span></span><span lang="DE-CH" style="color: black;">Zwischen
den Währungsräumen Deutschland und Griechenland besteht weiterhin eine ungetilgte
Schuld im Umfang von EUR 1 Mio. </span></div>
<div class="MsoListParagraphCxSpLast" style="text-indent: -18pt;">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">3.<span style="-moz-font-feature-settings: normal; -moz-font-language-override: normal; font-family: "Times New Roman"; font-size-adjust: none; font-stretch: normal; font-style: normal; font-variant: normal; font-weight: normal; line-height: normal;">
</span></span><span lang="DE-CH" style="color: black;">Griechenland
<i>als Währungsraum</i> hat für die Maschine
noch nicht bezahlt.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Aussage drei mag auf
den ersten Blick erstaunen, kann jedoch nicht ernsthaft bezweifelt werden, wenn
wir uns die Zahlungsmittelfunktion von Geld vergegenwärtigen. Geld ist ein
Zahlungsmittel. Eine Bezahlung führt definitionsgemäss zur <i>Tilgung</i> einer Schuld. In unserem Beispiel wird die Schuld zwischen
Deutschland und Griechenland jedoch nicht getilgt, sondern lediglich <i>bestätigt</i>. Aus mikroökonomischer Sicht,
sprich aus der Sicht des Exporteurs und des Importeurs, ist die Bezahlung zwar
tatsächlich endgültig, es existiert keine weitere Forderung (resp. Schuld)
zwischen den Parteien. Aus makroökonomischer Sicht wurde die Schuld jedoch noch
nicht getilgt, sondern lediglich in Form eines Bucheintrags bestätigt. Das
Guthaben der Deutschen Bundesbank erscheint nun als TARGET2-Guthaben auf der
Aktivseite der Deutschen Bundesbank und stellt ein erhebliches Risiko im Fall
eines Staatsbankrotts dar. </span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Nun kann zu Recht
eingewendet werden, dass die Verbindlichkeiten und Forderungen am Ende jedes
Geschäftstages gemäss einem Abkommen der Teilnehmerstaaten an die EZB geschickt
werden müssen, wo sie untereinander ausgeglichen werden. Das ist korrekt,
jedoch resultieren aus den Netto-Importen und Netto-Exporten zwischen Währungsräumen
TARGET2-Salden, welche nicht ausgeglichen werden. Bestätigen wir das mit einem
erneuten Zitat der Deutschen Bundesbank: </span></div>
<div class="MsoNormal">
<i><span lang="DE-CH" style="color: black;">„Die bei den nationalen Zentralbanken entstehenden
Forderungen und Verbindlichkeiten aus einer über den Tag anfallenden Vielzahl
solcher Transaktionen gleichen sich normalerweise nicht vollständig aus. Am
Ende des Geschäftstages verbleibende Forderungen und Verbindlichkeiten aller an
TARGET2 teilnehmenden nationalen Zentralbanken werden gemäß einem Abkommen im
Eurosystem an die EZB übertragen und dort saldiert. Die so entstehenden
TARGET2-(Netto)-Salden sind demnach das Ergebnis der grenzüberschreitenden
Verteilung von Zentralbankgeld innerhalb der dezentralen Struktur des
Eurosystems. Der TARGET2-Saldo in der Bundesbankbilanz geht also im
Wesentlichen auf grenzüberschreitende Transaktionen zurück, die Banken
betreffen, welche über die Bundesbank an TARGET2 teilnehmen (...).“</span></i></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Während also Importe
endgültig bezahlt werden können, <i>wenn</i>
dafür entsprechende Exporte getätigt werden, führen <i>Netto</i>-Exporte, resp. –Importe (vor allem von Produkten und
Wertpapieren) zu TARGET2-Salden zwischen Währungsräumen. Die Deutsche
Bundesbank besass z.B. am 31.12.2012 Forderungen im Umfang von über EUR 655
Mrd.. Das entspricht ca. einem Viertel des Bruttoinlandprodukts Deutschlands.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Wieso ist dieser Mangel
in der europäischen Zahlungssystemarchitektur vor 2009 niemandem aufgefallen?
Das hat erstens damit zu tun, dass sich Ökonomen bis heute nicht für
Zahlungssysteme interessieren. Ökonomen gehen bis heute axiomatisch davon aus, dass Geld
eine Art physische Ware ist, welche von der Zentralbank „aus dem Nichts“
geschaffen werden kann und dann „in der Wirtschaft zirkuliert“. Banken kommen
in ihren Modellen selten vor. Die buchhalterische Natur von Geld wird in
ökonomischen Modellen bis heute nicht respektiert. Ökonomen arbeiten heute ausserdem
praktisch ausschliesslich mit infinitesimalen Modellen. Zahlungen können jedoch
nicht mit Formeln, sondern müssen mit buchhalterischer Logik analysiert werden.
Zweitens hat es damit zu tun, dass vor 2009 TARGET2-Ungleichgewichte aufgrund
von Netto-Importen von Ländern wie Griechenland neutralisiert wurden durch deren
äquivalente Netto-Exporte von Wertschriften. Somit wurden die Güter und
Dienstleistungen aus Deutschland „bezahlt“ mit Wertschriften (v. a.
Staatsanleihen) aus Griechenland. Im Zuge der Euro-Krise nahm die Nachfrage
nach solchen Wertschriften ab, wodurch die TARGET2-Ungleichgewichte entstanden.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<b><span lang="DE-CH" style="color: black;">Zur Lösung des Problems</span></b></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Nun, da wir das Problem umrissen haben, erscheint die Lösung nicht mehr ausser Reichweite. Der Euroraum hat
zwei Möglichkeiten, wie er sein Zahlungssystem TARGET2 drastisch verbessern
kann. Beide Lösungen würden dazu führen, dass internationale Zahlungen <i>endgültig</i> werden, was nichts anderes
bedeutet, als dass Geld seine eigentliche Zahlungsmittelfunktion auch für
Zahlungen <i>zwischen</i> Währungsräumen erlangt.
Heute führen „Zahlungen“ von Netto-Importen zwischen Währungsräumen des
Euroraums, - wiederholen wir das noch einmal - nicht dazu, dass die Obligation
getilgt wird. Statt dessen werden die Verbindlichkeiten und Forderungen
zwischen Währungsräumen <i>bestätigt</i>,
weshalb es sich bei Transaktionen zwischen Mitgliedern des Euroraums heute um
Nicht-Zahlungen handelt. Wäre der Euro die gemeinsame, homogene Währung der Eurozone, würde jede Bezahlung mit Euros zur Tilgung der zugrunde liegenden Schuld führen. Dies ist jedoch heute bei Netto-Exporten nicht der Fall. Man kann deshalb tatsächlich nicht von „<i>einem“ Euro</i> sprechen, sondern müsste von 17 unterschiedlichen Euros
sprechen, welche allesamt gleich heissen und einen festen Wechselkurs 1:1
vorweisen. Da jedoch Griechenland „als Ganzes“ nicht mit Schuldverschreibungen
griechischer Banken (= griechische Euros) Schulden gegenüber Deutschland
endgültig tilgen kann – sondern dafür zuerst Deutsche Euros auftreiben muss –
sind die zwei Währungen heterogen. Beide Lösungen verlangen nach einer EZB, welche als supranationale Settlement-Institution agiert. Das bedeutet, dass Zahlungen zwischen Mitgliedstaaten über die EZB als zentrale Settlement-Institution abgewickelt werden müssen. Schematisch würde das Europäische System der Zentralbanken sodann wie folgt aussehen.</span><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheJoJpm5XVRfmwHxKMYTrXflV58Pbl-flgX9WPTdqvhPyUYbjYFSiC_CJ3P-b339kMI9BaP2dckq8aRe6tpP4ts0szDF-_aT87nM88hayyaAYdo60-30S25WMr8_VQzwQEtlXdXBcgRm9S/s1600/ESCB-2+%28verschoben%29.tiff" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheJoJpm5XVRfmwHxKMYTrXflV58Pbl-flgX9WPTdqvhPyUYbjYFSiC_CJ3P-b339kMI9BaP2dckq8aRe6tpP4ts0szDF-_aT87nM88hayyaAYdo60-30S25WMr8_VQzwQEtlXdXBcgRm9S/s320/ESCB-2+%28verschoben%29.tiff" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das zukünftige Europäische System der Zentralbanken mit der EZB als zentrale Settlement-Institution</td></tr>
</tbody></table>
<span lang="DE-CH" style="color: black;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal">
<b><span lang="DE-CH" style="color: black;">Erste Lösung: Alle Länder des Euroraums erhalten eine
wirklich homogene Währung - den Euro - und die EZB wird eine wirkliche
Settlement-Institution für nationale Zentralbanken.</span></b></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Hierfür ist es nötig,
dass jede nationale Zentralbank bei der EZB ein Girokonto eröffnet und dabei
sicherstellt, dass genügend Guthaben darauf vorhanden sind. Als Vorbild dient
hierzu die bereits existierende Regelung innerhalb homogener Währungsräume,
also z.B. innerhalb Deutschlands oder Frankreichs. Jede Zahlung zwischen
Währungsräumen würde innerhalb dieses TARGET3-Zahlungssystems in Echtzeit
abgewickelt. Die EZB wäre somit eine übergeordnete Settlement-Institution,
welche die Girokonten der partizipierenden Nationalbanken mittels EZB-Geld
erhöhen oder senken würde. TARGET-Ungleichgewichte würden somit nicht mehr
entstehen und die monetäre Vereinigung des Euroraums wäre (erst dann) Realität.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<b><span lang="DE-CH" style="color: black;">Zweite Lösung: Jedes EU-Land erhält seine nationale Währung
zurück und die EZB fungiert als Settlement-Institution für
Aussenhandelsungleichgewichte.</span></b></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Diese Lösung würde
verlangen, dass Netto-Importe von Gütern oder Dienstleistungen eines Landes am
Ende des Geschäftstages neutralisiert werden mit entsprechenden Exporten von
Wertschriften (Aktien oder Obligationen). Dies kann auf bilateraler oder
multilateraler Basis geschehen. Die Forderungen und Verbindlichkeiten
nationaler Zentralbanken würden hierbei laufend bei der EZB hinterlegt. Am Ende
jedes Geschäftstages würde die EZB die Forderungen des einen Landes benützen,
um damit Eigentumsrechte an Wertschriften des verschuldeten Landes zu kaufen,
nach Berücksichtigung des offiziell geltenden Wechselkurses. Die EZB würde
hierdurch zur Endgültigkeit von zwischenstaatlichen Zahlungen verhelfen. Jeder
Netto-Export von Produkten eines Währungsraums würde am gleichen Tag
kompensiert durch Netto-Importe von Wertschriften. Die Anhäufung von
Fremdwährungen in nationalen Bankbilanzen aufgrund von
Handelsbilanzungleichgewichten würde hierdurch verhindert. <i>Das hätte ebenfalls die Folge, dass Wechselkursschwankungen effektiv
abgeschafft würden.</i> Ausschliesslich Devisentransaktionen führen zu
Veränderung von Wechselkursen. Diese neue Regelung würde dazu führen, dass
Währungen nicht mehr wie Tauschobjekte gehandelt, sondern einzig als Zahlungs<i>mittel </i>verwendet würden – was bekanntermassen
ihrer Natur entspricht. Somit könnten Unternehmen ihre Planungssicherheit
dramatisch erhöhen ohne unter den negativen Konsequenzen eines einheitlichen
Währungsraums zu leiden.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<b><span lang="DE-CH" style="color: black;">Quellen: </span></b></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Rossi, S. (2012) <i>The monetary-structural origin of TARGET2
imbalances across Euroland</i>, in Modern Monetary Macroeconomics, Gnos, C. and
Rossi, S. (Eds.), Cheltenham: Edward Elgar.</span></div>
<div class="MsoNormal">
<span lang="DE-CH" style="color: black;">Deutsche Bundesbank,
Target2-Saldo. Gefunden auf:
http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Standardartikel/Kerngeschaeftsfelder/Unbarer_Zahlungsverkehr/target2_saldo.html</span></div>
Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com57tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-17436036654161231302012-08-29T10:01:00.002-07:002012-08-29T10:01:19.244-07:00AbwesenheitLaut Blog-Statistik habe ich eine Handvoll treue Leser, was mich sehr freut. Ich habe seit längerer Zeit nichts mehr auf diesem Blog geschrieben, da ich mit anderen Dingen beschäftigt war. Unter anderem erscheint in Kürze ein Papier von mir über Geldtheorie in einem Britischen Wirtschaftsjournal. Wenn du am Papier interessiert bist, kannst du mir eine Email senden und ich schicke es dir: economicsquiz@gmail.comEx Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-71486686016387176682012-07-05T12:54:00.003-07:002013-01-20T02:26:01.280-08:00Offener Brief an Mario Montihttp://www.quantum-macroeconomics.info/Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-26582580081933620242011-11-30T01:11:00.002-08:002012-12-02T02:06:06.150-08:00Monetäre Makroökonomie und InfinitesimalrechnungDas vorherrschende Denkmuster, welches neoklassischen Ökonomen so vertraut und selbstverständlich ist, dass sie es nicht einmal als Denkmuster erkennen, ist die Annahme einer infinitesimalen ökonomischen Realität. Das bedeutet, dass alle ökonomischen Phänomene verstanden werden <i>qua</i> mathematische Funktionen, wobei je nach Modell einige Grössen als gegeben (exogen), andere als variabel (endogen) erscheinen. Dieses Denkmuster verbindet beinahe alle ökonomischen Denkschulen: Monetaristen und Keynesianer, Post-Keynesianer und Österreichische Nationalökonomen. Aussagen solcher Ökonomen weisen die folgende Logik auf:<br />
<br />
<ul>
<li>Die nachgefragte Menge ist eine <b>Funktion</b> des Preises </li>
<li>Sparen ist eine <b>Funktion</b> des Zinssatzes</li>
<li>Inflation ist eine <b>Funktion</b> der Geldmenge </li>
<li>Nutzen ist eine <b>Funktion</b> des Einkommens / Vermögens</li>
<li>Konsum ist eine <b>Funktion</b> des Einkommens</li>
<li>Output ist eine <b>Funktion</b> von Arbeit und Kapital </li>
<li>...</li>
</ul>
Hätte man vor 200 Jahren so theoretisiert, wäre man wohl für verrückt gehalten worden. Heute ist diese Denkart so dominant, dass sogar Kritiker der Neoklassik innerhalb dieses Denkmusters argumentieren. In diesem Artikel soll dieses Denkmuster kritisch hinterfragt werden, indem wir zurück zu den Anfängen gehen: Zu Léon Walras und Antoine Cournot, den zwei französischen Ökonomen/Mathematikern, welche den infinitesimalen Paradigmenwechsel in der Ökonomie mehr als alle anderen herbei führten. Schliesslich wird eine Alternative aufgezeigt.<br />
<br />
Beginnen wir mit einer erhellenden Textpassage von Léon Walras, welcher das heutige Denken in der Ökonomie wie kein zweiter beeinflusst hat. Er war es, der die Infinitesimalrechnung und die Ökonomie in einem Totalmodell zusammenbrachte. Vorarbeit für Léon Walras' Werk leistete vor allem Antoine Augustine Cournot mit seiner "<i>Traité Elémentaire de la Théorie des Fonctions et du Calculus Infinitésimal</i>" (1851). Cournot wiederum ging zur Schule mit Antoine-Auguste Walras, Léon Walras' Vater. Vater Walras war von Cournots Idee überzeugt, aus der Ökonomie eine mathematische Disziplin zu machen, und gab diese Idee an seinen Sohn Léon weiter. Léon Walras glaubte, dass die Ökonomie eine physikalisch-mathematische Disziplin sei: <br />
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjUgIQTINW0V4scUAloFeiHtGAYYueJLQpYgsNo5y8QTmvHdA4Syp5myRXxYSTvedXiiQYck5NVfAxsk6Vw4QBOa4lbKkF3rNyOdr53GYwjHrfw7zzNMMt9NPT9McHqjqEYXYubeYDgI-Uq/s1600/leon-walras2.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjUgIQTINW0V4scUAloFeiHtGAYYueJLQpYgsNo5y8QTmvHdA4Syp5myRXxYSTvedXiiQYck5NVfAxsk6Vw4QBOa4lbKkF3rNyOdr53GYwjHrfw7zzNMMt9NPT9McHqjqEYXYubeYDgI-Uq/s200/leon-walras2.jpg" width="149" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Walras</td></tr>
</tbody></table>
"If the pure theory of economics or the theory of exchange and value in exchange, that is, the theory of social wealth considered by itself, is a physico-mathematical science like mechanics or hydrodynamics, then economists should not be afraid to use the methods and language of mathematics." (Walras, 1954, S. 71)<br />
<br />
Zitieren wir zusätzlich das dogmengeschichtlich bedeutende und persönliche Vorwort zur vierten Auflage der "Elements of Pure Economics":<br />
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"As for those economists who do not know any mathematics, who do not even know what is meant by mathematics and yet have taken the stand that mathematics cannot possibly serve to elucidate economic principles, let them go their way repeating that "human liberty will <i>never</i> allow itself to be cast into equations" or that "mathematics ignores frictions which are <i>everything</i> in social science" and other equally forceful and flowery phrases. They can never prevent the theory of the determination of prices under free competition from becoming a mathematical theory. Hence, they will always have to face the alternative either of steering clear of this discipline and consequently elaborating a theory of applied economics without recourse to a theory of pure economics or of tackling the problems of pure economics without the necessary equipment, thus producing not only very bad pure economics but also very bad mathematics. (...) <b>It is already perfectly clear that economics, like astronomy and mechanics, is both an empirical and a rational science.</b> (...) It took from a hundred to a hundred and fifty or two hundred years for the astronomy of Kepler to become the astronomy of Newton and Laplace, and for the mechanics of Galileo to become the mechanics of d'Alembert and Lagrange. On the other hand, less than a century has elapsed between the publications of Adam Smith's work and the contributions of Cournot, Gossen, Jevons and myself. We were, therefore, at our posts and performed our duty. (...) <b>Mathematical economics will rank with the mathematical sciences of astronomy and mechanics; and on that day justice will be done to our work.</b>" (Léon Walras, 1954) <br />
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Wenn ökonomische Phänomene sich verhalten wie Grössen der Mechanik oder Fluiddynamik - so bemerkt Walras - dann ist die Ökonomie eine mathematische Wissenschaft. In diesem Beitrag soll argumentiert werden, dass die Ökonomie sich eben <i>nicht</i> den Methoden der Mechanik, sprich der Infinitesimalrechnung, bedienen kann. Wohl aber sollte sie sich aus anderen mathematischen Gebieten informieren, z.B. der Zahlentheorie oder der Logik. Die Wahl der Methode in der Ökonomie darf dabei nicht zufällig, ausgehend von Sympathien und Präferenzen, gewählt werden, wie Walras korrekt aufführte. Vielmehr bedarf die Wahl der Methode einer logischen Beweisführung.<br />
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Wenn Léon Walras schrieb, dass Mathematik die Sprache der wissenschaftlichen Ökonomie sei, dann meinte er damit - das wissen wir heute - tatsächlich bloss ein <i>Teilgebiet</i> der Mathematik: die Infinitesimalrechnung. Die Leibniz'sche und Newton'sche Idee der "unendlich kleinen" Bewegung ist die notwendige Grundlage für mathematische Funktionen, lineare und nicht-lineare. Die Idee der infinitesimalen Zahlen erregte in der Geschichte der Mathematik dabei schon vielfach die Gemüter. Der griechische Sophist Zenon von Elea hielt Bewegung per se für etwas Unmögliches, da ein sich bewegender Pfeil in jedem Augenblick ruhen müsse. Doch wenn die Zeit aus einer unendlichen Menge von Augenblicken besteht, und der Pfeil in jedem Augenblick ruht, ist Bewegung unmöglich. Leibniz und Newton konnten dieses absurde Resultat umgehen, indem sie eine Bewegung als ein Tangentenanstieg in einem Punkt <i>p</i> approximierten, wobei, um den Anstieg exakt in einem Punkt berechnen zu können, dy und dx als unendlich klein (aber nicht null!) angenommen werden mussten. Der Irische Erkenntnistheoretiker und Bischof George Berkeley erkannte schnell die Probleme dieser infinitesimal kleinen dy und dx: "Sie sind weder endliche Grössen doch auch nicht nichts. Dürfen wir sie Gespenster abgeschiedener Grössen nennen?" Höhnisch meinte der Theologe: "All das scheint eine höchst widersprüchliche Art der Beweisführung zu sein, wie man sie in der Theologie nicht erlauben würde."<br />
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<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjNYV_NSx0bhWkZSptQNNyBI71FsYOSqo9tYoHemZ0GebcPAEwpTUwP1Zuko_Xlz7jR99hKte8N_rLhxHlnTFtZLnbybF4yGlFrz6uGmV1dy1Ayo4vXJDtyTc9yRIHOAil4KHvbAHYMoQSX/s1600/Leibniz.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="200" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjNYV_NSx0bhWkZSptQNNyBI71FsYOSqo9tYoHemZ0GebcPAEwpTUwP1Zuko_Xlz7jR99hKte8N_rLhxHlnTFtZLnbybF4yGlFrz6uGmV1dy1Ayo4vXJDtyTc9yRIHOAil4KHvbAHYMoQSX/s200/Leibniz.jpg" width="173" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Leibniz</td></tr>
</tbody></table>
Doch Leibniz und Newton waren überzeugt von der Notwendigkeit des "unendlich Kleinen" in der Mathematik. Der Geist Galileos durchdrang das wissenschaftliche Denken dieser Zeit: "(Das Buch der Natur) ist in der Sprache der Mathematik geschrieben, und deren Buchstaben sind Kreise, Dreiecke und andere geometrische Figuren, ohne die es dem Menschen unmöglich ist, ein einziges Wort davon zu verstehen; ohne diese irrt man in einem dunklen Labyrinth herum", schrieb Galileo Galilei 1623. Wenn die Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben wurde, dann musste Bewegung mathematisch erfasst werden können. Um Bewegung modellieren zu können, brauchte es die unendlich kleine Bewegung. Das Leibzniz'sche Sprichwort "<i>natura non facit saltus</i>" wurde zum einprägsamen Ausdruck des kontinuierlichen Denkens. Demnach ist in der Natur alles "im Fluss", nichts steht still oder springt in null Zeit von einem Zustand in einen anderen. Differential- und Integralrechnung sind demnach die (Natur-)Gesetze, denen Bewegung gehorcht.<br />
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Obzwar sich die Integral- und Differentialrechnung in verschiedenen Disziplinen als unheimlich nützlich erwiesen hat und Mathematiker seither die formalen Probleme der infinitesimalen Grössen gelöst haben, ist heute bekannt, dass die Natur nicht kontinuierlich ist. Wir wissen heute, dass man Teilchen irgendwann nicht mehr weiter teilen kann. Wir wissen, dass sich Teilchen in der brownschen Bewegung chaotisch verhalten und die Bewegung deshalb nicht mit einer glatten Kurve beschrieben werden kann. Wir wissen auch, seit Entdeckung des Quantums, dass die Natur sehr wohl Sprünge macht. "<i>Natura facit saltus creatores</i>", scheint deshalb seit dem 20. Jahrhundert eine bessere Einschätzung der Gesetze unserer Natur. Die Physik und andere Wissenschaften kämpfen noch immer mit den Auswirkungen dieser Erkenntnis.<br />
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Die Natur ist demnach "verpixelt". Und die Ökonomie? Die gesamte Neoklassik und ihre zahlreichen Subkategorien (Österreichische Nationalökonomie, Keynesianismus, Behavioral Finance, etc. etc.) beruhen auf der Idee der unendlich kleinen, "marginalen" Veränderung. Unter Würdigung der Entwicklung der Mathematik und Physik der letzten hundert Jahre, können wir noch immer, mit Walras, davon ausgehen, dass die Ökonomie eine physikalisch-mathematische Wissenschaft ist? Können wir die ökonomische Wirklichkeit mittels Integral- und Differentialrechnung verstehen? Sind ökonomische Grössen tatsächlich "Funktionen voneinander"? Herrscht in der Ökonomie tatsächlich das Gesetz des Kontinuums - der unendlich kleinen - marginalen - Bewegung? Man kann mit 1 oder mit 2 Rappen bezahlen, niemals aber mit 1.5 Rappen. Hat das Marginalprinzip, welches das Kontinuum voraussetzt, eine Berechtigung angesichts der Tatsache, dass Zahlungen nur in diskreten Schritten getätigt werden können? Gibt es so etwas wie unendlich wenig Einkommen, unendlich wenig Output? Diese Fragen hätte sich Walras, als er mit Infinitesimalrechnung die ökonomische Wirklichkeit erklären wollte, überlegen sollen, denn wir müssen alle mit '<i>Nein</i>' beantworten.<br />
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Da Geld der Ursprung unserer Wissenschaft ist, muss Geld der Ursprung unserer Beweisführung sein. Ohne Geld gibt es keinen Wertmassstab - sprich keine ökonomischen Werte - keine Preise, keine Löhne und somit keinen ökonomischen Forschungsgegenstand. In einer Wirtschaft ohne Geld gäbe es keine ökonomische Wissenschaft, da Produkte nicht mit Zahlen integriert wären - sie wären bloss ein heterogener physikalischer Haufen ohne ökonomischen Wert. Die Logik von Produktion und Tausch wäre hinreichend erklärt duch Ingenieure oder Soziologen. Erst die Integration von Output mit Geld <i>misst</i> ökonomische Grössen wie Output und gibt ihnen somit eine numerische Dimension unabhängig von physikalischen Dimensionen (Länge, Gewicht, Farbe, Dichte, etc.). Erst durch eine Zahlung kann Geld in die Ökonomie eintreten. Wir müssen uns somit mit einer Zahlung, dem primordialen ökonomischen Phänomen, befassen. Explizit: Ist eine Zahlung eher ein "kontinuierlicher" Fluss oder ein "Quanten"-Sprung?<br />
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Eine gute Theorie muss i) logisch konsistent sein und ii) sich auf die Realität beziehen. Die Aussage mag selbstverständlich erscheinen; sie ist es jedoch nicht. Die neoklassische Wirtschaftstheorie basiert auf dem Konzept des Gleichgewichts. Der neoklassische Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Lucas schreibt explizit, dass Gleichgewichte in der Realität nicht vorkommen. Doch das spielt keine Rolle, denn bei Wirtschaftstheorien sei es nicht wichtig, realistisch zu sein, sondern die Aussagen der Modelle sollen bloss akzeptabel sein. Ein logisch konsistentes Wirtschaftsmodell, das sich auf die Realität bezieht, jedoch inakzeptable Aussagen macht, ist demnach nicht brauchbar für Neoklassiker. Es braucht gewiss keine wissenschaftstheoretische Ausbildung, um solche Ansichten hinterfragen zu können.<br />
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Beginnen wir also unsere Analyse, und gehen wir realistischerweise von einer Unternehmung und einem Arbeiter aus. Der Arbeiter soll Ende Monat ausbezahlt werden. Da jede Zahlung eine Bank bedingt, müssen wir davon ausgehen, dass eine Bank existiert, damit eine Zahlung überhaupt getätigt werden kann. Wir starten unsere Analyse bei <i>tabula rasa</i> - es existieren noch keine Depots in der Bank (eine notwendige Voraussetzung, um nicht in die Falle des logischen Scheinbeweises (petitio principii) zu fallen). Wir gehen davon aus, dass Unternehmung und Arbeiter bei derselben Bank Kunden sind. Das verändert die Analyse nur insofern, als dass wir keinen Interbankmarkt einführen müssen, welcher die Forderungen zwischen Banken ausgleicht. Diese Restriktion kann problemlos gelockert werden, ohne das Ergebnis substanziell zu ändern.<br />
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Ende Monat bezahlt die Unternehmung dem Arbeiter den geschuldeten Betrag von - sagen wir - CHF 4'000.-. Damit die Unternehmung den Arbeiter auszahlen kann, muss sie sich bei der Bank verschulden. Diese Schuld von 4'000.- wird auf der Aktivseite der Bankbilanz notiert. Gleichzeitig wird dem Arbeiter ein entsprechendes Depot von 4'000.- gutgeschrieben. Dieses muss notwendigerweise immer gleich gross sein wie das (negative) Depot der Unternehmung. Das Einkommen des Arbeiters ist nun gespeichert in Form eines Bankdepots auf der Passivseite des Bankensystems. Dieses positive Depot findet seine Entsprechung auf der Aktivseite der Bankbilanz, wo die Schuld der Unternehmung notiert wurde.<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNGdAzDAt41IgCTLOFntGrh-M_PbKRZ_inun4dnIKWGgKFnXKwXBcVd_z4IB5AGqlUewSZC9TqMDetKCkRMVCiLcFkLtSzvlZk-azUUoB8n218YRXDGWUZa2w89INFsntVJw5HopKmr_Lk/s1600/Zustand+1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="451" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhNGdAzDAt41IgCTLOFntGrh-M_PbKRZ_inun4dnIKWGgKFnXKwXBcVd_z4IB5AGqlUewSZC9TqMDetKCkRMVCiLcFkLtSzvlZk-azUUoB8n218YRXDGWUZa2w89INFsntVJw5HopKmr_Lk/s640/Zustand+1.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Darstellung 1: Zustände vor und nach einer Lohnzahlung</td></tr>
</tbody></table>
Wir erkennen in diesem exemplarischen Fall zwei unterschiedliche ökonomische Zustände, Zustand 1 und Zustand 2 (siehe Darstellung 1). Im Zustand 1 - vor der Lohnzahlung - existieren weder Schulden noch Guthaben, weder Output noch Einkommen. Im Zustand 2 - nach der Lohnzahlung - ist die Unternehmung mit 4'000.- verschuldet gegenüber der Bank und die Bank ist verschuldet gegenüber dem Arbeiter. Gleichzeitig besteht ein Einkommen im Wert von 4'000.- und Output im Wert von 4'000.-. Zeigen wir den Unterschied zwischen den zwei Zuständen - vor und nach der Lohnzahlung - noch einmal mit Hilfe eines Schemas. Vor der Lohnzahlung existieren keine Schuldverhältnisse zwischen den Akteuren (Darstellung 2):<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjy3cH0wwz-lZdyBtW1SPgkhDi0klftRHvRncf2m4ieE2g4LbxoOoumLfR6novSwHT-uuYYjQGt_OALnedCU4sVGgM71Ln7Ca24F7K0UQE07ZrYlW7QyTqEJBsvEFI9ZXp3mGZN2np-4QH/s1600/Abb1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="210" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjy3cH0wwz-lZdyBtW1SPgkhDi0klftRHvRncf2m4ieE2g4LbxoOoumLfR6novSwHT-uuYYjQGt_OALnedCU4sVGgM71Ln7Ca24F7K0UQE07ZrYlW7QyTqEJBsvEFI9ZXp3mGZN2np-4QH/s400/Abb1.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Darstellung 2</td></tr>
</tbody></table>
Nach der Lohnzahlung haben sich die Schuldverhältnisse geändert. Gleichzeitig existieren nun erstmals Einkommen und Output (Darstellung 3):<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLlhSTjBPIKXYJx6PQGmZlljPzxV-qLfUce7fI7auiOhNXIXlbPDbcq3CCQ5YD4ocO-tFn_UjfC3DWI7HqbMOEH92GCi-4RwhInho4ZsyCZNu6thyphenhyphen5fm5y1Eevyl7SGpRwKT73KP9YZlNM/s1600/Abb2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="441" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLlhSTjBPIKXYJx6PQGmZlljPzxV-qLfUce7fI7auiOhNXIXlbPDbcq3CCQ5YD4ocO-tFn_UjfC3DWI7HqbMOEH92GCi-4RwhInho4ZsyCZNu6thyphenhyphen5fm5y1Eevyl7SGpRwKT73KP9YZlNM/s640/Abb2.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Darstellung 3</td></tr>
</tbody></table>
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<br />
Um von einem zum anderen Zustand zu gelangen, braucht es eine "Bewegung". Was ist die Natur dieser Bewegung? <br />
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<b>Wenn wir zeigen können, dass diese Bewegung "instantan" ist - sprich null Zeit in Anspruch nimmt - dann müssen wir schliessen, dass ökonomische Veränderungen sprunghaft sind, nicht fliessend. </b>Die unendlich kleine Bewegung im Raum - die Idee der infinitesimalen Veränderung in der Mechanik - müsste verworfen werden angesichts der Sprunghaftigkeit ökonomischer Veränderungen. <br />
Da erst ein monetäres Phänomen - eine Zahlung - zur Entstehung ökonomischer Grössen wie Output und Einkommen führen kann, müssen wir die Zahlung genauer studieren und ihr Verhältnis zur Zeit klären.<br />
<br />
Falls der Übergang von Zustand 1 (keine ökonomischen Grössen) zu Zustand 2 (Existenz von Output und Einkommen) instantan ist, dann wäre folgende Aussage korrekt:<br />
<ul>
<li>Der Arbeiter erhält exakt in dem Zeitpunkt eine Gutschrift von seiner Bank, in dem das Unternehmen durch dieselbe Bank um denselben Betrag belastet wird.</li>
</ul>
Diese Aussage ist wahr. Jedoch müssen wir sie, um der logischen Methode Genüge zu tun, genauer prüfen. Um zu prüfen, ob diese Aussage stimmt, können wir <i>ad absurdum</i> argumentieren: Wir postulieren, dass dies nicht der Fall sei. Falls die obige Aussage also <i>nicht</i> zutrifft, müsste eine der folgenden zwei Aussagen stimmen:<br />
<ol>
<li><b>Belastung der Unternehmung, bevor Arbeiter Gutschrift erhält:</b> Zwischen dem Zeitpunkt der Gutschrift für den Arbeiter und dem Zeitpunkt der Belastung der Unternehmung existiert ein positives Zeitintervall d<i>t</i>, während dem die Unternehmung belastet wird, bevor der Arbeiter ein Guthaben erhält.</li>
<li><b>Gutschrift des Arbeiters, bevor Unternehmung belastet wird</b>. Zwischen dem Zeitpunkt der Gutschrift für den Arbeiter und dem Zeitpunkt der Belastung der Unternehmung gibt es ein positives Zeitintervall d<i>t</i>, während dem der Arbeiter ein Guthaben von 4'000.- besitzt, die Unternehmung aber noch nicht belastet wurde.</li>
</ol>
Im ersten Fall würde die Bankbilanz wie folgt aussehen (Darstellung 4):<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5X61XhiHuWG3ntatw4NkVRUigjOdj3gxTRr5Al_fdvQBLRZuF1nJD2OUbHrhZHIIeaQbfD-1u2QgbYJ6Eb2K4h29qTOQzTYKyCDRN1IE5j_c1FR6zLLTd9IJuWFRloRmcl2u35BD6Vkmd/s1600/Zustand+1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="451" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj5X61XhiHuWG3ntatw4NkVRUigjOdj3gxTRr5Al_fdvQBLRZuF1nJD2OUbHrhZHIIeaQbfD-1u2QgbYJ6Eb2K4h29qTOQzTYKyCDRN1IE5j_c1FR6zLLTd9IJuWFRloRmcl2u35BD6Vkmd/s640/Zustand+1.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Darstellung 4</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Wie in Darstellung 4 ersichtlich wird, hat sich die Unternehmung verschuldet, um dem Arbeiter ein Guthaben auszubezahlen. Die Definition einer Schuld ist "eine Leistungspflicht eines Schuldners gegenüber einem Gläubiger". Der Begriff der Schuld setzt somit zwei Parteien voraus, zwischen denen sie existiert. Anders gesagt: Das Fehlen der zweiten Partei schliesst die Existenz einer Schuld aus - man kann nicht verschuldet sein gegenüber sich selbst oder gegenüber niemandem. Doch genau dies wird in Darstellung 2 absurderweise postuliert. Die Unternehmung hat sich gegenüber dem Arbeiter verschuldet, indem er ihn via Bank (die Intermediärin zwischen Arbeiter und Unternehmung) ausbezahlt. Solange jedoch der Arbeiter sein Guthaben noch nicht erhalten hat, kann die Schuld der Unternehmung gar nicht existieren. Es kann nicht sein, dass eine Schuld nur eine Partei betrifft und die andere nicht. Da Aussage 1 gleichzeitig die Existenz und die Nicht-Existenz einer Schuld postuliert, müssen wir sie ablehnen.<br />
<br />
Analog verhält es sich natürlich mit Aussage 2. Kein Arbeiter kann je eine Gutschrift erhalten, ohne dass eine andere Partei belastet wird. Aussage 2 sagt aus, dass jemand von niemandem eine Gutschrift erhalten kann. Doch die Forderung des Arbeiters kann nur existieren, wenn jemand ihm diese Forderung schuldet. Wie jeder Jurist weiss, sind Schuld und Forderung tatsächlich bloss die zwei Begriffe derselben Sache aus zwei Perspektiven - einmal aus Sicht des Gläubigers, einmal aus Sicht des Schuldners. Es ist objektiv unmöglich, dass eine Forderung existiert, ohne dass dieselbe Forderung für jemand anderen gleichzeitig eine Schuld bedeutet. Kurz gesagt: <b>Schulden und Forderungen können, da sie dasselbe aus zwei Perspektiven darstellen, nur gleichzeitig entstehen und untergehen.</b> Deshalb ist auch die zweite Aussage absurd, denn sie postuliert gleichzeitig die Existenz und die Nicht-Existenz einer Forderung.<br />
<br />
Zahlungen haben immer zur Folge, dass sich die Schuldverhältnisse zwischen ökonomischen Agenten verändern. Es ist eine Folge der Immaterialität und Zweiseitigkeit von Schulden (resp. Forderungen), dass Änderungen augenblicklich geschehen. Aus dieser Beweisführung folgt, dass Zahlungen tatsächlich augenblickliche, sprich "instantane" Ereignisse sind. Daraus wiederum folgt, dass sich die ökonomische Wirklichkeit sprunghaft verändert. Einkommen entstehen durch Zahlungen. Preise werden nur in Zahlungen realisiert. Löhne entstehen durch Zahlungen. Output erhält erst einen Wert durch Zahlungen. Da sämtliche Übergänge zwischen ökonomischen Zuständen durch Zahlungen geschehen, und Zahlungen instantane Ereignisse sind, kann die ökonomische Wirklichkeit nicht mit Infinitesimalrechnung verstanden werden.<br />
<br />
Für Cournots, Jevons' und vor allem Walras' Versuch, aus der Ökonomie eine exakte Wissenschaft zu machen, verdienen sie unsere volle Sympathie. Es geht in diesem Artikel denn auch nicht darum, die Mathematik aufgrund persönlicher Präferenzen oder mit Hilfe "blumiger Sentenzen" aus der Ökonomie zu verbannen, im Gegenteil. Vielmehr ist es der Versuch einer Beweisführung, weshalb monetäre Makroökonomie nicht durch mathematische<i> Funktionen</i> verstanden werden kann. Im Kern liegt der Grund darin, dass infinitesimale Grössen in der Ökonomie nicht existieren. Da sich ökonomische Grössen sprunghaft verändern, ist die Idee des Kontinuums nicht kompatibel mit der ökonomischen Wirklichkeit.<br />
<br />
Trotzdem ist die monetäre Makroökonomie potentiell eine exakte Wissenschaft. Exakte Wissenschaften können quantitativ exakte Aussagen über die Wirklichkeit machen. Die monetäre Makroökonomie kann dies zweifelsohne. Eine Transaktion weist eine strenge Logik auf, welche unabhängig von menschlichem Verhalten oder Unsicherheit gilt. Im Moment der Zahlung wird Output exakt gemessen durch die Emission von Geld <span style="font-size: small;">(Randbemerkung: Da Angebot und Nachfrage immer nur im Moment einer Zahlung realisiert werden, und der Preis der Ware <span class="Unicode">[</span><span class="Unicode">Angebot]</span> im Tausch immer identisch gesetzt wird mit der Menge Einkommen <span class="Unicode">[Nachfrage</span> </span><span style="font-size: small;"><span class="Unicode">]</span>, die dafür hergegeben werden muss, sind die Begriffe "Überangebot" und "Übernachfrage" streng genommen keine ökonomische, sondern eher soziologische Begriffe).</span> Es existiert in der Ökonomie eine exakte Korrelation zwischen realen Grössen - ökonomischem Output - und Zahlen. Produktion und Tausch wird dank der buchhalterischen Logik von Geld mit Zahlen integriert und eine Wissenschaft von Produktion und Tausch ist deshalb exakt. Da jedoch Produktion und Tausch immer auch den Menschen bedingen und beeinflussen, hat die Ökonomie auch eine geisteswissenschaftliche Seite. Dieser janusgesichtige Aspekt unserer Wissenschaft macht sie leider zum Objekt ideologischer Grabenkämpfe, was den wissenschaftlichen Paradigmenwechsel umso schwieriger gestaltet. <br />
<br />
Die Ökonomie und die Mathematik sind keineswegs getrennt, im Gegenteil: Sie sind historisch enger verstrickt als gemeinhin gedacht, jedoch nicht im Sinne der herrschenden Lehrmeinung. So wissen wir heute mit einiger Sicherheit, dass die Mathematik und das Geld zusammen geboren wurden. Mathematik begann mit der Erfindung von Zahlen, und die ersten Zahlen entsprangen wahrscheinlich dem Geldwesen. Historiker gehen heute davon aus, dass die ersten Zahlensymbole vor etwa 10'000 Jahren im Nahen Osten erschienen sind. Buchhalter brachten Tonkugeln und andere Gegenstände in den Umlauf, welche dem Halter Eigentumsrechte zusicherten. Die Kugeln repräsentierten Waren wie Weizen oder Vieh. Wenn man die Tonkugeln auslegte, wusste man, wieviele Waren der Besitzer zugute hatte. Bald einmal wurden die Tonkugeln gefälscht, und man steckte sie deshalb in versiegelte Tonbehälter. Auf die Behälter ritzte man ein Symbol, welches festhielt, wieviele Tonkugeln sich im Behälter befanden. Dies war, wenn man der Archäologin Denise Schmandt-Besserat Glauben schenken darf, die Geburt von Zahlen. Irgendwann merkten die mesopotamischen Bürokraten, dass eine blosse Zahl, auf einem wertlosen Trägergegenstand festgehalten, problemlos die Tonkugeln ersetzen konnte. Es gibt noch ältere Zeugnisse von der Verwendung von Zahlen, die aber nicht viel mehr als rudimentäre Kratzer sind. Man fand beispielsweise Knochen mit Kerben darauf, ca. 37'000 Jahre alt, welche in der Border Cave gefunden wurde, jedoch ist nicht klar, was sie repräsentierten. <br />
<br />
Es dauerte mehr als 2'000 Jahre, bis Mathematiker die Annahmen der Geometrie Euklids hinterfragten. Punkt, Linie und Parallele verloren plötzlich den Nimbus der Absolutheit, wurden verhandelbar. Die grundlegendsten Annahmen sind immer am schwersten zu erkennen und am schwersten zu reformieren. Im 19. Jahrhundert kämpfte Léon Walras gegen den Widerstand der etablierten Ökonomik, mit der festen Absicht, die Infinitesimalrechnung in die Ökonomie einzuführen und letztere so zu einer exakten Wissenschaft zu machen. Heute werden seine Ansichten jeder Mittelschülerin und jedem Ökonomiestudenten beigebracht, wenn diese lernen, dass Angebot und Nachfrage <i>Funktionen des Preises</i> sind. Wirtschaftsjournalisten verwenden Bilder wie "Geldpumpen", "ankurbeln", "Überhitzung" und "Abkühlung" der Wirtschaft, "Börsenblasen" und andere irreführende Metaphern aus Mechanik oder Fluiddynamik. Keynes und Friedman theoretisierten beide im Schatten von Walras, indem sie ökonomische Grössen als mathematische Funktionen voneinander darstellten (z.B. Konsum als <i>Funktion</i> des Einkommens bei Keynes, oder die Inflation als <i>Funktion</i> der Geldmenge bei Friedman). Obschon sich Ökonomen im 19. Jahrhundert vehement gegen den "infinitesimalen Paradigmenwechsel" in der Wirtschaftstheorie wehrten, hat er rückblickend vollständig gesiegt. Es fehlte die Alternative, und so ist heute Walras' Erbe lebendig und omnipräsent. <br />
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Die Mathematik und Physik haben sich seither weiterentwickelt, die Ökonomie ist stecken geblieben im mechanischen Weltbild des 19. Jahrhunderts. Die Erkenntnis, dass die Natur nicht kontinuierlich ist, wird früher oder später auch das ökonomische Denken einholen. Doch der Widerstand gegen neue Theorien und Methoden hat sich seit dem 19. Jahrhundert, gelinde gesagt, nicht verändert. Anstatt die herrschende Lehre fundamental in Frage zu stellen, wiederholen Ökonomen alte Theorien oder modifizieren sie höchstens leicht, um in den exklusiven Club der ökonomisch Sachverständigen aufgenommen zu werden. Dabei gäbe es viel Fundamentales zu kritisieren. Die neoklassische Theorie quillt über von Widersprüchen. Diese sollten nicht verschwiegen oder durch Annahmen überbrückt, sondern angesprochen und Studenten beigebracht werden, in der Hoffnung, dass eines Tages diese Paradoxa, welche einen Wissenschaftler mehr als alles andere beflügeln, aufgelöst werden. Wie sagte Niels Bohr? "<i>How wonderful that we have met with a paradox. Now we have some hope of making progress</i>."<br />
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<ul>
<li>Walras, L. (1954),<i> Elements of Pure Economics or The Theory of Social Wealth</i>, first edition in french 1874, London and New York: Routledge.</li>
</ul>
<ol></ol>
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Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-77730770736887723692011-06-02T12:04:00.000-07:002013-01-20T04:26:21.617-08:00Quantum ÖkonomieQuantum Ökonomie bezeichnet die Denkschule innerhalb der Wirtschaftswissenschaft, welche vom französischen Ökonomen Bernard Schmitt (1929) ab den 1950er Jahren in Dijon (Frankreich) und Freiburg (Schweiz) entwickelt wurde. Quantum Ökonomie wird von ihren Vertretern als Alternative zur heute weit verbreiteten neoklassischen Denkschule verstanden. <br />
<br />
<b>1. Entstehung</b><br />
Obschon die Quantum Ökonomie mit vielen Konzepten anderer Denkschulen bricht, finden sich erste Ansätze dieser Theorie bereits in den Lehren von Adam Smith, David Ricardo, Jean-Baptiste Say, Karl Marx, Léon Walras, Eugen von Böhm-Bawerk, Knut Wicksell, John Maynard Keynes und Jacques Rueff. Angefangen bei Keynes’ Konzept der Lohneinheit als Wertmass, entwickelte Schmitt die „Theorie der Geldemissionen“, wie sie ebenfalls genannt wird.<br />
<br />
<b>2. Grundlegende Konzepte</b><br />
Ausgehend von modernen Volkswirtschaften, in denen Geld und Bankensysteme zentral für wirtschaftliche Aktivitäten sind, definiert die Quantum Ökonomie die grundlegenden Konzepte der Volkswirtschaftslehre neu. Insbesondere wird Abstand genommen von den mechanischen Definitionen und Modellen der Neoklassik, welche davon ausgehen, dass ökonomische Phänomene mit Hilfe mathematischer Funktionen erfasst werden können. Da die grundlegenden ökonomischen Phänomene - Produktion und Tausch - eng mit dem monetären System verknüpft und integriert sind, sollten ökonomische Definitionen die Natur und die Rolle von Geld und die Funktionen von Banken mit einbeziehen. Die folgenden Konzepte können als Grundpfeiler der Quantum Ökonomie verstanden werden.<br />
<b>a. Absoluter Tausch</b><br />
Das von Bernard Schmitt eingeführte Konzept des absolutes Tausches steht im Gegensatz zum geläufigen Verständnis von Tausch, den Schmitt als „relativ“ bezeichnet. Ein relativer Tausch definiert den Austausch zweier autonomer Objekte, welche vor und nach dem Tausch unabhängig voneinander existieren. Quantum Ökonomen wenden ein, dass in einer modernen Wirtschaft der absolute Tausch vorherrscht. Ein absoluter Tausch ist ein Tausch eines Objektes mit sich selbst. Diese ungewöhnliche Formulierung kann mit einer Lohnzahlung, der Urform des absoluten Tausches, verdeutlicht werden. Innerhalb einer Lohnzahlung auf dem Faktormarkt erhält die Lohnempfängerin ein Guthaben ausbezahlt, wodurch die lohnzahlende Unternehmung ihre Nettoverschuldung gegenüber dem Bankensystem gleichzeitig und um denselben Betrag erhöht. Das Guthaben der Lohnempfängerin und die Schuld der Unternehmung gegenüber dem Bankensystem sind die zwei notwendigen Resultate einer einzigen Operation: der Lohnzahlung. Das Einkommen der Lohnempfängerin, welches sie in Form eines Bankdepots erhält, existiert vor der Lohnzahlung nicht, sondern entsteht erst in der Lohnzahlung. Dank der Fähigkeit von Banken, ihre Schuldanerkennung wirtschaftlichen Akteuren als Zahlungsmittel zur Verfügung zu stellen, muss die Unternehmung deshalb keinen Wert aufgeben, um ihre Mitarbeiter zu entlöhnen. Statt dessen benutzt die Unternehmung eine Schuldanerkennung der Bank, um die Lohnempfängerin auszubezahlen, und ihr so die Kaufkraft über den produzierten Output zu gewähren. Das Einkommen der Lohnempfängerin existiert deshalb nicht autonom von Output, sondern ist die numerische Form von Output. Output und Einkommen entstehen beide in der Lohnzahlung und bilden eine Einheit. Da in der Lohnzahlung zwei Objekte getauscht werden (Einkommen und Output), welche eine logische Einheit bilden, handelt es sich bei der Lohnzahlung um einen absoluten Tausch. Per Analogieschluss wird in der umgekehrten Operation – der Konsumzahlung – Einkommen und Output auf dem Gütermarkt mit sich selbst getauscht. Dadurch wird Einkommen zerstört und ökonomischer Output wird dem Gütermarkt entzogen, wonach er bloss noch als Nutzwert existiert (value-in-use).<br />
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Da Angebot (Output) und Nachfrage (Einkommen) innerhalb jeder Zahlung simultan determiniert werden, kann aus makroökonomischer Sicht unmöglich eine Kausalität zwischen den zwei Elementen existieren. Innerhalb jeder Zahlung sind Angebot und Nachfrage notwendigerweise identisch. Angebot und Nachfrage können bloss zwischen zwei Zahlungen unterschiedliche Werte aufweisen. Sobald Angebot und Nachfrage durch eine Zahlung realisiert werden, werden sie identisch gesetzt und erhalten dadurch gleichzeitig eine ökonomische Relevanz. In diesem Sinne offeriert die Quantum Ökonomie die ersehnte Schlichtung zwischen angebots- und nachfrageorientierter Ökonomie.<br />
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<b>b. Quantenzeit</b><br />
Die neuartige Behandlung der Zeit ist der wohl originellste und bedeutendste Unterschied zu anderen ökonomischen Denkschulen. Wie der Name der Denkschule ankündigt, ist die Analyse von Quantum Ökonomen weder statisch noch dynamisch, sondern „quantisch“. Dabei wird von Vertretern dieser Schule hervorgehoben, dass es sich bei dieser Theorie nicht um eine weitere Kopie der Physik, etwa der Quantenphysik, handelt, wie die Neoklassiker die klassische Mechanik versuchten zu kopieren. Ihr Ansatz unterstreicht lediglich, dass das Verständnis ökonomischer Phänomene – Produktion, Tausch, Einkommen, Geld, etc. – eine neuartige Behandlung der Zeit verlangt. <br />
So argumentieren Quantum Ökonomen, dass die Zirkulation von Geld ein augenblickliches („instantanes“) Ereignis darstellt, da Geld ein Fluss in Form eines doppelten Bucheintrages in die Bilanz des Bankensystems ist. Da es die buchhalterische Logik verbietet, dass jemand eine Gutschrift erhält, ohne dass jemand anderes gleichzeitig durch dieselbe Operation um denselben Betrag belastet wird, muss der doppelte Eintrag in die Bankbücher augenblicklich erfolgen. Die Existenz von Geld ist deshalb auf die Dauer einer Zahlung beschränkt, welche selbst null Zeit dauert. Die Zahlung bezieht sich jeweils auf eine finite und unteilbare Zeitperiode – ein Zeitquantum. Wieder kann die Quantenzeit am besten anhand einer Lohnzahlung erklärt werden. Nachdem ein Lohnempfänger eine gewisse Zeitperiode – sagen wir t0 bis t1 – für eine Unternehmung gearbeitet hat, wird er für seine Arbeit entlöhnt. Die Lohnzahlung, welche mit Hilfe des Bucheintrags einer Bank durchgeführt wird, quantisiert die Zeitperiode t1-t0, während der gearbeitet wurde. Da Geld das numerische Gefäss von Output ist, erhält der Output durch die Lohnzahlung erstmals einen Preis.<br />
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Es können somit zwei Zeitkategorien unterschieden werden: Erstens die Zeitpunkte der Transaktionen, welche null Zeit in Anspruch nehmen. Zweitens Zeitperioden, auf die sich die Transaktionen beziehen und welche durch die Transaktionen quantisiert werden. Indem die Quantum Ökonomie eine Transaktion auf einen logischen Zeitpunkt auf der Zeitachse reduziert, abstrahiert sie bewusst von technischen Fragen im Zahlungsverkehr. Selbstverständlich dauern Transaktionen in der Praxis oft mehrere Sekunden oder gar Minuten. Jedoch halten Quantum Ökonomen fest, dass die Abstraktion von physikalischen Repräsentationen notwendige Voraussetzung für das Verständnis von modernem Kreditgeld ist. Geld besitzt keine physikalische Substanz und kann deshalb nur konzeptuell verstanden werden. Vertreter dieser Denkschule haben sich denn ebenfalls auf praktische Fragen von Zahlungs- und Settlement-Systemen spezialisiert und in diesem Bereich publiziert (siehe Rossi, 2007). <br />
Die Definition von Produktion als augenblicklicher Fluss, welcher Zeit quantisiert, steht im scharfen Kontrast zur Neoklassik, die Produktion als Prozess physikalischer Transformation in der kontinuierlichen Zeit betrachtet. Die „reale“ Betrachtung der neoklassischen Schule vernachlässigt die Tatsache, dass Produktion durch die Bezahlung von Löhnen eng mit dem monetären System verknüpft ist und nicht getrennt von ihr studiert werden kann. Jede Lohn- und Konsumzahlung, welche durch Banken ermöglicht wird, bezieht sich auf ein Objekt – Output – und wird durch ein numerisches Vehikel – Geld – ermöglicht. Die mangelnde Integration der Geldtheorie mit der Produktionstheorie hat letztlich dazu geführt, dass die engen Zusammenhänge zwischen der realen Wirtschaft und Bankensystemen heute schlecht verstanden werden. Wissenschaftliche Definitionen von ökonomischen Phänomenen wie Produktion oder Tausch müssen modernes Bankgeld berücksichtigen, da physikalischer Output erst durch die Monetarisierung durch Banken eine numerische Dimension erhält und damit ökonomisches Forschungsobjekt wird.<br />
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<b>c. Geld</b><br />
Die Quantum Ökonomie unterscheidet als einzige ökonomische Denkschule konzeptuell zwischen Geld als Flussgrösse und Bankdepots als Bestandesgrösse. Geld selbst ist die Operation des doppelten Eintrags in die Bankbilanz. Ein Eintrag erfolgt als Gutschrift (Passivum der Bank), der andere als Lastschrift für einen Bankkunden (Aktivum der Bank). Aufgrund dieser zweiseitigen, buchhalterischen Natur von Geld ist Geld ein Aktivum-Passivum: Es wird immer gleichzeitig sowohl als Schuld als auch als Guthaben emittiert. Produktion integriert das numerische Vehikel Geld mit physikalischem Output: Durch die Bezahlung von Löhnen wird Geld – eine numerische Form – mit Output assoziiert, wodurch Preise entstehen.<br />
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Aus diesem Blickwinkel ist Geld ein augenblicklicher Fluss, aus dem Bestandesgrössen in Form von Bankdepots resultieren. Die Guthaben der Bankkunden in Form von Bankdepots besitzen insofern Kaufkraft, als dass sie der monetäre Abdruck von Output sind. Für Quantum Ökonomen ist Kaufkraft von Geld somit nicht Ausdruck von gesellschaftlicher Akzeptanz oder der Knappheit von Geld. Vielmehr stammt Kaufkraft von der Assoziation von Geld und Output durch die Monetarisierung von Produktion auf dem Faktormarkt. Metaphorisch gesprochen trägt Geld Kaufkraft, wie Blut Sauerstoff trägt. Der Inhalt des Geldes ist der Output, mit dem es durch die Bezahlung von Löhnen auf dem Faktormarkt assoziiert wird.<br />
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Neoklassische Ökonomen definieren heute bekanntermassen Geld anhand seiner Funktionen (Recheneinheit, Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel) und behandeln es in ihren Modellen gleichzeitig wie ein wertvolles Gut und einen wertlosen Schleier. Diese augenscheinlich widersprüchliche Vorgehensweise wird von Quantum Ökonomen kritisiert. Erstens kann man nicht sagen, welche Funktionen eine Sache hat, die nicht definiert ist (Geld). Wäre Geld ein Gut wie jedes andere, wie neoklassische Modelle dies annehmen, müsste man zweitens jede Geldmengenerhöhung zum BIP dazurechnen, ein offenbar absurdes Vorgehen. Wäre Geld ein wertloser Schleier, bliebe seine Kaufkraft unerklärt. Die Kaufkraft von Geld wird von Neoklassikern sodann zirkulär begründet: Geld besitze Kaufkraft, weil die Leute akzeptieren, dass es Kaufkraft besitzt. Viertens bestehen neoklassische Ökonomen darauf, dass Geld exogen in den Wirtschaftkreislauf „gepumpt“ und mittels eines Geldmultiplikators vermehrt wird. Basierend auf der Analyse buchhalterischer Vorgänge bei Zahlungen auf dem Faktor-, Güter- und Finanzmarkt und durch die Anwendung logischer Beweisführung greift die Quantum Ökonomie diese grundlegenden Annahmen der neoklassichen Geldtheorie an.<br />
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<b>d. Produktion</b><br />
Produktion wird in der Quantum Ökonomie als makroökonomisches Phänomen definiert, da es nicht bloss zu einem Einkommen für einen einzelnen Produzenten führt, sondern – im ökonomischen Sinn – für die ganze Gesellschaft. Im Moment der Lohnzahlung entsteht ein neues Einkommen, welches sowohl den Output des Lohnempfängers als auch einen Anteil am gesamten Output einer Gesellschaft definiert. Während sich die positiven und die negativen Bankdepots im Bankensystem notwendigerweise exakt aufheben, stellt das Einkommen ein Nettovermögen für die Gesellschaft als Ganzes dar, welches nicht durch Schöpfung von „negativem Einkommen“ aufgehoben wird. <br />
Produktion und sein Resultat, Output, wird durch die Bezahlung des Lohnes gemessen. Somit ist Arbeit in der Quantum Ökonomie – wie bei den Klassikern und Keynes – der einzige Produktionsfaktor in einer Volkswirtschaft. Kapital wird selbst durch Arbeit produziert und assistiert der Arbeit danach in der Produktion, wodurch der Arbeitsprozess beschleunigt werden kann. Diese Betrachtung widerspricht den neoklassischen oder österreichischen Denkschulen, welche Arbeit zwar als wichtigen Produktionsfaktor anerkennen, ihr aber keinen eigenen konzeptuellen Status zusprechen. Dadurch ist Arbeit für jene Ökonomen bloss eine von mehreren Variablen der Produktionsfunktion (meist neben Boden und Kapital), und Kapitalkosten und Bodenrenten werden konzeptuell nicht von Lohnkosten unterschieden.<br />
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Produktion ist der zeitintensive Prozess, durch den Masse und Energie durch den Einsatz von menschlicher Arbeit eine neue, nützliche Form erhalten. Obschon Produktion die Quelle von Einkommen ist, kann Einkommen nicht das Resultat eines physikalischen Transformationsprozesses sein. Einkommen existiert als Bankdepot in numerischer Form und muss deshalb numerisch entstanden sein. Banken haben die gesellschaftliche Funktion, physikalischem Output eine monetäre Form zu verleihen, indem sie das Zahlungsmittel (Geld) zur Verfügung stellen, mit dem wirtschaftliche Akteure ihre Schulden untereinander begleichen können. Banken können dabei das Gefäss (Geld), nicht aber seinen Inhalt (Einkommen) kreieren. Durch den doppelten Eintrag in die Bankbilanz erhält der Lohnempfänger ein Bankdepot, welches sein Einkommen definiert, und die Unternehmung muss sich um denselben Betrag verschulden. Die dabei entstandenen Depots sind die zwei Abdrücke einer einzigen Operation – einer Emission von Geld. Aus physikalischer Sicht ist Output das Resultat eines zeitintensiven Arbeitsprozesses. Aus ökonomischer Sicht ist Output Resultat einer augenblicklichen Lohnzahlung, durch welche Output eine numerische Form – Einkommen – erhält. Banken ermöglichen den absoluten Tausch von Output und Einkommen durch das Anbieten von Geld als Zahlungsmittel zwischen wirtschaftlichen Akteuren. Zusammengefasst definiert die Quantum Ökonomie Produktion nicht als physikalischen Transformationsprozess in der kontinuierlichen Zeit, sondern als augenblickliches Ereignis, welches Zeit quantisiert. Dabei quantisiert Arbeit die produktiv verbrachte Zeit und die Lohnzahlung misst das relevante Zeitquantum, wodurch es mit einer Zahl integriert wird. Das bedeutet nicht weniger, als dass Output aus ökonomischer Sicht Zeit ist, welche als Quantum emittiert wird.<br />
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<b>3. Monetäre Pathologien</b><br />
<b>a. Inflation</b><br />
Die Identität von Angebot (Output) und Nachfrage (Einkommen) ist die Konsequenz davon, dass sie die beiden Seiten einer einzigen Operation sind – einer Zahlung. Überschussnachfrage und –angebot können bloss zwischen zwei Zahlungen existieren; innerhalb jeder Zahlung sind Nachfrage und Angebot notwendigerweise zwei Seiten einer einzigen Operation, wodurch es unmöglich ist, dass sie numerisch voneinander abweichen. In der Lohnzahlung entsteht nun gleichzeitig Output und sein monetärer alter ego, Einkommen, als zwei Seiten derselben Medaille. Output und Einkommen sind somit per Definition immer identisch; was nicht auf dem Gütermarkt nachgefragt wird, wird restlos via Bankensystem den Unternehmen zur Verfügung gestellt, womit diese ihre Produktionskosten finanzieren können. Der Wert des gesamtes Angebots ist nichts anderes als das ökonomische Mass des Outputs, und dieses Mass erhält der Output durch die Bezahlung der Produktionskosten in Form von Löhnen. Inflation ist definiert als der Zustand, in dem die gesamte Nachfrage (D) das gesamte Angebot (S) an Gütern und Dienstleistungen übersteigt (D > S). Dies kann bei Leergeldemissionen geschehen. Hierbei kaufen wirtschaftliche Akteure Produkte mit Geld, dem kein ökonomischer Output auf dem Gütermarkt gegenüber steht, sprich „leer“ ist. Im vollen Bewusstsein, dass hier bloss eine ungenügende Beweisführung offeriert werden kann, folgt ein kurzer Abriss dieses komplexen Vorgangs, welcher vollständig in Bernard Schmitts 1984-Werk enthalten ist (Inflation, Chômage et Malformations du Capital).<br />
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Indem Unternehmen ihre Produkte mit einem Mark-up über den Faktorkosten verkaufen, können sie einen Profit erwirtschaften. Dadurch transferieren Lohnempfänger auf dem Gütermarkt einen Teil ihrer Kaufkraft über die produzierten Güter und Dienstleistungen an die Unternehmungen. Diese Profite in Form von Einkommen können von den Eigentümern der Unternehmung entweder konsumiert oder investiert werden. Im ersten Fall wird der Profit wie üblich auf dem Gütermarkt ausgegeben, wodurch das Einkommen zerstört wird. Für die Entstehung von Inflation ist deshalb bloss der zweite Fall von Bedeutung. Wenn Unternehmungen Profite investieren, überweisen sie auf dem Faktormarkt die Profite als Lohn an die Lohnempfänger, welche dafür Investitionsgüter produzieren. Durch die Investition von Profiten wird Einkommen in makroökonomische Ersparnisse transformiert, welche der Gesellschaft nicht mehr zur Verfügung stehen sollten; es ist dasjenige Einkommen, welches eine Gesellschaft für die Produktion von Investitionsgüter aufgibt. Die an die Lohnempfänger ausbezahlten Löhne können nicht für den Konsum der Investitionsgüter gebraucht werden, da die Investitionsgüter im Moment der Produktion – sprich der Lohnzahlung – automatisch von der Unternehmung konsumiert und somit dem Gütermarkt entzogen werden. Der Lohnempfänger kann das Objekt seines Einkommens – das Investitionsgut – nicht konsumieren, da die investierende Unternehmung dieses durch die Bezahlung der Löhne „produktiv konsumiert“. Der Lohn des Lohnempfängers im Investitionsgütersektor ist somit leer – jedoch an dieser Stelle noch nicht inflationär. Sein Lohn wird exakt aufgefüllt durch die Konsumgüter, über welche Unternehmung durch das Erwirtschaften von Profiten in der vorherigen Periode Kaufkraft erlangt haben. Somit findet der Lohn des Lohnempfängers einen „Ersatzinhalt“ auf dem Gütermarkt und übt keinen inflationären Druck auf das Preisniveau aus. Die Emission von Leergeld, welche durch die Investition von Profiten auf dem Arbeitsmarkt geschieht, erzeugt demnach noch kein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Mit den Löhnen im Investitionsgütersektor können gerade diejenigen Konsumgüter gekauft werden, welche in der Periode der Profitformation unverkauft blieben. <br />
Die Anomalie im gegenwärtigen System liegt darin, dass investierte Profite noch immer auf dem Finanzmarkt zur Verfügung stehen, obschon sie bereits ausgegeben und in Fixkapital transformiert wurden (Cencini, 2005, S. 163). Die gegenwärtige Buchhaltungsstruktur von Banken respektiert den Unterschied zwischen Geld, Einkommen und Kapital nicht, weshalb Transaktionen falsch verbucht werden. Die Investition von Profiten in Kapitalgüter durch Unternehmungen sollte dazu führen, dass diese Einkommen für immer fixiert werden, da das dazu verwendete Einkommen für immer in Kapitalgüter transformiert wird (Konsumgüter werden de facto durch Kapitalgüter substituiert). Einkommen sollte einmal entstehen – in der Lohnzahlung – und einmal zerstört werden – in der Konsumzahlung. Die Produktion von Kapitalgütern führt heute dazu, dass dieselben Einkommen zweimal ausgegeben werden: Einmal auf dem Faktormarkt, wo Unternehmen Kapitalgüter kaufen, indem sie den Lohnempfängern Einkommen transferieren, und einmal auf dem Gütermarkt, wo die Lohnempfänger ebendiese Einkommen für Konsumgüter ausgeben.<br />
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Unternehmen können Kapitalgüter auf zwei Arten bezahlen: Erstens durch eine Emission von Geld, welches den neu produzierten Output monetarisiert und dadurch zu einem neuen Einkommen im System führt. Zweitens durch die Auszahlung eines bereits existierenden Einkommens. Der zweite Fall führt zu einer pathologischen inflationären Lücke zwischen Nachfrage und Angebot. In diesem zweiten Fall emittiert die Bank kein Geld, welches den neu produzierten Output monetarisieren würde. Statt dessen transferiert die Bank einfach ein Anrecht auf ein Bankdepot von der Unternehmung an den Arbeiter im Investitionsgütersektor. Das Problem besteht darin, dass die so verbuchte Investition von Profiten den Profit zwar zerstört, nicht jedoch das korrespondierende Bankdepot. Dieses Bankdepot kann von seinem Eigentümer auf dem Gütermarkt ausgegeben werden, obschon der entsprechende Output bereits von der Unternehmung gekauft wurde, als sie den Profit auf dem Faktormarkt investierte, um Fixkapital zu produzieren.<br />
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Die Löhne im Investitionsgütersektor können nicht mehr aufgefüllt werden, wenn wegen der Abnutzung der Kapitalgüter Ersatzinvestitionen getätigt werden müssen. Die Löhne, die für die Produktion von Ersatzgütern ausbezahlt werden, werden früher oder später auf dem Gütermarkt ausgegeben und führen zu einem inflationären Profit für Unternehmungen. Dies führt einerseits zur Formation von pathologischem Kapital, andererseits definiert dieser neue Profit eine inflationäre Lücke zwischen D und S, welche nicht mehr durch Konsumgüter aufgefüllt werden und damit neutralisiert werden kann. Es entsteht eine numerische Divergenz zwischen Nachfrage und Angebot (D > S), die eigentliche Definition von Inflation.<br />
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Es wird von Quantum Ökonomen hervorgehoben, dass Inflation und der daraus resultierende pathologische Prozess der Überakkumulation von Kapital eine makroökonomische Krankheit ist, und nicht im Verhalten der Individuen gründet. Der Grund dafür liegt in der heute noch immer fehlerhaften Buchhaltungsstruktur der Banken, welche durch eine Departementalisierung der Bankbilanzierung behoben werden könnte.<br />
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<b>b. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit</b><br />
Unfreiwillige Arbeitslosigkeit kann definiert werden als die Situation, in der es Menschen gibt, die arbeiten wollen, für die es jedoch keine offenen Stellen gibt. Makroökonomisch verursachte Arbeitslosigkeit muss unterschieden werden von mikroökonomisch verursachter Arbeitslosigkeit. Während Skill-Mismatch, Strukturwandel, Suchkosten oder starre Löhne und Preise mikroökonomische Bestimmungsfaktoren für Arbeitslosigkeit sein können, gibt es auch bedeutende makroökonomische Ursachen für Arbeitslosigkeit, welche nicht im Verhalten von wirtschaftlichen Akteuren gründen. Das Allgemeine Gleichgewichtsmodell von Léon Walras erlaubt heutigen Ökonomen nur mikroökonomische Analysen, welche monetäre, strukturelle Probleme nicht aufzudecken vermögen. So werden die Ursachen von Arbeitslosigkeit heute im Arbeitsmarkt gesucht, anstatt eine makroökonomische Analyse aller Märkte in Betracht zu ziehen. <br />
Die Überakkumulation von Kapital ist die Ursache von unfreiwilliger Arbeitslosigkeit, und Inflation ist wiederum die Ursache für die Überakkumulation von Kapital. Leergeldemissionen führen zu inflationären Profiten für Unternehmungen, welche wiederum für die Produktion von Kapitalgütern ausgegeben werden können. Durch diese inflationären Profite, welche sodann investiert werden können, bildet sich pathologisches Kapital. Die Kosten von Kapital, welche durch den Marktzins determiniert werden, müssen aus Profiten bezahlt werden. Wenn nun das Kapital schneller wächst als die Profite in einer Volkswirtschaft, wird das Verhältnis Profite/Kapital mit der Zeit notwendigerweise sinken. Es wird nun immer schwieriger, genügend Profite zu erwirtschaften, um die Kapitalkosten weiterhin zu bezahlen. Da es für Unternehmungen dadurch immer schwieriger wird, die Formation von neuem Kapital zu bezahlen, werden sie entweder weniger investieren, oder aber ihre Profite dazu benutzen, um, anstatt in Kapitalgüter zu investieren, mehr Konsumgüter herzustellen. Im ersten Fall würde die nationale Produktion gesenkt, was zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit führt. Im zweiten Fall würde eine pathologische Überproduktion von Konsumgütern resultieren, welche zu einer deflationären Lücke zwischen Angebot und Nachfrage führt (A > N). Wenn Profite also dazu gebraucht werden, Arbeiter im Konsumgütersektor für ihre Produktion von weiteren Konsumgütern zu bezahlen, werden auf dem Gütermarkt Produkte angeboten, welchen kein Einkommen gegenüber steht. Als Resultat übersteigt das nationale Angebot die Nachfrage, was zu Preissenkungen und Entlassungen führen wird.<br />
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<b>c. Wechselkursschwankungen</b><br />
Die Quantum Ökonomie offeriert einen neuartigen Ansatz zur Lösung von spekulativen Wechselkursschwankungen. Die neoklassischen Theorien, welche Wechselkursschwankungen zu erklären versuchen, gründen allesamt auf der Annahme, dass Währungen wertvolle Güter sind, welche wie jedes andere Tauschobjekt auf Devisenmärkten gehandelt werden können. Ausgehend von der Erkenntnis der Quantum Ökonomie, dass Geld eine vehikulare Form ist, welche einen doppelten Eintrag in den Bankbilanzen hinterlässt, kann eine verfeinerte Analyse des Problems erarbeitet werden. Quantum Ökonomen zeigen durch die exakte Analyse der Zahlungsvorgänge auf, dass weder Leistungsbilanzungleichgewichte noch Kapitalexporte oder -importe noch Zins- oder Inflationsdifferenzen zu Fluktuationen der Wechselkurse führen können. Die einzige Transaktion, welche den Wechselkurs zwischen zwei Währungen verändert, ist eine Transaktion auf dem Devisenmarkt (Cencini, 2005, S. 220). Währungen haben die Funktion eines Zahlungsmittels. Entgegen ihrer Natur werden Währungen in Devisenmärkten heute jedoch behandelt, als wären sie selbst Tauschobjekte. Jedes mal, wenn eine Bank eine Zahlung für zwei Klienten ausführt, wird Geld simultan kreiert und zerstört, da Geld ein augenblicklicher Fluss ist, durch welchen der Zahler belastet wird und der Bezahlte ein Guthaben erhält. Geld existiert bloss während der Zahlung und überlebt seine Emission nicht. Im internationalen Zahlungsverkehr kann Geld jedoch selbst zu einem Tauschobjekt mutieren. <br />
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Zur Illustration ein konkretes Beispiel: Ein Importeur aus A kauft mit Geld A (GA) von einem Exporteur aus R (Rest der Welt mit Geld R: GR) ein Produkt. Gehen wir in diesem Beispiel davon aus, dass das Bankensystem in A weder verpflichtet ist, die Fremdwährung bei der Zentralbank zu hinterlegen, noch dies will. Das Resultat der Transaktion wird das folgende sein: Das Guthaben des Importeurs gegenüber dem eigenen Bankensystem nimmt um x GA ab. Die Bank des Importeurs verschuldet sich um denselben Betrag bei einer Bank in R. Für den wahrscheinlichen Fall, dass der Exporteur in R in seiner nationalen Währung ausbezahlt werden will, wird er von seiner Bank in GR ausbezahlt, nachdem der entsprechende Wechselkurs zur Anwendung kam. Die Bank des exportierenden Landes behält dafür das in der Fremdwährung angegebene Depot als Eintrag auf der Aktivseite.<br />
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Die Frage lautet nun: Wie geschieht der Ausgleich der Schulden und Guthaben zwischen den Banken? Die Antwort ist verblüffend: Es gibt kein Settlement. Die Zahlung ist zu Ende, der Importeur wurde um den Betrag belastet, der dem Exporteur gutgeschrieben wurde. Es gibt bis heute keine internationale Settlement-Institution, welche Schulden und Guthaben zwischen Banken mittels einer supranationalen Währung begleicht. Als Folge bleiben die Währungen der Länder untereinander heterogen; die endgültige Bezahlung eines Netto-Imports zwischen zwei Währungsräumen bleibt heute pathologischerweise unerreicht. Während die einzelnen Akteure keinen weiteren Anspruch gegenüber dem Ausland haben, besitzt die Gesamtheit von R noch immer einen Anspruch gegenüber A.<br />
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Wenn wir das Resultat der nationalen Zahlung vergleichen mit dem Resultat der internationalen Zahlung, dann fallen die Unterschiede auf: Eine nationale Zahlung wird endgültig beglichen durch die Emission einer nationalen Währung auf dem Interbankmarkt. Die Guthaben und Schulden zwischen Banken werden beglichen, indem ihr Girokonto bei der Settlement-Institution erhöht, resp. verkleinert wird. Das Settlement wird in der Landeswährung ausgeführt, wodurch das Geld der verschiedenen Banken homogenisiert wird.<br />
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Im Fall eines Netto-Imports des Landes A aus R wird das Depot des Importeurs zwar um denselben Betrag GA belastet, wie das Depots des Exporteurs eine Gutschrift in GR erhält. Als Resultat verbleibt jedoch ein zusätzliches Guthaben GA gegenüber A im Bankensystem von R registriert. Dieses Guthaben stellt eine makroökonomische Forderung des Währungsraums R an A dar und bezieht sich auf ein Depot, welches sich immer noch im Bankensystem von A befindet. Es handelt sich um eine pathologische Duplikation einer Währung.<br />
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Es war der französische Ökonom Jacques Rueff, welcher als Erster die Duplikation von Währungen im internationalen Handel erkannte. "Entering the credit system of the creditor country, but remaining in the debtor country, the claims representing the deficit are (...) doubled" (Rueff, 1963). Die Duplikation von Depots stammt daher, dass ein einzelnes Bankdepot gleichzeitig im Schuldnerland und im Gläubigerland zur Verfügung steht.<br />
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Die dadurch verfügbaren duplizierten Währungen, welche sowohl im Schuldner- wie auch im Gläubigerland registriert sind, können auf dem Devisenmarkt benutzt werden, um zu spekulieren. Spekulation mit Währungen ist deshalb ein makroökonomisches Phänomen – das Resultat (nicht die Ursache) einer monetären Pathologie. Die Duplikation von Währungen kann nicht durch die Zinspolitik von Zentralbanken verhindert werden, sondern ist das Resultat einer fehlerhaften monetären Architektur internationaler Zahlungssysteme. Spekulation – welche für einzelne Marktakteure gut oder schlecht sein kann – wird gefüttert durch das Halten von Reservewährungen, welche doppelt in den Banken registriert sind. Ein importierendes Land mit einer Schlüsselwährung – wie die USA – hat dadurch das pathologische Privileg, dass es aus dem Ausland importieren kann, ohne eine korrespondierende Kaufkraft aufgeben zu müssen. Tatsächlich kann das importierende Land durch ein reines Versprechen auf zukünftige Zahlung etwas kaufen, und muss, wenn das exportierende Land sich mit der Schuldverschreibung zufrieden gibt und ad infinitum Währungsreserven auftürmen will, selbst nichts dafür aufgeben. Es ist jedoch sofort ersichtlich, dass niemand eine Schuld endgültig begleichen kann, indem er verspricht, die Schuld in der Zukunft zu begleichen. Was durch die Errichtung von Settlement-Systemen heute bereits innerhalb nationaler Währungsräume respektiert wird, muss im internationalen Zahlungsystem noch modernisiert werden.<br />
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Wie kann dieser Prozess verhindert werden? Indem die momentan fehlerhafte Architektur internationaler Zahlungssysteme der buchhalterischen Natur des Geldes gerecht wird. Dazu bräuchte es die Einrichtung einer internationalen Clearing-Union, welche mithilfe einer internationalen Währung die Guthaben und Schulden von Zentralbanken untereinander begleichen würde. Die internationale Währung wäre ein rein buchhalterisches Konstrukt, um verschiedene nationale Währungen untereinander zu homogenisieren und somit die endgültige Bezahlung (final payment) zwischen Währungsräumen zu gewährleisten. In einem solchen System würden die Guthaben eines Nettoexporteurs gegenüber dem Rest der Welt sofort beglichen, indem der Nettoexporteur dem Nettoimporteur automatisch (über ein Depot bei der Settlement-Institution) Wertpapiere (Aktien oder Obligationen) im Umfang seines Leistungsbilanzüberschusses abkaufen würde. Jeder Nettoexport von Waren und Dienstleistungen würde sofort ausgeglichen durch einen entsprechenden Nettoimport von Wertschriften. Somit würden die duplizierten Depots auf der Aktivseite des exportierenden Währungsraums sofort gebraucht für Käufe von Wertpapieren im selben Umfang, wodurch keine duplizierten Währungen mehr existieren würden und den pathologischen Währungskursfluktuationen ein Ende gesetzt wäre.<br />
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<b>4. Reformvorschläge</b><br />
Makroökonomie ist eine eigenständige Wissenschaft, welche Gesetze aufweist, die unabhängig vom Verhalten der Individuen gültig sind und studiert werden können. Jede Mikrofundierung beraubt die Makroökonomie ihrer eigentlichen Idee: Dass es Gesetze und Probleme gibt, die nur aus ganzheitlicher Betrachtung verstanden werden können und nicht im Verhalten der Einzelteile gründen. Wie jede Expertin, die sich mit praktischen Fragen des Zahlungsverkehrs beschäftigt, bestätigen wird, folgt eine Zahlung einer strengen buchhalterischen Logik, welche nicht vom Verhalten der jeweiligen Agenten abhängt. Die Ursachen makroökonomischer Pathologien sind denn nicht im Individuum zu finden, sondern in der heute fehlerhaften Verbuchung von Zahlungen in den Büchern der Banken. Die Reformvorschläge der Quantum Ökonomie zielen nicht darauf ab, das Verhalten von Individuen zu ändern - etwa durch ein neues Arrangement der Anreize für wirtschaftliche Akteure - sondern streben an, das monetäre System so zu gestalten, dass es die buchhalterische Natur von Geld respektiert und keine Störungen verursacht, welche den Lebensstandard der breiten Bevölkerung beeinträchtigen. Basierend auf dem neuartigen Verständnis ökonomischer Phänomene propagiert die Quantum Ökonomie zwei konkrete Reformen, welche monetäre Produktionswirtschaften von ihren makroökonomischen Krankheiten kurieren würden. Die zwei folgenden Reformen würden gemäss Quantum Ökonomen dazu führen, dass Inflation, unfreiwillige Arbeitslosigkeit und spekulative Wechselkurs- und Zinsschwankungen verunmöglicht würden.<br />
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<b>a. Drei Departemente der Bankbuchführung</b><br />
Im neuen System nationaler Zahlungen würden Zahlungen in drei getrennten, aber untereinander verbundenen Departementen verbucht (siehe auch Rossi, 2007, S. 126):<br />
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(I) Im monetären Departement wird vehikulares Geld verbucht.<br />
(II) Im finanziellen Departement wird Einkommen deponiert.<br />
(III) Im Fixkapitaldepartement werden investierte Profite verbucht, welche zuvor im zweiten Departement eingetragen waren.<br />
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Das erste und zweite Departement stellen sicher, dass keine Kreditinflation auftritt. Das dritte Departement verhindert die Emission von Leergeld, welche die makroökonomische Ursache für Inflation ist.<br />
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Betrachten wird vorerst die ersten zwei Departemente, welche die Trennung zwischen Geld und Bankdepots gewährleisten. Es sei daran erinnert, dass Geld ein instantaner, zirkulärer Fluss und Bankdepots ein Bestand an Kaufkraft in Form eines finanziellen Anspruchs auf Produkte sind. Lohnzahlungen führen zur Entstehung eines neuen Einkommens und werden durch die Emission von Geld ausgeführt. Diese Emission würde augenblicklich im ersten Departement eingetragen und das Einkommen des Lohnempfängers würde – am Ende des Geschäftstages – ins zweite Departement transferiert. Somit wüssten Bankdirektoren zu jedem Zeitpunkt, wieviel Einkommen (und damit Output) der Wirtschaft zur Verfügung steht. Die ersten zwei Departemente verhindern somit, dass Banken mehr Geld ausleihen, als es Einkommen im System gibt. Tatsächlich gibt es heute keine institutionelle Barriere, welche es Bankdirektoren erlauben würde, zu wissen, wie viele Geld sie ausleihen dürfen, bevor eine (gutartige, aber zu vermeidende) Kreditinflation auftritt. Da Banken kostenlos, sprich durch einen blossen Federstrich, Geld emittieren und dadurch Aktiv- und Passivseite der Bankbilanz theoretisch ad infinitum erweitern können, kann eine Überemission von Geld zu einer Kreditinflation führen. Dank der Trennung des ersten vom zweiten Departement würden Bankdirektoren zu jeder Zeit exakt wissen, wie viele Kredite sie an ihre Kunden vergeben dürfen. In der heutigen, undifferenzierten Buchhaltungsstruktur werden alle Arten von Transaktionen zusammengefasst in einer einzigen Bankbilanz, wodurch es dem Zufall überlassen wird, ob Kreditinflation auftritt oder nicht (Rossi, 2007, S. 129).<br />
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Die Unterscheidung zwischen dem zweiten und dritten Departement stellt sicher, dass Einkommen nicht mit Fixkapital verwechselt wird (Cencini, 2005, S. 312). Dadurch würde Inflation und ihre Folge, die Überakkumulation von Kapital, verhindert. Im heutigen Buchhaltungssystem von Banken wird die Investition von Profiten so verbucht, als handle es sich dabei um eine Ausgabe, wo das Einkommen in Realität in Fixkapital transformiert wird. Der Kauf von Fixkapital führt heute nicht dazu, dass das Einkommen zerstört wird, sondern das Einkommen wird als Lohn re-emittiert. Was verhindert werden muss, ist die Möglichkeit, dass investierte Profite weiterhin auf dem Finanzmarkt zur Verfügung stehen. Sobald Profite entstehen, müssen diese Profite ins dritte Departement transferiert werden. Dadurch wird sichergestellt, dass Profite nicht auf dem Faktormarkt ausgegeben werden, sondern im Fixkapitaldepartement bleiben.<br />
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<b>b. Internationale Clearing-Union</b><br />
Quantum Ökonomen argumentieren, dass das heutige internationale Regime des relativen Tausches ersetzt werden muss durch ein System des absoluten Tausches. Die heutige Struktur internationaler Zahlungssysteme unterwirft Währungen einem pathologischen Duplikationsprozess, durch welchen nationale Währungen - im Widerspruch zu ihren eigentlichen Funktionen - Tauschobjekte werden. Neoklassische Ökonomen erkennen dieses Problem nicht, da sie die buchhalterische Natur von Geld noch nicht erfasst haben. Viele Ökonomen unterliegen noch heute der irrigen Vorstellung, dass Geld eine Art Gut mit physikalischen Dimensionen sei (Banknoten sind streng genommen nicht Geld, sondern Anrechtsscheine auf immer noch im Bankensystem registrierte Bankdepots). <br />
Während nationale Zahlungen heute korrekterweise mit nationalen Währungen verbucht werden, werden internationale Zahlungen fälschlicherweise ebenfalls mit nationalen Währungen verbucht. Dies hat zur heutigen Situation geführt, in der nationale Bankensysteme Fremdwährungsreserven auftürmen, welche noch immer auf den Passivseiten der jeweiligen Länder registriert sind. Diese Fremdwährungsreserven werden - entgegen ihrer Natur - für Transaktionen auf dem Devisenmarkt genutzt, wodurch Wechselkurse spekulativen Schwankungen ausgesetzt werden und somit der Wirtschaft der jeweiligen Länder Schaden zufügen.<br />
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Man kann Wechselkursschwankungen auf zwei Arten unterbinden. Für die erste Möglichkeit hat sich die EU entschieden: Sie hat Wechselkurse ganz abgeschafft, indem die nationalen Währungen abgeschafft wurden. Dies führt zu einem totalen Verlust monetärer Souveränität einzelner Länder, mit weitreichenden Folgen für die nationale Wirtschaft. Die zweite, heutigen Ökonomen weitgehend unbekannte Möglichkeit würde die nationale Souveränität über die Währung erhalten und verbessern. Sie besteht in der Errichtung einer internationalen Clearing-Union. Wie heute nationale Zahlungen mit nationalen Währungen verbucht werden, würden internationale Zahlungen in Zukunft durch die internationale Währung der Clearing-Union verbucht werden. Die internationale Währung würde dadurch der gemeinsame Standard für alle nationalen Währungen der Welt werden (diese jedoch nicht etwa ersetzen oder verdrängen). Diese internationale Clearing-Union würde diejenige Funktion für nationale Zentralbanken übernehmen, welche Zentralbanken bereits heute für Geschäftsbanken übernehmen: Zahlungen zwischen zwei Ländern würden durch ein RTGS-Systems der Clearing-Institution ausgeführt, indem die Importe eines Währungsraumes aus einem anderen sofort aufgewogen würden durch den automatischen Export von Wertschriften in demselben Umfang. Forderungen zwischen Währungsräumen würden so sofort ausgeglichen, und Währungen würden nur noch als Zahlungsmittel, nicht als Tauschobjekt verwendet. Die neue, pyramidale Struktur des Zahlungssystems mit der internationalen Clearing-Union an der Spitze und den nationalen Geschäftsbanken zuunterst würde den geordneten Ablauf internationaler Zahlungen gewährleisten und spekulative Wechselkursschwankungen verhindern. Diese Reform würde internationale Zahlungssysteme in Einklang bringen mit der Natur von Geld - ein reines Zahlungsmittel und kein Tauschobjekt - wodurch Länder mehr geldpolitischen Spielraum erhielten und ihre Währung effektiver kontrollieren könnten. Mangels einer internationalen Clearing-Union bleibt monetäre Souveränität für Staaten heute unerreicht.<br />
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<b>5. Literatur</b><br />
Schmitt, B. (1960): La formation du pouvoir d’achat, Paris: Sirey.<br />
Schmitt, B. (1966): Monnaie, salaires et profits, Paris: Presses Universitaires de France.<br />
Schmitt, B. (1972): Macroeconomic Theory. A Fundamental Revision, Albeuve: Castella.<br />
Schmitt, B. (1975): Théorie unitaire de la monnaie, nationale et internationale, Albeuve: Castella.<br />
Schmitt, B. (1984a): Inflation, chômage et malformations du capital. Macroéconomie quantique, Paris and Albeuve: Economica and Castella.<br />
Schmitt, B. (1984b): La France souveraine de sa monnaie, Paris and Albeuve: Economica and Castella.<br />
Cencini, A. (1984): Time and the Macroeconomic Analysis of Income, London and New York: Pinter.<br />
Cencini, A. (1988): Money, Income, and Time. A Quantum-Theoretical Approach, London and New York: Pinter.<br />
Cencini, A. and Schmitt, B. (1991): External Debt Servicing. A Vicious Circle, London and New York: Pinter.<br />
Cencini, A. (1995): Monetary Theory. National and International, London and New York: Routledge.<br />
Cencini, A. (2001): Monetary Macroeconomics. A New Approach, London and New York: Routledge.Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-4581519276804398612011-05-14T01:01:00.000-07:002011-11-08T23:56:24.698-08:00Der Absolute Tausch„<a href="http://www.cairn.info/revue-cahiers-d-economie-politique-2010-1-p-133.htm">The Invariable Measure of Value</a>“, lautete der Titel eines Aufsatzes, der in David Ricardos Nachlass auftauchte. Der Aufsatz enthielt ausser dem Titel keinen Text. David Ricardo hatte sein Leben lang nach dem absoluten Wertmassstab gesucht. Er verstand, dass er ohne diesen Wertmassstab Preise nicht erklären konnte. Er verstand auch, dass kein Gut jemals die Funktion eines absoluten Wertmassstabs erfüllen konnte, da Güter selbst im Wert schwanken. Doch ohne absoluten Wertmassstab sind alle Güter bloss ein heterogener Haufen ohne gemeinsame numerische Dimension. In seinen Worten:<br />
<br />
"<i>There can be no unerring measure either of length, of weight, of time or of value unless there be some object in nature to which the standard itself can be referred and which we are enabled to ascertain whether it preserves its character of invariability, for it is evident on the lightest consideration that nothing can be a measure which is not self invariable.</i>" (Ricardo 1951-5, Vol. IV: 401) <br />
<br />
In einer Wirtschaft ohne absoluten Wertmassstab herrschen notwendigerweise Tauschverhältnisse (1 Laib Brot gegen 2 Liter Milch, etc.) vor – Preise, wie wir sie täglich beobachten, könnten nicht existieren. Dieses Problem wurde bereits von den ersten bekannteren Ökonomen identifiziert und ausgiebig behandelt; Sir James Steuart (1767) und Adam Smith (1776) schrieben beide darüber und vermochten das Rätsel nicht zu lösen. Léon Walras versuchte das Problem zu lösen, indem er das <i>Numéraire</i>-Gut per Annahme einführte. Obzwar Walras sich sehr wohl bewusst war, dass Geld ein spezielles „Ding“ ist, das keine physikalische Dimension aufweist, ging er so vor – seine Ambition, die Wirtschaft mit Hilfe eines Systems linearer Gleichungen zu beschreiben, war grösser als seine intellektuelle Neugierde.<br />
<br />
Dieses Problem wird heute<span style="color: #3d85c6;"> <span style="color: black;">unter Wirtschaftstheoretikern</span> </span><a href="http://books.google.ch/books?id=tlg6pNouAbsC&pg=PA13&lpg=PA13&dq=heterogeneity+problem+economics+money+cencini&source=bl&ots=ZD4pi0Mq0A&sig=txYLGrFaRSGdnM17zLaJ5RRTdik&hl=de&ei=YATMTbO-L8rasgb_zKWZAw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBgQ6AEwAA#v=onepage&q&f=false" style="color: #3d85c6;">Heterogenitätsproblem</a> genannt: Güter weisen allesamt unterschiedliche physikalische Dimensionen auf (Länge, Gewicht, Farbe, etc.) und sind deshalb heterogen. Erst die Integration von Zahlen mit wirtschaftlichen Gütern verleiht dem heterogenen Haufen von Gütern und Dienstleistungen eine gemeinsame Dimension (Preise als numerischer Ausdruck von Wert), wodurch die Wirtschaft erstmals ein wissenschaftliches Forschungsobjekt wird, das mit Hilfe von Nummern verstanden werden kann. Wir können deshalb sagen, dass das Heterogenitätsproblem 1) das erste zu erklärende Problem der Wirtschaftswissenschaft ist und 2) dass es weder von den Klassikern noch den Neoklassikern gelöst wurde. Während die klassischen Ökonomen sich des Problems wenigstens bewusst waren, kennen heutige Ökonomieprofessoren meist nicht einmal das Problem. Bezeichnenderweise ist es heute äusserst selten, dass ein neoklassischer Ökonomieprofessor überhaupt die Arbeiten von Léon Walras oder Alfred Marshall gelesen hat, obschon diese die theoretischen Ursprünge der neoklassischen Theorie sind. Sie sind es sich mittlerweile so gewohnt, unkritisch in Annahmen zu denken und logische Widersprüche grosszügig zu übersehen, dass sie <i>de facto</i> die Logik zu einer subalternen Methode degradiert haben, mit der sich andere Wissenschaftler abmühen sollen. Knut Wicksell, ein Begründer der heutigen Neoklassik, nannte die Unfähigkeit von Ökonomen, die grundlegendsten Konzepte wie Kapital konsistent zu definieren, das <i>testimonium paupertatis</i>: das Armutszeugnis der Politischen Ökonomie.<br />
<br />
Glücklicherweise haben sich nicht alle Ökonomen von der Scheinwissenschaftlichkeit der mathematischen Methode in der Ökonomie blenden lassen. Bernard Schmitt, Begründer der Theorie der Geldemissionen, hat einen neuen Lösungsansatz für das Heterogenitätsproblem offeriert. Das grundlegende Konzept hierfür ist der absolute Tausch.<br />
<br />
In der heutigen Wirtschaftswissenschaft gibt es heute bloss das Konzept des relativen Tauschs: der Tausch zweier autonomer Objekte gegeneinander. Wie <a href="http://books.google.ch/books?id=SfdcZVcI4u8C&pg=PA39&lpg=PA39&dq=wert%C3%A4quivalenz+aristoteles&source=bl&ots=qQ2VEzSS1u&sig=L5s5i3roBlz08rH0axskSsoMK8Y&hl=de&ei=ngXMTeqEGc31sgbopbSmBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCUQ6AEwAg#v=onepage&q=wert%C3%A4quivalenz%20aristoteles&f=false" style="color: #0b5394;">Aristoteles</a> bereits festhielt, wird durch den Tausch zweier Objekte deren Wertäquivalenz hergestellt. Vor und nach dem Tausch existieren beide Objekte weiter unabhängig voneinander. Dieser Gedanke ist nicht allzu schwer zu fassen.<br />
<br />
Im Gegensatz dazu steht der absolute Tausch: Hierbei wird ein Objekt <i>mit sich selbst</i> vertauscht. Um den Gedanken fassbar zu machen, müssen wir uns mit der Logik einer Lohnzahlung befassen, welche die Urform dieses absoluten Tausches darstellt.<br />
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Im Moment einer Lohnzahlung wird dem Arbeiter sein Einkommen ausbezahlt. Man könnte bei oberflächlicher Analyse meinen, dass es sich ebenfalls um einen relativen Tausch handelt, wobei das bereits existierende Einkommen im Besitz der Unternehmung getauscht wird gegen das Produkt, welches der Arbeiter für die Unternehmung herstellte. Doch wenn wir genauer hinsehen, muss auffallen, dass dies nicht stimmen kann.<br />
<br />
In der Abbildung 1 wird ersichtlich, wie eine Lohnzahlung im Bankensystem festgehalten wird. Um der logischen Methode genüge zu tun, beginnen wir bei <i>tabula rasa</i> – schliesslich können wir nicht erklären, wie Einkommen entsteht, indem wir seine Existenz als Vorbedingung annehmen. Dies käme einem <i>petitio principii </i>(logischer Scheinbeweis) gleich.<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhA4WQ94VWo6Gjhn7KemqKpKhOTnYp7MD_3dQi5B8aO7G_A6DTdZOq_Ip1FD3WjJhNBhKneRduSDwOK1dt11KdL3l3Wt9aRc-GhWeHiz5BRlQKgbMTeLDe1lccPYq4vADctg5jj9rxbxbsS/s1600/Ohne+Titel.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="245" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhA4WQ94VWo6Gjhn7KemqKpKhOTnYp7MD_3dQi5B8aO7G_A6DTdZOq_Ip1FD3WjJhNBhKneRduSDwOK1dt11KdL3l3Wt9aRc-GhWeHiz5BRlQKgbMTeLDe1lccPYq4vADctg5jj9rxbxbsS/s400/Ohne+Titel.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abbildung 1: Wie eine Lohnzahlung im Bankensystem festgehalten wird</td></tr>
</tbody></table><br />
Damit die Unternehmung den Arbeiter auszahlen kann, muss sie sich bei der Bank verschulden. Diese Schuld wird auf der Aktivseite der Bankbilanz notiert. Gleichzeitig – das bedeutet in derselben Transaktion – wird dem Arbeiter ein entsprechendes Depot gutgeschrieben, welches notwendigerweise gleich gross wie das (negative) Depot der Unternehmung ist.<br />
<br />
Das Einkommen des Arbeiters ist nun gespeichert in Form eines Bankdepots auf der Passivseite des Bankensystems. Dieses positive Depot findet seine Entsprechung auf der Aktivseite der Bankbilanz, wo die Schuld der Unternehmung notiert wurde.<br />
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Einkommen ist demnach erst in der Lohnzahlung entstanden. Es existierte vorher nicht. Schon hieraus wird ersichtlich, dass eine Lohnzahlung kein relativer Tausch sein kann, da das Einkommen erst durch den Tausch entsteht, und nicht vorher existiert.<br />
<br />
Konsum ist die umgekehrte Operation. Wie in Abbildung zwei ersichtlich gemacht wird, zerstört der Arbeiter durch den Konsum seines Einkommens sein Depot, wodurch gleichzeitig und notwendigerweise die Schuld der Unternehmung gegenüber dem Bankensystem gelöscht wird. Konsum zerstört deshalb das Einkommen. Dadurch kann die Unternehmung ihre Produktionskosten wettmachen. Stellen wir eine Lohnzahlung noch mit einer anderen Abbildung dar.<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHmWXgr0IoxP8o8Pjh0JWB6zNujWaUqrYB1_VW7pAU47t7bWf3uTXCkbDEHSaxnF-VFPSJaqBdZ0__p6ghdQKbF1cqqn-XyXA3JbDUnL_RR8dldTrrUWts8upbrz9Zm_Ad6DmYSQnfvJ0Q/s1600/Ohne+Titel.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="232" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHmWXgr0IoxP8o8Pjh0JWB6zNujWaUqrYB1_VW7pAU47t7bWf3uTXCkbDEHSaxnF-VFPSJaqBdZ0__p6ghdQKbF1cqqn-XyXA3JbDUnL_RR8dldTrrUWts8upbrz9Zm_Ad6DmYSQnfvJ0Q/s400/Ohne+Titel.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abbildung 2: Resultat der Lohnzahlung und des Konsums</td></tr>
</tbody></table>Es wird in Abbildung 2 ersichtlich, dass das Einkommen des Arbeiters das Objekt seines Bankdepots ist, welches im Bankensystem registriert ist. Gleichzeitig ist Output Objekt der Schuld des Unternehmens gegenüber dem Bankensystems. Output und Einkommen sind demnach - es muss nun einleuchten - durch eine einzige Aktion entstanden: die Lohnzahlung. Vor der Lohnzahlung existierte das Einkommen nicht. Tatsächlich sind Output und Einkommen nicht zwei autonome Objekte. Sie sind die zwei Aspekte eines einzigen Objekts: ökonomischer Output.<br />
<br />
Der Tausch zweier autonomer Objekte, welcher die Definition des relativen Tausches ist, trifft somit nicht auf eine Lohnzahlung zu. Durch die Lohnzahlung entstehen Output <i>und</i> Einkommen. Wie nun Adam Smith schon bemerkte, besteht der gesamte Wohlstand eines Landes nicht aus Output + Einkommen. Output und Einkommen sind nicht-additiv, ebengerade weil Einkommen <i>alter ego </i>von Output ist. Einkommen ist das numerische Abbild von Output. Wir können deshalb nun eine Stufe weitergehen und aufzeigen, wie Output und Einkommen mit dem Arbeitsprozess zusammenhängen:<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhltB8ifdVtq38dSOGtutHQ7t37_xFRgUK_1H1nspHiJszN_1RdIIJhIAgBjFsKdCSRo1OClsNo6Awtv2p2VwvC9hAvqErG6BrrQwgIJZtmHNU3CV8cSx4dJNH6JzOvXeizkLzoyBXDpk6w/s1600/Absoluter+Tausch.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="296" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhltB8ifdVtq38dSOGtutHQ7t37_xFRgUK_1H1nspHiJszN_1RdIIJhIAgBjFsKdCSRo1OClsNo6Awtv2p2VwvC9hAvqErG6BrrQwgIJZtmHNU3CV8cSx4dJNH6JzOvXeizkLzoyBXDpk6w/s640/Absoluter+Tausch.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abbildung 3: Output und Einkommen entstehen in der Lohnzahlung und definieren den produktiven Zeitabschnitt ihrer Schöpfung durch Arbeitskraft</td></tr>
</tbody></table><br />
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In Abbildung 3 erkennen wir den Zusammenhang von Einkommen und Zeit. Auf der höchsten Abstraktionsebene betrachtet ist Arbeit eine Bewegung in der Zeit. Nachdem eine Produktionsperiode gearbeitet wurde, wird der Arbeiter für seine Arbeit mit Lohn entschädigt. Durch die Lohnzahlung entsteht gleichzeitig sein Einkommen und der Output, welche eine zweiseitige Einheit darstellen: Sie sind identisch, da Einkommen und Output die zwei Seiten derselben Münze sind. Die <i>logische Identität</i> ist deshalb die passende Beschreibung für ihre Verbindung.<br />
<br />
Es kommt nicht darauf an, ob der chronologische Zeitpunkt der Lohnzahlung vor oder nach dem Abschluss der Produktionsperiode statt findet. Wichtig ist, dass sich die Lohnzahlung <i>auf die Zeit bezieht</i>, in der produktiv gearbeitet wurde. Somit <i>misst</i> die Lohnzahlung das Zeitquantum, welches verstreichen musste, um das Produkt herzustellen. Durch diese Aktion erhält der Arbeiter sein Einkommen und das Produkt wird mit einer Nummer assoziiert, wodurch es ökonomischen Wert erhält.<br />
<br />
Geld selbst sollte nun keinesfalls mit dem positiven Bankdepot des Arbeiters verwechselt werden. Geld ist vielmehr die Operation selbst, welche die Lohnzahlung durchführt. Bankdepots sind <i>das Resultat</i> dieser Operation (immer ein negatives und ein positives Depot). Diese Operation besteht darin, das Guthaben und die Schuld in die Bankbilanz einzutragen. Diese Operation - eine <i>Geldemission</i> - verbraucht aus logischer Sicht keine Zeit. Aus technischer Sicht kann eine Transaktion mehrere Sekunden dauern, je nach Software der Bank, resp. Settlementsystem des Interbankmarktes (Die Transaktion kann sogar unfertig abbrechen, was selten und nur bei sehr rückständigen Zahlungssystemen passiert). Doch wir sind nicht an der technischen Repräsentation interessiert, sondern an der ökonomischen Logik des Geldes und der Produktion. Aus logischer Sicht vollzieht sich die Eintragung von Guthaben und Schulden gleichzeitig. Es wird sicher jeder Leserin einleuchten, dass niemand eine Gutschrift erhalten kann, bevor der Zahlende nicht belastet wird. Der Geldfluss zwischen Bank, Zahler und Bezahltem ist deshalb unendlich schnell und verbraucht keine Zeit. Wir können den augenblicklichen Fluss von Geld wie folgt darstellen:<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEginRqT7X4RK19N1TTyTNpdQNA03GCc6IsOlZmW_hOV84ub0nDcEbFZotNlvjMKv10anHAHraMPsR4GwfSa5f6ThiidKwWVLtddwbm2Qe1FGyA_m_ie_KGDDCWS4FKBcPBh6wX5lvPOe42o/s1600/Ohne+Titel.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="262" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEginRqT7X4RK19N1TTyTNpdQNA03GCc6IsOlZmW_hOV84ub0nDcEbFZotNlvjMKv10anHAHraMPsR4GwfSa5f6ThiidKwWVLtddwbm2Qe1FGyA_m_ie_KGDDCWS4FKBcPBh6wX5lvPOe42o/s400/Ohne+Titel.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abbildung 4: Eine Emission von Geld</td></tr>
</tbody></table><br />
<br />
Was passiert genau, wenn eine Bank Geld emittiert? Gehen wir Schritt für Schritt durch, und erinnern wir uns, dass Schritte 2-4 gleichzeitig passieren:<br />
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<ol><li>Eine Unternehmung fragt bei ihrer Bank um einen Kredit von £x an, um ihren Arbeiter zu entlöhnen. Nachdem die Bank die Kreditwürdigkeit kontrolliert hat, führt sie die Transaktion für die Unternehmung durch.</li>
<li>Die Unternehmung erhält von der Bank +£x Geldeinheiten und verschuldet sich dadurch bei ihr. </li>
<li>Die Unternehmung bezahlt mit diesem erhaltenen Geld augenblicklich den Arbeiter für seine geleistete Arbeit (-£x)</li>
<li>Der Arbeiter erhält dieses Geld (+£x) und gibt es augenblicklich und mechanisch wieder aus (-£x) für ein Bankdepot, welches sein Guthaben gegenüber der Bank repräsentiert.</li>
</ol><br />
Schritte 2-4 geschehen alle mechanisch innerhalb eines Augenblicks, weshalb es sich der blossen Beobachtung entzieht. Die Existenz von Geld ist damit auf den Augenblick der Zahlung beschränkt, welche keine Zeit beansprucht. Resultat der Zahlung sind in der Bankbilanz festgehaltene Depots.<br />
<br />
Da Geld selbst bloss ein augenblicklicher vehikularer Fluss ist, durch den Zahlungen getätigt werden, ist seine Emission praktisch kostenlos. Geld selbst hat keinen Wert, sondern trägt Wert, sowie Blut Sauerstoff trägt. Geld ist eine Hülle, eine vehikulare Form, durch welche physikalischer Output eine numerische Dimension und der Arbeiter sein Produkt in numerischer Form erhält, bis er es an einem späteren Zeitpunkt konsumieren kann. Innerhalb der Lohnzahlung wird Output mit Geld assoziiert, wodurch Einkommen und Output entstehen. Der Output bleibt dabei in den Händen der Unternehmung und das Einkommen in den Händen des Arbeiters, welcher dadurch Kaufkraft über sein Produkt verfügt. Ein Profit kann die Unternehmung erwirtschaften, indem sie den Output zu einem Preis über den Faktorkosten verkauft und damit Kaufkraft der Arbeiter übernimmt.<br />
<br />
Quelle: Alvaro Cencini (1988): <i>Money, Income & Time </i>Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com12tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-81553473271161161512011-04-19T05:21:00.000-07:002012-01-23T00:20:53.825-08:00Das Geld und die ZeitDas Geld und die Zeit sind seit Beginn der Volkswirtschaftslehre die am schwierigsten zu integrierenden Phänomene in eine konsistente Theorie von Produktion und Tausch. Alfred Marshall erkannte, dass das Element der Zeit das "Zentrum der Problematik beinahe aller wirtschaftlichen Probleme" sei (Marshall, 1936). Da das Problem so vertrackt ist und die blosse Beobachtung oberflächlicher Phänomene schon manchem Wirtschaftstheoretiker ein Bein gestellt hat, durchschreiten wir die Fragen des Geldes und der Zeit vorsichtig, bewaffnet mit dem nützlichen Werkzeug der Logik.<br />
<br />
Wir beginnen mit der einfachen Feststellung, dass Banken ihre Geschäftsaktivitäten seit Jahrhunderten in einer doppelten Buchführung festhalten. Die Beziehung zwischen Geld und der doppelten Buchführung von Banken ist demnach das erste Problem, das rigoros behandelt werden muss. Es wurde schon von mehreren Autoren angemerkt, dass Geld eine <i>spontane Schuldanerkennung der Banken</i> sei. Wenn ein Kreditnehmer sich bei der Bank verschuldet, erhält ein anderer Agent notwendigerweise und durch dieselbe Transaktion eine Gutschrift dieser Bank in demselben Umfang. Die Frage, die wir restlos klären müssen, ist, ob Banken solche Geldemissionen <i>frei</i> von jeglichen Restriktionen machen können.<br />
<br />
Geld ist eine Emission, weil seine Zirkulation augenblicklich ist, und keine Funktion der Zeit. Die Emission von Geld verbraucht logisch betrachtet keine Zeit. Resultat der Geldemission ist der doppelte Eintrag in die Bilanz des Bankensystems. Die Emission selbst - die Eintragung des Geldes in die Bücher des Bankensystems - benötigt bloss einen Augenblick. In der Sprache der Physik: Die Emission von Geld benötigt bloss einen Punkt auf der kontinuierlichen Gerade der Zeit (siehe Abb. 1). Das Resultat der Geldemission sind in den Bankbilanzen festgehaltene Depots. Praktisch kann selbstverständlich eine Transaktion mehrere Sekunden dauern - eine internationale Large-Value-Zahlung kann beispielsweise gut und gerne 40 Sekunden dauern, je nach Software des Zahlungssystems. Wir sind jedoch nicht an technologischen oder physikalischen Repräsentationen des Geldwesens interessiert, welche ein wichtiges Fachgebiet für sich darstellen, sondern an der ökonomischen Bedeutung monetärer Phänomene.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlAcMUiLtLn7QqpNpYmYHtAJuWr5Ve5Iv8Kc7DO0vm_IfdmKXcHl_aISO04ZHT3Yivmk-JIymCGowu9fUlhVNksHtYfItAzP2MxBeVC9wqKfhi1ytmSIzj_izgLOS-zrw64rQNxw68R5om/s1600/Geld.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="122" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlAcMUiLtLn7QqpNpYmYHtAJuWr5Ve5Iv8Kc7DO0vm_IfdmKXcHl_aISO04ZHT3Yivmk-JIymCGowu9fUlhVNksHtYfItAzP2MxBeVC9wqKfhi1ytmSIzj_izgLOS-zrw64rQNxw68R5om/s320/Geld.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 1: Die Emission von Geld in der Zeit</td></tr>
</tbody></table><br />
<br />
Bereits hier müssen wir den vorsichtigen Leser um eine notwendige Differenzierung bitten: Es gilt in der Volkswirtschaftslehre zu unterscheiden zwischen der <i>logischen Existenz</i> und der <i>physikalischen Repräsentation</i> eines Phänomens. Geld, das bemerkten bereits Ökonomen vor beinahe 250 Jahren, hat keine materielle Substanz. Der grosse Ökonom und Geldtheoretiker Sir James Steuart schrieb bereits 1767, dass Geld unmöglich eine physikalische Substanz haben könne. Da es Preise gebe, so Steuart, müsse ein absoluter Wertmassstab existieren. Geld sei dieser absolute Wertmassstab. Da materielle Substanz, wie Gold oder Silber, jedoch selbst im Wert schwankt, kann der absolute Wertmassstab unmöglich physikalischer Natur sein. Somit könne Geld selbst keine materielle Ware sein. Wäre Geld eine materielle Ware - das wussten die Klassiker sehr genau - könnten nur Tauschverhältnisse (2 Laib Brot = 1 Liter Milch) existieren, jedoch keine absoluten Preise. Adam Smith (1776, S. 385) bekräftigte Steuarts Einsicht, dass Geld keine Ware sei, neun Jahre später: "The great wheel of circulation (money) is altogether different from the goods that are circulated by means of it." David Ricardo bestätigte Steuarts und Smiths Ansichten, dass Geld selbst keine Ware sein könne, und suchte bis an sein Lebensende nach dem absoluten Wertmassstab. Als Ricardo starb, fand man in seinem Pult ein Blatt Papier mit dem Titel "The Invariable Measure of Value" - ohne Text. Die Frage des absoluten Wertmassstabs konnte Ricardo bis ans Lebensende nicht beantworten.<br />
<br />
So gesehen muss es den Ökonomen, der vertraut ist mit der bewegten Geschichte unserer Wissenschaft, weniger erstaunen als bestätigen, dass Geld ein dimensionsloses Phänomen ist. Léon Walras, dessen Allgemeines Gleichgewichtsmodell die Grundlage der heutigen Neoklassik darstellt, fügte Geld als dimensionsloses <i>Numéraire</i> in sein Modell ein. Geld ist bei ihm ein rein numerisches "Ding", welches auf Gütermärkten gegen Waren getauscht wird und somit relative Preise ermöglicht. "<i>Le mot franc est le nom d'une chose qui n'existe pas</i>", schrieb Walras deshalb, und hatte teilweise recht: Geld existiert nicht <i>physikalisch</i>, sehr wohl aber <i>numerisch</i>. Die fragwürdige Behauptung, es existiere nicht, widerspricht unserer tagtäglichen Erfahrung, dass Güter und Dienstleistungen nur mit Geld bezahlt werden können. Dummerweise verpasste es Walras in seiner Theorie komplett, die buchhalterische Logik des Geldes zu erfassen und die Integration von Produktion mit Geld zu verstehen, weshalb die "nominale" und die "reale" Welt bei den heute dominierenden Neoklassikern komplett getrennt sind. Walras fügte das Numéraire als <i>Gut</i> in das Kontinuum handelbarer Güter in sein Modell ein, das die aussergewöhnliche Eigenschaft besitzt, dass es rein numerisch existiert. Die magische Umwandlung eines Guts in eine Zahl <i>per Annahme</i> ist die wissenschaftliche Ursünde der Neoklassik, aufgrund derer sie sich nachhaltig aus dem Garten der Wissenschaften ausschloss. Sie verstösst gegen die grundlegendsten Gesetze der Logik - ein Gut kann nicht per Annahme in eine Zahl verwandelt werden - und gegen die klar beobachtbare Tatsache, dass Geld einer buchhalterischen Logik folgt ("<i>the essential principle of banking</i>", wie Keynes dies nannte). Geld wird infolgedessen von den Neoklassikern gleichzeitig als wert<i>volle</i> Ware und als wert<i>loser</i> Schleier definiert, ein Widerspruch, welcher die Absurdität der neoklassischen Geldtheorie anschaulich offenlegt. <br />
<br />
Die Erkenntnis klassischer und neoklassischer Ökonomen, dass Geld nicht materiell, sondern bloss numerisch existieren könne, führt uns unweigerlich zur Einsicht, dass monetäre Phänomene konzeptuell-logisch angegangen werden müssen, und dass wir mit mechanischen oder physikalischen Metaphern in der Geldtheorie nicht weiterkommen. Deswegen ist es keine blosse Vereinfachung, sondern eine konzeptuelle Notwendigkeit, dass wir die Emission von Geld als eine Aktion beschreiben, welche keine Zeit beansprucht. Die Abstraktion von physikalischen Repräsentationen ist tatsächlich keine vereinfachende Annahme, sondern eine konzeptuelle Notwendigkeit für das Verständnis ökonomischer Phänomene. Zur Illustration: Ein Bankdepot kann gespeichert werden auf Pergament, Steintafeln oder moderner Buchhaltungssoftware wie heutzutage Avaloq oder Finnova - diese Repräsentationsformen ändern nichts an der <i>ökonomischen Bedeutung</i> von Bankdepots, welche konzeptuell - unabhängig von der physikalischen Repräsentation - verstanden werden müssen.<br />
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Die Existenz von Banknoten und Münzen, welche offensichtlich physikalische Dimensionen aufweisen, ändert an unserer Analyse nichts. Diese sind tatsächlich bloss Anrechte auf immer noch im Bankensystem gespeicherte Depots, namentlich diejenigen Bankdepots, welche auf der Passivseite der Zentralbank gespeichert sind (unter dem Titel "Notenumlauf"). Banknoten und Münzen sind demnach selbst nicht Geld, sondern rechtliche Ansprüche auf Bankdepots. Wer an der genauen Funktionsweise einer Emission von Banknoten interessiert ist, kann das in <a href="http://tracksofthoughts.blogspot.com/2010/11/was-sind-banknoten-das-seignorage.html" style="background-color: white; color: blue;">diesem Artikel</a> nachlesen. Für diesen Aufsatz ist die Existenz von Banknoten weiter nicht von Belang. Es soll hier genügen, anzudeuten, dass in nicht allzu ferner Zukunft Noten und Münzen völlig verschwinden könnten, und ausschliesslich mit Bucheinträgen bezahlt wird. Heutige Banken und moderne Zahlungssysteme hätten mit dieser Entwicklung, die einzig von den Bedürfnissen der Öffentlichkeit abhängt, keine praktischen Umsetzungsprobleme.<br />
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Da Banken Geld durch einen blossen Federstrich, respektive einen elektronischen Impuls, emittieren können, sollte nun die Frage beim Leser auftauchen, ob Banken denn durch diese Emission selbst Wert einfach aus dem Nichts ("ex nihilo") kreieren können. Erinnern wir uns: Wenn ein Konsument bei einer Bank einen Konsumkredit beanträgt und damit - sagen wir - ein Haus kauft, braucht das Bankensystem bloss zwei Einträge zu machen: auf der Aktivseite notiert die Bank die Schuld des Konsumenten, auf der Passivseite notiert die Bank das Guthaben des Hausverkäufers. Diese Einträge - einer positiv, einer negativ - sind die zwei buchhalterischen Abdrücke desselben Phänomens: Geld. Für diesen Eintrag braucht es, halten wir das unmissverständlich fest, keine bereits existierende Ersparnisse im Bankensystem und keine Zentralbank, welche "Liquidität" zur Verfügung stellt. Die Emission von Geld durch die Bank wurde vollzogen durch den augenblicklichen, doppelten Eintrag in die Bankbilanz. Wäre es für Banken wirklich möglich, Einkommen "<i>aus dem Nichts</i>" entstehen zu lassen, durch einen kostenlosen Buchungseintrag, wäre dies tatsächlich skandalös. Doch glücklicherweise hält sich das monetäre System an weltliche Gesetze - Schöpfung <i>ex nihilo</i> ist göttlichen Wesen vorbehalten und hat in einer weltlichen und wissenschafltichen Analyse des Geldwesens nichts zu suchen.<br />
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Um die Frage rigoros zu beantworten, muss an dieser Stelle die Verbindung zwischen Produktion und Geld hergestellt werden. Obschon buchhalterische Kenntnisse eine notwendige analytische Voraussetzung für das Verständnis von Geld sind, lässt sich die Volkswirtschaftslehre mitnichten auf Buchhaltung reduzieren! Volkswirtschaftslehre ist die Lehre von <i>Produktion</i> und <i>Tausch</i>. In der heutigen monetären Produktionswirtschaft sind beide Phänomene - Produktion und Tausch - monetär: Der produzierende Arbeiter wird für seine Arbeit mit Einkommen entlöhnt und Tausch geschieht durch den Austausch von Gütern und Dienstleistungen gegen Einkommen. Produktion und Tausch müssen deshalb mit der Logik der Geldemissionen integriert werden, um unser Verständnis der wirtschaftlichen Realität zu erweitern und Lösungen für allfällige monetäre Pathologien zu finden.<br />
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Natürlich kann keine Bank - weder Zentralbanken noch Geschäftsbanken - durch ihre Geldemissionen neue Einkommen generieren (durch ihre zeitintensiven Dienstleistungen hingegen schon). Zahlungen, welche durch Geldemissionen der Banken getätigt werden, müssen ein reales Objekt haben, auf das sie sich beziehen. Analysieren wir die zwei typischsten Fälle, in welchen Banken Zahlungen für ihre Kunden tätigen.<br />
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<ol><li>Eine Lohnzahlung. Hier verschuldet sich eine Unternehmung beim Bankensystem (= erhöht ihre Nettoverschuldung) und zahlt dafür ihren Arbeiter aus, welcher dafür ein Guthaben erhält (= seine Nettoverschuldung senkt). Das Objekt der Zahlung ist offensichtlich das Produkt, das der Arbeiter für die Unternehmung herstellte.</li>
<li>Eine Konsumzahlung. Hier verschuldet sich ein Arbeiter beim Bankensystem (= senkt sein Nettoguthaben) und bezahlt dafür eine Unternehmung, welche von der Bank ein Guthaben erhält (= ihre Nettoverschuldung senkt). Das Objekt der Zahlung ist offensichtlich das Produkt, das der Arbeiter von der Unternehmung abkaufte.</li>
</ol><br />
Der skeptische Leser wird zu Recht anmerken, dass es noch mehr Arten von Transaktionen gibt. Tatsächlich schöpfen diese zwei Fälle das ganze Spektrum möglicher Zahlungen nicht aus; es gäbe noch weitere - insbesondere Zahlungen für Wertschriften auf dem Primär- und Sekundärmarkt und internationale Zahlungen zwischen zwei Währungsräumen bedürfen einer weitergehenden Analyse. Doch irgendwo müssen wir schliesslich beginnen.<br />
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Die Emission von Geld selbst führt zu <i>keinem</i> neuen Vermögen in einer Volkswirtschaft. Um die metaphysische Wert<i>schöpfung</i> der Banken durch reine Buchungseinträge konzeptuell zu umgehen, brauchen wir bloss den Prozess der Zahlung genauer zu untersuchen. Im Moment der Lohnzahlung (Fall 1) verschuldet sich die Unternehmung bei der Bank, um dem Arbeiter den Lohn ausbezahlen zu können. Die Einträge in der Bankbilanz durch diese Emission von Geld werden wie folgt aussehen (Abb. 2):<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSMLtQp3VhFgET-i-L4JSYQ6byZQt_KHNYNEgag1W2fxR8zmug0aaZnKVgMORCAYbgldVqXwE2UxmyQbNoh7SpZsd03g16La-KylkXJJ2tBYl3LIz7nX_iFSbZ8IZYZl_G6BKl2qc6r8pI/s1600/Bildschirmfoto+2011-04-19+20-39-53.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="80" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSMLtQp3VhFgET-i-L4JSYQ6byZQt_KHNYNEgag1W2fxR8zmug0aaZnKVgMORCAYbgldVqXwE2UxmyQbNoh7SpZsd03g16La-KylkXJJ2tBYl3LIz7nX_iFSbZ8IZYZl_G6BKl2qc6r8pI/s640/Bildschirmfoto+2011-04-19+20-39-53.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 2: Lohnzahlung auf dem Faktormarkt</td></tr>
</tbody></table>Wiederholen wir den Vorgang, da altbekannte Begriffe neuartig verwendet werden. "<i>Geld</i>" ist derjenige augenblickliche Fluss (siehe Abb. 1), welcher die endgültige Bezahlung des Arbeiters <i>durch</i> die Unternehmung <i>via</i> Bank ermöglicht. Nur durch die Emission von Geld (nur Banken können Geld emittieren) ist es überhaupt möglich, den Arbeiter endgültig zu bezahlen. "<i>Depots</i>" sind das <i>Resultat</i> der Zahlung. Diese sind die zwei Einträge, welche als buchhalterische Abdrücke in den Bankbilanzen registriert werden und die Auszahlung des Arbeiters durch die Bank bestätigen.<br />
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Was ist das Objekt dieser Geldemission auf dem Faktormarkt? Die Frage ist nun leicht beantwortet: das Produkt des Arbeiters. Durch die Bezahlung des Lohnes kann die Unternehmung den Arbeiter für seine eingesetzte Arbeitszeit entlöhnen und das von ihm produzierte Gut für den späteren Verkauf lagern. Die Produktionskosten entsprechen somit exakt den ausbezahlten Löhnen, wodurch den Arbeitern wiederum die Kaufkraft über die Produkte zur Verfügung gestellt wird. Es sei hier angemerkt, dass die Lohnbezüger nicht notwendigerweise über <i>all</i> ihre hergestellten Produkte Kaufkraft verfügen, da Unternehmen durch einen Mark-up über die Faktorkosten Profite erwirtschaften und somit die Kaufkraft vermindern können. Die makroökonomische Erklärung von Profiten ist ein wichtiges und komplexes Thema, welches (aus Zeitmangel des Verfassers) hier nicht weiter besprochen werden soll.<br />
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Wir haben gesehen, dass die Banken zwei Funktionen ausüben. Erstens haben sie eine monetäre Funktion: Sie emittieren die notwendigen Geldeinheiten, welche Zahlungen zwischen wirtschaftlichen Akteuren ermöglichen und somit das Objekt der Bezahlung <i>monetarisieren</i> (sprich eine numerische Dimension verleihen). Zweitens haben Banken die Funktion eines Finanzintermediärs: Sie registrieren die aus den Zahlungen resultierenden Depots in ihren Büchern. Danach wurde festgehalten, dass Geld bloss eine numerische Form, resp. Hülle, ist. Obschon die Emission von Geld in der Praxis mit einem beinahe kostenlosen Federstrich vollzogen werden kann, kann Geld nicht völlig frei emittiert werden; ihre Emission ist an Produktion gebunden.<br />
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Während Geld ein augenblicklicher Fluss ist, welcher eine Zahlung zwischen Akteuren ermöglicht, ist Einkommen eine Bestandesgrösse. Einkommen entsteht derweil nicht durch die Emission von Geld, sondern durch Produktion. Aber was bedeutet es, wenn wir sagen, dass Produktion Einkommen generiert?<br />
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Wir können bereits mit einiger Sicherheit sagen, dass Produktion die Quelle von Output und Einkommen ist. Ausserdem wissen wir, dass Output und Einkommen nichtadditiv sind - es handelt sich nicht um zwei getrennte Vermögensmassen, welche addiert werden können. Bereits Adam Smith (1776, S. 385) hielt dies klar und deutlich fest, als er schrieb: "The revenue of the society consists altogether in those goods, and not in the wheel (money) that circulates them." Da Produktion die Quelle von Einkommen sein muss und Output und Einkommen nicht addiert werden, müssen Einkommen und Output die zwei Seiten desselben Ereignisses darstellen. In anderen Worten: Produktion führt zur <i>gleichzeitigen</i> Entstehung von Output und seinem monetären <i>alter ego</i> - Einkommen.<br />
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Es wäre nun nicht korrekt, zu behaupten, Einkommen entspreche, oder sei gleich gross wie Output, da dies bedeutete, dass Einkommen und Output zwei separate Phänomene wären, die zufälligerweise gleich gross sein <i>könnten</i>. Wir können mit grosser Sicherheit sagen, dass Output und sein "monetärer Klon" - Einkommen - das Resultat desselben Prozesses sind, die zwei Seiten einer einzigen Münze. Output und Einkommen sind identisch. Sie sind die zwei Aspekte desselben ökonomischen Phänomens und stellen gewissermassen eine zweiseitige Einheit dar. Die Identität ist die engste und strengste Form logischer Operatoren: Identische Objekte sind nicht unterscheidbar. Dies trifft bei Einkommen und Output zu.<br />
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Zeit ist die <i>conditio sina qua non</i> für die Existenz für Produktion, sprich für die Schaffung von ökonomischem Wert. Der grosse Ökonom Léon Walras, Urheber der "<i>Magna Charta der Neoklassik</i>" (Zitat J. A. Schumpeter), spürte intuitiv, dass Produktion nicht in sein Allgemeines Gleichgewichtsmodell passte. Produktion konnte er nicht als Funktion ausdrücken, denn die Zeit wäre eine notwendige Variable dafür gewesen (die Cobb-Douglas-Funktion - Y = F(A, K) - aggregiert unerlaubterweise Arbeit mit Kapital zu Output, ohne die Masseinheit zu nennen - die Cobb-Douglas Funktion gehört deshalb in ein dadaistisches Museum, nicht in eine Universität). Er schloss deshalb die Schaffung von ökonomischem Wert ganz aus seiner "reinen Theorie des Tausches" aus. In seinen Worten: "Thus the theory of economic production of social wealth, that is, of the organization of industry under a system of division of labour, is an <i>applied</i> science. For this reason we will call it <i>applied economics</i>." Ökonomie ist jedoch die Lehre von Produktion <i>und</i> Tausch. Zu behaupten, nur der Tausch von wertvollen Gütern müsse theoretisch erfasst werden, die Schaffung dieser Werte jedoch nicht, ist so esoterisch, wie es sich anhört. Im Allgemeinen Gleichgewichtsmodell hat die Zeit keinen Platz - alle Gleichungen werden <i>simultan</i> gelöst. Das hat im Entferntesten nichts zu tun mit der Realität. Ohne Zeit keine Produktion, keine tauschbaren Werte, keine Wirtschaft überhaupt.<br />
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Arbeit ist die einzige Quelle von <i>ökonomischem</i> Wert. Der <i>ökonomische</i> Wertbegriff muss dabei strikt getrennt werden von psychologischen Wertbegriffen. Nur in der Ökonomie wird Wert ausgedrückt durch einen Preis, welcher der soziale Ausdruck von Wert in einem monetären System ist. Kapital selbst entsteht ebenfalls durch Arbeit, wie bereits von vielen Ökonomen bemerkt wurde, und assistiert den Arbeitern bei der weiteren Produktion. Während dem Produktionsprozess verändert Arbeit durch den willentlichen Einsatz von Energie Materie in eine für Menschen nützliche Form. Es wäre jedoch falsch, Arbeit selbst als Vektor im Raum zu verstehen - somit wäre Arbeit nichts anderes als eine Geschwindigkeit, ähnlich wie in der klassischen Mechanik. In der klassischen Mechanik ist das Produkt von Geschwindigkeit und Zeit = Distanz (<i>v*t=d</i>). In der Ökonomie ist dieser Vergleich mit der Mechanik zum Scheitern verurteilt: Arbeit mal Zeit ist <i>nicht</i> das Produkt. In der Mechanik existiert der zu durchschreitende Raum bereits, bevor er durchschritten wurde. In der Ökonomie entsteht der Raum (das Produkt) erst <i>durch</i> die Arbeit. Oder anders ausgedrückt: Arbeit kann keine Funktion der Zeit sein - wie eine Geschwindigkeit - da die Masseinheiten dann nicht übereinstimmen. Egal, wie man die Masseinheit von Arbeit wählt - in Joule oder Sekunden beispielsweise - die Multiplikation mit einer Zeiteinheit ergibt nicht die Masseinheit des Produkts, welches stets in einer <i>Währung</i> ausgedrückt werden muss. Wenn wir uns an die Regeln der Logik halten wollen, können wir Arbeit deshalb nicht als Funktion der Zeit betrachten. <i>Statt dessen quantiziert Arbeit die produktive Zeit, welche eingesetzt wurde, um ein nützliches Produkt herzustellen</i>. Die Bezahlung von Löhnen definiert schliesslich die ökonomische Produktion, da die Bezahlung der Löhne <i>via</i> Bankensystem erstmals die numerische Recheneinheit liefert, um das relevante Zeitquantum zu <i>messen</i>.<br />
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Wir können deshalb zusammen fassen: Arbeit ist keine Bewegung im Raum wie die Geschwindigkeit in der klassischen Mechanik, sondern eine Bewegung in der Zeit.<i> Die Arbeit ist jedoch</i> <i>keine Funktion</i> <i>der Zeit</i>. Die Arbeit <i>quantiziert</i> hingegen die Zeit, welche es braucht, um ein Produkt herzustellen. Durch die Bezahlung des Arbeiters wird das Zeitquantum - welches nun in der Form eines Produktes (Output) existiert - in Zahlen gemessen, wodurch Einkommen entsteht. Arbeit quantiziert Zeit, die Bezahlung der Löhne durch die Verwendung von buchhalterischem Bankgeld "<i>zählt</i>" das relevante Zeitquantum, welches nun als ökonomisches Produkt existiert. Die augenblickliche Emission von Geld durch das Bankensystems ist demnach gleichzeitig eine Emission eines Zeitquantums in Form von Output. <br />
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Produktion selbst ist deshalb das <i>augenblickliche</i> Ereignis, in welchem Löhne ausbezahlt werden. Durch diesen augenblicklichen Prozess (siehe Abb. 1 und 2) wird Output in seine monetäre Form gegossen, durch die Emission von vehikularem Geld. In diesem Sinne ist Geld eine vehikulare Form, ein Gefäss, welches physikalischem Output erstmals eine numerische Dimension verleiht. Durch die Lohnzahlung wird Output in Einkommen getauscht.<br />
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An dieser Stelle müssen wir den Leser um eine weitere, schwierige Unterscheidung bitten, welche gewöhnungsbedürftig, aber absolut notwendig für das Verständnis monetärer Ereignisse ist: die Unterscheidung zwischen relativem und absolutem Tausch. Ein relativer Tausch ist ein Tausch zweier autonomer Objekte. Nach dem Tausch zweier autonomer Objekte existieren beide weiter unabhängig voneinander. In einer monetären Produktionswirtschaft haben wir es jedoch nicht mit relativem Tausch zu tun - <i>es herrscht hier der absolute Tausch vor</i>: <i>der Tausch eines Objektes mit sich selbst</i>. Dies soll bald klar werden: Wir wissen immerhin, dass durch die Lohnzahlung der Lohnbezüger ein Einkommen erhält und somit die Unternehmung den Output behalten kann. Da, wie wir gesehen haben, Einkommen und Output jedoch keine autonomen Objekte, sondern die <i>zwei Seiten desselben Objektes</i> darstellen, macht ein relativer Tausch von <i>Einkommen gegen Output</i> überhaupt keinen Sinn. Einkommen und Output existieren nicht autonom voneinander, sondern als Einheit. Der Gedanke des absoluten Tausches ist somit nicht allzu schwer zu fassen: durch die Emission von Geld wird dem Arbeiter ein Einkommen ausbezahlt, welches vor der Produktion nicht existierte. Das bedeutet, dass Einkommen <i>und</i> Output erst mit der Bezahlung des Lohns entstehen. Durch die Emission von Geld werden Einkommen und Output identisch gesetzt - Output wird dadurch in Einkommen "vertauscht". Das Resultat der Lohnzahlung kann wie folgt abgebildet werden.<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEguJzlksPIOVdIa45sVv9vUpflyfkVjpQGata-qXP2tuPTqxls424YKUYCfMDQ6D3J1D3Ny1tV2OFH6pzcLFRV4dVi5eKiLZhouIr9o1AiQcgFq1hOXddSmjJKad9BfGK_YvspLIUXYF5Jo/s1600/lohn.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="280" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEguJzlksPIOVdIa45sVv9vUpflyfkVjpQGata-qXP2tuPTqxls424YKUYCfMDQ6D3J1D3Ny1tV2OFH6pzcLFRV4dVi5eKiLZhouIr9o1AiQcgFq1hOXddSmjJKad9BfGK_YvspLIUXYF5Jo/s640/lohn.jpg" width="640" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 3: Resultat des absoluten Tausches, welcher die Produktion definiert</td></tr>
</tbody></table><br />
In Abbildung 3 erkennen wir die strenge Logik der buchhalterischen Natur von Geld, welche stets zu einer äquivalenten Gut- und Lastschrift führen muss. Es ist innerhalb der buchhalterischen Logik unmöglich, dass Gutschriften und Lastschriften divergieren. Ebenfalls ersichtlich ist, dass der Lohnbezüger durch die Lohnzahlung sein Einkommen <i>in der Form eines Bankdepots </i>erhalten hat, während die Unternehmung eine Schuld beim Bankensystem hat. Das Objekt der Schuld ist der Output, den die Unternehmung lagert und zum Verkauf bereit hält.<br />
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Unter dieser Betrachtung können wir nun erstmals die keynesianischen Identitäten richtig verstehen, welche Keynes explizit <i>nicht</i> als Gleichgewichtsbedingungen postulierte: Keynes war deutlich, als er unterstrich, <i>dass Sparen und Investieren keine Gleichgewichtsbedingungen seien</i>, sondern Identitäten, welche zu keinem Zeitpunkt voneinander abweichen können: <br />
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<div style="text-align: center;">"<span style="font-size: x-small;">in any passage in which I seem to regard the adjustment of investment and saving as a process occupying time, I agree with you that I am expressing myself incorrectly and departing from my own ideas</span>". <span style="font-size: x-small;">(Keynes, 1973: 581)</span></div><br />
Bei Betrachtung der Abbildung 3 fällt den auf, dass das Einkommen des Lohnbezügers - in Form eines Bankdepots - seine <i>Ersparnisse</i> bilden, während dem der von der Unternehmung gelagerte Output die <i>Investitionen</i> sind. Es folgt daraus, dass Ersparnisse und Investitionen nicht nur <i>unter gewissen Bedingungen</i> (funktionierender Zinsmechanismus, etc.) gleichzusetzen sind, sondern aufgrund monetärer Logik in jedem Zeitpunkt identisch sind; Ersparnisse sind, wie der südafrikanische Geldtheoretiker Basil Moore richtig festhielt, der <i>buchhalterische Fussabdruck</i> ("accounting record") von Investitionen. Ausserdem können wir sehen, dass Angebot (Output) und Nachfrage (Einkommen) stets notwendigerweise identisch sind, womit die geniale Intuition von Jean-Baptiste Say bestätigt wird.<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjv67mPm9OvICfqf1TeX5wy-xikMgrgkc1k9GlJf934b_47hqqU-ZACoJNxCkZ4wxbhZhHALZiT-dfRAqCzCJwR7yVTA06XSjDOEJTAk19t6mGJqveGVAxgQK96IKhzuPevCiHYEtisNsAW/s1600/si.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="82" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjv67mPm9OvICfqf1TeX5wy-xikMgrgkc1k9GlJf934b_47hqqU-ZACoJNxCkZ4wxbhZhHALZiT-dfRAqCzCJwR7yVTA06XSjDOEJTAk19t6mGJqveGVAxgQK96IKhzuPevCiHYEtisNsAW/s400/si.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abb. 4: Die logischen Identitäten von Keynes sind keine Gleichgewichtsbedingungen</td></tr>
</tbody></table><br />
Betrachten wir noch den 2. Fall - die Konsumzahlung. Wenn der Leser die letzten drei Abbildungen ansieht und sich nun den Vorgang der Konsumzahlung durchdenkt, muss ihm auffallen, dass Konsum das durch die Produktion entstandene Einkommen durch einen absoluten Tausch wieder zerstört. Sowohl das (positive) Depot des Lohnbezügers als auch das (negative) Depot der Unternehmung werden durch den Konsum gelöscht. Der Output wird auf dem Produktemarkt aufgekauft und existiert fortan bloss noch als Konsumentennutzen. Ökonomisch betrachtet wird der Output <i>und</i> das Einkommen mit dem Konsum somit zerstört. Von dieser Erkenntnis gibt es kein Entrinnen: Wenn Produktion zu einem <i>neuen</i> Einkommen für die Volkswirtschaft führt, wie wir unmissverständlich dargelegt haben, muss die umgekehrte Aktion - Konsum - notwendigerweise zur Zerstörung von Einkommen führen. Wenn Produktion ein <i>neues</i> Einkommen kreiert, Konsum diese Einkommen jedoch <i>konservieren</i> würde, würden sich Einkommen notwendigerweise unendlich auftürmen. Die offensichtliche Absurdität dieser Aussage krönt die theoretische Verirrung neoklassischer Ökonomen aller Couleur.<br />
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Um die Zeit in die Analyse zu integrieren, muss sich der Ökonom deshalb damit befassen, wie wir Produktion definieren wollen. Geld ist zwar ein dimensionsloses, numerisches Vehikel, jedoch braucht es eine reale "Ladung". "<i>Credit must have a real, not an imaginary object to support it</i>", schrieb Sir James Stuart bereits 1767.<br />
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Die neoklassische Ökonomik betrachtet Produktion als einen Prozess physikalischer Transformation, welcher traditionell die Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Boden involviert. Aus offensichtlichen Gründen müssen wir diese physikalistische Definition ablehnen. Wenn wir Produktion rein physikalisch beschreiben würden, müssten wir viele andere Aspekte miteinbeziehen: Wind, Sonnenlicht und Gravitation müssten ebenso als Produktionsfaktoren aufgelistet werden, da ihr Vorhandensein notwendige Voraussetzung für die physikalische Transformation von Materie ist. "Wenn Bienen verschwinden, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben", polemisierte Einstein - Bienen sollten deshalb gemäss Neoklassik ebenfalls Produktionsfaktor sein. Die Absurdität der Argumentation sollte nun offensichtlich sein. <br />
<br />
Arbeit ist, wie die Klassiker bereits wussten, der einzige Produktionfaktor. Arbeit ist selbst keinesfalls eine Ware, welche mit Einkommen gekauft wird, sondern ist die <i>Urheberin</i> von Einkommen. Einkommen wird simultan mit Wert determiniert. <i>Vor</i> der Bezahlung von Löhnen gibt es keinen ökonomischen Wert und Einkommen existiert nicht. Output existiert während der physikalischen Transformation erst als <i>physikalisches</i>, noch nicht als <i>ökonomisches</i> Objekt. Erst durch die Bezahlung von Löhnen wird Geld mit physikalischem Output assoziiert, und der Output, indem er einen Wert erhält, wird das ökonomische Objekt von Einkommen.<br />
<br />
Wer nun argumentiert, dass die Produktionsfaktoren Kapital und Boden ebenfalls bezahlt werden müssen mit Zinsen und Bodenrenten, verkennt, dass alle Produktionskosten Lohnkosten sein müssen (Zahlungen zwischen Unternehmen für Leistungen untereinander kürzen sich exakt weg). Bodenrenten und Zinsen werden mit Einkommen bezahlt, welche zuvor an Lohnbezüger für ihre Arbeit ausbezahlt werden mussten. Anders, vielleicht klarer ausgedrückt: Zinsen und Bodenrenten sind nicht <i>zusätzliche</i> Einkommen, sondern werden mit Einkommen aus Arbeit bezahlt. Alle Einkommen sind somit <i>Lohn</i>einkommen. Es muss denn sofort einleuchten, dass in einem Land, in dem <i>keine</i> Löhne ausbezahlt werden (z.B. bei reiner Sklavenarbeit), der Output nicht an die Arbeiter verkauft werden <i>kann</i>, da keine Einkommen existieren. In einer solchen Ökonomie gäbe es weder Einkommen noch Preise noch Geld, es wäre eine reine Tauschökonomie - Produktion und Tausch könnten rein physikalisch erklärt werden. In einer solchen Realtauschökonomie könnten auch keine Kapitalkosten (Zinsen) oder Bodenrenten bezahlt werden, da eine Unternehmung in einem solchen System keine Umsätze erzielt. Dieses Gedankenspiel macht deutlich, dass Arbeit die einzige Quelle von Output und (somit) Einkommen ist. Halten wir hier deshalb fest, dass alles Einkommen durch Produktion entsteht, und Arbeit allein für die Produktion mit Einkommen entlöhnt wird. <br />
<br />
Vergleichen wir das mit der herkömmlichen, neoklassischen Betrachtung von Einkommen. Gemäss dieser Theorie fliesst Geld innerhalb einer gewissen Zeitperiode von A nach B. Der totale Geldfluss innerhalb einer gegebenen Zeitperiode und seine Geschwindigkeit sind somit Funktionen der Zeit. Die alte Quantitätsgleichung von Irving Fisher PQ=MV, welche historisch weit zurück reicht, ist die bekannteste Formel dieser kuriosen Theorie. In Fishers eigenen Worten: "The distinction between capital and income is not like the mere relative distinction between lakes and rivers, but is like the absolute distinction between the amount of water at an instant of time (in lake or river), on the one hand, and the flow of water during a period of time (through lake or river), on the other." Einkommen - in Geld gemessen - ist bei Neoklassikern also ein "Strom während einer Zeitperiode". Gemäss dieser Theorie muss der Geldstrom umso kleiner sein, je grösser die Geschwindigkeit des Geldes ist, damit letzten Endes dieselbe Menge Geld pro Zeiteinheit fliesst. Wir brauchen nicht viel Zeit darauf zu verwenden, um die Absurdität dieser Theorie deutlich zu machen: Diese Theorie würde in der Realität bedeuten, dass eine Zahlung von £100 ebenso gut mit £50 oder mit £10 getätigt werden kann, je nachdem, wie schnell das Geld eintrifft. Dieser Unsinn müsste stimmen, wenn wir Geld als eine Stromgrösse in der kontinuierlichen Zeit verstehen würden, wie dies die Neoklassik propagiert. Hätte Logik irgendeine Rolle in der neoklassischen Wirtschaftstheorie, würde die Lächerlichkeit dieser Theorie schnell erkannt.<br />
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Da Geld aus ökonomischer Sicht nicht physikalisch, sondern nur konzeptuell verstanden werden kann - wie dies verschiedene Ökonomen vor gut 250 Jahren bereits erkannten - ist es überhaupt sinnlos, von einer "Umlaufgeschwindigkeit" zu sprechen. Was keine Ausdehnung im Raum besitzt, kann sich nicht im Raum - von A nach B - verschieben. Geldtheoretiker, welche einen wissenschaftlichen Anspruch an sich stellen, sollten sich nicht physikalischer Begriffe bedienen, wie "Liquidität", "Umlaufgeschwindigkeit" oder "Geldpumpen", sondern sollten von Transaktionen, Zahlungen und Depots, Schulden und Guthaben sprechen.<br />
<br />
Produktion wird erst ökonomisch relevant, wenn Einkommen und damit simultan Preise entstehen. Wie nun dargelegt wurde, ist Produktion <i>aus ökonomischer Sicht</i> definiert als die Lohnzahlung des Arbeiters für seine Arbeit. Im Moment der Lohnzahlung - welche bloss einen Augenblick dauert - erhält Output seine numerische Form durch seinen Tausch mit Einkommen. Die Lohnzahlung definiert einen <i>absoluten Tausch</i>, da die Unternehmung kein Einkommen aufgeben muss, um den Arbeiter zu bezahlen - das Einkommen entsteht <i>durch </i> die Zahlung und die Unternehmung kann den Output behalten. Einkommen definiert Output weil beide durch die Bezahlung von Arbeit assoziert werden.<br />
<br />
Da Arbeit eine endliche Zeitspanne andauert, ist Produktion ein augenblickliches Ereignis, welches sich auf das positive Zeitintervall bezieht, während dem gearbeitet wurde. Da Produktion aus ökonomischer Sicht keine Zeit beansprucht, sich jedoch auf eine endliche und unteilbare Zeitperiode bezieht, ist Produktion eine Emission von Zeit. Aus <i>physikalischer</i> Sicht ist Output Materie, welche durch menschliche Energie und unter Zuhilfenahme von Kapital in eine für Menschen nützliche Form transformiert wird. Aus ökonomischer Sicht definiert Output eine finite und unteilbare Zeitperiode: ein Zeitquantum.<br />
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Quelle: Alvaro Cencini (1988): <i>Money, Income & Time </i>Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-7318104219843628982011-03-06T07:42:00.000-08:002011-03-28T01:02:14.111-07:00Defizite ohne Tränen - Das Problem von Leistungsbilanzungleichgewichten<a href="http://blogs.ft.com/maverecon/2009/03/the-unfortunate-uselessness-of-most-state-of-the-art-academic-monetary-economics/">"<i>The unfortunate uselessness of most "state of the art" academic monetary economics</i>"</a>, lautete der Titel eines am 3. März 2009 erschienenen Kommentars von Professor William Buiter in der Financial Times. Er wies zurecht darauf hin, dass die akademische Ökonomie es nicht geschafft habe, irgend ein effektives Gegenmittel für die dringendsten monetären Krankheiten unserer Welt zu kreieren. Die Ausgaben für die ökonomische Forschung seien deshalb eine "<i>Verschwendung von Zeit und anderen Ressourcen</i>" (eigene Übersetzung), so die harsche (Selbst-)kritik des LSE-Professors.<br />
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In einem solch offensichtlichen Fall kollektiven Scheiterns einer Schule der Wirtschaftstheorie - der heute dominierenden Neoklassik - ist es besonders wichtig, nach neuen, vielversprechenden Theorien Ausschau zu halten.<br />
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In diesem Artikel soll deshalb die Analyse einer makroökonomischen Pathologie aus der Perspektive einer jungen, aufstrebenden Schule der Volkswirtschaftslehre aufgezeigt werden: Die Analyse von internationalen Wechselkurs- und Zinsschwankungen aus der Perspektive der <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Quantum_economics" style="color: blue;">Theorie der Geldemissionen, auch genannt "Dijon-Fribourg-Schule der Volkswirtschaftslehre"</a>. Diese Schule scheint die einzige zu sein, welche den Blick in die Bankbilanzen konsequent gewagt hat und deren Analysen monetäre Phänomene bis auf den letzten Buchungssatz zu verstehen versuchen. In einer Welt, in der es immer offensichtlicher wird, dass Geld ein rein immaterielles, buchhalterisches Phänomen ist, wird diese Denkschule mit hoher Sicherheit an Gewicht gewinnen.<br />
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Besonders kennzeichnend für diese neue Denkschule ist es, dass sie keine Mikrofundierung benötigt; die Theorie der Geldemissionen geht nachvollziehbarerweise davon aus, dass monetäre Transaktionen einer inhärenten Logik folgen, welche nicht von den Präferenzen oder Verhalten von Individuen abhängen. Jede Zahlung führt gezwungenermassen zu einer Gut- und einer Lastschrift <i>in exakt demselben Umfang</i>. Von diesem Gesetz gibt es kein Abweichen, weshalb es als grundlegendstes Prinzip der Geldtheorie postuliert werden kann. Die Schule versteht sich deshalb als einzige wahrhaftige <i>Makro</i>ökonomie, da ihre Analysen zwar den Menschen voraussetzen, aber von seinem äusserst komplexen und sich ändernden Verhalten abstrahieren. Eine weitere angenehme Eigenschaft der Theorie der Geldemissionen ist es, dass sie ohne weltfremde Annahmen über die Natur des Menschen auskommt. Ihre Analysen beruhen auf der strengen Logik doppelter Buchführung und bleiben somit jederzeit falsifizierbar.<br />
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Umreissen wir nun das Problem: Es wird heute weithin akzeptiert, dass Leistungsbilanzungleichgewichte ein Problem darstellen. Seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Regimes 1973 kann ein scharfer Anstieg von Leistungsbilanzüberschüssen (Japan, China), resp. -defiziten (USA, Australien) beobachtet werden (siehe Grafik 1). Gleichzeitig beobachten wir einen phänomenalen Anstieg der Fremdwährungsreserven (siehe Grafik 2). Dieser letzte Punkt wird unter anderem als Ursache für die zunehmenden Wechselkursschwankungen aufgeführt. <br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgH5J5Tj039HeH2fSpeJUP5d-ND-Py9tIPfdCsimoQ9sAHlJalF3J6L3L0ThasjokfjMJxOMSwVHtKYF8n99gZVpZonGRu6BrG2o4yzvClLt5kPKtaP85wWITGVP9tmk2KRy55EQapC1QQZ/s1600/trade-deficit.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="264" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgH5J5Tj039HeH2fSpeJUP5d-ND-Py9tIPfdCsimoQ9sAHlJalF3J6L3L0ThasjokfjMJxOMSwVHtKYF8n99gZVpZonGRu6BrG2o4yzvClLt5kPKtaP85wWITGVP9tmk2KRy55EQapC1QQZ/s320/trade-deficit.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr align="left"><td class="tr-caption"><div style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;"> Grafik 1: Leistungsbilanzdefizit der USA. Quelle: <i>Bureau of Economic Analysis </i></span></div><br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxUMzvpShgUGbB2XzePNXlfz-do3yudKqa8z6JbatihHEH9WJOCuQvUgpVH7DLVdCstGoa8aNNaML3ij3iUnpU77FUPycB1oSXkXOJnzWv67WvxT4Ga-0cgwxq652xRBBUtp1x9QPCycme/s1600/forexgrowth.jpeg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="308" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxUMzvpShgUGbB2XzePNXlfz-do3yudKqa8z6JbatihHEH9WJOCuQvUgpVH7DLVdCstGoa8aNNaML3ij3iUnpU77FUPycB1oSXkXOJnzWv67WvxT4Ga-0cgwxq652xRBBUtp1x9QPCycme/s320/forexgrowth.jpeg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: x-small;">Grafik 2: Wachstum der Fremdwährungsreserven ohne Gold. Quelle: <i>IMF</i></span></td></tr>
</tbody></table><span style="font-size: small;">Die Frage lautet nun: Wie hängen die Phänomene Leistungsbilanzungleichgewichte/ Fremdwährungsreserven/ Wechselkurs- und Zinsschwankungen zusammen und was kann dagegen getan werden?</span><br />
<br />
<span style="font-size: small;">Zuerst eine Klärung auf theoretischer Ebene: Während sich die nationale Ökonomie mit <i>Produktion und Tausch</i> befasst, handelt internationale Ökonomie bloss von <i>Tausch</i>. Es muss denn sofort einleuchten, dass <i>alle</i> <i>Produktion immer national</i> von statten geht; die Bezahlung eines Arbeiters, der für Lohn ein Produkt herstellt, involviert stets bloss <i>eine</i> <i>nationale Währung</i>. Das schliesst natürlich nicht aus, dass einzelne Teile eines Produktes in verschiedenen Ländern hergestellt werden können. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Lohnzahlung für jeden Arbeitsschritt immer bloss in einer einzigen Währung statt finden kann und die Produktion der Einzelteile sowie der Zusammensetzung somit nationalen Währungsräumen zuteilbar wird. Die ökonomische Definition einer <i>Nation</i> ist der Raum, innerhalb dessen monetäre Homogenität herrscht; alle an ein nationales Zahlungssystem angeschlossenen Banken emittieren Geldeinheiten, welche zu den undifferenzierten Elementen derselben Menge gehören: der nationalen Währung. Ein Kauf, resp. Verkauf zwischen Akteuren zweier Währungsräume hingegen involviert immer <i>zwei</i> Währungen. Die genauen Buchungen internationaler Transaktionen und ihre Bedeutung stehen in unserer Analyse deshalb im Vordergrund. Ökonomisch sprechen wir also von zwei Arten von Räumen; nationale Räume, innerhalb derer Transaktionen mittels einer nationalen Währung getätigt werden. Banken innerhalb eines Währungsraums müssen gezwungenermassen ans nationale Zahlungs- und Settlement-System angeschlossen sein, wenn sie in der nationalen Währung handeln wollen. Der zweite Raum ist der internationale Raum, der überbrückt werden muss bei Transaktionen, welche zwei Währungen involvieren. <i>Sowohl</i> nationale <i>als auch</i> internationale Zahlungen werden heutzutage irrtümlicherweise mit nationaler Währung getätigt. Schematisch können Währungsräume wie in Grafik 3 dargestellt werden.</span><br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: 0px; margin-right: auto; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9EibHXznAMrDXoznnBHzRk2RRTp5Ack84Z_Z0BZ4dUpdxdkZLdOVt8XzYQTG-f_WXnG7xHj17PlDVanBo4ySwtPiXW-XhyrOQo4NMBjnuYbtj1Kas-nVJU19R6YhclTkHM5ko-Ebkk1jN/s1600/Aussenhandel1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="282" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi9EibHXznAMrDXoznnBHzRk2RRTp5Ack84Z_Z0BZ4dUpdxdkZLdOVt8XzYQTG-f_WXnG7xHj17PlDVanBo4ySwtPiXW-XhyrOQo4NMBjnuYbtj1Kas-nVJU19R6YhclTkHM5ko-Ebkk1jN/s400/Aussenhandel1.jpg" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Grafik 3: Nationale und internationale monetäre "Räume"<br />
<br />
<div style="text-align: left;"><span style="font-size: small;">Um eine internationale Transaktion klar von einer nationalen Transaktion zu unterscheiden, soll das Resultat der zwei Zahlungen in der Bankbilanz aufgezeigt werden. Als erstes betrachten wir das Resultat einer <i>nationalen</i> Konsumzahlung von $x auf dem Produktemarkt. Wir gehen vom wahrscheinlicheren Fall aus, dass Käufer A (Kunde bei Bank A, <i>BA</i>) und Verkäufer (Kunde bei Bank B, <i>BB</i>) Kunden unterschiedlicher Banken sind. Das Resultat der Konsumzahlung wird es sein, dass das Guthaben von A um $x abnimmt und das Guthaben von B um $x zunimmt. Wenn die zwei Banken <i>BA</i> und <i>BB</i> an ein RTGS-Settlement System angeschlossen sind, begleichen die Banken die Schuld untereinander brutto und sofort ("gross" und "in real time"), was eine maximale Zahlungssicherheit garantiert. Die resultierenden Buchungen sehen wie folgt aus:</span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhHr1SY8zef_CMaChCUDqcJFb9e3FRr-SwqAPJdXQ8qglz50tLMqzxDQOKUWLC2iT52sapSO_bz8bqHS-FbIvCtX6SwJmXaHk_d5-_LmWh7G9p62TfRdwlO0zxANzw0erk1_Bh6oql0t7Zk/s1600/tabelle3.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhHr1SY8zef_CMaChCUDqcJFb9e3FRr-SwqAPJdXQ8qglz50tLMqzxDQOKUWLC2iT52sapSO_bz8bqHS-FbIvCtX6SwJmXaHk_d5-_LmWh7G9p62TfRdwlO0zxANzw0erk1_Bh6oql0t7Zk/s320/tabelle3.jpg" width="320" /></a></div><span style="font-size: small;">Aus der Darstellung wird ersichtlich, dass sich die Bank <i>BA</i> als Resultat der Zahlung zwischen A und B bei der Bank <i>BB</i> verschuldet. Die Schuld von <i>BA</i> gegenüber <i>BB</i> wird durch das Girokonto, das beide Banken bei der Settlement-Institution angelegt haben müssen, individuell und sequentiell beglichen. Banken akzeptieren untereinander keine Zahlungen durch bankinterne Buchhaltungsprogramme, sondern verlangen in der Praxis, dass Schulden zwischen Banken mit Zentralbankgeld beglichen werden. Das Resultat des Settlements wird es sein, dass sich die Giroguthaben der Banken <i>BA</i> und <i>BB </i>bei der Settlement-Institution um den Betrag der Zahlung verkleinern, resp. vergrössern. Somit ist die Zahlung vollzogen.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Nun betrachten wir eine Zahlung zwischen zwei Ländern, die naturgemäss ein wenig komplizierter ist, da zwei Währungen involviert sind. Nehmen wir den folgenden Fall: ein Importeur aus A kauft mit Geld aus A (Money A: MA) von einem Exporteur aus R (Rest der Welt mit Money R: MR) ein Produkt. Nehmen wir zunächst an, dass A's Bankensystem weder verpflichtet ist, die Devise bei der Zentralbank zu hinterlegen, noch dies will. Die Zahlung wird den folgenden Abdruck in den betroffenen Bankbilanzen hinterlassen:</span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgoh3CR3Tl4ZcJhvzPTDzYnfvMhG9KT2mEzy1APLWqpkiNEOsaTJ2Ts2Vwe2WQL7n9xC7HLc_HaSSCdzQ8Lf9av9mxLY5QHXl2PfpXllPaUJR6Gp00NETmQ33bVRrvg5fRbpjA6RWUi2ufM/s1600/2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgoh3CR3Tl4ZcJhvzPTDzYnfvMhG9KT2mEzy1APLWqpkiNEOsaTJ2Ts2Vwe2WQL7n9xC7HLc_HaSSCdzQ8Lf9av9mxLY5QHXl2PfpXllPaUJR6Gp00NETmQ33bVRrvg5fRbpjA6RWUi2ufM/s320/2.jpg" width="320" /></a></div><br />
<br />
<span style="font-size: small;">Das Resultat lässt sich wie folgt deuten: Das Guthaben des Importeurs gegenüber dem eigenen Bankensystem nimmt um x MA ab. A's Bank verschuldet sich um denselben Betrag bei einer Bank in B. Für den wahrscheinlichen Fall, dass der Exporteur in R in seiner nationalen Währung ausbezahlt werden will, wird er von seiner Bank in MR ausbezahlt, nachdem der entsprechende Wechselkurs zur Anwendung kam. Die Bank des exportierenden Landes behält dafür das in der Fremdwährung angegebene Depot als Eintrag auf der Aktivseite.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Die Frage lautet nun: Wie geschieht das Settlement der Schuld zwischen den Banken? Die Antwort ist verblüffend: <i>Es gibt kein Settlement</i>. Die Zahlung ist hier zu Ende. Es gibt bis heute keine supranationale Settlement-Institution, welche Schulden und Guthaben zwischen Banken mittels einer supranationalen Währung begleicht. Wer nun aus ungenügendem Verständnis heraus an die BIS in Basel denkt (<i>Bank for International Settlement</i>), der wird enttäuscht: die BIS verfügt weder über eine internationale Währung, noch war sie jemals seit ihrer Entstehung 1930 eine Settlement-Institution für Zentralbanken, wie dies Zentralbanken für nationale Geschäftsbanken sind. Ihr Name ist deshalb irreführend. Die BIS tut hingegen Folgendes: Sie führt ein Buch mit allen Guthaben und Schulden zwischen den Zentralbanken der Teilnehmerstaaten auf, ausgedrückt durch eine abstrakte Recheneinheit (seit April 2003 die <i>Special Drawing Rights</i> <i>SDR</i>, kreiert 1969 durch den IWF); der Ausgleich von Schulden und Guthaben geschieht jedoch <i>nicht</i> durch eine supranationale Währung, sondern durch Gold oder - zum grösseren Teil - in <i>nationalen</i> Währungen (weiter unten erklärt). Die Special Drawing Rights sind, <a href="http://www.imf.org/external/np/exr/facts/sdr.HTM" style="color: purple;">wie der IWF selbst bestätigt</a>, <i>keine</i> eigenständige Währung, sondern ein kalkulatorischer Korb verschiedener Weltwährungen, deren Besitz ein Anrecht auf die zugrundeliegenden Währungen <i>Yen, Pfund, Dollar </i>und<i> Euro</i> sicherstellen. Als Folge bleiben die Währungen der Länder untereinander heterogen; die endgültige Bezahlung eines Netto-Imports zwischen zwei Währungsräumen bleibt heute pathologischerweise unerreicht.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Hier müssen wir eine weitere, wichtige Differenzierung einbringen: Es ist wohl wahr, dass der Exporteur des Landes R und der Importeur des Landes A durch die Zahlung Kaufkraft erhält, resp. aufgibt. Das Depot des Importeurs hat schliesslich um genau denjenigen Betrag abgenommen (in MA), um den das Depot des Exporteurs in R sich erhöht hat (in MR, äquivalent zu MA). Jedoch wurde die <i>Gesamtheit</i> der Bevölkerung des Landes R noch nicht ausbezahlt. Wie ist das möglich? </span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Um diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen, gehen wir aus expositorischer Einfachheit davon aus, dass die Geschäftsbank das Fremdwährungsdepot auf der Aktivseite bei der Zentralbank hinterlegt und dafür ein wertäquivalentes Depot in der Landeswährung erhält. Die Fremdwährung MA wird nun unter "Devisen" auf der Aktivseite der Zentralbankbilanz im Land R aufgeführt und stellt ein Guthaben des nationalen Bankensystems gegenüber dem Währungsraum A dar. Diese Depots sind bekannt als "Währungs-", oder "Devisenreserven" der Zentralbanken. Es genügt nun zu beobachten, dass, während <i>alle</i> Wirtschaftsakteure im exportierenden Land R ausbezahlt worden sind, <i>das Bankensystem von R immer noch ein Guthaben im Umfang von MA bei A hat</i>. Die <i>Summe</i> der wirtschaftlichen Akteure ist deshalb nicht gleich der <i>Gesamtheit</i> der wirtschaftlichen Akteure, ein weiterer klarer Hinweis darauf, dass es sich bei dieser Theorie um eine <i>makro</i>ökonomische Analyse handelt. Während die einzelnen Akteure keinen weiteren Anspruch gegenüber dem Ausland haben, hat die Gesamtheit von R noch immer einen Anspruch gegenüber A.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Wenn wir das Resultat der nationalen Zahlung vergleichen mit dem Resultat der <i>inter</i>nationalen Zahlung, dann fallen die Unterschiede klar auf: Die nationale Zahlung wird endgültig beglichen mithilfe einer nationalen Währung auf dem Interbankmarkt, welcher in der Praxis immer von der Zentralbank organisiert oder zumindest beaufsichtigt wird. Die Guthaben und Schulden zwischen Banken werden beglichen, indem ihr Girokonto bei der Settlement-Institution erhöht, resp. verkleinert wird. Die Settlement-Transaktion wird mittels der Landeswährung ausgeführt, wodurch das Geld der verschiedenen Banken homogenisiert wird.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Im Fall eines Netto-Imports des Landes A aus R wird das Depot des Importeurs zwar um denselben Betrag MA belastet, wie das Depots des Exporteurs eine Gutschrift in MR erhält.<b> Als Resultat verbleibt jedoch ein <i>zusätzliches</i></b><b> Guthaben MA gegenüber A im Bankensystem von R registriert</b>. Dieses Guthaben stellt eine makroökonomische Forderung des Währungsraums R an A dar und bezieht sich auf ein Depot, welches sich immer noch im Bankensystem von A befindet. Es handelt sich also um eine pathologische Duplikation eines Bankdepots.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Ein historischer Ausflug: Es war der<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Jacques_Rueff"> <span style="color: #0c343d;">französische Ökonom Jacques Rueff</span></a>, welcher als Erster die Duplikation von Einkommen im internationalen Handel erkannte. "<i>Entering the credit system of the creditor country, but remaining in the debtor country, the claims representing the deficit are (...) doubled</i>" (Rueff, 1963). Die Duplikation von Depots stammt daher, dass ein einzelnes Bankdepot gleichzeitig im Schuldnerland und im Gläubigerland zur Verfügung steht. Die Analyse von Rueff bestätigt sich.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Weiter muss differenziert werden: Die amassierten Devisenreserven der Exportländer können selbstverständlich verwendet werden, um Güter und Dienstleistungen aus A zu importieren. In diesem Fall findet eine Transaktion statt, welche gleichermassen zu einem Guthaben MR im Bankensystem von A führt. Diese Fremdwährungsreserven von A in MR und von R in MA <i>können</i> von der BIS in Basel gesettelt werden. Sagen wir, A besitzt Fremdwährungsreserven im Umfang von 100 MR, und R besitzt Fremdwährungsreserven im Umfang von 50 MA, und der Wechselkurs sei 1 MA = 2 MR, dann - und nur dann - können die gegenseitigen Schulden und Guthaben vollständig gegeneinander ausgeglichen werden.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Die Amassierung von Fremdwährungsreserven passiert demnach nur im Fall eines <i>Netto</i>imports eines Landes gegenüber anderer Länder. Der Grund dafür ist, dass die exportierenden Länder eine spezifische Währung als Reservewährung halten wollen.</span><br />
<br />
<span style="font-size: small;">Die dadurch verfügbaren duplizierten Depots können auf dem Devisenmarkt benutzt werden, um zu spekulieren. Spekulation mit Währungen ist deshalb ein makroökonomisches Phänomen - ein Symptom einer monetären Pathologie. <i>Die Duplikation von Depots hat absolut nichts zu tun hat mit der Zinspolitik der Zentralbanken, sondern ist die Wirkung einer fehlerhaften monetären Architektur internationaler Zahlungssysteme</i>. Spekulation - welche für einzelne Marktakteure gut oder schlecht sein kann - wird gefüttert durch das Halten von Reservewährungen, welche doppelt in den Banken registriert sind: einmal im importierenden Währungsraum auf der Passivseite einer Bankbilanz, einmal im exportierenden Währungsraum auf der Aktivseite einer Bankbilanz. Das importierende Land hat dadurch das pathologische Privileg, dass es aus dem Ausland importieren kann, ohne eine korrespondierende Kaufkraft aufgeben zu müssen - deshalb nannte Jacques Rueff dieses Phänomen "<i>Defizite ohne Tränen</i>". Tatsächlich kann das importierende Land durch <i>ein reines Versprechen auf zukünftige Zahlung </i>etwas kaufen, und muss, wenn das exportierende Land sich mit der Schuldverschreibung zufrieden gibt und <i>ad infinitum</i> Währungsreserven auftürmen will, selbst nichts dafür aufgeben. Es ist sofort ersichtlich, dass niemand eine Schuld endgültig begleichen kann, indem er verspricht, die Schuld in der Zukunft zu begleichen. Was durch die Errichtung von Settlement-Systemen heute bereits innerhalb nationaler Währungsräume respektiert wird, muss im internationalen Zahlungsystem noch modernisiert werden.</span><br />
<br />
<span style="font-size: small;">Zöge man die Analyse noch weiter, würde klar, dass die Amassierung von Fremdwährugnsreserven die <i>einzige</i> Ursache für Währungsschwankungen sind. Es muss hier jedoch genügen, an die analytische Intuition zu appellieren: Ist ein Wechselkurs gesetzt, so führt eine Zahlung eines Gutes oder einer Dienstleistung zu keiner Veränderung des Wechselkurses, da der gesetzte Wechselkurs als Umrechnung ja gerade verwendet wird. Erst, wenn Währungen auf dem internationalen Währungsmarkt selbst <i>Objekte</i> eines Tausches werden - was innerhalb eines nationalen Währungsraumes nie passieren kann, da Geld hier selbst ein vehikulares Tausch<i>mittel</i> ist, nie jedoch selbst<i> Objekt</i> des Tausches - kann es einen Aufwärts- resp. Abwärtsdruck auf den Wechselkurs einer Währung geben. </span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Wie kann dieser Prozess verhindert werden? Indem die momentan fehlerhafte Architektur internationaler Zahlungssysteme der buchhalterischen Natur des Geldes gerecht wird. Dazu bräuchte es die Einrichtung einer wahrhaftig internationalen Settlement-Institution, welche mithilfe einer supranationalen Währung die Guthaben und Schulden von Zentralbanken untereinander begleichen würde. Dies bedeutet nicht, dass die neue, globale Währung in den einzelnen Ländern gebraucht würde, um Käufe in der Migros zu tätigen - die supranationale Währung wäre ein rein buchhalterisches Konstrukt, um verschiedene nationale Währungen untereinander zu homogenisieren und somit die endgültige Bezahlung (final payment) zwischen Währungsräumen zu gewährleisten. In einem solchen System würden die Guthaben eines Nettoexporteurs gegenüber dem Rest der Welt sofort mittels eines RTGS-Settlement-Systems beglichen, indem der Nettoexporteur dem Nettoimporteur automatisch (über ein Depot bei der Settlement-Institution) Wertpapiere (Aktien oder Obligationen) im Umfang seines Leistungsbilanzüberschusses abkaufen würde. Jeder Nettoexport von Waren und Dienstleistungen würde sofort ausgeglichen durch einen entsprechenden Nettoimport von Wertschriften. Somit würden die duplizierten Depots auf der Aktivseite des exportierenden Währungsraums <i>sofort</i> gebraucht für Käufe von Wertpapieren <i>im selben Umfang</i>, wodurch keine duplizierten Bankdepots mehr existieren würden und den pathologischen Devisen- und Zinsfluktuationen ein Ende gesetzt wäre.</span><br />
<br />
<span style="font-size: small;">Es ist heute allseits bekannt, dass John Maynard Keynes an der Bretton Woods-Konferenz 1944 die Errichtung einer supranationalen Währung, des <i>Bancor</i>, forderte. Er kam zu diesem Schluss, weil er beobachtet hatte, dass das "<i>essential principle of banking</i>" nur durch die Errichtung einer supranationalen Clearing-Institution konsequent durchgesetzt werden könne. Keynes' Forderung wurden nicht umgesetzt. Das Bretton Woods Regime und das nachfolgende Non-System haben offensichtlich versagt. Ein neue monetäre Architektur ist gefragt.</span><br />
<br />
<span style="font-size: small;"> </span><br />
<span style="font-size: small;">Keynes' Forderungen blieben lange Zeit vergessen. Tatsächlich wurde die Bedeutung einer solchen Institution nie ganz verstanden, wohl selbst von Keynes nicht. Da Ökonomen bis heute die buchhalterische Natur von Geld nicht verstehen, sind sie nicht imstande, die Bedeutung und Funktionsweise von Banken und Settlement-Systemen zu verstehen. Somit verstehen sie die Originalität Keynes' Idee auch nicht (Keynes' monetäre Analyse war ebenfalls noch nicht ganz ausgereift - Keynes' Werk ist aber ein Grundpfeiler der Theorie der Geldemissionen). So identifizieren Ökonomen Geld noch immer mit einem "Gut", dass wie ein Tauschobjekt hin und her gehandelt werden kann und soll; der Wechselkurs sei ein Preis wie jeder andere, welcher durch das Spiel von Angebot und Nachfrage determiniert wird. Die irrtümliche, physikalistische Betrachtung der Neoklassiker (und auch der sogenannten Keynesianer und der Österreichischen Schule) von Geld ist letztendlich Ursache für die Verwirrungen der heutigen Volkswirtschaftslehre und des mechanischen, um nicht zu sagen hydraulischen Charakters von Makro-Modellen.</span><br />
<br />
<span style="font-size: small;">Die Idee des Bancor erlebte 2009 ein Revival, als der chinesische Zentralbankpräsident Zhou Xiaochuan in<span style="color: purple;"> </span><a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Zhou_Xiaochuan" style="color: purple;">einem öffentlichen Essay die Idee des Bancor als Mittel gegen spekulative Devisenmärkte </a>anführte. Obwohl es begrüssenswert ist, dass der Chinesische Beamte dieses wichtige Thema aufgreift, bleibt auch seine Analyse fehlerhaft (er plädiert eigentlich bloss für eine Ausweitung der Bedeutung der SDR als globale Reservewährung, was nichts an der heutigen pathologischen Duplikation von Depots ändern würde). Auch Xiaochuan verfiel einer mikroökonomischen Betrachtung von Geld und erkennt seine immaterielle, zweiseitige, buchhalterische Natur nicht.</span><br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<span style="font-size: small;">Als weitere Lektüre wird das Buch empfohlen, auf dem dieser Aufsatz beruht: <i>Macroeconomic Foundations of Macroeconomics</i>, von Alvaro Cencini</span><br />
<span style="font-size: small;"></span></div></td></tr>
</tbody></table></td></tr>
</tbody></table>Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-64044857835376158112010-12-03T04:23:00.000-08:002011-04-27T01:21:46.671-07:00Kein Wettbewerb beim Geld - die lamentablen Verirrungen der NZZIn allen Dossiers der NZZ sind hervorragende Artikel zu finden: Die politischen Analysen sind pointiert und elegant verfasst; die Feuilleton-Beiträge sind unterhaltsam und informativ; selbst die Sportartikel begeistern mitunter Leser, die sich sonst für <i>panem et circenses</i> wenig interessieren. Kritischer, intelligenter Journalismus, der sich an die Realität hält.<br />
<br />
Doch in einem Dossier findet der Leser leider immer wieder horrende Fehler, peinliche Verirrungen und fragwürdige Ideen: im Wirtschaftsdossier. So heute wieder im Artikel "<i>Kein Wettbewerb beim Geld</i>". Mitglieder des mit der NZZ verbandelten "<i>Liberalen Instituts</i>", stark beeinflusst von Anarchokapitalisten wie Ludwig von Mises und Ayn Rand, philosophierten über Geldtheorie. Mises und Rand waren notabene Menschen, die selbst das Justizsystem privatisieren wollten und in ihrem paranoiden Staatshass hinter jeder staatlichen Behörde - sei es der Polizei, der Feuerwehr oder der Schule - eine <i>Gestapo</i> witterten. Staatliche Schulen seien zu verbieten, da sie nur betrieben werden, um Minderheiten zu unterdrücken. Altruismus war in ihren Augen eine ernsthafte Bedrohung für die Gesellschaft. Ludwig von Mises selbst schimpfte Hayek und Friedman einmal gar "<i>Sozialisten</i>". <br />
<br />
Schauen wir, was in diesem Artikel so geschrieben wird... Satz Nummer eins ist ein Zitat von Röpke:<br />
<span style="font-size: small;"><br />
</span><br />
<div style="text-align: center;"><span style="font-size: small;"> "</span><span style="font-size: small;"><i>Erst die Papierwährung hat uns gelehrt, was das Wort Inflation bedeutet - ja, es gibt kaum eine einzige Papierwährung, die nicht früher oder später der Entwertung anheimgefallen ist, weil die verantwortliche Behörde entweder nicht imstande war oder gar nicht die Absicht hatte, die Geldmenge knapp zu halten.</i>"</span></div><br />
Schon diese kurze Aussage schafft es mit beachtlicher Treffsicherheit, auf multiplen Ebenen falsch zu liegen. Erstens wurden Preissteigerungen in der Geschichte sehr, sehr oft beobachtet. Tatsächlich war es die Regel - auch wenn Edelmetalle als Zahlungsmittel benutzt wurden. So weiss man, dass bereits <a href="http://www.welt.de/print-welt/article367755/Alexander_der_Grosse_und_die_Inflation.html" style="color: blue;">Alexander der Grosse gegen die Inflation ankämpfen musste</a>, trotz Gold-und Silberwährung. <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Goldpreis#Inflation_durch_die_Entdeckung_Amerikas" style="color: blue;">Im 16. Jahrhundert stiegen die Preise wegen der Entdeckung Südamerikas mit seinen Goldvorkommen weltweit, in Spanien allein um ca. 400%</a><span style="color: blue;">. </span><br />
<br />
Zweitens schreibt Röpke von einer verantwortlichen "Behörde", und vergisst dabei, dass viele Zentralbanken lange Zeit privat geführt wurden. Die englische Zentralbank war beispielsweise bis 1946 ein privates Unternehmen. Inflation gabs natürlich trotzdem. Überdies sind Zentralbanken in entwickelten Staaten heute unabhängig von Regierungen. Die Zentralbanken sind heute stark privatwirtschaftlich geprägt: So ist das Kontrollorgan der Schweizerischen Nationalbank (SNB) - der Bankrat - ein Stelldichein der Schweizer Wirtschaft, von Konrad Hummler bis Gerold Bührer (<a href="http://www.snb.ch/de/iabout/snb/bodies/id/snb_bodies_council">siehe hier</a>).<br />
<br />
Des weiteren scheinen die Damen und Herren davon auszugehen, dass die Zentralbanken die Geldmenge und die Inflation steuern könnten, wenn sie nur den Willen dazu aufbrächten. Erstaunlich, haben doch schon etliche Notenbanker auf der ganzen Welt gesagt und geschrieben, dass sie die Menge von Bankdepots nicht oder nicht gut beeinflussen können. Sie sind meistens ahnungslos, wie sich die Preise mittelfristig verändern werden, und liegen mit ihren Prognosen deshalb auch oft daneben. Selbst Milton Friedman, der Hohepriester der Geldmengenregulierung, gab 2003 zu: <span style="font-style: italic;">"The use of quantity of money as a target has not been a success (...) I'm not sure I would as of today push it as hard as I once did." </span>Der Zusammenhang zwischen Geldmengenwachstum und Inflation wird endgültig lächerlich, wenn festgestellt wird, dass Notenbanker gar nicht wissen, welches "Geldmengenaggregat" sie überhaupt anschauen sollen.<span style="font-style: italic;"><br />
</span><br />
<br />
Zuletzt müssen wir konstatieren, dass die "<i>Papiergeld-Theorie</i>" der Österreichischen Schule ein ernstzunehmendes Problem aufweist. Es ist sehr gut denkbar, dass in nicht allzu ferner Zukunft bloss noch mit Debit- und Kreditkarten bezahlt wird. Banknoten und Münzen würden komplett überflüssig. Banken und Betreiber von Zahlungssystemen sind bereits heute für diese Situation gewappnet, sie stellt kein praktisches Problem dar. Sehr wohl stellt es aber ein theoretisches Problem für die Esoteriker der Österreichischen Schule dar, weil sie dann zugeben müssen, dass Geld etwas rein immaterielles ist. Tatsächlich sind Banknoten und Münzen bloss Anrechte auf rein immaterielle Bankdepots, welche noch immer auf der Passivseite von Zentralbank "gelagert" sind (unter dem Namen "Notenbankumlauf").<br />
<br />
Doch schauen wir weiter:<br />
<br />
<div style="text-align: center;"><span style="font-size: small;"><i>"Zwar werde die "Weisheit" des Marktes seit dem Ausbruch der tiefgreifenden und fortdauernden Finanz- und Schuldenkrise lautstark bezweifelt. Dabei werde aber verkannt, dass in der Krise vielleicht Wirtschaftstheorien versagten, aber nicht der Markt als solcher."</i></span></div><br />
Wenn eine Ökonomin (wie hier Karen Horn) den abstrakten, ungenau definierten Problemlösungsmechanismus Markt "weise" nennt, muss man doch aufhorchen. "<i>Der Markt</i>" ist nicht weise - da helfen auch die Anführungs- und Schlusszeichen nichts. Er kann es gar nicht sein, sondern höchstens die Menschen, die in dieser Institution aufeinander treffen. Der Markt habe nicht versagt, sondern die Theorien über den Markt, so Horn. Der "Marktgott" ist demnach unfehlbar, bloss unser Wissen über ihn ist fehlerhaft. Grundgütiger! Solch spirituelle Überlegungen gehören in einen Sektentempel, nicht in eine aufgeklärte, informierte Debatte über das Geldwesen.<br />
<br />
Pierre Bessard schliesst mit der Meinung, dass es die Hauptschwäche unseres Wirtschaftssystems sei, dass das "staatliche Geldwesen" nicht im Wettbewerb stehe. Das staatliche Geldwesen bestehe nur aus dem Grund, weil es den Regierungen als "Geldquelle für ihre Politik" diene und ihre "Defizite sichere". Seit mindestes 150 sei zudem bekannt, dass Finanzkrisen ihren Ursprung in einer künstlichen Kreditausweitung hätten. Ein verkürztes, ahistorisches - pardon - dummes Argument:<br />
<br />
Erstens finanzieren die meisten entwickelten Staaten ihre Defizite nicht über die Zentralbanken, sondern über den Sekundärmarkt; dort verkaufen sie ihre Schuldpapiere an Depothalter. So platziert die Schweizer Nationalbank im Auftrag der Regierung Schweizer Schuldpapiere auf dem Sekundärmarkt (<a href="http://www.efv.admin.ch/d/themen/mittelbesch_verm_schuldenverw/mittelbeschaffung.php" style="color: blue;">hier nachlesen, bitte</a>). Die Bundesanleihen werden an Effektenhändler und Banken verkauft, die eine enstprechende Zulassung besitzen. Da Bundesanhleihen Repo-fähige Titel sind, ist es bloss möglich für die SNB, diese als Sicherheit in ihrer Bilanz aufzuführen, wobei dies üblicherweise jeweils nur während weniger Tage sein kann. Selbst in jenen Ländern, wo die Nationalbank Schuldpapiere direkt aufkaufen darf, werden diese Papiere früher oder später auf dem Finanzmarkt verkauft oder vom Staat an die Zentralbank zurückbezahlt.<br />
<br />
Laut Nationalbankgesetz darf die SNB dem Bund keinen Kredit geben. Das Kreditverbot präzisiert, dass die Notenbank auch keine Bundesanleihen aus Emissionen erwerben darf <br />
(<a href="http://www.snb.ch/de/iabout/snb/legal/id/snb_legal_law/3" style="color: blue;">Art. 11 Abs. 2 NBG</a>). <br />
<br />
Zweitens steht unser Geldwesen sehr wohl im Wettbewerb. Sie können zum Beispiel Reka-Schecks benutzen, oder WIR-Geld von der WIR-Bank (<a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/geld/WIR-Das-Alternativgeld-das-jeder-loswerden-will/story/23943494">siehe hier</a>). Nur wollen die Leute das nicht.<br />
<br />
Drittens: Was, bitte sehr, ist eine "künstliche" Kreditausweitung. Nach vielen Jahren Wirtschaftsstudium konnte mir noch kein einziger Ökonom erklären, welches Kreditgeschäft genau "künstlich" ist, und welches "natürlich". Es gibt dazu keine schlüssige Theorie, keine Erläuterung, keine Spezifizierung, <i>nichts</i>. Es ist doch sofort einleuchtend, dass eine Geschäftsbank durch ihre eigene Tätigkeiten NEUE Depots schafft: Kredite werden auf der Aktiv-, Ersparnisse auf der Passivseite registriert. Die Zentralbank muss da gar nichts tun. Die Höhe der Reserven, die Geschäftsbanken bei der Zentralbank halten, hat derweil keinerlei Einfluss auf die Inflation. Entwickelte Länder haben heutzutage sehr unterschiedliche Reservesätze: von 0% bis 30% gibt es alles, ohne Auswirkung auf die Inflationsrate. Überdies schaut kein einziger Banker auf die vorgeschriebenen Reserven, wenn er Kredite spricht. Was ihn interessiert, ist, dass der Kredit zurückbezahlt wird, und dass die Bank am Ende des Tages nicht überschuldet sind.<br />
<br />
Viertens: (Als wäre dies nicht genug!): In der Logik des Liberalen Institutes "kreieren" Zentralbanken neues Geld und "pumpen" es ins System. Wie war es denn vor den Zentralbanken? Diese sind immerhin eine relativ neue Erfindung. Gab es vor Zentralbanken kein Geld? Sicher doch. In den USA - um nur ein Beispiel zu nennen - wurde die Zentralbank 1913 ebengerade eingeführt, <i>weil</i> es zuvor Börsenblasen, Inflation, unkontrollierte Kreditexpansion und sehr viele Krisen gab! Man denke nur an die <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Panic_of_1907#Central_bank" style="color: blue;">Banker's Panic von 1907</a>. Aber solche Fakten scheinen das Liberale Institut nicht zu beunruhigen. <br />
<br />
Die NZZ täte gut daran, mit der esoterischen Ära Gerhard Schwarz endlich komplett abzuschliessen, und die verbleibenden Fundamentalisten der Wirtschaftsredaktion - die vornehmlich mit Schlagwörtern argumentieren - mit Leuten zu ersetzen, die nur davon schreiben, wovon sie etwas verstehen. Solche gibts. Denn, frei nach Wittgenstein: <i>Was sich sagen lässt, lässt sich klar sagen, und worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen</i>.<br />
<br />
Es soll hier angefügt werden, dass die Verirrung nicht auf die NZZ beschränkt ist, sondern eigentlich der Wirtschaftstheorie anzulasten ist. Diese ist in einem desolaten Zustand. So schrieb der eher links gesinnte Philipp Löpfe vom <i>Tagi</i> in einem <a href="http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Sollen-Notenbanken-abgeschafft-werden/story/17833474"><span class="Apple-style-span" style="color: blue;">Artikel über Zentralbanken</span></a>: "Der grösste Teil des modernen Geldes wird buchstäblich <u>aus dem Nichts geschaffen</u>, es ist nicht mehr abgesichert, beispielsweise durch Gold."<br />
<br />
Diese Schöpfung <i>Ex Nihilo</i> ist tatsächlich der grundlegende Irrglaube der heutigen (neoklassischen) Makroökonomie. Diese "Schöpfung aus dem Nichts" ist einfach falsifizierbar, wenn sich irgend jemand einmal die Mühe machen würde, die Buchhaltungspraxis von Banken und Zentralbanken zu studieren. Bis das passiert, reissen sich geifernde Ideologen um die Meinungsführerschaft in der Geldtheorie.Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-20810006722811654122010-11-27T01:07:00.000-08:002011-03-04T06:29:45.933-08:00Wie funktioniert eine Zahlung in der Praxis? (unfertig)Der Theorie der Geldemissionen (Theory of Money Emissions) wird zuweilen eine gewisse Realitätsferne vorgeworfen. Dies ist zweifellos ein Resultat des hohen Abstraktionsgrades ihrer Ausführungen, aber auch der neuartige Gebrauch alter Begriffe. In diesem Artikel soll anhand zweier Bezahlung - einer Lohnzahlung und einer Konsumzahlung - aufgezeigt werden, dass die Theorie keineswegs realitätsfern ist, sondern im Gegenteil als <i>einzige</i> Wirtschaftstheorie die Funktionsweise von Zahlungssystemen und die Natur von Geld logisch erklären kann. Es soll im ersten Teil dieses Artikels kein einziges mal theoretisch abstrahiert werden, sondern möglichst genau wiedergegeben werden, was in der Software des Bankensystems passiert. Erst im zweiten Teil werden die Zahlungen ökonomisch interpretiert. Das nächste Mal, wenn Sie einkaufen gehen, denken Sie dieses Beispiel durch: <br />
<br />
Sie seien ein Mitarbeiter bei der Migros. Am Ende des Monats bezahlt Ihnen die Migros den Lohn. Dafür gibt die Migros ihrer Bank (sagen wir, der ZKB) die Anweisung, Ihnen 5’000.- gutzuschreiben. Wir nehmen hier an, dass die Migros über die notwendigen Mittel bereits verfügt und sich deshalb nicht neu verschulden muss. Ihr Konto sei bei der UBS. Das Resultat der Buchung ist die folgende:<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWKQJWN0-GcaxGg4Gl3EZQbRQh7ohsG7l4NdDt1foUvv_lbWgXxlZL1ZoFd_Rl30OtHetU6To7CE9j7uDvTdZmf6lR-9ueQ2BhAuBNJ_SO2GNx1JDBxX1_hL3Mkiy99EaGfhTNPdqEeW4O/s1600/1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="156" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWKQJWN0-GcaxGg4Gl3EZQbRQh7ohsG7l4NdDt1foUvv_lbWgXxlZL1ZoFd_Rl30OtHetU6To7CE9j7uDvTdZmf6lR-9ueQ2BhAuBNJ_SO2GNx1JDBxX1_hL3Mkiy99EaGfhTNPdqEeW4O/s320/1.jpg" width="320" /></a></div><br />
Wenn die ZKB und die UBS an ein RTGS (Real Time Gross Settlement) Settlementsystem angeschlossen sind (was tatsächlich der Fall ist), wird die Schuld der ZKB gegenüber der UBS sofort (in real time) auf dem Interbankmarkt beglichen. Da der Interbankmarkt von der Zentralbank organisiert wird, geschieht die hierfür notwendige Buchung durch die Zentralbank. Das Settlement geschieht über das Depot "<i>Giroguthaben</i>", das sowohl UBS als auch ZKB bei der Zentralbank hinterlegt haben. Die Tätigkeiten auf dem Interbankmarkt hinterlassen folgende Einträge in den Bilanzen der ZKB, UBS und Zentralbank: <br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgE5OHREu5QVphpkQyIo-8OGyAnsHdF0qqEZNMLF_dVrfsmTfju1PmjBtCjvuYszKcftqz9Hc49ct2p_IM9PPqFUAqlAuoIHQIuNPy5vBiuUUC6vZp5btlfsMJbkRbvuKwUTdVnBfBMBoFn/s1600/2.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="224" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgE5OHREu5QVphpkQyIo-8OGyAnsHdF0qqEZNMLF_dVrfsmTfju1PmjBtCjvuYszKcftqz9Hc49ct2p_IM9PPqFUAqlAuoIHQIuNPy5vBiuUUC6vZp5btlfsMJbkRbvuKwUTdVnBfBMBoFn/s320/2.jpg" width="320" /></a></div><br />
<br />
Nun noch in Worten: die Zentralbank übernimmt die Schuld der ZKB an die UBS und bucht dafür den entsprechenden Betrag vom Zentralbankdepot der ZKB ab. Gleichzeitig wird der UBS dasselbe Guthaben im Zentralbankdepot der UBS gutgeschrieben. Somit nimmt die Aktivseite der Bilanz zu, womit nun auch die Passivseite zunimmt: die Schuld der UBS gegenüber <i>Ihnen</i>, dem Lohnarbeiter. Ihr Depot besteht also - physikalisch betrachtet - aus Nullen und Einsen in einer Buchhaltungssoftware, wie z.B. Avaloq oder Finnova.<br />
<br />
Das Resultat der Lohnzahlung ist nun also, dass der ZKB CHF5'000 abgebucht und der UBS CHF5'000 gutgeschrieben wurde, wobei die CHF5'000 Ihre Ersparnisse darstellen.<br />
<br />
Nun gehen einige Tage vorbei, und Sie wollen in die Migros gehen, um Ihre Einkäufe zu tätigen. Nehmen wir an, sie bezahlen mit der Debit-Karte Ihrer Bank, der UBS. Sagen wir, Sie kaufen für CHF500 ein. Was passiert?<br />
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Die Kartenmaschine an der Kassen sendet die Informationen über den Kauf an die Schnittstelle des Interbankmarkts, in der Schweiz organisiert durch die SIX (Swiss Interbank Clearing).Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-32393934005594164952010-11-22T05:37:00.001-08:002010-11-22T05:51:48.495-08:00Die Funktionsweise von Konsumkrediten im Fall eines HypothekarkreditesHier soll der Mechanismus von Konsumkrediten anhand eines typischen Beispiels erklärt werden: der Hypothekarkredit.<br />
<br />
Die untere Abbildung illustriert den gesamten Lebenszyklus eines Einkommens, das durch die Kredittätigkeit von Banken vorgeschossen wurde. Eintrag 1 zeigt die Lohnzahlung der Baufirma an ihren Bauarbeiter. Um den Arbeiter auszahlen zu können, muss sich die Baufirma um den Betrag bei der Bank verschulden, den der Arbeiter wiederum gutgeschrieben bekommt. Der 2. Eintrag zeigt die Gewährung einer Kreditlinie der Bank an einen Hauskäufer. Die Kreditvergabe an sich ist ein sogenanntes Off-Balance-Sheet-Geschäft, sprich dieser Eintrag findet man nicht in der Bankbilanz. Tatsächlich ist die Transaktion "leer", da der Hauskäufer gleichzeitig ein Guthaben und eine Schuld gegenüber der Bank besitzt. Erst, wenn er die Kreditlinie benutzt, um der Baufirma das Haus abzukaufen (Eintrag 3), entstehen zwei entsprechende Einträge. Die Baufirma kann somit ihren Kredit bei der Bank zurückbezahlen.<br />
<br />
Nun muss der Hauskäufer seinerseits ein Einkommen verdienen, um seine Schuld bei der Bank begleichen zu können. Dies geschieht durch Eintrag 4, indem sich die Firma des Hauskäufers verschuldet, um dem Hauskäufer seinen Lohn ausbezahlen zu können. Dadurch kann der Hauskäufer seinen Kredit zurückbezahlen, wodurch sein Guthaben und seine Schuld gleichermassen abnehmen (Eintrag 5). Als letztes gibt der Bauarbeiter, der noch immer seinen Lohn von der Erstellung des Hauses besitzt, sein Einkommen für Produkte der Firma aus, bei der der Hauskäufer arbeitete. Somit sind alle Akteure (der Bauarbeiter, die Baufirma, der Hauskäufer und die die Firma) wieder auf null.<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAdZDnEUPIkf1wdluZx2eek87TOwp-3pWvmgFxFMjN1kICceSFXhXs1PAgsDWwh2zDP01C6_0xJZ-bQM0OWYwXezx7S6eDTbP3mGPITHMb6HecaW2SVHvaYjoUcfigXGuVEtJMaGD5eoq0/s1600/Der+Monet%25C3%25A4re+Lebenszyklus+eines+Hauses.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAdZDnEUPIkf1wdluZx2eek87TOwp-3pWvmgFxFMjN1kICceSFXhXs1PAgsDWwh2zDP01C6_0xJZ-bQM0OWYwXezx7S6eDTbP3mGPITHMb6HecaW2SVHvaYjoUcfigXGuVEtJMaGD5eoq0/s320/Der+Monet%25C3%25A4re+Lebenszyklus+eines+Hauses.jpg" width="320" /></a>Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-54959330490489899162010-11-13T14:19:00.000-08:002012-02-19T02:14:23.304-08:00Die Bedeutung von Banknoten und die Mär von SeigniorageGemäss der geläufigen Wirtschaftstheorie - welche sich nicht für Zahlungssysteme oder Settlement-Prozesse interessiert - sind Banknoten und Münzen Schuldscheine des Staates. Laut dieser Geschichte werden Münzen und Banknoten in den Umlauf gebracht, indem der Staat - via Nationalbank - reale Güter aufkauft. Das hört sich dann in den Zeitungen so an: <i>Die Nationalbank druckt Geld und pumpt es in die Wirtschaft</i>. In der Folge wird erklärt, weshalb diese Metapher irreführend ist.<br />
<br />
Tatsächlich <i>wäre</i> es sehr profitabel für eine Regierung, wenn sie dies tun <i>könnte</i>. Könnte der Staat tatsächlich mittels frisch gedruckter Banknoten Güter und Dienstleistungen kaufen, ohne sich dabei zu verschulden, würde Seigniorage existieren. Doch Seigniorage ist ein Märchen, das in einem ungenügenden Verständnis der Buchhaltungspraxis von Banken und Zentralbanken gründet. Einige Ökonomen, die den Staat einzig im Sinne Hobbes' <i>Leviathan</i> verstehen (wollen), argumentieren, dass der Staat aus diesem Grund das Monopol auf Bargeld bei sich behält.<br />
<br />
Tatsächlich sind Banknoten kein Vorrecht des Staates. Wie die Geschichte des Geldes deutlich zeigt, gab es mehrere Episoden, in denen <i>private</i> Banken Banknoten herausgaben (im Sinne von Fiat Geld, also Papiergeld). Diese zirkulierten in einem weiten geografischen Raum und wurden dazu benutzt, Zahlungen zu tätigen. Im Mittelalter - vor allem im 14. Jahrhundert - wurden viele Märkte in Europa organisiert - der bekannteste in der Champagne. Auf diesen Märkten (resp. Börsen) wurden Tauschbücher gehalten und Guthaben und Schulden wurden abgewickelt, ohne dass eine einzige Münze den Besitzer wechselte. Tatsächlich wurden alle Schulden mit privaten Banknoten beglichen. Später, mit der Errichtung von Clearing-Häusern, wurde der Settlement-Prozess eine rein buchhalterische Angelegenheit, der auch ohne Banknoten von statten ging.<br />
<br />
In Vereinigten Königreich benötigte es mehrere Bankreformen, die private Banken daran hinderten, eigene Banknoten in den Umlauf zu bringen. Ebenfalls war die "Bank of England" bis 1946 eine private Institution (sie pflegte jedoch enge Beziehungen zum Finanzministerium). In den USA durften Geschäftsbanken von 1863 bis 1935 eigene Banknoten herausgeben.<br />
<br />
Doch obschon heute Zentralbanken generell zum erweiterten Kreis der Regierung gehören, bedeutet dies nicht, dass letztere ihre Ausgaben einfach mit der "Gelddruckmaschine" finanzieren kann: das würde bedeuten, dass der Staat einen neuen Schuldtitel herausgibt und die Bevölkerung höflich darum bittet, diesen doch bitte als Zahlungsmittel zu akzeptieren, obschon er diese Schuld niemals begleichen wird.<br />
<br />
Tatsächlich verhält es sich so: Zentralbanken werden in den entwickelten Ländern relativ unabhängig von der Regierung geführt. Wenn der Staat Ausgaben tätigen muss, die er nicht mit Steuereinnahmen decken kann, dann darf der Staat Schuldscheine verkaufen - entweder an die breite Öffentlichkeit oder an die Zentralbank.<br />
<br />
Obschon den Zentralbanken heute gesetzlich die Aufgabe obliegt, Banknoten und Münzen der Öffentlichkeit <u>zur Verfügung zu stellen</u>, bedeutet dies nicht, dass das so emittierte Bargeld zusätzlich zu den bereits existierenden Bankdepots im Bankensystem dazugerechnet werden.<br />
<br />
Kaufkraft existiert in originärer Form als Passivkonto in der Bilanz einer Geschäftsbank oder Zentralbank. Dort sind deine Ersparnisse in einer Software registriert. Deine Ersparnisse sind also - sagen wir das ganz einfach und deutlich - nicht in einem stählernen Tresor hinterlegt, sondern sind repräsentiert als Einsen und Nullen in Buchhaltungssoftware wie Avaloq oder Finnova. Ein Depot besteht also physikalisch betrachtet bloss aus elektronischen Impulsen. Die Emission von Banknoten erlaubt bloss die Substitution einer (immateriellen) Form finanzieller Ansprüche in eine andere (materielle) Form.<br />
<br />
Nehmen wir also an, ein Besitzer eines Bankdepots von 10.- bei der Credit Suisse möchte Bargeld. Falls dem so ist, wird der Besitzer an einen Bankomaten gehen und Banknoten abheben. Die Credit Suisse benötigt dafür genügend Banknoten in ihren Tresoren, um die Nachfrage nach Banknoten stillen zu können. Da Banknoten Schuldtitel der Zentralbank sind, werden Banknoten von Zentralbanken nur gegen einen äquivalenten Anspruch auf Depots von Geschäftsbanken herausgegeben. Anders gesagt: die Zentralbank schenkt den Geschäftsbanken natürlich keine Banknoten, sondern tauscht ihre Schuldtitel gegen Schuldtitel der Geschäftsbanken aus.<br />
<br />
Das bedeutet in der Praxis, dass Banknoten im Tresor der Geschäftsbank weder von der Zentralbank <i>ver</i>kauft noch von den Geschäftsbanken <i>ge</i>kauft wurden. Tatsächlich transformieren Geschäftsbank und Zentralbank durch ein Tauschgeschäft Schulden von Geschäftsbanken gegenüber ihren Bankkontenbesitzern in Schulden der Zentralbank gegenüber Notenbesitzern. Der Besitz einer Banknote bestätigt den Anspruch seines Besitzers auf ein Depot auf der Passivseite der Zentralbank.<br />
<br />
Die Banknoten, die die Credit Suisse in ihren Tresoren lagert, bestätigen eine Schuld der Zentralbank an die Credit Suisse. Doch diese Schuldtitel bekommt die Credit Suisse nie und nimmer geschenkt, sondern denselben Betrag überweist die Credit Suisse gezwungenermassen (sprich per Gesetz) der Zentralbank. Diesen Betrag schuldet dann die Zentralbank der Geschäftsbank. Die reziproke Überweisung der Banknoten der Zentralbank an die Credit Suisse und der Überweisung einer äquivalenten Summe Bankdepots der Credit Suisse an die Zentralbank zeigt, dass das Ganze <u>eine blanke Operation</u> darstellt. Durch die Emission von Banknoten werden nicht mehr Depots geschaffen - also zum 'Buchgeld' dazugezählt - sondern es werden Depots durch Banknoten substituiert.<br />
<br />
Die Emission einer Banknote ist also weder ein Kauf noch ein Verkauf durch den Staat, sondern eine Umwandlung eines Bankdepots in eine Banknote. Dieser Umstand wird durch einen entsprechenden Eintrag jeder Banknote auf der Passivseite der Zentralbankbilanz bestätigt.<br />
<br />
Fassen wir zusammen: das Resultat einer Emission einer Zehnernote der Zentralbank an eine Geschäftsbank ist:<br />
<br />
<ul><li>Bei der Zentralbank steht auf der Passivseite die Zahl 10 (unter "Notenumlauf"). Dies ist die Schuld der Zentralbank an die Geschäftsbank. Auf der Aktivseite steht das Depot 10 (unter "Giroguthaben"), das die Geschäftsbank der Zentralbank überweisen musste, um die Banknote zu erhalten.</li>
<li>Bei der Geschäftsbank steht auf der Aktivseite 10 (unter Bargeld) und auf der Passivseite das entsprechende Depot, das die Bank der Zentralbank schuldet</li>
</ul>Sobald ein Bankkunde die die Banknote am Bankomaten herauslässt, <br />
<ul><li>nimmt bei der Geschäftsbank ein Depot verloren (Bargeld) und gleichzeitig nimmt die Passivseite ab, resp. die Ersparnisse desselben Kunden bei der Bank.</li>
</ul><br />
All dies kann jederzeit in der Bilanzierungspraxis von Banken nachgeprüft werden. Dasselbe Prinzip gilt natürlich bei der Emission von Münzen.<br />
<br />
In dieser Grafik sind alle relevanten Buchungseinträge zwischen der Geschäftsbank und der Zentralbank dargestellt. (Bitte draufklicken)<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjhNjJMupJiPr7RHn2IBhxBiF5n4UzBJ9rFCAUDaNid3T_jlIqwmj-mhsGZY4ZYHBbytgC9UstqKtehyphenhyphenRjp8SlJbTI0HkY2CSLQi9xfYnqWy7jPpV5HasxwarGaZaweNfXTy8lTOnMTh2M0/s1600/Dokument4.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjhNjJMupJiPr7RHn2IBhxBiF5n4UzBJ9rFCAUDaNid3T_jlIqwmj-mhsGZY4ZYHBbytgC9UstqKtehyphenhyphenRjp8SlJbTI0HkY2CSLQi9xfYnqWy7jPpV5HasxwarGaZaweNfXTy8lTOnMTh2M0/s320/Dokument4.jpg" width="320" /> </a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br />
</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"> Wieviele Banknoten im Umlauf sind, ist keine Frage der Geldpolitik. Wenn ein Bankkunde Bargeld vorzieht, hat die Geschäftsbank keine andere Wahl, als dem Kunden diese Banknote zu überweisen. Da sich elektronische Zahlungsmethoden immer grösserer Beliebtheit erfreuen, ist die Nachfrage nach Banknoten seit dem 2. Weltkrieg konstant gesunken: Während 1945 ca. 25% des Einkommens in Form von Banknoten gehalten wurde, sind es heute weniger als 10%. Es ist gut denkbar, dass die Nachfrage nach Banknoten in den nächsten Jahrzehnten ganz austrocknen wird, wenn elektronische Zahlungsmittel ganz an Überhand gewinnen. Übrigens werden über 50% des Banknotenwertes in Form von 1000er-Noten gehalten, was darauf hindeutet, dass einige Menschen ihr Erspartes lieber "unter der Matratze" lagern als in einer Geschäftsbank. Effektiv lagert ihr Depot natürlich immer noch in einer Geschäftsbilanz: auf der Passivseite der Zentralbankbilanz.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br />
</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br />
</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">Hier die Grafik des Bargeldbestandes in der Schweiz seit 1907. Es soll hier unterstrichen werden, dass es ganz eindeutig keinen Zusammenhang zwischen der Banknotenmenge und der Inflation gibt.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br />
</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh9KofoiRiBXVsUF_0TUukdbOjVjApStISazoO5wRoEBzgqRedRHyhnNsHB2_cGVVuPLo1vAQ3nwYX4wl0_G37Ip5icOlfoKxM64cc8Tjieq5dAdNeiVvnwOzDyZVAKLOCom5BEDlGDvCNO/s1600/topic1_img0002.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="186" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh9KofoiRiBXVsUF_0TUukdbOjVjApStISazoO5wRoEBzgqRedRHyhnNsHB2_cGVVuPLo1vAQ3nwYX4wl0_G37Ip5icOlfoKxM64cc8Tjieq5dAdNeiVvnwOzDyZVAKLOCom5BEDlGDvCNO/s320/topic1_img0002.png" width="320" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br />
</div>Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com10tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-21389530401166218622010-09-17T04:58:00.000-07:002013-07-10T08:02:12.546-07:00Klassische und neoklassische WerttheorieWas ist Wert? Diese kleine Frage beschäftigte brilliante Ökonomen wie Smith und Ricardo, Marx und Walras viele Jahre ihres Lebens. Das Problem wurde gelöst - aber, wie hier argumentiert werden soll, weder von den Klassikern noch von den Neoklassikern.<br />
<br />
<div>
Dieser Artikel erhebt den Anspruch der Wissenschaftlichkeit. Die Frage des Werts wird von vielen Wissenschaften gestellt: von der Soziologie, der Philosophie und Ethik und von der Physik. Hier geht es ausschliesslich um die ökonomische Betrachtung.<br />
<br />
<div>
Bei der ökonomischen Betrachtung des Wertproblems geht es im Kern um die Integration von Zahlen mit der physikalischen Welt (in der keine Zahlen existieren). Dabei hilft folgender Vergleich: Man stelle sich 1kg Mehl vor. Wir assoziieren die Zahl "1" (eine ordnende Idee) mit einer genau definierten Masse Mehl. Doch wie kommen wir dazu, dass wir die blosse Zahl "1" einer Masse Mehl zuordnen können (Ich setze hier Masse mit Gewicht gleich, da ich davon ausgehe, dass wir bei diesem Beispiel auf der Erde bleiben.)? Die Antwort ist denkbar einfach: Indem wir (willkürlich) ein ganz bestimmtes Gewicht als Vergleichsgrösse festlegen. Im Falle des Gewichts haben wir seit 1888 das Urkilogramm, das in einem Tresor in Paris aufbewahrt wird. Das Kilogramm Mehl kann also mit einer Zahl versehen werden, weil wir eine standardisierte Masse festgelegt und diese mit der Zahl "1" assoziiert haben. Das Urkilogramm ist selbst genau 1 Kilogramm schwer, und alle Gewichte können im Verhältnis zu diesem Urkilogramm ausgedrückt werden. Analog verhält es sich natürlich beim Ur<span style="font-style: italic;">meter</span>.<br />
<br />
In der Wirtschaft beobachten wir nicht Gewicht in Kilo, sondern Preise in Franken, Dollar, Yen etc.. Ein Preis ist eine Zahl und wird - genau wie das Kilogramm oder der Meter - mit einer "Sache" identifiziert. Das Wertproblem kann nun mit drei Fragen formuliert werden:<br />
<br />
1. Welches ist der Wertmassstab, den es für die Existenz von Preisen braucht?<br />
2. Auf welche Weise werden (physikalische) Produkte mit (numerischen) Preisen integriert?<br />
3. Was ist die Beziehung zwischen Werten und Preisen?<br />
<br />
Die Fragen sind komplex. Während es jedem einleuchten muss, dass ein Urkilogramm selbst exakt ein Kilogramm wiegt und der Urmeter exakt ein Meter misst, ist es doch schwieriger zu fragen: Ist ein Franken selbst auch ein Franken wert? Weshalb sollte ein Franken - sprich eine Zahl, repräsentiert als elektronischer Impuls in einer Bankbilanz - überhaupt etwas <span style="font-style: italic;">wert</span> sein, wo er doch offenbar keine physikalische Dimension besitzt und selbst nicht konsumiert werden kann? Das Urkilogramm besitzt selbst eine Masse und kann zur Menge aller Gewichte addiert werden. Beim Geld ist dies jedoch anders: Besässe Geld selbst einen Wert - unabhängig von den damit kaufbaren Gütern - müsste die Geldmenge zum BIP dazugerechnet werden. Das ist offensichtlicher Humbug. Adam Smith erkannte bereits, dass es eigentlich absurd ist, von "wertvollem" Einkommen zu sprechen, da der totale Wert eines Landes dann aus Produkten + Einkommen bestehen würde. Einkommen ist nur "wertvoll", da man damit Produkte kaufen kann.<br />
<br />
<i>"The great wheel of circulation (money) is altogether different from the goods
which are circulated by means of it. <u>The revenue of the society consists
altogether in those goods, and not in the wheel which circulates them.</u>
In computing either the gross or the net revenue of any society, we must
always, from their whole annual circulation of money and goods, deduct
the whole value of the money, of which not a single farthing can ever
make any part of either." Adam Smith, Wealth of Nations</i><br />
<br />
Der Wert von Geld also hängt selbstverständlich von den Gütern ab, die man dafür erwerben kann. Doch wenn Geld keinen Eigenwert ("intrinsischen" Wert) besitzt, sondern bloss <i>relativ zu den kaufbaren Gütern </i>einen Wert besitzt, wie kann Geld als Wertmassstab für Güter dienen? Dieser offensichtliche Widerspruch soll hier besprochen werden.<br />
<br />
Am besten wir beginnen mit einem Ausflug zu den Klassikern, welche ausführlich über das Wertproblem nachdachten:<br />
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Für die Klassiker (Smith, Ricardo, Marx, etc.) war Wert die Materialisierung von Arbeitszeit:<br />
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<i>"Wir haben gesehn, dass die in einer Ware kristallisierte Menge notwendiger Arbeit ihren Wert konstituiert." Karl Marx: Lohn, Preis und Profit</i><i> </i><br />
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<i>"Schauspieler sind produktive Arbeiter, nicht sofern sie das Schauspiel
produzieren, sondern indem sie den Reichtum ihres kapitalistischen
Unternehmens vermehren. Durch welche Sorte von Arbeit das geschieht,
also in welcher Form die Arbeit sich <u>materialisiert</u>, ist absolut
gleichgültig." Karl Marx: Grundrisse</i> <br />
<br />
Der Preis war dann gewissermassen der numerische Ausdruck von Wert. In diesem Sinne vertraten die klassischen Ökonomen, was man eine "metaphysische" Erklärung von Wert nennen könnte: Durch einen unklar definierten Prozess "verwandelt" sich die produktive Zeit der Arbeiter in wertvolle Produkte, die sodann mit einem Preis versehen werden konnten, welcher dem Wert entsprechen kann (aber nicht muss). Wer jemals die Kapitel über Werttheorie von Marx, Ricardo, Smith oder Stewart gelesen hat, weiss um die Vertracktheit und den hohen Abstraktionsgrad des Problems. Laut klassischer Ökonomik stehen Preis und Wert in einer intimen, aber unklar definierten Beziehung - die Meinungen weichen unter klassischen Ökonomen ab. Die Ansicht, dass Arbeiszeit gewissermassen die "wertvolle Seele" eines Produkts sei und der Preis der numerische Ausdruck dieser Seele, führte direkt zum klassischen Wertparadoxon: Bei gewissen Gütern ist es offensichtlich, dass Produktionskosten und Verkaufspreis weit auseinander klafften. In welchem Verhältnis standen also Wert und Preis zueinander? Ricardo war sich dabei schmerzlich bewusst, dass ein Produkt, dass allein mithilfe von Maschinen hergestellt wird, ebenfalls einen Preis besass. Somit konnte Arbeit nicht die alleinige Quelle von Wert sein. Kapital - das wusste Ricardo - musste demnach ebenfalls als Wertquelle angesehen werden. Doch wenn Kapital neben Arbeit eine weitere Quelle des Wertes war - also selbst Wert generieren konnte - wie war Wert überhaupt noch definierbar?<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhp188c77jws-ox91nS7wiRKD5B4bpHGQfS9bMymS-kZaoOo7dxNMxo1n94QNeFjuDROTS0CyzZuGyFOMZTJjaoApXnIcAr7RxMlldO47vLmuH-Nk3zKGaeREel1mNEzA8virM2__tD8T94/s1600/Bildschirmfoto+2010-09-20+16-22-57.jpg" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5519001721790927922" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhp188c77jws-ox91nS7wiRKD5B4bpHGQfS9bMymS-kZaoOo7dxNMxo1n94QNeFjuDROTS0CyzZuGyFOMZTJjaoApXnIcAr7RxMlldO47vLmuH-Nk3zKGaeREel1mNEzA8virM2__tD8T94/s320/Bildschirmfoto+2010-09-20+16-22-57.jpg" style="cursor: pointer; height: 211px; width: 320px;" /></a><br />
<span style="font-size: 85%;"><br />
Die Materialisierung von Arbeit gemäss den Klassikern</span><br />
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Spätestens seit William Petty wird gesagt, dass Wert aus der Arbeit der Menschen resultierte ("Arbeit ist der Vater, Boden die Mutter von Wert"). Diese Meinung definierte den klassischen Ökonomen. Kapital könnte zwar die Produktivität der Arbeiter erhöhen, aber ohne Arbeit war Wert schlicht nicht möglich.<br />
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Arbeit <span style="font-style: italic;">könnte</span> als Wertmassstab benutzt werden, wenn Arbeit homogen <span style="font-style: italic;">wäre: </span>Wenn eine Stunde Arbeit jedes Menschen auf der Erde ein Produkt generieren würde, das exakt denselben Wert/Preis besässe<span style="font-style: italic;">.</span> Doch - so wird man gleich erkennen - wenn drei Arbeiter während derselben Zeit gleiche Produkte herstellen, wird der Wert des Produktes - und auch sein Preis - variieren, weil die Fähigkeiten der Arbeiter unterschiedlich sind. Nur schon deshalb ist es unmöglich, Arbeit als Wertmassstab zu definieren. Marx versuchte das Problem zu mildern, indem er von von durchschnittlicher Arbeitszeit, von komplexer und einfacher Arbeit sprach.<br />
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Nehmen wir versuchsweise an, Wert sei tatsächlich die "Kristallisierung" von Arbeitszeit (was auch immer das bedeutet). Dann entspräche auch Geld einer gewissen "Menge" Arbeitszeit, da es in der Auffassung vieler Klassiker selbst Wert besitzt (obwohl Adam Smith sich zu diesem Punkt auch anders äusserte, siehe oben). Gemäss den Klassikern war Geld ein produziertes Gut wie jedes andere und sein Wert beruhte auf der Arbeitszeit, die für seine Produktion eingesetzt wurde. Die Frage der Kaufkraft scheint durch die Geld-als-Gut-Betrachtung somit gelöst. Geld ist bloss ein weiteres Gut, das auf Märkten gegen andere Produkte eingetauscht werden kann. Wenn darüberhinaus die Banken versprechen, dass die von ihnen emittierten Banknoten mit Goldreserven gedeckt seien, wird das Argument der Geld-als-Gut-Betrachtung weiter gestärkt. Der Austausch von Geld gegen Güter wird somit zum Austausch zwischen zwei wertgleichen Gütern, auch wenn Bankdepots schon damals - im 18. und 19. Jahrhundert - augenscheinlich mit blosser Tinte eingetragene Zahlen in Bankbilanzen waren.<br />
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Gemäss Ricardo, der sein Leben lang über dem Wertproblem brütete, musste der absolute Wertmassstab "irgendwo in der Natur" gefunden werden. Gleichzeitig hielt er in seinem Hauptwerk fest, dass keine Ware jemals die Funktion eines Wertmassstabs erfüllen konnte. In diesem Dilemma blieb Ricardo sein Leben lang gefangen. Der Anspruch an den Wertstandard war aus Sicht der Klassiker, dass er 1) selbst wertvoll sei und 2) sein Wert konstant bleibe (wie beim Urkilo/Urmeter). Da Wert von Ricardo als materialisierte Arbeit betrachtet wurde, musste dieser Wertstandard immer gleich viel Arbeit benötigen. Doch schon Smith war sich bewusst, dass ein Produkt, das selbst grossen Preisfluktuationen unterliegt (wie Gold), kein geeigneter Wertmassstab sein könne. Und wenn der Wertmassstab nicht unveränderlich ist, wird es unmöglich, die Wertveränderungen aller anderen Produkte zu messen. Wenn man für ein Kilo Schweinefleisch plötzlich 2 Feinunzen Gold bezahlen muss anstatt 1 Feinunze, ist nicht klar, ob Schweinefleisch teurer geworden ist oder Gold billiger.<br />
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Wiederholen wir die Kernaussagen und Widersprüche: Die Klassiker waren überzeugt, dass Arbeit die Quelle von Wert sei, da wertvolle Güter erst durch menschliche Arbeit hergestellt werden können. Jedoch wurde beobachtet, dass mit dem Umsatz aus den verkauften Produkten nicht nur die Arbeit, sondern auch die Maschinen bezahlt wurden. Auch war offensichtlich, dass maschinell erzeugte Güter ebenfalls einen Preis besitzen und somit wertvoll waren. Somit schien nicht bloss Arbeit Wert erzeugen zu können, sondern auch Kapital. Darüber hinaus hatte Geld offenbar ebenfalls einen Tauschwert - dieser Wert musste nach klassischer Theorie aus menschlicher Arbeit resultiert sein. Doch schon damals klaffte der materielle Wert einer (metallischen) Münze und der Tauschwert derselben Münze weit auseinander. Auch erkannten die Klassiker selbst, dass es unmöglich ist, ein Gut als Wertmassstab zu definieren, das selbst grossen Preisschwankungen unterliegt; die Idee eines absoluten Wertmassstabs ist es ja gerade, unveränderlich zu sein.<br />
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Schlussendlich kann gesagt werden, dass alle Klassiker - vor allem die Grossen: Marx, Smith und Ricardo - das Wertproblem zwar sehr gekonnt und mit logischen Konzepten angingen, es aber nicht lösen konnten. Den Klassikern waren die Lücken ihrer Argumentation bewusst, sonst hätten sie sich nicht solange damit auseinander gesetzt. Die Schwächen der klassischen, objektiven Werttheorie führten zur Demise der klassischen Ökonomik. Wenden wir uns deshalb von den Klassikern ab und betrachten das Wertproblem aus der Sicht ihrer Nachfolger, der Neoklassiker.<br />
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Die ersten Neoklassiker wussten um die logischen Sackgassen der klassischen Werttheorie. Der metaphysische Ansatz, dass Wert irgendwie aus materialisierter Arbeit besteht, wollten die Neoklassiker nicht akzeptieren. Sie verliessen deshalb die Suche nach der <u>objektiven</u> Quelle des Werts und versuchten, eine <u>subjektive</u> Theorie des Werts<span style="font-style: italic;"> </span>zu entwickeln. Der Preis einer Ware ist das Resultat der subjektiven Einschätzung der Nachfrager und der Knappheit des Angebots. Wert und Preis sind bei Neoklassikern keine wirklich unterscheidbaren Konzepte mehr. Das macht ja Sinn, denn die Klassiker waren sich auch nie sicher über den genauen Zusammenhang von Wert und Preis. Auch bei den Klassikern gab es die subjektive Einschätzung des Nutzens von Geld und Waren. Jedoch war der Wert dieser zwei Objekte bereits <span style="font-style: italic;"><u>vor</u></span> dem Austausch definiert (durch Arbeit eben).<br />
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Ein bisschen ausführlicher: Im walrasianischen System gibt es ein Kontinuum von Gütern, die gegeneinander getauscht werden können. a wird gegen b, b gegen c, c gegen d und d gegen a getauscht. In einem solchen System - ohne Geld - kann der Tauschwert eines jeden Gutes durch das Tauschverhältnis mit anderen Gütern ausgedrückt werden. Preise existieren in einem solchen System nicht. Um Preise in dieses System zu integrieren, hat Léon Walras ein Gut einfach als Zahl festgelegt - das <span style="font-style: italic;">Numéraire</span>. Walras - halten wir das hier unmissverständlich fest - integrierte Zahlen in das Kontinuum der tauschbaren Güter, indem er eine Annahme einbaute: Ein Gut wird als "1" definiert. Die Annahme des sogenannten <span style="font-style: italic;">Numéraire</span>-Guts - die mysteriöse Umwandlung eines Gutes in eine Zahl - ist die tragende Säule der neoklassischen Werttheorie. Es ist die Ursünde der Neoklassik, mit der sie sich notwendigerweise aus dem Garten der Wissenschaften ausschloss. Die Erfindung eines <i>Numéraire</i>-Guts ist unvereinbar mit der Realität - ein logischer <span style="font-style: italic;">Salto Mortale</span>, der zwar im Kopf von Walras, nicht aber in der realen Welt passieren kann. Güter verwandeln sich nicht in Zahlen.<br />
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Im walrasianischen System ist jeder Akteur in der Wirtschaft (aus dem Nichts) ausgestattet worden mit einer bestimmten Menge an Gütern und Geld. Hier sehen wir auch die Verbindung zwischen der Klassik und der Neoklassik: Für beide ist Geld bloss <span style="font-style: italic;">ein Gut unter vielen</span>. Der Wert dieses Guts wird aber von den Klassikern anders erklärt als von den Neoklassikern: Für die Klassiker beruhte der Wert des Geldes auf der Arbeit, die für seine Produktion aufgewendet wurde (objektive Werttheorie). Für die Neoklassiker hingegen resultiert sein Wert aus seiner Nützlichkeit als leicht handelbares Gut (subjektive Werttheorie). Die Klassiker glaubten, die Zahl auf einer Banknote müsse <i>Ausdruck irgendeiner physikalischen Dimension</i> sein. Walras glaubte das nicht - für Walras war die Zahl auf einer Banknote nicht eine Masseinheit irgendeiner Grösse, sondern eine blosse Zahl: "<i>Le nom franc est le nom d'une chose qui n'existe pas</i>."<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiN_iyVZzM5xfXQcccmb4AJhHB2GchEQpKLIdgcp9GSsG81ysFbmUEbOkFDuqU8hbiJxYco3J7fPQ3QSYMiOHV7bF3KjioSnEoK7kfAFZ1niey5f6z3O_-LpWXjuUQhXujwYpJKIzruLh88/s1600/Bildschirmfoto+2010-09-20+17-11-36.jpg" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5519013787718794882" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiN_iyVZzM5xfXQcccmb4AJhHB2GchEQpKLIdgcp9GSsG81ysFbmUEbOkFDuqU8hbiJxYco3J7fPQ3QSYMiOHV7bF3KjioSnEoK7kfAFZ1niey5f6z3O_-LpWXjuUQhXujwYpJKIzruLh88/s320/Bildschirmfoto+2010-09-20+17-11-36.jpg" style="cursor: pointer; height: 124px; width: 425px;" /></a><br />
<span style="font-size: 85%;">Die Integration von Zahlen in das Kontinuum von Gütern nach Walras</span><br />
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Dass Walras die dimensionale Betrachtung der Klassiker hinter sich liess und Geld bloss noch als dimensionslose Zahl betrachtete, war zweifellos ein Fortschritt für die Wirtschaftstheorie. Seine Integration reiner Nummern in das Kontinuum von Gütern legt dar, dass Geld nichts anderes als Nummer ist. Trotzdem liefert die Neoklassik keine befriedigende Antwort auf die Frage, <i>durch welchen Prozess</i> diese Nummern in die reale Welt <i>integriert</i> werden: Walras' willkürliche Verwandlung eines Gutes in eine Zahl ist wissenschaftliche betrachtet Humbug; ein Zaubertrick, der in einer Wissenschaft, die logisch konsistent sein will, nichts zu suchen hat. <b>Ein Gut ist ein Gut, eine Zahl ist eine Zahl</b>. Zahlen kann man nicht produzieren, da sie keiner Arbeit bedürfen. Die Produktion von Waren hingegen bedarf einer zeitintensiven Arbeitsleistung. Ein Gut hat verschiedene physikalische Dimensionen: Gewicht, Länge, Dichte, etc... Eine Zahl ist eine ordnende Idee bar jeder physikalischen Dimension. Die ökonomisch zentrale Frage, wie in unserem Wirtschaftssystem Güter mit Nummern integriert werden, kann nicht durch eine Annahme gelöst werden. <br />
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Abgesehen von der Realitätsferne stellen sich weitere Fragen: Weshalb akzeptieren Individuen überhaupt Geld als Zahlungsmittel, wenn Geld nur eine Nummer ist? Gemäss den Neoklassikern erhält Geld seinen Wert durch seine Nützlichkeit als Tauschgut. Im Moment des Tausches wechselt Geld - eine Zahl - und ein Gut seinen Besitzer. Durch diesen Tausch kommt Geld zu seinem Wert und das Gut zu seinem Preis. Das Problem: Wieso sollte der Besitzer des Gutes eine blosse Zahl als Zahlungsmittel akzeptieren? Wenn der Besitzer eines wertvollen Guts Geld für sein Gut akzeptiert, muss dieses Geld <i>schon vor dem Tausch </i>einen Wert haben. Gemäss Neoklassik kommt der Wert des Geldes aber erst durch den Tausch zustande. Die neoklassische Theorie besagt also einerseits, dass Geld seinen Wert erst durch Tausch erhält; gleichzeitig müsste Geld aber bereits <i>vor dem Tausch</i> einen Wert aufweisen, damit jemand überhaupt einen Tauschhandel eingeht. Das zu erklärende Phänomen - die Kaufkraft einer reinen Nummer - wird also vorausgesetzt. </div>
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Die Neoklassiker versuchen heute diese Inkonsistenz zu umgehen, indem sie (wieder per Annahme) festlegten, dass Geld ein Nettovermögen darstellt. Banken und Nationalbanken können somit - laut Neoklassik - ein Nettovermögen <i>aus dem Nichts</i> - ex nihilo - schaffen! Durch die Kredite der Nationalbank an Geschäftsbanken und der Geschäftsbanken an Nicht-Banken wird - gemäss Neoklassik - von Beginn an wertvolles Geld <i>aus dem Nichts</i> in den Wirtschaftskreislauf "gepumpt". Hier sind wir am esoterischen Kern der Neoklassik angelangt: Keinem weltlichen Wesen ist es vergönnt, wertvolle Waren aus dem Nichts zu schaffen. Nur göttliche Wesen sind im Stande, das Gesetz der Energieerhaltung zu überwinden und "<span style="font-style: italic;">Etwas</span>" aus dem "<span style="font-style: italic;">Nichts</span>" zu schaffen. </div>
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Fassen wir die warlasianischen Kernaussagen und Widersprüche zusammen. Walras definierte ein Kontinuum an Gütern, die gegeneinander getauscht werden; somit entstehen Austauschverhältnisse zwischen den Gütern. Um Preise erklären zu können, fügte er per Annahme das <i>Numéraire-Gut</i> in sein lineares Gleichungssystem ein: eine blosse Zahl, die gegen die anderen Güter getauscht wird. Durch den Tausch erhalten die Güter einen Preis und die Zahl einen Wert. Das Problem: Die Umwandlung eines Gutes in eine Zahl per Annahme hat in der Wissenschaft nichts zu suchen. Der Integrationsmechanismus von Zahlen und Gütern - die erste und wichtigste Aufgabe der VWL - wird umgangen. Wie können wir jemals den Zusammenhang zwischen realem Sektor und Finanzsektor erklären, wenn wir uns die Integration von Zahlen in die Wirtschaft durch lineare Algebra diktieren lassen, nicht durch die ökonomische Realität (in welcher Geld durch Bankkredite in den Umlauf kommt). Wir wollen hier die <i>Integration von Zahlen und Gütern</i> verstehen. Durch die magische Umwandlung von Gütern in Zahlen erreichen wir dies sicher nicht, sondern umgehen das Problem. Zweitens ist es im walrasianischen System unmöglich, die Kaufkraft von Geld zu erklären. Um einen Wert zu besitzen, muss Geld gegen Güter getauscht werden. Aber um überhaupt getauscht zu werden, braucht Geld bereits vor dem Tausch einen Wert! Als Lösung versuchten Neoklassiker, Geld axiomatisch als Nettovermögen zu definieren. Laut dieser Betrachtung können Banken und Notenbanken Geld und somit Nettovermögen aus dem Nichts schaffen - als wären sie göttliche Institutionen. </div>
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<b>Eine moderne Lösung des Wertproblems</b></div>
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<i>(Vorbemerkung: Achtung! Geld und Einkommen sind nicht dasselbe, obwohl in aktuellen Wirtschaftsbüchern der Unterschied nicht sauber gemacht wird. In diesem Artikel möchte ich aber nicht auf den Unterschied eingehen. Nur eine Metapher: Geld ist das <u>Vehikel</u>, Einkommen/Output ist der <u>Inhalt</u></i><i>, so wie Hämoglobin der Träger von Sauerstoff ist).</i><br />
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Im Folgenden die moderne Lösung des Wertproblems, vertreten von Anhängern der "<a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Quantum_economics">Theory of Money Emissions</a>".</div>
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Beginnen wir die Analyse mit der Emission von Geld. Die strikten Regeln der Logik verlangen, dass wir von <span style="font-style: italic;">tabula rasa </span>ausgehen; es existiert noch kein Geld. Damit vermeiden wir die logische Absurdität, dass wir die Entstehung von Geld erklären, indem wir voraussetzen, dass es bereits existiert.<br />
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Wird der Lohn eines Arbeiters nach einer Produktionsperiode ausbezahlt, schreibt die Bank eine Geldsumme, £y, auf ihre Aktivseite. Dies ist die Schuld der Unternehmung an die Bank. (Exakt) <span style="font-style: italic;">Gleichzeitig</span> schreibt sie den Lohn des Arbeiters, £x, auf die Passivseite. Die Operation, die zu £y führt, muss <span style="font-style: italic;">gezwungenermassen</span> zur <i>gleichzeitigen</i> Schöpfung von £x führen. Die Operation, die es erlaubt, dem Arbeiter den Betrag £x zu überweisen, muss deshalb genauer untersucht werden.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiUawc2xq8GxYktMbLhlPkOj3_P9uVu8vKyZp7REq4eaLusB8JDheAKmxWPAII5vhj19yTFYWxpjwiCMAyegHG0DkV20fe3FBm2OWpjo6uk86TN6OQQlKNm4x3_1DlqhDko-V_Viwff7cBx/s1600/klein.jpg"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470387528823209394" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiUawc2xq8GxYktMbLhlPkOj3_P9uVu8vKyZp7REq4eaLusB8JDheAKmxWPAII5vhj19yTFYWxpjwiCMAyegHG0DkV20fe3FBm2OWpjo6uk86TN6OQQlKNm4x3_1DlqhDko-V_Viwff7cBx/s320/klein.jpg" style="cursor: pointer; display: block; height: 129px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 320px;" /></a><br />
Die Bezahlung des Arbeiters definiert natürlich die Bezahlung seiner Arbeit auf dem Faktormarkt (= Arbeitsmarkt). Erst, wenn die Arbeit auf den Faktormärkten bezahlt wurde, existiert die Kaufkraft, um die Produkte auf dem Gütermarkt zu kaufen. <span style="font-weight: bold;">Die Bezahlung eines Arbeiters benötigt deshalb kein bereits existierendes Einkommen</span>. Die Bezahlung von Arbeit definiert eine spezielle Art von Transaktion. <span style="font-weight: bold;">Durch die Bezahlung des Lohnes auf Faktormärkten wird Geld <u>erstmals</u> mit physikalischem Output assoziiert</span>.<br />
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Das Einkommen £x des Arbeiters wurde von niemandem "aufgegeben" oder "verloren", sondern wurde kreiert <u>in</u> der Lohnzahlung (<u>durch</u> Arbeit). <span class="Apple-style-span" style="font-size: small;">Wir haben gesagt, dass kein weltliches Wesen "Etwas" aus dem "Nichts" schöpfen kann. Der Begriff "Schöpfung" von Wert bezieht sich nicht auf eine Schöpfung von Masse oder Energie - Masse und Energie müssen natürlich konstant bleiben. Die "Schöpfung" eines Produktes weist darauf hin, dass Masse und Energie durch den willentlichen Einsatz der menschlichen Arbeitskraft so umgestaltet wurde, dass sie menschlichen Bedürfnissen nützlicher als zuvor erscheinen</span>. Dieses Produkt definiert nun ein positives Wertquantum, da es der Bevölkerung auf dem Gütermarkt zur Verfügung steht. Weil Einkommen erst durch die Lohnzahlung entsteht, wie jetzt ersichtlich wurde, folgt, dass nicht nur Produkte, sondern auch Einkommen in der Lohnzahlung entsteht. Der Arbeiter hat durch seine Arbeit also <u>zwei</u> Objekte hergestellt: das Produkt und gleichzeitig sein <i>alter ego</i>: Einkommen. In welchem Verhältnis stehen Einkommen und Produkt? Sind sie entkoppelte, oder gar kumulative Phänomene? Zeigen wir dieselbe Grafik ein wenig abgeändert:<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgEhwuAlBsRdMPtMBEHn8DIu1ojycSEZYWr-qUoIyDwEiDcPm1EmBMjMbQXLsk6amV3HYPOSMZ1PiMUbBK8D8X00Z9HlsgRP0OOMXtdjVy_xozYMCIJQRj5CiuUY7nZZAxhew6LMW5jyg39/s1600/klein2.jpg"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470442916114377266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgEhwuAlBsRdMPtMBEHn8DIu1ojycSEZYWr-qUoIyDwEiDcPm1EmBMjMbQXLsk6amV3HYPOSMZ1PiMUbBK8D8X00Z9HlsgRP0OOMXtdjVy_xozYMCIJQRj5CiuUY7nZZAxhew6LMW5jyg39/s320/klein2.jpg" style="cursor: pointer; display: block; height: 135px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 320px;" /></a>Wir unterstreichen noch einmal, dass das Einkommen des Arbeiters für die Unternehmung nicht verloren gegangen ist. Vielmehr existierte das Einkommen vor der Lohnzahlung nicht, sondern entstand in der Lohnzahlung. Eine kurze Analyse der Kreditbuchhaltung von Banken bestätigt diesen Umstand ganz eindeutig. Das Unternehmen zahlt <span style="font-style: italic;">via Bank</span> (als Intermediärin) die Löhne an den Arbeiter. Die Bank kreiert die dafür notwendige Geldsumme, um auf der Aktivseite £y und auf der Passivseite gleichzeitig £x einzutragen.<br />
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Was passiert nun, wenn der Arbeiter sein Einkommen auf dem Produktemarkt wieder ausgibt? Dazu ist es nützlich, wenn wir zwei neue Konzepte einführen: <b>der relative und der absolute Tausch</b>.<br />
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Ein relativer Tausch ist ein Tausch zweier autonomer Objekte. Der Tausch macht diese zwei Objekte zwar äquivalent (Aristoteles etc.), <b>jedoch existieren <u>vor und nach</u> dem Tausch beide Objekte unabhängig voneinander</b>. Sie zirkulieren also in gegenseitige Richtungen, wie in folgender Abbildung dargestellt:<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDRf9gthIVZjoZQ3uQZ4v9jRwYW3etCL6nYZD9J8cNMa_wJKXEXqZi-qH4Ch_IYu3Cg-fxdjwCr6dkj_Ai1giNTzc9dKiRedpg_cSESi_T-iAlf7teyTSNjO0y2z8EEtGrhZDqjPX1Gb_X/s1600/klein3.jpg"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470445614755754706" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDRf9gthIVZjoZQ3uQZ4v9jRwYW3etCL6nYZD9J8cNMa_wJKXEXqZi-qH4Ch_IYu3Cg-fxdjwCr6dkj_Ai1giNTzc9dKiRedpg_cSESi_T-iAlf7teyTSNjO0y2z8EEtGrhZDqjPX1Gb_X/s320/klein3.jpg" style="cursor: pointer; display: block; height: 82px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 320px;" /></a><br />
In dieser Abbildung wird das Gut <span style="font-style: italic;">a</span> gegen das Gut <span style="font-style: italic;">b</span> getauscht. <span style="font-style: italic;">Relativ</span> heisst der Tausch, weil die zwei autonomen Objekte im Moment des Tauschs in ein Äquivalenz<u>verhältnis</u> gesetzt werden. Dies ist nicht der Fall, wenn ein Arbeiter sein Einkommen erhält/ausgibt. Durch ihre Arbeit stellen Arbeiter ein physikalisch existierendes Produkt her (sei dies Waren oder Dienstleistungen), welches das Objekt ihres Einkommens definiert. Einkommen und Output werden deshalb nicht als zwei autonome Entitäten getauscht, die vor- und nachher unabhängig voneinander exsitieren. Das Produkt und das Einkommen definieren eine logische Identität, <span style="font-weight: bold;">sie sind dasselbe Objekt aus zwei Perspektiven</span> (die nationale Buchhaltung bestätigt übrigens diese buchhalterische Tatsache mit der Identität "Einkommen = Produktion"). Konsum ist kein relativer Tausch zwischen zwei autonomen Objekten, sondern definiert einen absoluten Tausch. <span style="font-weight: bold;">Ein absoluter Tausch ist ein Tausch zwischen einem Objekt mit sich selbst</span>. Betrachtet man wieder die zweite Bankbilanz oben, so ist ersichtlich, dass die Ausgabe des Einkommens auf dem Produktemarkt dazu führen wird, dass das Guthaben des Arbeiters und die Schuld der Unternehmung gleichzeitig zerstört werden. Während also Produktion zur Schöpfung eines gänzlich neuen Einkommens führt, definiert Konsum ("negative Produktion") die Zerstörung von Einkommen.<br />
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Die Bezahlung des Lohns ist eine Emission; Arbeiter bekommen dadurch ihr eigenes Produkt in der Form von Einkommen. Die Beziehung zwischen Output und Einkommen definiert deshalb nicht bloss eine Gleichheit, sondern eine <u>Identität</u>. Mit derselben Transaktion gibt und nimmt das Unternehmen dem Arbeiter dasselbe Objekt: durch die Emission von Geld gibt das Unternehmen dem Arbeiter das Einkommen und behält dafür sein Produkt (auf Zeit). Deshalb ist der Tausch absolut.<br />
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Das Produkt des Arbeiters befindet sich nun zwar physikalisch und juristisch gesehen beim Unternehmen; ökonomisch gesehen gehört es aber dem Arbeiter, der mit dem Einkommen die Kaufkraft über das Produkt besitzt. Ergänzen wir die Ausführungen mit einigen grafischen Darstellungen. Die Eröffnung einer Kreditlinie an eine Firma definiert eine nominelle Emission von Geld in der folgenden Form:<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgor3RxXYGIuje4PHdOLd1J5aNNUhYM_epbujZ-9U83wPGsC9byLSO4FC_bd0ei2SuTqXFGsunZh-kaJ-FXXWFIOb0QK_gm6rL8x314Ie12Zq1BXQAMQa3SRAQQX32jD2_LNxbAdJxKW_In/s1600/kreis.jpg"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470725654689100082" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgor3RxXYGIuje4PHdOLd1J5aNNUhYM_epbujZ-9U83wPGsC9byLSO4FC_bd0ei2SuTqXFGsunZh-kaJ-FXXWFIOb0QK_gm6rL8x314Ie12Zq1BXQAMQa3SRAQQX32jD2_LNxbAdJxKW_In/s320/kreis.jpg" style="cursor: pointer; display: block; height: 181px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 203px;" /></a>Diese Transaktion ist im modernen Banking eine <span style="font-style: italic;">Off-Balance-Sheet</span>-Transaktion; sprich, sie wird gar nicht in der Bankbuchhaltung eingetragen. Wenn eine Bank einer Unternehmung einen Kredit von, sagen wir, 10'000 CHF gewährt, schuldet die Bank der Unternehmung (+) 10'000 CHF, und die Unternehmung schuldet der Bank (-) 10'000 CHF zurück. Erst wenn der Unternehmung diese Kreditlinie braucht, geschieht monetär etwas. Sobald nun eine Unternehmung die Kreditlinie benutzt, indem sie ihre Arbeiter bezahlt, trennen sich die positiven und negativen Komponenten von Geld:<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgor3RxXYGIuje4PHdOLd1J5aNNUhYM_epbujZ-9U83wPGsC9byLSO4FC_bd0ei2SuTqXFGsunZh-kaJ-FXXWFIOb0QK_gm6rL8x314Ie12Zq1BXQAMQa3SRAQQX32jD2_LNxbAdJxKW_In/s1600/kreis.jpg"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470725654689100082" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgor3RxXYGIuje4PHdOLd1J5aNNUhYM_epbujZ-9U83wPGsC9byLSO4FC_bd0ei2SuTqXFGsunZh-kaJ-FXXWFIOb0QK_gm6rL8x314Ie12Zq1BXQAMQa3SRAQQX32jD2_LNxbAdJxKW_In/s320/kreis.jpg" style="cursor: pointer; display: block; height: 156px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 175px;" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHWivHjZ1wg8ENRpals3ofrevMM4lX8y3-7iCEl98TAI2PH08EysQYXrSjtjmFH9lXGKiiClxB66mPCnY2cKY2hhBkil2eTorqvu8D-eukhSjrykUf4ZREuNwmegcoNvBcda7_u6PZ7sy5/s1600/pfeile.jpg"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470768543046084930" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHWivHjZ1wg8ENRpals3ofrevMM4lX8y3-7iCEl98TAI2PH08EysQYXrSjtjmFH9lXGKiiClxB66mPCnY2cKY2hhBkil2eTorqvu8D-eukhSjrykUf4ZREuNwmegcoNvBcda7_u6PZ7sy5/s320/pfeile.jpg" style="cursor: pointer; display: block; height: 61px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 150px;" /></a><br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTxAaHxdIxlpJJQ24Fa-A7CnFc-O0XZReMRXLw5qY9jKNVLCkuhuksLwL7j6ML-Fdtl_fN_RUngeMirIBZNQaIZVMlPDLZDTi7y-Ze_gjjzG8xWf56hJZp5QByd_T1twCOfyoSTrWjr_1j/s1600/kreis2.jpg"><img alt="" border="0" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470726380400807858" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTxAaHxdIxlpJJQ24Fa-A7CnFc-O0XZReMRXLw5qY9jKNVLCkuhuksLwL7j6ML-Fdtl_fN_RUngeMirIBZNQaIZVMlPDLZDTi7y-Ze_gjjzG8xWf56hJZp5QByd_T1twCOfyoSTrWjr_1j/s320/kreis2.jpg" style="cursor: pointer; display: block; height: 149px; margin: 0px auto 10px; text-align: center; width: 337px;" /></a><br />
Wie wir nun sehen, besitzen Arbeiter "positives" Geld in Form von Einkommen, während das negative Gegenstück von der Unternehmung übernommen wird: Die Schuld, kompensiert durch verkaufbare Produkte im Lager. Die zwei Komponenten der Transaktion, das "+" und das "-", stellen deshalb die zwei Aspekte derselben Realität dar: Geld. Das positive Geld in obiger Darstellung ist das neu geschaffene Einkommen. Output ist das Objekt dieses Einkommens.<br />
<br />
Heute denken viele Ökonomen, Einkommen sei eine kontinuierliche oder diskontinuierliche Funktion der Zeit, eine Art Fluss ("Einkommen/Zeitheinheit"). Wenn das so wäre, so hätte dieser Fluss eine gewisse Intensität, und das Resultat dieses Flusses wäre = Zeit * Intensität des Flusses. Von dieser Fehlkonzeption stammt das missglückte Konzept der "Umlaufgeschwindigkeit des Geldes", das zurück verfolgt werden kann bis David Hume, und danach von Mill, Marx, Fisher und Mises wieder verwendet wurde.<br />
<br />
Doch Einkommen ist das Resultat von Arbeit und entsteht in der Lohnzahlung. Bankdepots in Banksoftware sind die "Speicherform" von Einkommen. Einkommen hat eine numerische Dimension, ist aber nicht bloss eine Nummer; Einkommen hat einen realen Zwillingsbruder: Das Produkt, mit welchem es entstand. Produktion ist nicht bloss ein physikalischer Prozess. Sie ist eine monetäre Operation, durch welche physische Produkte in Geld getauscht wird. Somit ist es klar, dass Produktion eine augenblickliche Operation ist, welche durch die Ausbezahlung des Lohnes definiert wird.<br />
<br />
Nun können wir die Frage des Werts lösen. Werte entstehen auf dem Arbeitsmarkt, wenn Löhne bezahlt werden. Durch diese Operation werden Produkte mit Geld - einer Nummer - assoziiert. Das schwierige am Konzept des Werts ist, dass man <u>niemals</u> wissen kann, was der Wert <u>eines</u> Produktes ist, sobald es mehr als ein Produkt in einem Währungsraum gibt. Dies ist so, weil es absolut unmöglich ist, exakt zu sagen, welcher Lohnanteil genau für die Produktion eines isolierten Produktes aufgewendet wurde. <b>Was man aber sagen kann: Alle Produkte, die innerhalb einer definierten Zeitperiode hergestellt wurden und deren Produktion abgeschlossen ist, besitzen exakt den Wert der totalen Lohnsumme, welche alle Arbeiter für die Herstellung der Produkte erhielten</b>. Aus diesem Grund ist Wert ein makroökonomisches Konzept: Wert kann nur exakt bestimmt werden auf der Ebene der <u>Gesamtheit </u>aller Wirtschaftsakteure in einem Währungsraum. Man kann nie sagen: "Der Wert dieses Buchs ist exakt 5.-, aber der Preis ist 7.-". Durch kaufmännische Betriebsbuchhaltung (Kostenträgerrechnung) kann zwar in der Praxis eine Annäherung erreicht werden, aber eben nur eine Annäherung.<br />
<br />
Preise hingegen können beobachtet und mit einem einzelnen Produkt exakt assoziiert werden. Dies sollte jedem einleuchten.<br />
<br />
Die nächste spannende und lösbare Frage, welche schon viele Ökonomen beschäftigte, ist die folgende: Wie kann es sein, dass der Preis aller Produkte in einer Volkswirtschaft über ihrem Wert liegen kann? Offensichlicht können Unternehmen nur einen Profit erwirtschaften, wenn der Preis über den Kosten liegt. Doch wenn die Einkommen in einem Land gerade das Resultat der Bezahlung aller Produktionskosten sind, wie können dann alle Unternehmen den Preis über die Produktionskosten anheben? Explizit: Wenn die gesamten Produktionskosten in einem Jahr CHF 1 Mrd. betragen, der Wert aller Produkte also genau CHF 1 Mrd. beträgt, wie können die Unternehmen dann die Preise auf - sagen wir - durchschnittlich CHF 1.1 Mrd. anheben? Doch diese Frage soll nicht in diesem Artikel besprochen werden.</div>
Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-45826051094083053332010-07-01T08:40:00.001-07:002011-04-22T01:01:37.327-07:00Fazit aus 30 Jahren Monetarismus<link href="file://localhost/Users/oliverbar/Library/Caches/TemporaryItems/msoclip/0clip_filelist.xml" rel="File-List"></link> <style>
<!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:Calibri; panose-1:2 15 5 2 2 2 4 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} @font-face {font-family:Cambria; panose-1:2 4 5 3 5 4 6 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-name:"Standard\,Arbeit Keynes"; mso-style-parent:""; margin-top:0cm; margin-right:0cm; margin-bottom:10.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify; line-height:150%; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ascii-font-family:Calibri; mso-fareast-font-family:Cambria; mso-hansi-font-family:Calibri; mso-bidi-font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:EN-GB; mso-fareast-language:EN-US;} @page Section1 {size:595.0pt 842.0pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:35.4pt; mso-footer-margin:35.4pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} -->
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<br />
Gemäss dem einflussreichen US-Ökonomen variieren Zinsen aufgrund von Änderungen der Geldmenge. Hohe und steigende Zinsen werden mit einer steigenden Geldmenge, tiefe und fallende Zinsen werden mit einer abnehmenden Geldmenge assoziiert. Eine steigende Geldmenge führt demnach zu einer Zunahme des Konsums und der Investitionen, dadurch steigen die Preise und - wegen der höheren Investitionsnachfrage - die Zinsen. Vor allem glauben Monetaristen noch immer, dass es die effizienteste Art der Inflationsbekämpfung sei, die Geldmenge durch Zinspolitik zu steuern. Der Glaube, dass Inflation bekämpft werden könne durch höhere Zinsen, welche eine Reduktion der Ausgaben bewirken, und das Deflation bekämpft werden kann durch tiefe Zinsen, welche zu einer Erhöhung der Ausgaben führen, ist so weit verbreitet unter Ökonomen, dass es eine Art ökonomisches Axiom darstellt. <br />
<br />
In politischen und akademischen Kreisen triumphierte Friedmans Neu-Erfindung der alten Quantitätstheorie des Geldes vollständig. <span style="font-style: italic;">De facto</span> wurde sie schon von Aristoteles, Locke und Hume beschrieben, stellte also keine wirklich neue theoretische Leistung dar. Immer noch stellt die Kausalität dM -> dP in Universitäten ein intellektuelles Nadelöhr dar, durch das sich Studenten der Volkswirtschaftslehre hindurchzwängen müssen, wollen sie jemals in die höheren Gefilde ökonomischer Vielwisserei aufgenommen werden. <link href="file://localhost/Users/oliverbar/Library/Caches/TemporaryItems/msoclip/0clip_filelist.xml" rel="File-List"></link> <style>
<!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:Calibri; panose-1:2 15 5 2 2 2 4 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} @font-face {font-family:Cambria; panose-1:2 4 5 3 5 4 6 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-name:"Standard\,Arbeit Keynes"; mso-style-parent:""; margin-top:0cm; margin-right:0cm; margin-bottom:10.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify; line-height:150%; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ascii-font-family:Calibri; mso-fareast-font-family:Cambria; mso-hansi-font-family:Calibri; mso-bidi-font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:EN-GB; mso-fareast-language:EN-US;} @page Section1 {size:595.0pt 842.0pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:35.4pt; mso-footer-margin:35.4pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} -->
</style> In diesem akademischen Sinne ist Friedmans Erbe lebendig und stark vertreten. Insbesondere überlebte das NAIRU-Konzept von Friedman an gewissen Universitäten bis heute - obschon die 90er-Jahre in den USA einen empirischen Gegenbeweis lieferten: tiefe Inflation <span style="font-style: italic;">und</span> tiefe Arbeitslosigkeit während mehreren Jahren. Die ständigen Anpassungen der inflationsstabilen Arbeitslosenquote an die neuen Tatsachen sind ein Zeichen für die Absurdität dieser Theorie.<br />
<br />
Für Friedman ist das Preisniveau abhängig von der Beziehung zwischen zwei "Massen", den Gütern und Dienstleistungen einerseits und der "Masse Geld" andererseits. Das Ziel der Geldpolitik ist es dann, dass sich diese zwei "Massen" im Gleichschritt bewegen. <br />
<br />
Praktische Nationalbankiers hören schon längst nicht mehr auf Friedmans Ratschläge. Keine einzige Nationalbank auf der Welt steuert heute noch direkt Geldaggregate an. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Notenbankiers passiv und versorgten die Kapitalmärkte mit Liquidität zu tiefen Zinsen. 1979 begann die US-Fed mit ihrer Mission, die Geldmenge zu kontrollieren. 1981 versuchte sie durch dramatische Zinserhöhungen, die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Arbeitslosenquote schoss in die Höhe, Unternehmen konnten ihre Zinsen nicht mehr bezahlen, die streckenweise über 20% stiegen. Die tiefe Rezession von 1980-81 war also absichtlich geschaffen worden. Die hohen Zinsen wirkten sich über drei Kanäle aus: erstens wurden die Drittweltländer, die sich in Dollar verschuldet hatten, durchgerüttelt; ihre Importe aus den USA brachen zusammen. Zweitens brach die nationale Produktion der USA wegen den hohen Zinsen ein. Drittens stieg der US-Wechselkurs im Vergleich zu den anderen Währungen, was zu einem zusätzlichen Absinken der Exporte führte. <br />
<br />
Für jeden Beobachter hätte derweil klar sein müssen, dass der Preisanstieg hauptsächlich den gestiegenen Ölpreisen <span style="font-style: italic;">aus dem Ausland</span> zu verdanken war und dass sich das Verhältnis von <span style="font-style: italic;">nationaler</span> Geldmenge zu <span style="font-style: italic;">nationaler</span> Produktion deswegen nicht veränderte. Es handelte sich nicht um nationale Geldentwertung (= Inflation), sondern um internationale Kaufkraftverschiebung. Die Einnahmen der OPEC-Länder aus Erdölverkäufen stiegen von 1972 bis 1980 von knapp $100Mrd auf knapp $600Mrd. Die $500Mrd Differenz waren eine reine Kaufkraftverschiebung - ermöglicht durch Kartellpreise - weg von den erdölimportierenden hin zu den erdölexportierenden Ländern. Mit Geldentwertung hat das nichts zu tun. Restriktive Geldpolitik war vollkommen nutzlos, denn man kann mit amerikanischen Leitzinsen nicht die Preispolitik der OPEC steuern. Die Konsumentenpreise stabilisierten sich schliesslich nicht wegen der hohen Zinsen, sondern weil sich der Ölpreis stabilisierte. Die US-Fed hörte glücklicherweise 1982 damit auf, die Höhe der Reserven zu beeinflussen versuchen. 1986 hörte man mit dem sinnlosen Versuch auf, M1 beeinflussen zu wollen. 1993 hörte man vollständig damit auf, monetäre Aggregate steuern zu wollen. Effektiv setzte die US-Fed also bloss für sehr kurze Zeit monetaristische Politik um. Es war nicht nur eine schmerzhafte Zeit für die US-Bevölkerung, die unter einer Arbeitslosenquote von über 10% leiden musste. Es war eine peinliche Übung für die Nationalbanken, weil sie merkten, dass sie keinen Einfluss auf die Menge der Bankdepots hatten. Zentralbanken - dies lernten die Praktiker daraus - haben die Geldmenge nie kontrolliert und konnten dies auch nie. <br />
<br />
In der Schweiz waren die Erfolge monetaristischer Ratschläge mindestens so ernüchternd, weshalb Schweizer Nationalbanker der Wichtigkeit der Geldmengsteuerung heute <span style="font-style: italic;">aller</span>höchstens noch Lippenbekenntnisse zollen: 1975-1978 versuchte die SNB (als eine der erste Nationalbanken der Welt überhaupt), M1 zu steuern. Der Versuch scheiterte kläglich: nicht nur konnten die Ziele nicht erreicht werden; es gab auch keinerlei sichtbaren Zusammenhang zwischen der Inflation und dem M1-Wachstum. 1980 bis 1989 versuchte man also M0 zu steuern, da das einfacher ist. Doch auch M0 konnte nicht kontrolliert werden, und wieder gab es keinen Zusammenhang mit der Inflation. Um den Ruf der SNB nicht ganz ins Lächerliche zu ziehen, entschied man 1990, 5-Jahres-Ziele für M0 herauszugeben. Nicht einmal das wurde geschafft, weshalb man 1999 ganz damit aufhörte, Geldmengenaggregate anzusteuern. Deshalb verfolgt die SNB seit 1999 eine reaktive <a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Inflation_targeting">Inflation-Targeting-</a>Strategie. Statistiken über Geldaggregate werden nur noch in Fachpublikationen gezeigt. Kaum jemand interessiert sich noch für sie. Die Notenbanker haben verstanden, dass, wenn man die Ursache von Inflation nicht kennt, es auch keinen Sinn macht, eine proaktive Geldpolitik zu betreiben. Während also praktische Notenbanker von der Absurdität der Geldmengensteuerung wissen, wird in Universitäten mangels Alternativen immer noch mit Modellen gearbeitet, die 1) davon ausgehen, dass man die Geldmenge mit der Geldpolitik effektiv steuern kann und 2) axiomatisch annehmen, dass (irgendwelche) Geldaggregate (M0, M1,...., M7) eng mit der Inflation korrelieren. <br />
<br />
Man kann deshalb sagen, dass der Monetarismus zumindest in angelsächsischen Ländern bloss von 1979 bis 1985 offizielle Politik war. Die Theorie war empirisch so eindeutig widerlegt, dass sogar Milton Friedman selbst zugeben musste, dass seine Ansichten fragwürdig waren. 2003 liess er sich von der Financial Times zitieren:<span style="font-style: italic;"> "The use of quantity of money as a target has not been a success (...) I'm not sure I would as of today push it as hard as I once did."</span> Tatsächlich hatte die US-Fed schon längst damit aufgehört, Geldmengenstatistiken ernst zu nehmen. <br />
<br />
Auch der sogenannte "Geldschöpungs- oder Kreditschöpfungsmultiplikators" findet in der Praxis der Banken weder Anwendung noch Wichtigkeit. Praktische Bankiers sprechen Kredite unabhängig von ihren Reservepositionen. Bankdirektoren wissen weder, wieviele Reserven im Bankensystem sind, noch interessiert es sie. Kreditsprechungen hängen vom <span style="font-style: italic;">Preis</span> der Reserven und den erwarteten Einkünften ab, aber bestimmt nicht von der <span style="font-style: italic;">Höhe</span> der Reserven. Kaum eine Notenbank bildet sich noch ein, dass sie über die Bankreserven irgend einen Einfluss auf die Inflation hat. Die Reservesätze sind in verschiedenen Ländern denn auch extrem unterschiedlich (0 bis 30%), ohne dass dies einen sichtbaren Einfluss auf die Geldwertstabilität hätte. <br />
<br />
Als eigentlich neoklassischer Ökonom pendelte Friedman zwischen zwei - in sich selbst und zueinander - widersprüchlichen Gelddefinitionen. Einerseits sei Geld ein Gut, das produziert wird. Andererseits sei Geld ein "Schleier", der den realen Tausch irgendwie ermöglicht. Friedman glaubte - wie die Neoklassiker -, dass es genüge, Geld nachträglich in ein Allgemeines Gleichgewichtsmodell "<span style="font-style: italic;">einzupflanzen</span>", um eine monetäre Ökonomie zu verstehen. Die monetäre und die reale Welt sind bei den Monetaristen - wie auch bei den Neoklassikern - vollständig getrennt. Dass die Finanzierung der Produktion durch Bankkredite eine intime Beziehung zwischen Geld und Produktion herstellt, sah Friedman im Unterschied beispielsweise zu Knut Wicksell, auf den er sich bezog, nicht.<br />
<br />
Was bleibt makroökonomisch gesehen also heute von Friedmans Erbe übrig, wo sich seine geldpolitischen Überlegungen als empirisch widerlegt und theoretisch widersprüchlich erwiesen haben? Die Antwort muss lauten: nichts als ein Politischer Philosoph des Anti-Etatismus.Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-1627437135703574792010-06-23T05:17:00.000-07:002012-07-27T05:49:23.284-07:00Alice im WunderlandRolf Dobelli, Gründer von Zürich.Minds, schreibt in der NZZ vom 23.06.2010 einen erkenntnistheoretisch spannenden Kommentar. Ich will hier argumentieren, dass Dobelli – trotz wertvoller Aspekte – mit seinen Ausführungen in Sackgassen rennt, vor allem weil er die Geldtheorie mit Politischer Philosophie scheinbar gleichsetzt. Indem hier ein weiter - aber nicht willkürlicher - Bogen geschlagen wird über Keynes, Hayek und Popper, soll gezeigt werden, dass eine mit Finanzkrisen übersähte Geschichte nicht bedeuten muss, dass wir das Problem monetärer Krisen nie in den Griff kriegen werden.<br />
<br />
Indem Dobelli ausschliesst, dass wir die Komplexität der Finanzmärkte je erfassen können, macht er paradoxerweise ebengerade eine Prognose über die Zukunft, wo er doch Prognosen als ungültige Konstrukte in einer non-probabilistischen Welt zu erklären versucht. Bekanntermassen können wir ja auch nicht induzieren, dass keine schwarzen Schwäne existieren, nur weil wir noch keinen gesehen haben. Aber anstatt dem scheinbaren Chaos des derzeitigen Finanzsystems resignierend <span style="font-style: italic;">Deus Vult</span>! entgegenzurufen, sollte es unsere Aufgabe sein, endlich die Logik des Geld- und Kreditwesens wissenschaftlich zu verstehen. Davon sind wir noch weit entfernt. Dies einmal erreicht, können wir uns daran machen, das Finanzsystem stabil zu gestalten. Dazu braucht es ein logisches und konzeptuelles Verständnis der Natur und der Funktionen von Finanzmärkten, welches nicht Aufgabe der Politischen Philosophie, sondern der Geldtheorie ist. Während es die Aufgabe der Politischen Philosophie ist, politische Entscheide und Handlungen zu analysieren und kritisieren, ist es die Aufgabe der Geldtheorie, die Natur des Geldes zu erforschen und Ratschläge für die Politik zu machen, die ein ordentliches Finanzsystem ermöglichen. Die Gleichsetzung dieser zwei Wissenschaften ist vielleicht vergleichbar mit der Gleichsetzung von Architektur mit der Bauphysik.<br />
<br />
Dobelli argumentiert, dass die Komplexität globaler (Finanz-)märkte uns alle in eine unangenehme Situation manövriert hat, in der wir unsere eigene Welt nicht mehr verstehen. Als Beweis führt er korrekterweise auf, dass trotz den ungefähr 1’000’000 Ökonomen auf der Erde niemand den Zeitpunkt und die genaue Entwicklung der Finanzkrise prognostizierte. Er schliesst daraus, dass wir unsere Entscheide und Handlungen neu bewerten müssen: <span style="font-style: italic;">erstens</span> sollen wir für unsere Entscheidungen möglichst viele widersprüchliche Meinungen einholen und abwägen. <span style="font-style: italic;">Zweitens</span> sollen wir Entscheidungsträger nicht an ihren Resultaten, sondern an ihren Entscheidungsprozessen messen. <span style="font-style: italic;">Drittens</span> sollten wir anerkennen, dass es keine eindeutigen Prognosen mehr gibt. <span style="font-style: italic;">Viertens</span> sei die Interdisziplinarität zu fördern. <span style="font-style: italic;">Fünftens</span> soll Komplexität wissenschafltich erforscht werden.<br />
<br />
Die Erkenntnis, dass unsere Handlungen Konsequenzen nach sich ziehen, deren Komplexitätsgrad unser kognitives Potenzial übersteigen, ist gewiss nicht neu. In der Wirtschaftswissenschaft waren es F. A. Hayek und J. M. Keynes, die über dieses Thema wohl am tiefsten und intensivsten nachdachten und weitgehend zu denselben Einsichten gelangten. Wen die Nennung dieser zwei Namen in einem harmonischen Kontext ein wenig befremdet, soll sich einmal mit K. Poppers Werk “<span style="font-style: italic;">Logik der Forschung</span>” befassen. Popper – ein Mitglied der Mont Pélerin-Society und Freund von Hayek – bezieht sich in seiner Arbeit oft auf die epistemologischen Werke von Keynes aus den 1920er Jahren, als Keynes sich einen Namen als Logiker und Mathematiker machte. Tatsächlich sind die Ansichten von Keynes und Hayek im Bereich der Erkenntnistheorie weitgehend übereinstimmend. Auch drückte Keynes gegenüber Hayek seine tiefe Sympathie für dessen Politische Philosophie und Abhandlungen über die Freiheit aus – auch dies wissen bloss wenige, da sich die ideologisch geladene Keynes-Hayek-Debatte mehrheitlich auf deren Differenzen beschränkt. So schreibt Keynes über Hayeks <span style="font-style: italic;">"The Road to Serfdom":<br />
<br />
</span><br />
<div style="text-align: center;">
<span style="font-style: italic;">"In my opinion it is a grand book...Morally and philosophically I find myself in agreement with virtually the whole of it: and not only in agreement with it, but in deeply moved agreement."</span></div>
<br />
Hayek argumentiert insbesonders, dass zentrales Planen wegen der extremen Komplexität unserer Welt zu unbeabsichtigten und schlechten Konsequenzen führt (<span style="font-style: italic;">à la</span> Ölflecktheorem von L. v. Mises), und dass zentrale Planung deshalb zum Scheitern verurteilt ist. Keynes hat dieser polit-philosophischen Erkenntnis kaum etwas entgegen zu setzen. Doch Keynes wurde von Alfred Marshall nicht als Politischer Philosoph eingestellt, sondern als Dozent für Geldtheorie an der Universität Cambridge.* Keynes erkannte in seinen Forschungen, dass in einer Geldwirtschaft die Kreditvergabe intim mit der Produktion gekoppelt ist, dass die Kreditvergabe zur Schöpfung neuer Einkommen führt, und dass Geld nicht physikalisch, sondern buchhalterisch verstanden werden musste. Kurzum: Keynes erkannte, <span style="font-weight: bold;">dass das Phänomen des Geldes nicht mit dem Verhalten der Individuen erklärt werden kann</span>, sondern eigenen – streng logischen – Gesetzen folgt.** So sind auch seine logischen Identitäten S=I und Y=C+I zu verstehen: dies sind buchhalterische Gesetze, welche ungeachtet individueller Verhalten stimmen. Keynes war deshalb nur in zweiter (oder dritter) Linie ein Politischer Philosoph. In erster Linie war er ein Geldtheoretiker.<br />
<br />
Sein berufliches Lebensziel war es bekanntlich, eine "<span style="font-style: italic;">Monetäre Theorie der Produktion</span>" zu begründen. Keynes’ weitgehende Übereinstimmung mit Hayeks Politischer Philosophie ist deshalb keineswegs widersprüchlich. Keynes und Hayek können durchaus als komplementäre Forscher verstanden werden.<br />
<br />
In einem interessanten Vergleich schreibt Dobelli weiter, dass wir kein "Gefühl" für das Finanzssystem haben, sowie wir kein Gefühl für Quantenmechanik oder die Relativitätstheorie haben. Mit dieser Metapher scheint Dobelli dem Geist seines eigenen Artikels jedoch zu widersprechen. Denn<span style="font-style: italic;"> obwohl</span> sich das Verhalten subatomarer Teile und der dehnbaren Zeit unserer Vorstellungskraft entzieht, haben es ja Wissenschaftler <span style="font-style: italic;">durch die Anwendung logischer Beweisführung</span> gerade geschafft, diese kontraintuitiven Phänomene zu erschliessen!*** Wie <span style="font-style: italic;">Louis de Broglie</span> unser Verständnis einer kontinuierlichen Welt erschütterte, indem er auf die notwendige Existenz von Materiewellen hindeutete, brauchen wir noch immer einen wissenschaftlichen Fortschritt, um die Logik des Geldes zu erklären.<br />
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Nun könnte man argumentieren, dass das Finanzsystem von Natur aus ein chaotisches System sei (wie das Klima vielleicht), und dass man es deshalb<span style="font-style: italic;"> nicht verstehen kann</span>. Tatsächlich scheint Dobelli in diese Richtung zu gehen, wenn er sagt, dass "nirgendwo (...) die monetären Anreize, die Welt zu verstehen, so gross sind wie auf den Finanzmärkten". Diese Betrachtugsweise darf aus zwei Gründen bezweifelt werden. Erstens verlangen es die Anreize im Finanzsektor in erster Linie, einen grossen Profit zu erwirtschaften. Die Ansicht, der Finanzsektor sei eine Art Bildungsinstitut voller Gelehrter, wo alle Anreize in Richtung Wissensvermehrung zeigen, ist doch gewagt - obwohl man davon ausgehen kann, dass viele Bankiers sehr gebildete Menschen sind. Zweitens ist das Finanzsystem - im Unterschied zum Klima - von Menschenhand geschaffen. Während das Klima deshalb physikalischen Gesetzen unterworfen ist, unterliegt das Finanzsystem einem anderen ordnenden Moment: buchalterischen und ökonomischen Prinzipien.** Diese haben ihre eigene Logik und können mit physikalistischen Ansätzen nicht verstanden werden.<br />
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Wie Ökonomen denn ungerne zugeben, arbeitet die moderne Makroökonomie mit Realtauschmodellen, in denen Geld als eine Art "Schleier" oder "öffentliches Gut" erst <span style="font-style: italic;">ex-post</span> eingeführt wird. Seit John Hicks' berühmten Ausspruch "<span style="font-style: italic;">Money is what money does</span>" wird Geld zudem bequemerweise nur noch anhand seiner Funktionen definiert. Die Natur des Geldes wird nicht definiert, resp. man beschränkt sich auf Quasi-Definitionen wie "<span style="font-style: italic;">Geld ist, was als Geld akzeptiert wird</span>". Was jedem anderen Wissenschaftler als zirkuläre Definition ins Auge springen muss, scheint Ökonomen nicht zu stören. Es muss jedem einleuchten, dass, solange wir keine logisch konsistente Definition von Geld haben, wir auch nicht wissen können, was eigentlich die genauen <span style="font-style: italic;">Funktionen</span> von Banken sind. Hier muss angesetzt werden. Die konzeptuelle Logik, wie von Popper ausführlich beschrieben, muss zur einzig zulässigen Methode der Wirtschaftstheorie werden. Axiomatische Modelle müssen abgerissen werden, wo diese Unwissen bloss überbrücken. Die Politische Philosophie kann und soll sich mit Prognosemöglichkeiten in komplexen Systemen beschäftigen. Die Geldtheorie muss sich mit der Logik des Geldwesens und des Zahlungsystems auseinandersetzen und Vorschläge machen, wie die oszillierenden Finanzmärkte stabil gemacht werden können. Das ist keine unmögliche Aufgabe. Wir haben ein wichtiges Präjudiz: in der Nachkriegszeit waren die Finanzmärkte sehr viel stabiler als heute. Der Wirtschaft ging es wesentlich besser. Wussten wir früher gar mehr als heute?<br />
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* Marshall – der Begründer des allbekannten Angebots- und Nachfragediagramms – erkannte in Keynes einen brillianten Logiker und erhoffte sich, dass Keynes die Mängel seines Angebots- und Nachfrageschemas beheben könnte. Die Mängel waren – wie Marshall selbst erkannte – die fehlenden Dimensionen Geld und Zeit.<br />
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** Das "<span style="font-style: italic;">essenzielle Prinzip des Bankenwesens</span>", welches Keynes als das grundlegendste Prinzip der Geldtheorie erkannte, war die notwendige Gleichheit der Gutschriften und Belastungen innerhalb jeder Transaktion ("<span style="font-style: italic;">the necessary equality of debits and credits</span>").<br />
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*** Tatsächlich gibt es in der Ökonomie wie auch in der Physik Phänomene, welche sich nicht durch "visuelle Observation" erklären lassen, sondern für deren Verständnis logische Beweisführung herangezogen werden muss.Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-86836519626213304242010-05-16T08:38:00.000-07:002010-10-08T09:40:56.894-07:00Das Problem kontinuierlicher Angebots- und NachfragekurvenDieser kurze Beitrag soll zeigen, dass kontinuierliche Angebots- und Nachfragekurven dazu führen, dass Preisveränderungen nicht existieren können. Ein realisierter Preis kann nur im Moment der Transaktion beobachtet werden, und im Moment der Transaktion ist der angebotene Preis identisch dem nachgefragten Preis. Das bedeutet, dass Überangebot oder Übernachfrage zeitlich nur im Zeitintervall <span style="font-style: italic;">zwischen</span> zwei Transaktionen existieren können. Da eine stetige Kurve diese Möglichkeit per Annahme ausschliesst, werden Preisveränderungen durch kontinuierliche Kurven verunmöglicht.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjbPCiRrDsR3YLuAEP8c-oa0FSaqbhVwquD-MU48G3SNudnwj8WZBe_qDPvZVw_31axDX_hyaXzxNjwfK5IJ144WDAkEiIVfQBPFrADnxbrjEdln9spLX1EYaxt1-6eHGjjhlxM9zFCskLS/s1600/Bild1.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 352px; height: 311px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjbPCiRrDsR3YLuAEP8c-oa0FSaqbhVwquD-MU48G3SNudnwj8WZBe_qDPvZVw_31axDX_hyaXzxNjwfK5IJ144WDAkEiIVfQBPFrADnxbrjEdln9spLX1EYaxt1-6eHGjjhlxM9zFCskLS/s400/Bild1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5471892796491434690" border="0" /></a><br /><br />An den Zeitpunkten t0, t1, t2 und t3 wird ein Einkommen gegen ein Produkt getauscht. Das Preisniveau zum Zeitpunkt der Transaktion ist p0 resp. p1, p2 und p3. Wir erkennen, dass in den Zeitintervallen zwischen den Transaktionen t0 bis t3 keine Transaktion statt findet. Es ist jedoch (mathematisch gesehen) möglich, die verschiedenen Punkte A bis D mit einer Kurve s=d zu verbinden. Alle Punkte auf der Kurve drücken eine Gleichheit (=) zwischen Angebot und Nachfrage aus, <span style="font-style: italic;">würde</span> an diesem Zeitpunkt eine Transaktion stattfinden. Jedoch sind an den Zeitpunkten der Transaktion (t0 bis t3) Angebot nicht nur gleich (=) der Nachfrage, sondern <span style="font-style: italic;">identitisch (</span>≡). Das Identitätszeichen "≡" besagt, dass die Faktoren Angebot und Nachfrage Teile einer einzigen Operation sind: der Transaktion. In den Zeitpunkten t0 bis t3 finden Transaktionen statt, in denen Angebot und Nachfrage beliebig austauschbar sind: eine Partei bietet Geld an / fragt Produkte nach, die andere Partei bietet Produkte an / fragt Geld nach. Ausdrücklich heisst das im Moment der Transaktion:<br /><br />Nachfrage = Produkt = Geldsumme = Angebot<br /><br />In allen anderen Zeitpunkten kann <span style="font-weight: bold;">keine</span> Transaktion beobachtet werden, weshalb Angebot und Nachfrage nur an den Transaktionspunkten A bis D identisch sind. In allen Momenten <span style="font-style: italic;">i</span> sind Angebot und Nachfrage unterschiedliche Faktoren. Nur in den Momenten <span style="font-style: italic;">zwischen</span> den Transaktionspunkten kann ein Nachfrage- oder Angebotsüberschuss existieren, da im Moment der Transaktion Angebot und Nachfrage eine Identität darstellen. Übernachfrage (d>s) zum Zeitpunkt der Transaktion ist deshalb ein bedeutungsloses Konzept, weil im Moment der Transaktion notwendigerweise s≡d gilt.<br /><br />Nun ist natürlich das Problem, dass die Kurve s=d imaginär ist; sie extistiert nur in unseren Köpfen. Die einzigen Punkte, in denen wir den Tauschpreis eines Gutes kennen können, sind die Transaktionspunkte t0 bis t3. Wo kann also nun Übernachfrage existieren? Wie wir gesehen haben, kann sie unmöglich in t0 bis t3 existieren, da die notwendige Bedingung dafür fehlt (die Nicht-Identität von s und d). Die einzig richtig Schlussfolgerung ist, dass Übernachfrage einzig zwischen den Transaktionspunkten existieren kann. <span style="font-weight: bold;">Sämtliche Punkte auf der Linie s=d </span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">ausser</span><span style="font-weight: bold;"> der Transaktionspunkte sind imaginär, "hineinfantasiert", und nicht realisiert</span>. Die Vorstellung, Übernachfrage (d>s) könne innerhalb einer Transaktion existieren, wo doch die Transaktion genau die Identität zwischen d und s herstellt, ist absurd.<br /><br />Übernachfrage kann nur in den Intervallen <span style="font-style: italic;">zwischen</span> zwei Käufen hergestellt werden. Diese Aussage führt zur Unmöglichkeit einer kontinuierlichen Preisfunktion. Falls nämlich kein Zeitintervall zwischen zwei Transaktionen existieren könnte, wäre die Existenz einer Übernachfrage unmöglich; Preisveränderungen könnten nicht existieren.Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-72242853602188435302010-05-12T04:45:00.000-07:002010-08-29T06:50:34.117-07:00Die Natur von EinkommenBeginnen wir die Analyse mit der Emission von Geld. Die strikten Regeln der Logik verlangen von uns, dass wir von <span style="font-style: italic;">tabula rasa </span>ausgehen; es existieren noch keine Einkommen. Damit vermeiden wir die logische Absurdität, dass wir die Entstehung von Einkommen erklären würden, indem wir voraussetzen, dass Einkommen bereits existiert (denke z.B. an den Wirtschaftskreislauf aus der Grundschule, wo man erklärt, wie die "Einkommen umherfliessen", aber nicht erklärt wird, wie und wo genau diese Einkommen zuallererst entstehen).<br /><br />Wird der Lohn eines Arbeiters nach einer Produktionsperiode ausbezahlt, schreibt die Bank eine Zahl, £y, auf seine Aktivseite. Dies ist die Schuld der Unternehmung an die Bank. (Exakt) <span style="font-style: italic;">Gleichzeitig</span> schreibt sie den Lohn des Arbeiters, £x, auf die Passivseite. Die Operation, die zu £y führt, muss <span style="font-style: italic;">gezwungenermassen</span> zur Schöpfung von £x führen. Die Operation, die es erlaubt, dem Arbeiter den Betrag £x zu überweisen, muss deshalb genauer untersucht werden.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiUawc2xq8GxYktMbLhlPkOj3_P9uVu8vKyZp7REq4eaLusB8JDheAKmxWPAII5vhj19yTFYWxpjwiCMAyegHG0DkV20fe3FBm2OWpjo6uk86TN6OQQlKNm4x3_1DlqhDko-V_Viwff7cBx/s1600/klein.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 320px; height: 129px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiUawc2xq8GxYktMbLhlPkOj3_P9uVu8vKyZp7REq4eaLusB8JDheAKmxWPAII5vhj19yTFYWxpjwiCMAyegHG0DkV20fe3FBm2OWpjo6uk86TN6OQQlKNm4x3_1DlqhDko-V_Viwff7cBx/s320/klein.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470387528823209394" border="0" /></a><br /> Die Bezahlung des Arbeiters ist natürlich die Bezahlung seiner Arbeit auf dem Faktormarkt. Erst, wenn die Arbeit auf den Faktormärkten bezahlt wurde, existiert die Kaufkraft, um die Produkte auf dem Gütermarkt zu kaufen. <span style="font-weight: bold;">Die Bezahlung eines Arbeiters benötigt deshalb kein bereits existierendes Einkommen</span>. Jedoch definiert die Bezahlung von Arbeit eine spezielle Art von Transaktion: Einkommen (Kaufkraft) wird in der Bezahlung des Lohns simultan mit Preisen determiniert. Vor der Bezahlung von Löhnen sind Preise <span style="font-style: italic;">und</span> Einkommen nicht determiniert. <span style="font-weight: bold;">Durch die Bezahlung des Lohnes auf Faktormärkten wird Geld mit physikalischem Output assoziiert und Output, indem es einen Preis erhält, wird zum Objekt von Einkommen</span>.<br /><br />Obige Abbildung zeigt, dass, obwohl ein Arbeiter mit nominalem Geld bezahlt wird, sein Einkommen ein positives Guthaben definiert. Der Verdienst £x wurde also von niemandem "aufgegeben" oder "verloren", sondern ist eine eigentliche Schöpfung von Einkommen. Der Arbeiter hat durch seine Arbeit also zwei Dinge hergestellt: das Produkt und - gleichzeitig - das Einkommen. In welchem Verhältnis stehen Einkommen und Produkt? Sind sie entkoppelte, oder gar kumulative Phänomene? Zeigen wir dieselbe Grafik ein wenig abgeändert:<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgEhwuAlBsRdMPtMBEHn8DIu1ojycSEZYWr-qUoIyDwEiDcPm1EmBMjMbQXLsk6amV3HYPOSMZ1PiMUbBK8D8X00Z9HlsgRP0OOMXtdjVy_xozYMCIJQRj5CiuUY7nZZAxhew6LMW5jyg39/s1600/klein2.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 320px; height: 135px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgEhwuAlBsRdMPtMBEHn8DIu1ojycSEZYWr-qUoIyDwEiDcPm1EmBMjMbQXLsk6amV3HYPOSMZ1PiMUbBK8D8X00Z9HlsgRP0OOMXtdjVy_xozYMCIJQRj5CiuUY7nZZAxhew6LMW5jyg39/s320/klein2.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470442916114377266" border="0" /></a>Wir unterstreichen noch einmal, dass das Einkommen des Arbeiters für die Unternehmung nicht verloren gegangen ist. Die Analyse der Buchhaltungspraxis von Banken bestätigt diesen Umstand ganz eindeutig. Das Unternehmen zahlt <span style="font-style: italic;">via Bank</span> die Löhne an den Arbeiter. Die Bank kreiert die dafür notwendige Geldsumme, um auf der Aktivseite £y und auf der Passivseite gleichzeitig £x einzutragen.<br /><br />Was passiert nun, wenn der Arbeiter sein Einkommen auf dem Produktemarkt ausgibt? Dazu müssen wir zwei neue Konzepte einführen: der relative und der absolute Tausch.<br /><br />Ein relativer Tausch ist ein Tausch zweier unterschiedlicher Objekte. Der Tausch macht diese zwei Objekte zwar äquivalent, jedoch existieren nach dem Tausch beide Objekte weiterhin. Sie zirkulieren also in gegenseitige Richtungen, wie in folgender Abbildung dargestellt:<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDRf9gthIVZjoZQ3uQZ4v9jRwYW3etCL6nYZD9J8cNMa_wJKXEXqZi-qH4Ch_IYu3Cg-fxdjwCr6dkj_Ai1giNTzc9dKiRedpg_cSESi_T-iAlf7teyTSNjO0y2z8EEtGrhZDqjPX1Gb_X/s1600/klein3.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 320px; height: 82px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDRf9gthIVZjoZQ3uQZ4v9jRwYW3etCL6nYZD9J8cNMa_wJKXEXqZi-qH4Ch_IYu3Cg-fxdjwCr6dkj_Ai1giNTzc9dKiRedpg_cSESi_T-iAlf7teyTSNjO0y2z8EEtGrhZDqjPX1Gb_X/s320/klein3.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470445614755754706" border="0" /></a><br />In dieser Abbildung wird das Gut <span style="font-style: italic;">a</span> gegen das Gut <span style="font-style: italic;">b</span> getauscht. <span style="font-style: italic;">Relativ</span> heisst der Tausch, weil nach dem Tausch beide Güter weiterhin existieren. Doch dies ist nicht der Fall, wenn ein Arbeiter sein Einkommen ausgibt. Durch ihre Arbeit stellen Arbeiter ein physikalisch existentes Produkt her, welches den Inhalt ihres Einkommens definiert. Geld und Output werden deshalb nicht als zwei autonome Entitäten getauscht. Das Produkt und das Einkommen definieren eine logische Identität, <span style="font-weight: bold;">sie sind die Objekte voneinander</span> (die nationale Buchhaltung bestätigt diese buchhalterische Tatsache mit der Identität "Einkommen = Produktion"). Konsum ist deshalb kein relativer Tausch zwischen zwei autonomen Objekten, sondern definiert einen absoluten Tausch. <span style="font-weight: bold;">Ein absoluter Tausch ist ein Tausch zwischen einem Objekt mit sich selbst</span>. Betrachtet man wieder die zweite Bankbilanz oben, so ist ersichtlich, dass die Ausgabe des Einkommens auf dem Produktemarkt dazu führt, dass das Guthaben des Arbeiters und die Schuld der Unternehmung gleichzeitig zerstört werden. Während also Produktion zur Schöpfung eines Einkommens führt, definiert Konsum (negative Produktion) die Zerstörung von Einkommen.<br /><br />Die Bezahlung des Lohnes ist eine Emission; Arbeiter bekommen dadurch ihr eigenes Produkt in der Form von Geld. Die Beziehung zwischen Output und Einkommen definiert deshalb nicht bloss eine Äquvalenz, sondern eine IDENTITÄT. Mit derselben Transaktion gibt und nimmt das Unternehmen dem Arbeiter dasselbe Objekt: durch die Emission von Geld gibt das Unternehmen dem Arbeiter das Einkommen und nimmt dafür sein Produkt. Deshalb ist der Tausch absolut.<br /><br />Das Produkt des Arbeiters befindet sich nun zwar physikalisch (und juristisch) gesehen beim Unternehmen; ökonomisch gesehen gehört es aber dem Arbeiter, der mit dem Einkommen die Kaufkraft über das Produkt besitzt. Ergänzen wir die Ausführungen mit einigen grafischen Darstellungen. Die Eröffnung einer Kreditlinie an eine Firma definiert eine nominelle Emission von Geld in der folgenden Form:<br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgor3RxXYGIuje4PHdOLd1J5aNNUhYM_epbujZ-9U83wPGsC9byLSO4FC_bd0ei2SuTqXFGsunZh-kaJ-FXXWFIOb0QK_gm6rL8x314Ie12Zq1BXQAMQa3SRAQQX32jD2_LNxbAdJxKW_In/s1600/kreis.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 203px; height: 181px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgor3RxXYGIuje4PHdOLd1J5aNNUhYM_epbujZ-9U83wPGsC9byLSO4FC_bd0ei2SuTqXFGsunZh-kaJ-FXXWFIOb0QK_gm6rL8x314Ie12Zq1BXQAMQa3SRAQQX32jD2_LNxbAdJxKW_In/s320/kreis.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470725654689100082" border="0" /></a>Diese Transaktion ist im modernen Banking eine <span style="font-style: italic;">Off-Balance-Sheet</span>-Transaktion; sprich, sie wird gar nicht in der Bankbuchhaltung eingetragen. Wenn eine Bank einer Unternehmung einen Kredit von, sagen wir, 10'000 CHF gewährt, schuldet die Bank der Unternehmung (+) 10'000 CHF, und die Unternehmung schuldet der Bank (-) 10'000 CHF zurück. Erst wenn der Unternehmung diese Kreditlinie braucht, geschieht monetär etwas. Sobald nun eine Unternehmung die Kreditlinie benutzt, indem sie ihre Arbeiter bezahlt, trennen sich die positiven und negativen Komponenten von Geld:<br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgor3RxXYGIuje4PHdOLd1J5aNNUhYM_epbujZ-9U83wPGsC9byLSO4FC_bd0ei2SuTqXFGsunZh-kaJ-FXXWFIOb0QK_gm6rL8x314Ie12Zq1BXQAMQa3SRAQQX32jD2_LNxbAdJxKW_In/s1600/kreis.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 175px; height: 156px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgor3RxXYGIuje4PHdOLd1J5aNNUhYM_epbujZ-9U83wPGsC9byLSO4FC_bd0ei2SuTqXFGsunZh-kaJ-FXXWFIOb0QK_gm6rL8x314Ie12Zq1BXQAMQa3SRAQQX32jD2_LNxbAdJxKW_In/s320/kreis.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470725654689100082" border="0" /></a><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHWivHjZ1wg8ENRpals3ofrevMM4lX8y3-7iCEl98TAI2PH08EysQYXrSjtjmFH9lXGKiiClxB66mPCnY2cKY2hhBkil2eTorqvu8D-eukhSjrykUf4ZREuNwmegcoNvBcda7_u6PZ7sy5/s1600/pfeile.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 150px; height: 61px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHWivHjZ1wg8ENRpals3ofrevMM4lX8y3-7iCEl98TAI2PH08EysQYXrSjtjmFH9lXGKiiClxB66mPCnY2cKY2hhBkil2eTorqvu8D-eukhSjrykUf4ZREuNwmegcoNvBcda7_u6PZ7sy5/s320/pfeile.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470768543046084930" border="0" /></a><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTxAaHxdIxlpJJQ24Fa-A7CnFc-O0XZReMRXLw5qY9jKNVLCkuhuksLwL7j6ML-Fdtl_fN_RUngeMirIBZNQaIZVMlPDLZDTi7y-Ze_gjjzG8xWf56hJZp5QByd_T1twCOfyoSTrWjr_1j/s1600/kreis2.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 337px; height: 149px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTxAaHxdIxlpJJQ24Fa-A7CnFc-O0XZReMRXLw5qY9jKNVLCkuhuksLwL7j6ML-Fdtl_fN_RUngeMirIBZNQaIZVMlPDLZDTi7y-Ze_gjjzG8xWf56hJZp5QByd_T1twCOfyoSTrWjr_1j/s320/kreis2.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5470726380400807858" border="0" /></a><br />Wie wir nun sehen besitzen Arbeiter positives Geld, während das negative Gegenstück von der Unternehmung übernommen wird. Die zwei Komponenten der Transaktion - das "+" und das "-" - stellen deshalb die zwei Aspekte derselben Realität dar: Geld. Das positive Geld in obiger Darstellung ist das neu geschaffene Einkommen. Output ist das Objekt dieses Einkommens.<br /><br />Heute denken viele Ökonomen, Einkommen sei eine kontinuierliche oder diskontinuierliche Funktion der Zeit, eine Art Fluss ("Einkommen/Zeitheinheit"). Wenn das so wäre, so hätte dieser Fluss eine gewisse Intensität, und das Resultat dieses Flusses wäre = Zeit * Intensität des Flusses. Hierher stammt das missglückte Konzept der "Umlaufgeschwindigkeit des Geldes", das zurück verfolgt werden kann bis David Hume, und danach von Mill, Marx, Fisher und Mises wieder verwendet wurde.<br /><br />Doch Einkommen ist das Resultat einer augenblicklichen Transaktion. Geldlöhne sind der numerische Ausdruck von Einkommen. Einkommen ist nicht bloss eine Nummer; es hat ebenfalls einen realen Inhalt, definiert durch seine Assoziation mit dem Produkt. Produktion ist die Operation, durch welche physische Produkte in Geld getauscht wird. Somit ist es klar, dass Produktion eine augenblickliche Operation ist, welche durch die Ausbezahlung des Lohnes definiert wird.<br /><br />aus A. Cencini: Money, Income and TimeEx Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-23583624013622951612010-05-03T10:38:00.000-07:002010-12-15T13:11:09.163-08:00Die Produktion und die ZeitAlle grossen Ökonomen haben sich ausgiebig mit dem Problem der Zeit beschäftigt. Alfred Marshall bemerkte, dass sein partialökonomisches Angebots- und Nachfrageschema die Zeit ausklammert, und erkannte, dass das Problem der Zeit der Dreh- und Angelpunkt jedes ökonomischen Problems ist. Keynes schrieb seine Dissertation über das Problem einer Wahrscheinlichkeitsrechnung in der unsicheren Zeit. Böhm-Bawerk erkannte, dass man Kapital mit Zeit messen könnte, und legte so den Grundstein für spätere Theorien. Weiter waren sich alle grossen Oekonomen bewusst, dass der Schlüssel zum makroökonomischen Verständnis in der Geldtheorie liegt. Deshalb haben sich Smith, Marx, Ricardo, Wicksell, Schumpeter, Keynes und Kaldor allesamt ausgiebig mit Geldtheorie beschäftigt, mit der Frage also, was die Natur von Geld sei. Heutige Ökonomieprofessoren denken kaum über solche Themen nach. Man gebraucht in heutigen ökonomischen Modellen statische und dynamische Analysen, wobei die dynamische Analyse eine blosse Aneinanderreihung unendlich vieler statischer Analysen darstellt, und deshalb das Problem der Zeit nicht löst, sondern einfach durch die Annahme eines kontinuierlichen Zeitverlaufs übergeht. Die Einheiten in statischen und dynamischen Modellen sind dieselben. Geld wird von vielen Ökonomen derweil immer noch als eine Art Gut behandelt, dessen Wert auf seiner Knappheit beruht - seine buchhalterische, dimensionslose Natur wird per Annahme umgangen.<br />
<br />
Das ökonomische Problem der Zeit und des Geldes wurde vom französischen Ökonomen Bernard Schmitt auf eine ganz neue Weise aufgerollt. Seine Theorien werden erst von einer Handvoll Professoren unterrichtet: sein Buch "<a href="http://ch-wirtschaft.blogspot.com/" style="color: #3333ff;"><span style="font-style: italic;">Inflation, Chômage et Malformations du Capital</span></a>" liegt verstaubt in einigen wenigen Bibliotheken, unübersetzt und out of print. Dabei greift er in diesem 1984 geschriebenen Buch jede bisherige populäre Makroökonomik von Quesnay bis Friedman an. Seine Theorie wurde noch von keinem Anhänger einer anderen ökonomischen Schule widerlegt. Dass dieses Buch unbemerkt in den Bibliotheken verstaubt, ist eine Tragödie, zumal Schmitt in dem Buch sehr konkrete buchhalterische Lösungsvorschläge dafür liefert, wie Inflation, systemische Arbeitlosigkeit und das Problem der Schulden zwischen Staaten in einer Welt mit Ankerwährungen bekämpft werden können.<br />
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Eine warnende Vorbemerkung: der erste Teil wird dem Leser unnötig wortreich und abgehoben erscheinen. Da erging es mir nicht anders. Je länger man jedoch darüber nachdenkt, desto wichtiger erscheint die Analyse der Zeit in der Ökonomie, denn von ihr hängt die Frage ab, ob wir die ökonomische Realität mit Gleichungssystemen <span style="font-style: italic;">à la Walras</span> erklären können. Nur in einer Welt mit kontinuierlicher Zeit kann man Ökonomik mit linearer Algebra betreiben; denn dies setzt voraus, dass wir das zentrale ökonomische Phänomen (Produktion) als Funktion eines anderen Phänomens (Zeit) beschreiben können. Wir müssen beweisen, dass dies nicht geht, dass Produktion keine Funktion der Zeit ist, um den Raum für eine völlig neue Makroökonomie zu öffnen.<br />
<br />
Es folgt ein Abriss Bernard Schmitts Argumentation über die Produktion und die Zeit, die Grundlage seiner Theorie.<br />
<br />
Man denkt heute, dass die Produktion, weil sie eine Bewegung ist, eine Art Geschwindigkeit sei: Ein Raum, der innerhalb einer Zeiteinheit durchlaufen wird. Mechanisch gesprochen heisst das:<br />
<br />
<ul><li> Produkt = Produktion * Zeiteinheit</li>
</ul><br />
Ökonomen gehen also analog den Gesetzen der Mechanik vor, die besagt:<br />
<br />
<ul><li> Distanz = Geschwindigkeit * Zeiteinheit</li>
</ul><br />
In der klassischen Mechanik ist klar: ein Objekt durchläuft innerhalb einer gewissen Zeiteinheit einen Raum. Am Ende wurde eine Distanz zurück gelegt.<br />
<br />
Aber welchen Raum durchläuft die Produktion? Wenn die Antwort darauf lautet, dass das Produkt selbst dieser Raum ist, macht man zwei widersprüchliche Aussagen:<br />
<br />
<ul><li>Wenn es wahr ist, dass Produktion = Produkt pro Zeiteinheit ist,</li>
<li>dann ist es absurd, das Produkt als den Raum zu verstehen, der von der Produktion durchlaufen wird; denn das Produkt kann vor der Produktion nicht existieren.</li>
</ul><br />
Um Widersprüche zu reduzieren, muss man Logik einsetzen. Die Produktion ist einzigartig, weil sie eine Bewegung ist, die den Raum "vor sich" kreiert, während die klassischen Bewegungen Verschiebungen in einem vorher definierten Raum sind. Die Bewegung muss sich also ihren Raum in der Verschiebung selbst schaffen. Dies ist ein eleatisches Paradoxon, genannt nach dem griechischen Logiker Zenon von Elea (bekannt durch den Trugschluss von Achilles und der Schildkröte).<br />
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Die Distanz zwischen Achilles und der Schildkröte wird "ewig" halbiert, und Achilles wird der Schildkröte deshalb "ewig" hinterher rennen müssen. Genauso wie das Paradoxon der Produktion, kann das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte nicht in der kontinuierlichen Zeit gelöst werden.<br />
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Jede Produktion, die sich in der unendlich kleinen Zeiteinheit vollzieht, resultiert in einem unendlich kleinen Produkt. Im Gegensatz dazu ist eine Geschwindigkeit innerhalb einer unendlich kleinen Zeiteinheit immer noch genau gleich gross wie die Geschwindigkeit innerhalb einer unendlich grossen Zeiteinheit. Während in der klassischen Physik die Distanz = Geschwindigkeit mal Zeiteinheit ist, kann sich die Ökonomie dieser mechanischen Betrachtung nicht bedienen, wenn sie die Gesetze der Logik nicht verletzen will. Das Produkt ist nicht gleich der Produktion mal Zeiteinheit, da Produktion und Produkt dasselbe Mass haben. Produktion ist demnach keine Geschwindigkeit. Die Produktion muss, wenn sie nicht logisch widersprüchlich sein will, definiert sein in der unteilbaren, der Quanten-Zeit. Die Produktion im Kontinuum, wie sie von der Wirtschaftstheorie angenommen wird, existiert auf diesem Planeten nicht. Die heutigen Wirtschaftstheorien beschreiben so im besten Fall die Wirtschaften irgend eines entfernten Planeten, auf dem andere logische Gesetze gelten.<br />
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Anders, vielleicht deutlicher ausgedrückt: teilt man die Produktion in unendlich viele kleine Produktionsperioden, so muss die Produktion innerhalb einer einzigen unendlich kleinen Periode entweder null oder positiv sein. Die Summe dieser unendlich vielen nullen ist wiederum null; die Summe unendlich vieler positiver Produktionsschritte ist unendlich gross. Beide Aussagen decken sich nicht mit der Realität. Und die Dinge können nicht anders sein, als sie sind.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Wenn wir die Zeit in immer kleinere Parzellen unterteilen, wenn wir die Unterteilung ins Unendliche treiben, so verschwindet blöderweise das Phänomen, das wir eigentlich erklären wollten: das Produkt.</span><br />
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Das Paradoxon von Zenon löst sich also auf, sobald wir uns in die Welt der unteilbaren Zeit begeben. Hier zeigt sich, dass Produktion <span style="font-style: italic;">keine</span> Bewegung im Raum, sondern in der Zeit ist; sie <span style="font-style: italic;">quantiziert</span> Zeit und schafft deshalb einen Raum: das Produkt. Jedoch sind die Resultate der Produktion von vielen Menschen, die Produkte, nicht untereinander vergleichbar, sie sind heterogen. Die Masse (weich gesprochen) verschiedener Produkte gehören nicht derselben Dimension an. Es gibt unendlich viele Attribute, anhand deren ein Produkt umschrieben werden kann: Farbe, Form, Alter, Länge, Gewicht, etc... Um die Ökonomie wissenschaftlich betreiben zu können, müssen diese heterogenen Produkte homogenisiert werden. Sprich auf <span style="font-style: italic;">eine</span> gemeinsame Dimension gebracht werden. Die Homogenisierung der Produkte geschieht erst durch die Einführung von Zahlen. Dies ist die Funktion des Geldes: ein Wertmassstab. Das Geld ist die <span style="font-style: italic;">sina qua non</span>-Bedingung für die Existenz eines <span style="font-style: italic;">Numéraire</span>. <span style="font-weight: bold;">Die logische Verbindung von Geld mit Produktion ist somit die erste Aufgabe für eine wissenschaftliche Ökonomie</span>. Der Mainstream stellt sich noch heute vor, dass die Nationalbank durch einen geheimnisvollen Mechanismus "Geld ins System pumpt" - als wäre dies eine hydraulische Operation - und bleibt infolgedessen völlig ignorant gegenüber der Funktionsweise moderner Zahlungssystemen. Dadurch haben wir heute eine faktische Trennung der Wert-, Geld- und der Produktionstheorie.<br />
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Nachdem also ein Quantum von Zeit vergangen ist, entsteht augenblicklich ein Produkt, welches die Menge Zeit ökonomisch definiert. Dies geschieht dann, wenn der Arbeiter für seine Arbeit bezahlt wird. Das folgende passiert:<br />
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Das Unternehmen verschuldet sich bei der Bank, um dem Arbeiter einen Lohn ausbezahlen zu können. Gleichzeitig verschuldet sich die Bank beim Arbeiter, der den Lohn bezieht. <span style="font-style: italic;">De facto</span> verschuldet sich die Unternehmung also <span style="font-style: italic;">indirekt</span> beim Lohnbezüger; der Lohnbezüger gewährt der Unternehmung <span style="font-style: italic;">via die Bank</span> einen Kredit in der exakten Höhe seines Lohns. Buchhalterisch geschieht das folgende: wenn das Unternehmen die Schuld eingeht, schreibt die Bank auf der Aktivseite der Bankbilanz eine Zahl, -x$. Genau gleichzeitig geht beim Arbeiter ein Lohn von +x$ ein, welcher auf der Passivseite der Bank notiert wird. Das Depot auf der Passivseite und das Depot auf der Aktivseite sind zwei Aspekte derselben Realität, untrennbar miteinander verbunden: das eine Depot lebt und stirbt durch das andere. Geld ist nun derjenige augenblickliche Fluss, der die zwei Depots schöpfte. Sobald die Transaktion beendet wird, erlischt der Fluss, und die Depots bleiben übrig. Geld existiert somit nur während einer Transaktion, und zwischen den Transaktionen existieren Depots. Während Geld die Funktion des Zahlungsmittels hat, ist das Depot ein Wertaufbewahrungsmittel.<br />
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Das Depot des Arbeiters auf der Passivseite der Bank entsteht natürlich durch die Auszahlung seines Einkommens. Dieses Depot "Geld" zu nennen, ist in etwa so verdreht, wie wenn wir der erdzugewandten und der erdabgewandten Seite des Mondes zwei verschiedene Satellitennamen gäben. Beide Mondseiten sind die zwei Aspekte desselben Objektes - des Mondes. Genauso sind das positive Depot des Arbeiters und das negative Depot (die Schuld) der Unternehmung zwei Aspekte derselben Realität. <span style="font-weight: bold;">Geld ist deshalb ein Aktivum-Passivum</span>:<span style="font-weight: bold;"> ein Fluss, der zur Schöpfung eines negativen und eines positiven Depot führt.</span> Das Passivdepot kann<span style="font-style: italic;"> nur</span> in Verbindung mit seiner dazugehörigen Zahl auf der Aktivseite existieren, und beide Depots werden durch einen Fluss von Geld, der sich augenblicklich selbst erschöpft, kreiert.<br />
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<span style="font-weight: bold;">Die Monetarisierung der Produktion durch Banken schafft Einkommen</span>. Nicht umgekehrt. Das vermuteten schon die englischen Banker des 18. Jahrhunderts (Banking School). Knut Wicksell, Schumpeter, Keynes, Kaldor - sie alle waren dem auf der Spur. Sie bemerkten durch Beobachtung und logisches Denken, dass eine Kreditvergabe (= Schöpfung eines Aktivdepot) zu einem entsprechenden Einkommen auf der Passivseite führte. <span style="font-weight: bold;">Sie wussten: Es braucht keine vorherigen Ersparnisse, um investieren zu können. Ersparnisse sind der buchhalterische Fussabdruck von Investitionen.</span> Keynes schrieb deswegen ein wenig kryptisch, dass es einer Wirtschaft zwar an Investitionen mangeln kann, aber niemals an Ersparnissen - denn die Investitionen rufen ihre Ersparnisse hervor. Dies meinte er mit S=I. <span style="font-weight: bold;">S=I ist keine Gleichgewichtsbedingung, es gibt keinen Anpassungsmechanismus</span>. S=I ist eine logische Identität, die in jedem Zeitpunkt aus logischen Gründen erfüllt sein muss. John K. Galbraith schrieb einmal: <span style="font-style: italic;">"The process by which banks create money is so simple that the mind is repelled</span>". Banken schreiben eine Zahl auf die Aktivseite, wodurch augenblicklich eine Zahl auf der Passivseite entsteht. Was Galbraith verpasste, war die Verbindung des Prozesses der endogenen Geldschöpfung mit dem Produktionsprozess.<br />
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Was ist nun Einkommen? <span style="font-style: italic;">Einkommen ist das vom Arbeiter geschaffene Produkt in seiner numerischen Form</span>. Nur so macht das Gesetz der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Sinn: Produktion = Einkommen. Die Bezahlung des Lohnes stellt einen <span style="font-style: italic;">absoluten Tausch</span> dar: im <span style="font-style: italic;">exakten</span> Moment der Lohnzahlung wird physischer Output mit sich selbst getauscht durch die Intermediation von Geld und Banken. <span style="font-weight: bold;">Das Produkt löst sich von seiner physischen Form, um sich in eine numerische Form zu tauschen: Einkommen</span>. Die Assoziation des Einkommens mit dem Produkt, die Adam Smith als "<span style="font-style: italic;">the Great Wheel of Circulation</span>" erkannte, definiert den numerisch ausdrückbaren Wert des Produktes und gleichzeitig die Kaufkraft des Einkommens. Ein zweiter <span style="font-style: italic;">absoluter Tausch</span> erfolgt im Moment des Konsums. Das Einkommen des Arbeiters tauscht sich gegen sich selbst auf dem Produktemarkt mit dem Produkt aus, wodurch das Einkommen des Arbeiters und die Schuld der Unternehmung <span style="font-style: italic;">gleichermassen</span> und <span style="font-style: italic;">gleichzeitig</span> zerstört werden. Dies muss so sein. <span style="font-weight: bold;">Wenn Produktion zur Schöpfung eines Einkommens führt - dies wird niemand abstreiten - muss Konsum dieses Einkommen zerstören; ansonsten würden sich die Einkommen</span> <span style="font-style: italic; font-weight: bold;">ad infinitum</span> <span style="font-weight: bold;">auftürmen</span>. Das Produkt existiert nach dem Konsum nicht mehr ökonomisch, sondern bloss noch in Form eines Konsumentennutzen. (Ein späterer Wiederverkauf desselben Produktes ist monetär gesehen bedeutungslos - dies ist bloss ein Tausch von Einkommen gegen ein Gut, ein <span style="font-style: italic;">relativer Tausch</span> also, ohne jegliche Wirkung auf die Kaufkraft des Geldes)<br />
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Versteht man mich?Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-77840520454565243842010-03-31T02:35:00.002-07:002012-03-03T13:13:49.067-08:00Theoriengeschichte des Geldes: Metallismus vs. Chartalismus<link href="file://localhost/Users/oliverbar/Library/Caches/TemporaryItems/msoclip/0clip_filelist.xml" rel="File-List"></link> <style>
<!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:Calibri; panose-1:2 15 5 2 2 2 4 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} @font-face {font-family:Cambria; panose-1:2 4 5 3 5 4 6 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-name:"Standard\,Arbeit Keynes"; mso-style-parent:""; margin-top:0cm; margin-right:0cm; margin-bottom:10.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify; line-height:150%; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ascii-font-family:Calibri; mso-fareast-font-family:Cambria; mso-hansi-font-family:Calibri; mso-bidi-font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:EN-GB; mso-fareast-language:EN-US;} @page Section1 {size:595.0pt 842.0pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:35.4pt; mso-footer-margin:35.4pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} -->
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<div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Die Theorienstränge, welche sich mit der Natur des Geldes befassen, können in den Metallismus und den Chartalismus unterteilt werden. Obzwar der Ursprung beider Theorien zurück zu Plato und Aristoteles verfolgt werden kann, wurden die Begriffe Metallismus und Chartalismus von Knapp (1905) erstmals verwendet. Schumpeter hielt tatsächlich fest, dass beide Theorien inkompatibel seien (zit. in Ellis, 1934: 3). </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Der Metallismus besagt, dass Geld ein Gut ist, oft in der Form eines wertvollen Metalls wie Gold oder Silber. Der Wert des Geldes ist deshalb durch den Wert des Metalls bestimmt. Im Gegensatz dazu beruht der Wert des Geldes im Chartalismus auf seiner sozialen Akzeptanz, unabhängig von seinem Güterwert.</span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Betrachten wir diese zwei Haupttheorien, welche bis heute unser Verständnis von Geld weitgehend prägen. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Metallisten halten fest, dass Geld als Tauschware generell akzeptiert werden muss und alle Güter, die als Tauschware generell akzeptiert werden, Geld genannt werden sollten. Geld ist hier eine “Kreatur des Marktes”: ein knappes Gut, welches die Transaktionskosten des Tauschhandels überwinden hilft. Auch die Österreichische Schule vertritt diese Meinung; nach Menger (1892) besitzen Güter verschiedene Grade von “Veräusserbarkeit”: der Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage führe dazu, dass ein generell akzeptiertes Tauschgut (Geld) mit einer bestimmten Menge an Gütern und Dienstleistungen assoziiert wird. Dieses leicht handelbare Gut wird dann nach Friedman (1974) zum Tauschmittel, wodurch der Akt des Kaufs und des Verkaufs separiert werden kann. Mit den Worten Clower’s: “Money buys goods and goods buy money; but goods do not buy goods”. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Obschon der Metallismus noch immer das Fundament der neoklassischen Geldtheorie darstellt, definieren Neoklassiker Geld seit dem berühmten Satz von Hicks (“money is what money does”) nur noch anhand seiner Funktionen: 1. Wertaufbewahrungsmittel, 2. Zahlungsmittel und 3. Wertmassstab. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Doch wenn die Natur einer Sache nicht bekannt ist, wie kann man ihre Funktionen definieren? Wegen dieser alogischen, funktionellen Definition von Geld gehen Neoklassiker der unangenehmen Frage aus dem Weg, wieso Geld heute auch noch eine relativ stabile Kaufkraft hat, obwohl man zunehmend (und bald nur noch) digital bezahlt und die Golddeckung längst aufgehoben wurde. Es wird immer offensichtlicher, dass Geld ein rein buchhalterisches Phänomen ist. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Die Menger’sche Definition von Geld, von den meisten neoklassischen Ökonomen - mindestens implizit - akzeptiert, präsentiert das Dilemma, dass das Objekt ihrer Analyse (Gütergeld) in absehbarer Zeit aufgrund des technischen Fortschritts im Zahlungsverkehr vollständig dematerialisiert wird und deshalb veschwindet. Der heutige neoklassische Mainstream der Geldtheorie fusst auf dem Modell der Suchkosten des Geldes von Kiyotaki und Wright (1989, 1991, 1993), welche den metallistischen Ansatz von Menger im Grunde akzeptieren. Konsequenterweise argumentieren diese, dass Papiergeld seinen Wert durch die metallischen Reserven erhält, die der Währung zugrunde liegen. Geld ist somit bloss das <i>n-</i>te Gut innerhalb eines Sortiments an verkaufbaren Gütern. Diese Sicht deckt sich auch mit Walras’s Definition, der schrieb: “our standard measure must be a certain quantity of a given commodity”. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Auch David Ricardo verstand Geld als Gut, erkannte jedoch, dass die Existenz absoluter Preise somit eine logische Unmöglichkeit war. Ohne absoluten Wertmassstab könnten nur relative, nicht aber absolute Preise existieren. Tatsächlich besitzt Ricardo’s Dilemma in der physikalischen Welt keine Lösung, in der alle heterogenen Produkte anhand verschiedener Massstäbe (Grösse, Länge, Gewicht, etc.) gemessen werden können. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Schon Adam Smith (1776) erkannte, dass Geld nicht mit einem Gut verwechselt werden dürfe, als er schreibt: “the great wheel of circulation is altogether different from the goods which are circulated by means of it”. Er erkannte, dass sich der Wert des Geldes nicht von seinem Güterwert ableitet, sondern von seiner Assoziation mit Produktion herrührt. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Diese wertvolle Einsicht wurde durch die Neoklassik rückgängig gemacht, indem sie ein Numéraire-Gut einführten und dieses Gut als Zahl definierten. Die erste und essentielle Aufgabe der Ökonomie als Wissenschaft – die Erklärung von Produktion und ihre Assoziation mit Zahlen – wird somit durch eine axiomatische Aussage ermöglicht: Ein Gut = Eine Zahl. Die magische Verwandlung von Gütern in Zahlen steht somit im Herzen der neoklassischen Geldtheorie, wodurch die Ökonomie folgenschwer zum Teilbereich der angewandten Mathematik reduziert wurde.</span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Nachdem die Probleme der Metallistischen Betrachtung von Geld erörtert wurden, gehen wir zum Chartalismus über.</span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Chartalisten nannten sich lange Anti-Metallisten, weil sie sich der metallistischen Betrachtung widersetzten, jedoch keine eigene, positive Theorie von der Natur von Geld hatten. Doch wenn sich der Wert des Geldes nicht durch seinen Güterwert bestimmt, weshalb sind Produzenten sonst bereit, ihre Produkte gegen Geld zu tauschen? Die Lösung der Chartalisten war, dass der Wert des Geldes aufgrund seiner sozialen Akzeptanz und –verbunden hiermit – durch den Staat und seine Gesetze zustande kommt. Was auch immer Menschen akzeptieren, um gegenseitig ihre Schulden zu tilgen, wird Geld. Die Bedeutung von Märkten und Knappheit wird von Chartalisten deshalb kleiner gewichtet, die Wichtigkeit von integrierten Gesellschaften und staatlicher Hoheit viel höher. Fortgeschrittene Gesellschaften entwickelten immer schon Zahlungssysteme, mit denen gesellschaftliche Schulden getilgt werden konnten. Der Staat ist hier vor allem wichtig, weil er von seinen Bürgern Steuern verlangt. Die Währung, mit der die Steuerschuld beglichen werden soll, wird dabei vom Staat vorgeschrieben, weshalb diese Währung zum allgemeinen Standard wird. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Wenn der Staat Schweizer Franken akzeptiert, so wird die soziale Akzeptanz institutionalisiert, wodurch der Schweizer Franken zur "harten" Währung wird. Aus der Sicht der Chartalisten kann der Staat “auf Knopfdruck” Geld herstellen, da er in der Position ist, Geld auszugeben, bevor es mit Steuereinnahmen verdient wurde.</span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Innerhalb des Privatsektors wird Staatsgeld deshalb als Nettovermögen betrachtet, ohne korrespondierende Schuld. Dieses Geld des Staates wird sodann in den Geschäftsbanken als Reserve hinterlegt, welche sodann Kredite vergeben können. Dies bedeutet, dass in der chartalistischen Sicht Staatsgeld exogen und Bankgeld ein Vielfaches davon ist, analog berechnet mit dem Geldschöpfungsmultiplikator der Metallisten. Die Chartalisten glauben somit auch an die Seignorage-Theorie, die besagt, dass der Staat Münzen und Papiergeld zu vernachlässigbar tiefen Kosten herstellen und verkaufen kann (ein phänomenales Geschäft, wäre es denn wahr!). Das bedeutet, dass der Staat alles kaufen kann, indem er einfach Staatsgeld herausgibt. </span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Das Problem besteht darin, dass die Kaufkraft des Geldes nicht erklärt wird. Die Aussage "Geld besitzt Kaufkraft, weil Menschen akzeptieren, dass es Kaufkraft besitzt", hat wissenschaftlich keinen Wert; genau wie der Satz "Gravitation existiert, weil akzeptiert wird, dass Gravitation existiert" keine wissenschaftlich gehaltvolle Aussage darstellt. Nach Wray definiert sich der Wert des Dollars auch durch den “Aufwand” der Arbeiter, den Dollar zu erhalten. Dies zeigt, dass die Arbeitswerttheorie für die Erklärung der Kaufkraft zuhilfe genommen werden muss. <br />
</span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;">Tatsächlich kann der Staat mit "neuem Staatsgeld" nicht Produkte kaufen, die noch nicht produziert wurden. Bevor irgendetwas überhaupt produziert werden kann - ausgehend von <span style="font-style: italic;">tabula rasa</span> - muss eine Unternehmung einen Kredit bei einer Bank verlangen, um den Lohn ausbezahlen zu können. Dasselbe gilt für den Staat, der eine Kreditlinie bei einer Geschäftsbank eröffnen muss, um Staatsangestellte entlöhnen zu können. <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;">Es braucht keine Staatsmacht oder Steuerhoheit, um eine Wirtschaft zu monetarisieren. Die Realität zeigt, dass Unternehmen auch in Ländern produzieren, in denen der Staat verhältnismässig schwach ist und Steuern schlecht erheben kann. Dies war schon vor der Existenz von Banken so: Goldschmiede agierten als Banken, indem sie alle Schulden- und Vermögenswerte in einem Buch notierten, welche bald ihre Goldbestände weit überstiegen. Zertifikate aus Papier von Goldschmieden wurden als Zahlungsmittel akzeptiert.<span style="font-weight: bold;"> D</span><span style="font-weight: bold;">as Fundament einer jeden Geldwirtschaft ist somit der Kredit</span><span style="font-weight: bold;">, nicht der Staat.</span> <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"> <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"> <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB"><o:p> </o:p></span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB"><o:p> </o:p></span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB"><o:p> </o:p></span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB"><o:p> </o:p></span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB"><o:p> </o:p></span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB"><o:p> </o:p></span></span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span style="font-size: small;"><span lang="EN-GB">Quelle: Sergio Rossi, <span style="font-style: italic;">Money and Payments in Theory and Practice</span></span></span></div><div class="MsoNormal"><span lang="EN-GB"><o:p> </o:p></span></div>Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-11938731687956622802009-12-12T05:08:00.000-08:002009-12-16T12:57:41.831-08:00Die unselige Brücke zwischen Keynes und der NeoklassikKeynesianer brüten seit Jahrzehnten über der Frage, wieso sich Keynes mit seiner vielgerühmten "General Theory" der Neoklassik annäherte. Immerhin war es sein expliziter Wunsch, die walrasianische Gleichgewichtsanalyse, die weder mit Geld noch Zeit umzugehen weiss, zu verlassen. Es ist die bittere Ironie des Schicksals, dass Keynes Theorie heute vollständig in die neoklassische Analyse integriert worden ist; somit wurden sämtliche originelle und revolutionäre Einsichten Keynes von der Neoklassik verdrängt. Das Resultat ist, dass ökonomische Modelle heute noch immer weder Geld noch Zeit integrieren.<br /><br />In diesem Artikel will ich kurz erläutern, wo Keynes monetäre Analyse meiner Meinung nach in die schiefe Bahn geriet. Für den interessierten Leser wird auf weiterführende Literatur von <a style="color: rgb(51, 51, 255);" href="http://books.google.ch/books?id=tlg6pNouAbsC&dq=monetary+macroeconomics+a+new+approach&printsec=frontcover&source=bl&ots=ZCakp8Mu0A&sig=jodLj8V_p5CW7pYNLr2SGDTU5kY&hl=de&ei=kEcpS-SGN4SK_AbzjPGsDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CA0Q6AEwAA#v=onepage&q=&f=false">Alvaro Cencini</a> verwiesen.<br /><br />Keynes Theorie der <span style="font-style: italic;">General Theory</span> ist, denke ich, sehr verdichtet in Paul Krugmans Metapher der Babysitter-Gemeinschaft ausgedrückt. In dieser Babysitter-Gemeinschaft wurden in einer Nachbarschaft von der "Zentralbehörde" Coupons an junge Eltern verteilt. Wer für einen Abend einen Babysitter braucht, kann mit einem Coupons bezahlen. Das andere Pärchen bekam dafür einen Coupon, den es selbst wieder ausgeben konnte. Somit ist auf kluge Weise gewährleistet, dass langfristig jedes Pärchen gleichviel babysittet, wie es selbst Babysitting-Dienstleistungen bezieht.<br /><br />Das Problem war nun, dass die Pärchen die Coupons in gewissen Zeiten horteten, um an einem späteren, ungewissen Zeitpunkt genügend Punkte zu haben. Es gab also keine genügende Nachfrage nach Babysittern - statt dessen horteten die Pärchen die Coupons, was wiederum die Unsicherheit bei anderen Pärchen erhöhte, selbst keine Coupons zu bekommen. Ein Teufelskreis also. Schliesslich konnte das Problem nur gelöst werden, indem neue Coupons gedruckt wurden - der konstante Strom neuer Coupons von der "Zentralbehörde" führte dazu, dass die Babysitter-Gemeinschaft beruhigt Coupons ausgeben konnte - der Kreislauf kam wieder in Schwung.<br /><br />In die reale Welt umgesetzt sind die Coupons natürlich Geld, und das Zurückhalten der Coupons repräsentiert das <span style="font-style: italic;">Horten von Geld</span>, wodurch die effektive Nachfrage abnimmt und Arbeitslosigkeit entsteht.<br /><br />Das ist also, in der verdichtetsten Ausdrucksweise, die Kernaussage der General Theory. Aus diesem Grund gilt - laut Keynes und seinen Anhängern - Say's Gesetz nicht; ein Angebot führt nicht zu seiner eigenen Nachfrage, wenn das Zahlungsmittel als Wertaufbewahrungsmittel gehortet wird.<br /><br />Anhand dieser Metapher können wir verstehen, wieso Keynes in der General Theory eigentlich neoklassisch argumentiert. In Keynes' Auffassung in der General Theory ist Geld ein Gut (an asset), wie Gold- oder Silbermünzen, dass von einer Obrigkeit (Zentralbank) in den Wirtschaftskreislauf "gepumpt" werden kann. Wäre Geld tatsächlich ein Gut, wie die Neoklassiker (und Keynes in der GT) denken, dann hätte Keynes tatsächlich recht. Wäre Geld eine Goldmünze oder ein Coupons, der von einer Zentralbehörde exogen gesteuert werden könnte, dann würde das Horten von Goldmünzen zu ungebrauchten Ressourcen führen. Erst, wenn der Goldbesitzer sein gehortetes Gold ausgeben würde, könnte jemand wieder arbeiten. In der Metapher mit der Babysitter-Gemeinschaft repräsentiert das Geld auch eine Art von Gut: der Coupons ist ein Versprechen auf eine zu erbringende Dienstleistung. Wie in der Krugman-Metapher mit den Coupons kann in der General Theory die Zentralbank die Geldmenge exogen erhöhen. Also: Coupons in den Umlauf pumpen.<br /><br />Geld ist aber weder ein Gut, noch kann die Nationalbank Geld ins System "pumpen". Wie jedermann sofort zugeben muss, schenkt die Nationalbank keiner Geschäftsbank und keiner Firma je Geld. Die Nationalbank kann Kredite an Banken vergeben, die die Geschäftsbanken aber zurückbezahlen müssen. Somit ist es ausgeschlossen, dass die Nationalbank die Geldmenge exogen erhöhen kann. Wenn Geld also kein Gut ist, wie Keynes in der GT sagt* und die Neoklassiker denken, was ist es denn?<br /><br />Geld entsteht endogen durch die Kreditvergabe von Geschäftsbanken. Ende Monat bekommt ein Arbeiter den Lohn - d.h., die Bank gibt der Unternehmung einen Kredit, damit sie dem Arbeiter sein Einkommen überweisen kann. Das Einkommen des Arbeiters entsteht in dieser Transaktion simultan mit der Schuld der Unternehmung gegenüber der Bank. Aus der Sicht der Bank ensteht in diesem Prozess ein Aktiv-Depot (die Schuld der Unternehmung gegenüber der Bank) und ein Passiv-Depot (die Schuld der Bank an den Lohnbezüger) simultan. Geld ist also eine buchalterische Aktiv-Passiv-Kreatur. Geld ist gleichzeitig ein Aktivum und ein Passivum, ein positives Depot und ein negatives Depot. <span style="font-weight: bold;">Geld entsteht und zerstört sich wieder innerhalb dieser Transaktion - Geld ist deshalb selbst ein Fluss, der die Schöpfung eines positiven Depots und eines negativen Depots <span style="font-style: italic;">gleichzeitig</span> zur Folge hat. Deshalb eine Aktiv-Passiv-Kreatur</span>.<br /><br />Nach der Transaktion hat der Lohnbezüger ein Ausübungsrecht über ein Depots auf der Passivseite der Bankbilanz. Das Depots gibt dem Arbeiter die Kaufkraft über das vom Arbeiter selbst produzierte Produkt, das nun im Besitz der Unternehmung ist. Das Unternehmen hingegen schuldet der Bank denselben Betrag, der die Bank dem Lohnbezüger schuldet.<br /><br />Aus dieser kurzen Skizze der Natur des Geldes wird eines ersichtlich: Geld kann nicht gehortet werden. Geld ist ein Fluss, der zur Schöpfung eines positiven und negativen Depots gleichermassen führt. Sobald der Fluss vollzogen ist - dies dauert nur einen Augenblick - ist der Fluss "Geld" wieder verschwunden. Streng genommen ist die Geldmenge deshalb in jedem Zeitpunkt der Geschichte gleich null, während die aggregierte Zahl auf der Passivseite der Bankbilanzen der numerische Ausdruck der auf dem Produktemarkt angebotenen Güter und Dienstleistungen darstellt.<br /><br />Wenn sich ein Lohnbezüger entscheidet, sein Einkommen (ein Passivkonto der Bank) nicht auszugeben, führt das zwar zu einem Abfallen der Nachfrage nach Gütern auf dem Produktemarkt. Jedoch wissen wir nun, dass das Passivkonto der Bank notwendigerweise einen "alter Ego" besitzt: das Aktivkonto der Bank. Diese zwei Depots - beide repräsentiert durch eine Zahl - stellen eine Identität dar. Es sind die zwei Seiten derselben Münze, wie die Venus für die einen der Morgenstern, die anderen der Abendstern ist. Solange die Bank also den Kredit an die Unternehmung aufrecht erhält, existiert eine Nachfrage nach dem gelagerten Gut auf dem Finanzmarkt. Die Kosten der Unternehmung sind deshalb durch die finanzielle Nachfrage der Bank gedeckt.<br /><br />Das Horten von Geld ist in einer modernen Geldwirtschaft also nicht möglich. Wenn Arbeiter weniger Einkommen ausgeben, senkt sich die Nachfrage auf dem Produktemarkt. Diese Nachfragesenkung wird jedoch kompensiert durch die finanzielle Nachfrage nach den Gütern durch Banken. Solange die Bank bereit ist, den Kredit an die Unternehmung zu verlängern, kann die Unternehmung die Kosten der Produktion deshalb decken.<br /><br />Wäre Geld tatsächlich ein Gut, würden die neoklassischen Modelle mit einigen Einschränkungen (rational behaviour/expectations etc.) recht gut stimmen. Geld ist jedoch kein Gut, sondern ein buchhalterisches Geschöpf, das zur gleichzeitigen Schöpfung eines positiven und eines negativen Depots in der Bankbilanz führt. Auf dieser Erkenntnis - sie ist bis heute logisch unangefochten, jedoch nur wenigen Ökonomieprofessoren bekannt - sollte eine moderne makroökonomische Theorie fussen.<br /><br />*Es sei hier darauf hingewiesen, dass Keynes von der Endogenität von Geld wusste. Auch andere brilliante Ökonomen, wie Joseph A. Schumpeter in seinen späten Jahren, erkannten diese Tatsache. Aus immer noch ungeklärten Gründen hat Keynes aber gerade in seinem Hauptwerk die Geldmenge als eine exogene Masse angenommen, von der Zentralbank kontrollierbar. Langfristig gesehen war dies ein fataler Fehler - kurzfristig half es ihm, Anerkennung unter neoklassischen Ökonomen zu erlangen und seine Intuition durchzubringen: mehr öffentliche Güter, mehr Umverteilung.Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-9846599628221962512009-12-04T09:39:00.000-08:002009-12-07T02:44:38.840-08:00Übersetzung aus Prof. Sergio Rossi's: "Macroéconomie Monetaire" (Kapitel 1.1.2.)Die Frage, wie man "die Masse" Geld definieren und messen soll, war in der ganzen Wirtschaftsgeschichte und in allen Geldtheorien präsent. Wie bereits erwähnt, wurden in der Geschichte verschiedene Objekte gebraucht, um Geld zu repräsentieren: Muscheln, Sand, Steine, Zähne, Pelz, Tierköpfe, Zigaretten, und so weiter. Da es immer schwierig war, und immer noch schwierig ist, die Natur des Geldes zu begreifen, haben Ökonomen untereinander vereinbart, Geld durch seine Funktionen zu definieren. Die funktionelle Definition von Geld wird von Hicks (1967, p. 1), Wirtschaftsnobelpreisträger des Jahres 1975, gegeben, der sagte: "Geld ist, was als Geld gebraucht wird". Von dort her stammen die drei traditionellen Funktionen des Geldes, das nun als Messeinheit, als Wertaufbewahrungsmittel und als Zahlungsmittel angesehen wird. Weil durch die funktionelle Definition von Geld die Unterscheidung zwischen Zahlungsmittel und liquiden Finanzaktiva erschwert wird, wird die Geldmasse mit einem variablen Massstab gemessen (M0, M1, M2,... Anm. d. Ü.). Wie Bofinger (2001, p.4) berechtigterweise bemerkt, "wenn nicht klar ist, was "Geld" ist, ist es auch nicht möglich zu sagen, was die Funktionen von "Geld" sind". Betrachten wir einige historische Beispiele von Problemen in dieser Hinsicht:<br /><br /><br /><ul><li>Im neunzehnten Jahrhundert waren Ökonomen mit der Frage beschäftigt, ob Sichteinlagen bei einer kommerziellen Bank "Geld" seien, wie dies das Zentralbankgeld bereits in dieser Epoche war.</li></ul><br /><ul><li>In den 1960er Jahren ging es im die Frage, ob Sparkonti Geld im eigentlichen Sinne seien, auf gleicher Stufe mit den Sichteinlagen bei der Bank.</li></ul><br /><ul><li>In den 1980er Jahren beschäftigte Ökonomen die Frage, ob gewisse Finanzaktiva von hoher Liquidität "Geld" seien - das Wort "Quasi-Geld" wurde in diesem Zusammenhang benutzt, namentlich für Staatsanleihen oder öffentliche Schuldscheine.</li></ul><br /><ul><li>In den Anfängen der 2000er Jahre wurde die Frage gestellt, ob die verschiedenen Formen "elektronischen Geldes" Geld im eigentlichen Sinne seien.</li></ul>Da in der Geldtheorie (noch) keine einheitliche Definition von Geld existiert, wird in der geldpolitischen Praxis eine empirische oder funktionelle Definition von verschiedenen Geldformen gebraucht, basierend auf der Klassifizierung M0, M1, M2, M3, M4. Es existieren in der Tat mehrere Definitionen von Geld, die auf der Basis verschiedener "Liquiditätsgraden" abwechselnd betrachteter monetärer Instrumente beruhen. Allgemein gesagt, sind die dadurch erhaltenen monetären Aggregate die folgenden:<br /><br />M0 = Monetäre Basis (Notenbankgeldmenge)<br />M1 = M0 + Sichteinlagen bei kommerziellen Banken<br />M2 = M1 + Spareinlagen bei kommerziellen Banken<br />M3 = M2 + Termineinlagen in kommerziellen Banken<br />M4 = M3 + Einlagen in "Quasi-Banken"<br /><br />Die Messung der Geldaggregate ist infolgedessen eine variable Geometrie und kann von verschieden grossen konzentrischen Kreisen repräsentiert werden, während M0 der kleinste Kreis darstellt, gefolgt vom Kreis M1, und so weiter (Grafik 1.1).<br /><br />Die monetären Aggregate reflektieren die finanzielle Situation einer Volkswirtschaft. Da mehrere Definitionen von Geld existieren (M0, M1, M2, M3, M4), ist es wichtig, dass die Nationalbank ein Geldaggregat betrachtet, das sie mit ihren zur Verfügung stehenden Instrumenten beeinflussen und kontrollieren kann (siehe hierzu Kapitel 7 und 8).<br /><br />Notieren wir bereits jetzt, dass die Nationalbank die monetäre Basis M0 direkt kontrollieren kann, da diese von der Nationalbank selbst emittiert werden kann, während es viel schwieriger von der Nationalbank ist, M1, M2 oder M3 zu kontrollieren, das nicht nur von der monetären Basis abhängt, sondern gleichermassen von anderen Faktoren, namentlich vom Verhalten der Nicht-Banken (es reicht hier, an Transfers zwischen Aggregaten zu denken: zum Beispiel werden Sichtguthaben in Terminguthaben transformiert, oder vice versa, in Differentialfunktionen der Zinsrate, welche die verschiedenen Depots auszahlen). Ausserdem hat die geldpolitische Praxis gezeigt, dass es sogar für die Zentralbank schwierig ist, die monetäre Basis zu kontrollieren und die erwünschte Veränderung der Anzahl Zentralgeldeinheiten genau zu erreichen. Dieser Punkt wird im dritten Kapitel dieses Buches wieder aufgenommen werden.Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-82537744764601361932009-10-26T07:45:00.000-07:002012-01-14T04:01:42.579-08:00Zwei Fragen<link href="file://localhost/Users/oliverbar/Library/Caches/TemporaryItems/msoclip/0clip_filelist.xml" rel="File-List"></link> <style>
<!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:Cambria; panose-1:2 4 5 3 5 4 6 3 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:auto; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:3 0 0 0 1 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-name:"Standard\,Arbeit Keynes"; mso-style-parent:""; margin-top:0cm; margin-right:0cm; margin-bottom:10.0pt; margin-left:0cm; text-align:justify; line-height:150%; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-fareast-font-family:Cambria; mso-bidi-font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:EN-GB; mso-fareast-language:EN-US;} @page Section1 {size:612.0pt 792.0pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:36.0pt; mso-footer-margin:36.0pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} -->
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<div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span lang="EN-GB">Was ist Kapital? <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span lang="EN-GB">Soll man glauben, dass man Kapital mit einer Waage messen könne? Offensichtlich scheitert der Versuch, 10kg Brechstangen mit 10kg Hochpräzisionsinstrumenten ökonomisch sinnvoll zu vergleichen. Die physische Messungen ist deshalb ökonomisch gesehen zu nichts nütze. <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span lang="EN-GB">Ist Kapital dann ein Wert? Dieser Wert müsste aber mit der Profitrate von Kapital berechnet werden. Die Profitrate muss also gegeben sein, wenn wir Kapital als einen Wert messen wollen. Leider ist die Profitrate aber nicht gegeben, sondern hängt selbst eben von der Kapitalintensität ab. Überdies existiert diese Profitrate bloss in der unsicheren Zukunft, von der wir bloss wissen, dass wir nichts über sie wissen. Das Argument endet deshalb notwendigerweise im Zirkelschluss: man kann den Wert von Kapital nur berechnen, wenn man für die Berechnung selbst den Wert von Kapital schon hat. Das erinnert an das berühmte Beispiel der Hafenstadt, in der sich der alltägliche Kanonenschuss an der Kirchenuhr ausrichtete, und die Kirchenuhr wiederum am Kanonenschuss. Auch dieser Versuch muss käglich scheitern. Und doch ist dies die herrschende Lehre. <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span lang="EN-GB">Was ist Geld? <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span lang="EN-GB">Ist es ein Schleier, der relative Preise in ihre absolute Existenz bringt? Diese Sicht führt ebenfalls zum unüberwindbaren Widerspruch; denn Güter und Dienstleistungen werden gegen Einkommen getauscht, nicht gegen Güter. Doch niemand würde ein wertvolles Gut gegen einen wertlosen Schleier tauschen wollen, dessen Wert nicht bestimmt ist. Somit ist es logisch gesehen unmöglich, dass sich relative Preise einpendeln. Das allgemeine Gleichgewichtsmodell fällt konsequenterweise in sich zusammen. Der Erklärungsansatz von Geld als Schleier führt am unhaltbaren Zirkelschluss nicht vorbei, dass “Geld akzeptiert wird weil Geld akzeptiert wird”. Die Kaufkraft des Geldes bleibt so ein metaphysisches Phänomen. <br />
</span></div><div class="MsoNormal" style="font-family: georgia;"><span lang="EN-GB">Ist Geld dann ein Gut? Diese Betrachtung muss auch scheitern, da seine produktionslose Vermehrung das Land als Ganzes reicher an Gütern machen müsste. Man müsste das Geldmengenwachstum sodann zum BIP dazurechnen, eine offensichtlich sinnentleerte Handhabung. Wieder wird uns nicht bloss nicht beigebracht, was Geld ist, sondern eine logisch unhaltbare Definition davon vermittelt.</span></div>Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1344472040327250931.post-91597787631170497022009-09-09T13:05:00.000-07:002010-01-22T09:32:32.603-08:00Denken in der Zeit<span style="" lang="DE-CH">Seit Zenon von Elea fragten sich die Griechen immer wieder: ist die Welt kontinuierlich oder diskontinuierlich? Die Griechen dachten, dass die Physik die Wissenschaft des Diskontinuums sei; das Atom, welches sich gewissermassen nicht zerschneiden lässt, war das Symbol davon. Aber seit Galileo scheint die Bewegung das Kontinuum zu bedeuten: Geschwindigkeit und Beschleunigung waren Ausdrücke des Kontinuums. Das berühmte Axiom von Leibnitz <i style="">natura non facit saltus</i> stellt sich andauernd vor den Geist. Ist es wahr, dass die Natur keine Sprünge macht? Besteht die Welt aus lauter Flüssen in einer kontinuierlichen Zeit? </span><br /><br />Gemeinhin stellen wir uns vor, dass sich unsere Gedanken über eine kontinuierliche Zeit <span style="font-style: italic;">erstrecken</span>: "I'm thinking", ich bin "am denken" also. Ein Gedanke hat aus dieser Betrachtung einen Anfang, einen kontinuierlichen Fortschritt, und ein Ende. Am Ende des kontinuierlichen Gedankengangs ist ein Gedanke formuliert - produziert sozusagen.<br /><br />Welche Konsequenzen ergeben sich daraus, wenn wir sagen, denken sei ein neuronaler "Fluss" innerhalb der kontinuierlichen Zeit, der einen Gedanken als Resultat hat? Müsste es dann nicht wahr sein, dass "ein Gedanke" der Summe unendlich vieler infinitesimal kleiner Denkschritte entspricht?<br /><br />Diese Betrachtung birgt einen unüberwindbaren Widerspruch. Wenn es wahr ist, dass "denken" ein Prozess in der teilbaren Zeit darstellt, müsste eine der folgenden Aussagen stimmen:<br /><br />1) man kann den Denkprozess in unendlich viele unendlich kleine Teilgedanken aufteilen. Alle Teilgedanken sind <span style="font-style: italic;">leer</span>, tragen also keinen Gedanken in sich. Die unendliche Summe unendlich vieler leerer Teilgedanken wäre null, sprich nichts. Kein Gedanke wäre möglich.<br /><br />2) man kann den Denkprozess in unendlich viele unendlich kleine Teilgedanken aufteilen. Alle Teilgedanken sind ein positiver Anteil des Endgedankens. Die unendliche Summe unendlich vieler solcher positiver Teilgedanken ist unendlich gross. Der Gedanke umfasst also unendlich viel denken.<br /><br />Eine dieser Optionen muss gewählt werden, wenn wir denken als Prozess in der kontinuierlichen Zeit betrachten. Offensichtlich führt uns diese Betrachtung jedoch in absurde Situationen, die mit der Realität nichts zu tun haben.<br /><br />In der klassischen Mechanik kann gesagt werden, dass "Geschwindigkeit mal Zeit = Distanz" (v * t = d): die Geschwindigkeit innerhalb einer unendlich kleinen Zeiteinheit bleibt gleich der Geschwindigkeit während der gesamten Periode. Wenn jedoch analog den Gesetzen der klassischen Mechanik "denken" als eine Geschwindigkeit - eine Bewegung in der Zeit also - und "ein Gedanke" als die zurückgelegte Distanz betrachtet wird, begeben wir uns in ein Paradoxon: während die Geschwindigkeit für jede Zeitperiode innerhalb des Kontinuums konstant bleibt, strebt "denken" in einem unendlich kleinen Zeitabschnitt notwendigerweise gegen null. Die Summe dieser Nullen muss gleich null sein; das bedeutet, dass ein Gedanke in der kontinuierlichen Zeit <span style="font-style: italic;">nicht existieren kann</span>: es braucht eine unteilbare "Masse" Zeit, um einen Gedanken zu fassen: ein "Quantum" Zeit also.<br /><br />Es erscheint korrekt, zu sagen, denken sei eine Bewegung in der Zeit. Jedoch können wir nicht sagen, dass der Gedanke der Raum ist, der vom denken durchschritten wird - denn der Gedanke könnte vor dem denken nicht existieren. Viel eher definiert der Gedanke unsere Zeit. Kierkegaard sagte hierzu: "Das Menschsein ist eine Bewegung in der Zeit". Man könnte vielleicht eher sagen: Der Gedanke ist definiert in der Quantum-Zeit; durch deren Definition erfahren wir unser Menschsein.<br /><br />Anders ausgedrückt: Wenn es wahr ist, dass Denken = Gedanken/Zeiteinheit ist, dann ist es absurd, den Gedanken als Raum zu verstehen, der vom Denken durchquert wird; denn der Gedanke kann vor der Beendigung des Denkens nicht existieren.<br /><br />Es erscheint mir, dass dies stimmen muss. Machen wir ein Beispiel eines Gedankens: "Ich lebe im Jetzt". Dieser Gedanke musste fertig gedacht werden, damit er existieren kann. Ein Quantum Zeit muss vergehen, bis der Gedanke ausformuliert werden kann. Der Gedanke selbst <span style="font-style: italic;">erscheint</span> <span style="font-style: italic;">uns</span> als der Endpunkt eines kontinierlichen Denkprozesses, in dem wir nachdachten. Tatsächlich <span style="font-style: italic;">ist</span> der Gedanke die <span style="font-style: italic;">Menschwerdung der Zeit</span>. Der Satz "Ich lebe im Jetzt" birgt somit einen Widerspruch. Während sich das Wort "Jetzt" auf einen Punkt in der kontinuierlichen Zeit bezieht, <span style="font-style: italic;">ist der Gedanke selbst</span> ein unteilbares Quantum menschlicher Zeit; und in der quantischen Zeit existiert kein "Jetzt", sondern bloss menschgewordene Zeitkörner, durch deren Schaffung wir unsere Existenz erfahren.<br /><br />Denken passiert folglich in Sprüngen; es gibt keine Gedanken"flüsse" in einer kontinuierlichen Zeit, sondern Gedankengeburten, welche selbst ein Quantum Zeit definieren.Ex Nihilohttp://www.blogger.com/profile/13522354015902277569noreply@blogger.com1